Gisela Schaefer
Das Experiment
Von der Erziehung der Eltern
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gisela Schaefer Das Experiment Von der Erziehung der Eltern Dieses eBook wurde erstellt bei
Die Mitwirkenden aus den Kapiteln 1, 2, 6 und 7 Die Mitwirkenden aus den Kapiteln 1, 2, 6 und 7 Der „Chef“ Der „liebe Gott“ Seine Minister Die Erzengel Gabriel, Raphael, Michael und Uriel Die Heerscharen oder die „KIeinen“ Alle übrigen Engel Cico Baby-Zusteller-Storch Jabi ebenso Magu ebenso, der Dienstälteste Stormi ebenso, der Neuling Die Ordnung von der Abteilung „Ausstattung für Die Unordnung Menschenkinder“ zur Verfügung Die Wärme gestellte Eigenschaften und Zutaten Die Kälte Die Heiterkeit Der Trübsinn Die Bosheit Die Güte Die Angst Der Mut Die Feigheit Die Vergangenheit Die Gegenwart Die Zukunft Die Weisheit
Kapitel 1 – Der Verbesserungsvorschlag
Kapitel 2 – Ein Kind kommt auf die Welt
Kapitel 3 – Hannes
Kapitel 4 – Alex
Kapitel 5 – Manuel
Kapitel 6 – Die Rückholung
Kapitel 7 – Die Schlußkonferenz
Impressum
Die Mitwirkenden aus den Kapiteln 1, 2, 6 und 7
Der „Chef“ Der „liebe Gott“
Seine Minister Die Erzengel Gabriel, Raphael,
Michael und Uriel
Die Heerscharen oder
die „KIeinen“ Alle übrigen Engel
Cico Baby-Zusteller-Storch
Jabi ebenso
Magu ebenso, der Dienstälteste
Stormi ebenso, der Neuling
Die Ordnung von der Abteilung „Ausstattung für
Die Unordnung Menschenkinder“ zur Verfügung
Die Wärme gestellte Eigenschaften und Zutaten
Die Kälte
Die Heiterkeit
Der Trübsinn
Die Bosheit
Die Güte
Die Angst
Der Mut
Die Feigheit
Die Vergangenheit
Die Gegenwart
Die Zukunft
Die Weisheit
Kapitel 1 – Der Verbesserungsvorschlag
Es hatte alles damit angefangen, daß die „Kleinen“ – wie die Großen sie nannten - aufmüpfig geworden waren, laufend Abordnungen zu den „Großen“ – wie die Kleinen sie nannten – schickten und sie mit höchst unbequemen Forderungen und Fragen bombardierten.
„Wer steht denn jeden Tag an der Front? Wer macht Überstunden noch und noch? Wer hat ständig Ärger und Frust? Warum habt ihr solche Angst vor Reformen?“
Seit zwei Wochen marschierten sie nun sogar jeden Nachmittag Punkt 14.00 Uhr vor dem Verwaltungsgebäude der Großen auf, schwenkten Plakate und schrieen aus vollem Halse ihre Parolen:
„Nieder mit den alten Zöpfen von gestern!“
„Neue Ideen braucht der Himmel!“
„Wir sind die Heerscharen!“
„Mehr Demokratie wagen!“
„Ein Ruck muß durch den Himmel gehen!“
Die Herren Michael, Gabriel, Raphael und Uriel waren des Genörgels schon lange überdrüssig. Als sie jetzt auch noch ständig so unsanft aus ihrer Mittagsruhe gerissen wurden, beschlossen sie, dösig und gähnend auf den Liegen in ihrem Ruheraum sitzend, noch am selben Nachmittag eine außerordentliche Sitzung mit Konferenzschaltung zum Chef abzuhalten. Der fühlte sich etwas überrumpelt von dem so kurzfristig angesetzten Termin, hörte ihnen aber aufmerksam, wenn auch leicht ungeduldig zu.
„Aber meine lieben Minister“, abwehrend hob er die Arme über den Kopf, nachdem sie geendet hatten und ihn erwartungsvoll anschauten, „das werden sie doch locker alleine erledigen können. Ich meine, solange sie nicht die Abschaffung meiner 10 Gebote fordern ... Ich finde im Übrigen auch, daß bei uns einiges ziemlich angestaubt ist. Äähm, also hiermit entscheide ich, dass sie sich mit ihnen zusammensetzen und zu einer Einigung kommen. Und jetzt entschuldigen sie mich, die Arbeit ruft!“ Mit einem verschmitzten Lächeln drückte der Chef auf einen Knopf und im nächsten Augenblick war er vom Monitor verschwunden.
Die Herren Michael, Gabriel, Raphael und Uriel blieben für eine kleine Weile stumm, dann ergriff Herr Michael als erster das Wort:
„Damit das gleich von Anfang an klar ist, ich werde es nicht zulassen, daß meine oder unsere Kompetenzen in irgendeiner Weise beschnitten werden. Wir sind mit der Regierung beauftragt worden und damit für die Einhaltung der Regeln und Gesetze verantwortlich - logischerweise können wir deshalb nicht zulassen, daß sie abgeschafft werden, nicht wahr!“
„Aber das wollen sie doch gar nicht, daß du immer so übertreiben mußt“, fuhr ihm beschwichtigend Herr Gabriel dazwischen, „sie sollen nur der heutigen Zeit angepaßt werden.“
„Hach!“, Herrn Michaels Kopf ruckte nach oben, „wenn’s nur das wäre! Es geht nicht nur um Kleinigkeiten. Nach allem, was ich mitgekriegt habe, wollen sie eigene, neue...“ - und jetzt schnappte er deutlich nach Luft, so absurd erschien ihm der Gedanke – „ja revolutionäre Ideen durchsetzen! Sowas hat’s noch nie gegeben!“
„Und das soll so bleiben für alle Ewigkeit, basta!“ die Ironie in Herrn Raphael’s Stimme war nicht zu überhören.
„Michael!“ Herr Gabriel schien die Ruhe selber zu sein. „Reg dich mal ab! Wenn ihre Vorschläge zu Verbesserungen führen, was soll denn daran gefährlich sein für unsere Kompetenzen oder Führungspositionen? Unser Gremium bleibt auf Vier beschränkt, das hat der Chef ein für allemal festgelegt, ebenso unsere Aufgaben. Dass sie sich hier und da überschneiden, hat bisher zu keinen Zweikämpfen unter uns geführt. Und was die Gesetze angeht, glaube mir, niemand käme ernsthaft auf die Idee, sie abzuschaffen. Warum sollen wir uns also nicht ein bißchen öffnen, sie anhören und mit ihnen diskutieren?“
„Weil wir dann in Diskussionen versinken würden, überschwemmt würden wir mit unsinnigen und unausgegorenen Flausen, die wir ihnen dann mühsam wieder ausreden müssten, und für unsere eigentlichen Arbeiten bliebe zu wenig Zeit - ohne mich!“ Herr Michael schwenkte zur Bekräftigung seiner Ablehnung den Zeigefinger der rechten Hand energisch hin und her. Sein Blick bohrte sich in die Augen seiner Kollegen. Nur Herr Uriel stierte auf die Tischplatte vor sich, die Beine lang von sich gestreckt, den Kopf auf die Brust gesenkt, wobei er sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger stützte. „Hast du vielleicht auch etwas beizutragen?“ Herr Michael verspürte einen leichten Ärger in sich aufsteigen.
Herr Uriel zuckte zusammen, sammelte sich aber sofort wieder: „Oh, ja ... natürlich. Wie wär’s denn mit Verbesserungsvorschlägen?“ strahlte er, und bevor irgendjemand antworten konnte, hatte er sich aufrecht in seinen Stuhl gesetzt und fuhr fort: „Wir machen einen Aushang am Schwarzen Brett“:
Ab sofort können Verbesserungsvorschläge in den unten
stehenden Zettelkasten eingeworfen werden.
„Welchen Zettelkasten?“ fragte Herr Michael verständnislos.
„In den unten stehenden“, grinste Herr Raphael und fing sich einen vorwurfsvollen Blick von ihm ein.
„In den von mir unter den Anschlag aufgestellten natürlich.“ Herr Uriel war ein wenig irritiert, so schwierig erschien es ihm nicht, seinen Gedankengängen zu folgen.
„Wartet, wartet, ich bin ja noch gar nicht fertig,“ gerade rechtzeitig konnte er einen sich andeutenden Wortschwall abwehren. „Um die unausgegorenen Flausen, wie Michael es nannte, zu verhindern, stellen wir Bedingungen:“
Jeder Vorschlag muß schriftlich formuliert und seine Vorzüge
gegenüber älteren Verfahrensweisen aufgezeigt werden.
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