Es hat sich gezeigt auf ihrem Ritt in die Feste des Thain, dass es in Beth’anu nicht anders ist als in Beth’narn. Je näher die Dörfer zum See liegen, umso größer sind die Schäden, umso mehr Häuser sind zerstört oder können nicht mehr bewohnt werden. Risse und Spalten überziehen das Land, Bäche und Flüsse haben ihren Lauf geändert, und es ist Beth’kalar, das am härtesten getroffen worden ist. Es liegt entlang des Ostufers des Sees, das Südufer mit seinen ausgedehnten Binsenfeldern ist nicht bewohnt gewesen. Entlang des Abflusses des Kalar‘terla liegen die weiten Weiden, über die die wandernden Hirten ziehen, sie haben keine Verluste erlitten bei der großen Erschütterung, Melak sei es gedankt. Sie sind weit im Süden gewesen mit den Herden, die Tiere sind drei Tage lang sehr unruhig gewesen, sie haben sie einfach stehen lassen bis zum Bauch im Gras. Es war die erste, die dunkle Jahreszeit, bald sind die ersten kleinen Tiere geboren worden. Schafe, Ziegen und Milchtiere, sie sind erst im fünften Mond wieder Richtung Norden gezogen, als die jungen Tiere stark genug waren für den Weg.
Sie können wieder reiten entlang des Sees, die Wolke wabert nur noch über dem Wasser, und Mereno möchte wissen, ob man die dunkle Erhebung auch von dieser Seite sieht. Es hat einen Tag und fast noch die halbe Nacht gedauert, von Beth’kalar nach Beth’narn zu segeln, und in die andere Richtung noch länger, weil der Wind meist aus Osten, aus dem Drat’kalar weht. Sie haben nur gewusst, dass es auf der anderen Seite ein Ufer gibt, an dem sie ankommen werden früher oder später, sehen können hat man es nicht. Die Erhebung ist deutlich zu sehen, wenn man am Westufer steht, wenn man sie vom Ostufer auch sieht, ist sie nicht nur sehr lang, sondern auch sehr breit. Und hoch, eine Betain’it’kalar, und nicht zu erreichen, es gibt keine Boote mehr. Es hängen noch ein paar der dicken Seile herab von der Hafenmauer, mit denen sie festgemacht waren am Ufer, aber sie baumeln ins Leere, Boote hängen nicht mehr daran. Und sie wagen sich nicht einmal vorzustellen, was aus denen geworden ist, die auf dem See waren am Tag der Erschütterung, sie sind verloren, und mit ihnen die Menschen, die damit hinausgefahren sind. Es waren tapfere Männer, Fische aus dem See sind lange fast unerschwinglich gewesen. Erst als Metú das erste Mal mit einer Draq’ir’lai auf eine der großen Echsen geschossen und bewiesen hat, dass sie zu töten sind damit, ist es besser geworden. Tenaro hat die Draq’ona gegründet, sie stehen immer noch unter seinem Oberbefehl. Zuerst in Beth’kalar, später auch in Beth’narn, sie haben die Fischer begleitet und auf die Echsen geschossen, wenn sie versucht haben, sich in die Netze zu verbeißen. Sie haben sie nicht einmal töten müssen, es hat gereicht, sie zu verwunden, ihre Artgenossen haben dann den Rest erledigt. Aber jetzt gibt es keinen See mehr, keine Boote, keine Fischer, die hinausfahren, und auch die Patrouillen am Ufer des Sees sind nicht mehr nötig, weil es auch keine großen Echsen mehr gibt. Zumindest nicht in dem südlichen Ausläufer, an dem sich Beth’kalar und Beth’narn gegenüberliegen.
Die Krieger der Draq’ona haben ausgeharrt in den Überresten ihrer Garnison in Beth’kalar, aber der Befehl ihres Kommandierenden ist schon gekommen, sie werden abrücken in eine Garnison in Beth’ab‘Thain. Es hat noch eine Handvoll den Weg zurück gefunden, viele haben tot am Ufer gelegen. Sie sind eine halbe Hundertschaft gewesen, jetzt sind sie noch siebenundzwanzig. Sie haben ihre Toten begraben, zehn werden immer noch vermisst, die Männer, die geritten sind mit Barar Metiro und seinen Söhnen einen Tag vor der Erschütterung, ihre Verwundeten gesund gepflegt, jetzt warten sie darauf, was geschehen soll mit ihnen, was werden wird aus ihrer Einheit. Draq’ona, die Waffe die schützt, sie ist zu einer stumpfen Klinge geworden. Weil es nichts mehr gibt, gegen das es zu beschützen gilt, und auch niemanden mehr, der des Schutzes bedarf. Mar’thain Mereno wird es besprechen mit Thain Tenaro, sie werden vereinigt mit der Einheit aus Beth’narn, auch sie haben einen hohen Verlust erlitten, und ihre Zahl aufgefüllt auf eine Hundertschaft, sie werden eine neue Garnison für sie bauen in Beth’lai, und es werden sie sein, die Beth’narn verteidigen gegen die Bedrohung, die über das Gebirge im Westen kommen wird in ein paar Jahren.
Es hat keine Jagd auf die wilden schwarzen Schweine gegeben zur ersten Tag- und Nachtgleiche, der junge Thain hat andere Sorgen gehabt. Die Bauern, deren Felder im Schatten des Drat’kalar liegen, haben in diesem Jahr allein mit ihnen fertig werden müssen, und sie sind nicht angewiesen auf das Fleisch. Es ist geglückt, was zwei von ihnen versucht haben, sie lassen sich aufziehen wie Ziegen, und auch wenn sie sich den männlichen Tieren kaum nähern können, sie sind wild und angriffslustig, es hat schon mehr als einen Wurf kleine Tiere gegeben in den Pferchen, in denen sie gehalten werden. Das Fleisch der wilden Schweine ist am besten, wenn sie ungefähr ein Jahr alt sind, es wird bald Nachschub geben an Rauchfleisch. Die Köchin in der Feste des Thain serviert es zum Nachtmahl, zart gebraten mit den würzigen Knollen, die aus Schichten bestehen, mit ein wenig Rasi und den kleinen Kohlköpfchen, die an hohen Stängeln wachsen, es sind die letzten bis zur nächsten Ernte. Ein feines Mahl, aber es will ihnen nicht so recht munden, zu schrecklich ist das, was sie gehört haben auf der Ratssitzung.
Mar’thain Mereno und Ginjen haben teilgenommen daran, und es hat sie bewegt zu hören, was die große Erschütterung angerichtet hat in den Provinzen von Beth’anu. Beth’terla hat kaum Schäden zu vermelden, es liegt wie Beth’lai südlich und weit ab vom See, sie haben die Erschütterung gespürt, aber die Menschen sind mit dem Schrecken davongekommen. Der Rand einer der Terrassen in den Hügeln, auf denen die Weinbeeren wachsen, ist eingebrochen, es wird sich wieder richten lassen, und die Sträucher, an denen sie wachsen, werden aus Schösslingen gezogen, im nächsten Jahr wird nichts mehr zu sehen sein davon. Ein bisschen weniger Wein und Käse wird es geben, er reift in unterirdischen Höhlen, die in die Hügel getrieben sind, darin lagern auch die Fässer, in denen aus dem Saft der Beeren Wein wird, und in einer ist ein Stapel Fässer umgefallen und zerborsten. Aber es sind nur Mäuse gestorben dabei, und sie haben einen schönen Tod gehabt, sie sind ertrunken in dem neuen hellen Wein. In Drat’irrim haben die hölzernen Stützen eines Minenschachtes nachgegeben, es haben keine Männer darin gearbeitet, Melak sei gepriesen, sie haben nur das Silber dahinter verloren, eine ergiebige Ader, sie sind schon dabei, die Mine wieder aufzugraben. In ihrem Schmelzhaus ist der steinerne Trog geborsten, in den das geschmolzene Zinn fließt, es hat jetzt einen Fußboden in einem hübschen silbrigen Muster, aber er ist zu glatt, um darauf zu laufen, sie werden ihn herausreißen und das Zinn wieder herausschmelzen. Und die Sperre, die Tenaro hat errichten lassen auf dem Pass über den Drat’kalar, ist umgefallen, die Steine sind herabgepoltert auf seine Ostseite, er kann von dort aus nicht mehr bestiegen werden. Es wird Schutz genug sein gegen die wilden Horden der Pferdeherren, und nach dem, was Mar’thain Kastir berichtet, werden sie jetzt Frieden halten auf den Ebenen und lernen zu handeln um das, was sie brauchen, also ist auch nicht mehr zu rechnen mit einem Überfall. Nicht so viel Glück hat Anu’betain gehabt, sie betrauern den Tod zweier Kinder, die in einem Feuer umgekommen sind, das ausgebrochen ist, weil eine Ölleuchte umgefallen ist. Eine Rotte wilde schwarze Schweine ist durch ein Dorf gelaufen, als sie voller Angst aus den Hängen gerannt gekommen sind, sie haben Zäune zertrampelt und Gärten verwüstet, und ein Mineneingang ist verschüttet worden durch einen Erdrutsch, aber sie haben die Männer retten können, die dahinter eingeschlossen waren. In Beth’ab’Thain ist der Brunnen des Thain an der Wegkreuzung geborsten, das Wasser hat die Straße unterspült, sie ist eingebrochen, ein Wagen mit einem Rad hineingeraten und umgefallen, der Kutscher hat ein gebrochenes Bein und sie haben die Pferde abtun müssen, sie waren zu schwer verletzt.
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