Dorylis Romahn
Leben unter Daikims Sternen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Dorylis Romahn Leben unter Daikims Sternen Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhalt Inhalt Dorylis Romahn Leben unter Daikims Sternen
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Impressum neobooks
Dorylis Romahn
Leben unter
Daikims Sternen
Tenjen seufzt, als die Stimme seiner Schwester Waniri vom Hof durch das Fenster des Schulzimmers zu ihm dringt. Sie streitet mit Safira, wer sitzen darf in der Kutsche neben dem Korb, in dem Sunjen liegt, er ist Waniris Bruder, aber auch Safiras Blutbruder, und er ist so ein niedlicher kleiner Kerl. Der für alle überraschend das Licht der Welt erblickt hat, nicht zuletzt für seine Eltern, nichtsdestotrotz ist er mit Liebe in Empfang genommen worden. Und Schmerzen und Blut, wie jedes Kind, aber es ist nicht das eingetreten, was Arzt und Hebamme befürchtet haben nach Waniris Geburt, Danima hat das Kindbett mit ihrem zweiten Kind überlebt. Sie haben es ihr gesagt damals in der Residenz des Nun’thain, dass sie nicht noch ein Kind haben darf, etwas ist nicht so wie es sein soll. Sie hat kaum vermocht, dieses auf die Welt zu bringen, es kann sie ihr Leben kosten, wenn sie es noch einmal versucht, und auch Schaden bringen über ihr Kind. Sie hat geweint in Ginjens Armen, als er zurückgekommen ist aus der Schlacht, sie hat ihm eine Tochter geboren, aber sie wird ihr einziges Kind bleiben. Er hat sie liebevoll getröstet, sie ist ihm wertvoller als das, wenn Melak es so bestimmt hat für sie, dann ist es eben so, es ist doch nicht ihre Schuld. Sie hat die drei Kerne getreulich jeden Morgen genommen, die verhindern, dass sie ein Kind empfängt von Ginjen, die Hebamme hat sie ihr gegeben, und sie hat sich abgefunden damit.
Und im letzten sechsten Mond, als sie ihr Blut verpasst hat, da hat sie sich nichts dabei gedacht. Nicht mehr daran gedacht, dass es ihr im fünften Mond einmal sehr schlecht gegangen ist, sie hat bei einem Ausritt Wasser aus einem Tümpel getrunken, das nicht sauber gewesen ist, und sie hat danach vier Tage im Bett verbracht, kaum den Tee bei sich behalten, den Obida ihr gegeben hat, und schon der Geruch von Essen hat ihre Übelkeit wieder entfacht. Ginjen ist nicht zuhause gewesen, er ist mit Mar’thain Mereno in den Norden geritten um zu sehen, wie die Bezirke am Rand der Wüste zurechtkommen, und als er zurückgekommen ist, sie haben so große Sehnsucht nacheinander gehabt, es kaum erwarten können, miteinander zu liegen in der Nacht. Erst in ihrem Badehaus, Ginjen liebt Danimas Einfälle, er ergibt sich gern in ihre Hände, und später in ihrem Schlafzimmer hat er es ihr mit gleichem Plättchen zurückgezahlt. Ihr Blut ist ausgeblieben, es hat ihr keine Sorgen gemacht, es ist auch schon früher ab und zu so gewesen, vielleicht liegt es an den Kernen, die sie jeden Tag beim Morgenmahl nimmt, erst als es im siebten Mond auch wieder so war, hat sie gesprochen mit der Hebamme. Die hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, Danima trägt ein Kind. Und es ist schon zu spät für den Tee, der es wieder austreibt, schon nach dem zweiten verpassten Blut, jetzt ist er fast gefährlicher als das, was auf sie zukommt in sieben Monden. Und Danima hat es nicht gewollt, wenn Melak bestimmt hat, dass sie das Kind empfängt, wird er ihr auch helfen, es auf die Welt zu bringen. Es geht ihr gut, selbst von der frühmorgendlichen Übelkeit ist sie diesmal verschont geblieben, sie ist mitgereist nach Beth’nindra, als Mar’thain Kastir für alle überraschend abgedankt hat und Kasrim gekrönt worden ist, sie hat neben Selima gestanden vor der Statue des Melak in der Residenz des Mar’thain zur Feier der Jahreswende und darum gebetet, dass sie Ginjen einen zweiten Sohn schenkt. Damit die Erbfolge gesichert ist in Beth’lai, sie hat im Haus ihrer Eltern erlebt, wie schnell es gehen kann, dass ein Land ohne Erben dasteht, und Tenjen ist manchmal mehr als wagemutig, er ist gelegentlich ein wenig tollkühn. Wie Thain Tenaro es früher gewesen ist, aber bis jetzt hat Melak auch über ihn seine schützende Hand gehalten.
Und als der Tag gekommen ist, hat Ginjen sich nicht von ihr zu trennen vermocht. Der Arzt hat ihn nicht gern gesehen an ihrem Bett, ein Mann hat nichts zu suchen dort, wenn seine Frau niederkommt, aber die Hebamme hat Verständnis für ihn gehabt. Es ist schwer für einen Mann zu wissen, dass er die Frau, die er mit einem zärtlichen Kuss in ihr Kindbett legt, vielleicht erst auf ihrem Totenbett wiedersieht, da ist es besser, wenn sie in seinen Armen stirbt, auch wenn er das Kind danach nicht wird lieben können. Aber es ist besser gegangen dieses Mal, leichter gewesen, es hat nicht wieder endlos lange gedauert, Danima hat sich in ihr Kindbett gelegt gerade als die Sonne untergegangen ist hinter dem Gebirge, und die Hebamme hat Sunjen in ihre Arme gelegt noch bevor der erste Streifen Licht erschienen ist im Osten über dem Drat’kalar. Ginjen hat vor Freude und Erleichterung geweint, es war nicht Melaks Wille, dass er sie verliert, nicht seine geliebte Frau, und auch nicht seinen zweiten Sohn, der brüllt, als ob er die Mauern des steinernen Hauses wieder zum Einsturz bringen will. Der heute vier Monde und zehn Tage alt ist, er ist geboren am zweiten Tag des letzten Drittteils im zweiten Mond, auf den Tag genau acht Jahre nach der großen Erschütterung, die viele Veränderungen gebracht hat in die Länder am Ufer des großen Sees.
Es ist ein heller warmer Tag zu Beginn der dritten Jahreszeit, sie haben vorgestern den längsten Tag gefeiert, und morgen werden sie abreisen nach Beth’anu in die Feste des Thain, die Wagen werden schon beladen auf dem Hof. Es gibt etwas zu feiern, Thain Tenaro sitzt am zehnten Tag des siebten Mondes seit zehn Jahren auf dem Sessel des Thain, es wird eine Jagd geben, ein großes Fest und ein Reiterspiel, der Mar’thain von Beth’nindra richtet es aus für ihn. Mit seinen Ilan’ki, Tenjen erinnert sich immer noch gern daran, wie auch er einmal einer gewesen ist. Da ist er noch nicht einmal vier gewesen, gerade erst angekommen in seiner neuen Heimat, und er ist dem falschen Banner gefolgt, er hat nach Beth’anu gehört, nicht nach Beth’nindra, der alte Thain Deramo hat herzhaft gelacht darüber. Mar’thain Kasrim, der damals noch der Thronfolger gewesen ist, hat ihn dazu gemacht, als er ihn mitgenommen hat in den Waffenhof seiner Einheit, um ihn zu trösten, als Danima ein wenig Zeit gebraucht hat auf ihrem Bett, weil sie ein Kind trägt, und sein Vater mitgeritten ist, als sie Kasiros Grab gefunden haben in Beth’lai. Des ersten Kasiro, nicht Kasrims ältester Sohn, er war benannt nach ihm, und Thain Tenaros jüngster Sohn ist es nach ihm. Mar’thain Kasrim hat ihm einen kleinen Säbel geschenkt, eine Peitsche und eine Lanze, so wie die Ilan’ki sie tragen, mit einem Wimpel, das Banner von Beth’nindra, mit dem Pferdekopf und in der unteren weißen Ecke die Nummer der Einheit, die er damals befehligt hat, sie hängen noch an der Wand seines Schlafzimmers. Einheit Eins, sie stellen die Wachen für die Maran. Sein jüngster Bruder Kasian führt sie jetzt, zusammen mit der Einheit Zwei, und Mar’thain Kasrim hat Karsir als seinen Marschall bestätigt, als er Mar’thain geworden ist. Als Dank, weil er seinen Rücken gedeckt hat auf dem goldenen Wagen des Shat’a‘drak, als sie ihn getötet und seine Banner gefällt haben, und die Schlacht damit beendet, die Thain Tenaro auf den Thron gebracht hat vor zehn Jahren.
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