Katharina Johanson - Lebenswege

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Dies ist eine Familiengeschichte. Es ist meine Familiengeschichte. Darüber hinaus ist die Familiengeschichte auch die Geschichte unserer unmittelbaren Nachbarn, denn der Mensch ist ein gemeinschaftliches Wesen. Insgesamt umfasst die Geschichte fast zweihundert Jahre. Zunächst wird die Loslösung von mittelalterlicher und religiöser Befangenheit gezeigt. Spätere Lebenswege illustrieren die schöpferische Freiheit der Akteure. Und letzten Endes werden meine Leute und ihre Nachbarn wieder in die engen Schranken einer von Ausbeutung determinierten Welt gezwungen.

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Allein seiner Schreibkraft, der Wally, diktierte er ganze, wohlgeformte Sätze. Der Schriftverkehr musste plausibel und nachfühlbar sein. Da gab sich Arthur wortreich, diplomatisch, freundlich, überzeugend. Überhaupt war die Wally der einzige Mensch, der den Arthur als herzlichen, offenen und geistreichen Mann kennen durfte. Arthur hatte mit dieser Angestellten einen Glücksgriff getan, denn sie war sehr anziehend anzuschauen, überaus klug, fleißig, verschwiegen, und sie wusste schließlich auf seine erotischen Wünsche geschickt einzugehen. Allein der Wally waren Arthurs weitreichende Verbindungen in vollem Umfang bekannt. Handelsbeziehungen, die sich über ganz Süd- und Osteuropa erstreckten, von dort nach Österreich liefen, im Wiener Stammhaus verknüpft wurden und dann den Kaiser so wie seine Minister an die lange Strippe nahmen. Arthurs Geschäftspraxis war, jeden nur so viel wissen zu lassen, wie er für die Erfüllung seines Auftrages nötig hatte. Das machte ihn als Alleinherrscher unersetzbar, und er konnte die Figuren manipulieren und jederzeit austauschen.

Bei der Geliebten verlor er die Beherrschung. Ihr berichtete er ausführlich, vor ihr gab er an, hier steigerte er sich in seine wahre Größe hinein. Eine Schwäche. Zugegeben, eine Schwäche. Er gestand sich diesen wunden Punkt ein. Bei Wally durfte er Mensch sein und war es in ihrer Nähe gern. Die Wally wusste zum Beispiel zu welch barbarisch niedrigen Preisen er die Tierhäute in Kroatien einkaufen ließ, um sie dann in Gerbereien in der Slowakei von Frauen und Kindern ebenfalls wieder zu einem Spottpreis veredeln zu lassen. Die feinsten Leder wanderten dann in die Sattlereien und Nähereien des Möbel- und Bekleidungshandwerks Mitteldeutschlands. Hier erzielte Arthur Gewinne, von denen man nur träumen konnte. Allerdings war das noch gar nichts im Vergleich zu seinem jüngsten Verhandlungserfolg: Arthur hatte sich das Monopol auf die Versorgung des Heeres mit Ledererzeugnissen gesichert. Er hatte alle anderen Anbieter derart schamlos unterboten, dass selbst die schlauesten Füchse in der Branche die Hände überm Kopf zusammenschlugen.

Vor der Wally schilderte Arthur die eine oder andere Verhandlungsszene noch einmal und sog seinen Erfolg selbstsüchtig in sich auf. Und wieder durfte er nur bei der Wally richtig groß sein. Draußen gab er sich bescheiden und zurückhaltend, ließ oft nur seine Agenten an vorderster Front auftreten. Seinen Größenwahn, den er im Höhenrausch immer noch durchaus bewusst wahrnahm, wusste Arthur immerhin soweit zu zügeln, dass er nach außen nie zeigte, wie reich er wirklich war und welche Trümpfe er im Ärmel hatte. Auch die Wally wusste er dahingehend zu beherrschen. Er gewährte ihr ein bescheidenes Einkommen, gerade ihrer Stellung als Schreibkraft angemessen. Er versprach ihr nichts und heizte ihren monetären Ehrgeiz niemals unnötig an. Ganz nach dem Motto: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

Im entfernten Lazy war Herbst geworden. Der Herbst des Jahres 1897. Das Wetter tobte, die Temperaturen fielen über Nacht schon mal unter null, und die beiden Hausbesorger, Emilie und Antoni, harrten der Dinge die da kommen sollten. Es sah düster aus. Außer dem Auftrag, das Haus solange in Eigenregie zu hüten, bis die Umbauten einsetzen würden, war keine Nachricht von den Steins aus Wien hier eingetroffen. Die beiden Menschen saßen buchstäblich auf verlorenem Posten. Es war kein Geld im Haus und es mangelte an Nahrung. Heizmaterial war vorhanden. Dafür hatte das Personal während der Sommermonate gesorgt, denn das gut belegte Hotel sollte auch im Winter eine anheimelnd, wohnliche Stätte sein. Emilie und Antoni gingen sparsam mit Holz und Kohle um, es war ja nicht ihr Eigentum. Die Frau unterhielt nur ein ganz kleines Feuer in der Küche. Aber Nahrungsmittel fehlten eben. Es gab keine Reserven, die man jetzt hätte aufbrauchen können. Den kleinen, in jeder Haushaltung üblichen Vorrat an Mehl, Graupen, Zucker, Salz hatte Emilie bis zur Neige ausgeschöpft, abwechselnd in Wasser mal einen gesüßten, mal einen gesalzenen Kleister gekocht, den sie widerwillig runter würgten. Nun war auch das zu Ende. Fleisch, Fett, Gemüse hatten sie seit Wochen nicht auf dem Teller gehabt.

Antoni fasste zusammen: „Die lassen uns hier verrecken. Wer soll uns denn jetzt noch hier ablösen, auslösen, verpflegen, bezahlen? Im Winter wird nicht gebaut. Wenn erst der Schnee kommt, passiert hier gar nichts mehr.“ Er schaute auf Emilie, die nur noch der Schatten ihrer selbst war, erschöpft und missmutig vor sich hin starrte. Zu allem Unglück wuchs unter ihrem Kleid der Bauch heran, indem ein kleiner, neuer Erdenbürger nach Nährstoffen gierte.

Antoni wurde wütend: „Nix zu fressen im Haus, keine Nachricht, keine Hilfe, und Ihr verreckt mir alle beide.“ Emilie schwieg. Antoni: „Es muss doch was geschehen. Ich fahre nach Wien und rücke Deiner feinen Verwandtschaft auf die Bude.“

Jetzt lächelte Emilie unwillkürlich und machte den Mund auf: „Wovon willst Du die Reise bezahlen?“ Antoni hatte eine Eingebung. Er zog die Jacke über, stapfte auf den Hof, ging zum Schuppen, lud eine Kiepe voll Holz und verschwand im Ort. Nach nicht mal einer Stunde kam er freudestrahlend heim und hielt seiner Frau siegestrunken einen kleinen Beutel mit Kartoffeln, vier Eier und ein winziges Zipfelchen Schlackwurst unter die blasse Nase. „So, und jetzt wird geschlemmt.“ Emilie fragte entrüstet: „Du hast doch nicht etwa gestohlen?“ Antoni: „Oh ja, ich habe gestohlen! Ich habe dem Stein das Holz geklaut, es zu Leuten gebracht und dafür dies bekommen. Und das mache ich jetzt solange, bis der reiche Sack sich meldet oder alles verbraucht ist.“

Emilie, so sehr sie nach dem bisschen Essen verlangte, haderte mit ihrem Gewissen und klagte ihren Mann an: „Du bist ein Dieb!“ Antoni lachte böse auf: „Ja, ich bin ein Dieb. Aber der andere ist ein Mörder.“ Und noch einmal jede Silbe betonend: „Der andere ist ein Mörder!“ Emilie aufstöhnend: „Das kann nicht gut gehen.“ Sie bereitete das Mahl und beide aßen sich satt. Dann lächelten sie sich an und Antoni sprach ganz lieb auf seine Emilie ein: „Kindchen, wir müssen doch überleben. Das Kleine doch auch.“

In den nächsten Wochen entwickelte Antoni einen richtigen Tauschhandel. Er inspizierte die Lager und schleppte mit seiner Kiepe Wäsche, Gläser, Besteck, eben alles, was sich irgendwie verscherbeln ließ, aus dem verwaisten Hotel fort. Essen kam ausreichend ins Haus. Dabei wucherte Antoni nicht, denn Hochmut kommt vor dem Fall. Außerdem musste er sich auch vor der Polizei immer in Acht nehmen. Er hatte ja keine Handelskonzession. Sie überlebten.

Sie überlebten zwar mit einem schlechten Gewissen, aber so leidlich ging es schon. Als der Frühling zögernd ins Land kam, entband Emilie von einer gesunden Tochter. Der stolze Vater lief zum Rabbiner der kleinen jüdischen Gemeinde und ließ seine Emma Kulka unter dem Datum 13. März 1898 ins Geburtenregister eintragen. Er war stolz und glücklich, wiegte das Kind in den Armen, herzte und drückte die Kleine, bis Emilie ihn lachend zurecht wies: „Du wirst sie erdrücken oder ungebührlich verwöhnen. Beides möchte ich nicht.“ Antoni antwortete genauso lachend: „Und ich möchte mit Euch bis ans Ende der Welt so leben. Der Stein kann uns gestohlen bleiben. Wir richten hier unser eigenes Geschäft ein.“

Als hätte der Stein in Wien die Worte gehört, sendete er in diesen Tagen seinen Agenten Emanuel Hirsch erneut Richtung Lazy aus. Der traf mit diversen Anweisungen und einem Trupp junger Bauleute Mitte April hier ein. Während die Baumänner Mauern abtrugen, Fußböden herausrissen, neue Dielen verlegten, hier und da Trennwände errichteten, Durchgänge verschlossen, saß der Agent im Büro und prüfte die Bücher. Dann kroch er in alle Lager, nahm die Bestände auf, führte Listen, rechnete, verglich und rief am Ende die Wirtschafterin und deren Hausmeister zu sich herein.

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