Einer von unsern jungen Leuten hat das Stinktier der vergangenen Nacht gefüttert. Danach haben wir es wieder, nachdem es sein menschliches Geschäft erledigt hat wieder gefesselt und zum Schlafen gelegt. Doch bald schrie er, dass er noch einmal in die Büsche muss. Wir schauten uns reihum an, denn ich merkte bald, dass niemand Lust hatte sich mit ihm in eine Schlägerei zu verwickeln. Und so löste ich ihm seine Fesseln und warnte ihn es ja nicht zu versuchen zu türmen, denn die beiden Vierbeiner werden dich schon finden. Er verschwand in den Büschen nahe dem Bach. Es verging eine viertel, eine halbe, eine ganze Stunde und wer war immer noch nicht da von seinem eiligen Geschäftchen machen? Unser nächtliche Gast, der sich da bei uns so aufspielte! Er hat sicher das getan, was ich fürchtend gehofft habe, dass er in den Bach steigt und im Wasser lang läuft. Im Wasser können die Wölfe seine Spur nicht verfolgen, einen da liegenden Goldfisch schon eher! Anstandshalber habe ich ihm die Wölfe nachgeschickt, die bald unverrichteter Sache wieder zurückkamen, denn seine Spur verlor sich am Rand des Baches. Dafür brachten mir beide Wölfe je einen recht großen Goldfisch. Meine jungen Begleiter machten mir bezüglich seines Verschwindens einige Vorwürfe. Als sie ihr Vorwürfe Pulver verschossen haben, habe ich sie gefragt, was sie denn mit ihm machen wollten und sie sagten fast einstimmig: „Auf dem nächsten Baum aufknüpfen!“ Doch als ich sie fragte, wer das denn von ihnen machen wollte, war keiner der Kritiker bereit das, sein Aufknüpfen vorzunehmen; das sollte auch ich wieder machen. Und da fragte ich sie, ob sie noch wissen, wie das fünfte Gebot heißt? Da begannen sie herumzuduxen, keiner wusste es so recht, bis Frederik sagte: „Nachdem wir so fast alle Gebote schon aufgesagt haben, fehlt nur noch das Gebot, das uns das Töten verbietet. Ich habe Frederig vor allen gelobt, weil er ins Volle getroffen hat. Und auch ich wollte ihn nicht töten, obwohl er es bestimmt schon mehrfach verdient hätte! Aber ich habe schon viel Blut vergossen, aber bisher war es immer in Notwehr, nicht im Übermut, um mich zu bereichern oder Rache zu üben, denn auch sie alle sind oder waren seine Geschöpfe, Geschöpfe unseres Herrn und Gottes, der das Leben gegeben hat und nur er alleine hat das Recht es wieder zurückzufordern, wenn er den Zeitpunkt für gekommen hält! Heiner, der Benjamin in unserer Truppe fragte, und was passiert, wenn er heute Nacht, wenn alles schläft er wieder kommt, um sein Pferd und vielleicht noch das eine oder das andere holen kommt oder vielleicht den einen oder den anderen tötet, aus Wut oder Rache? „Ich jedenfalls, ich möchte, überhaupt jetzt“, weiter kam er nicht, denn ich wollte nicht, sagte ich leise dass er auch noch das ‚Warum‘ laut hinausruft, dass er jetzt ein reicher Mann ist, und dass vielleicht viele ungebetene Zuhörer in der Dunkelheit mithören, die ja nur wissen wollen, was wir da in den Bächen gemacht haben, oder was wir da auf den Packpferden durch die Gegend schleppen,, das, an der Haltung der Pferde beim Marschieren nach nicht zu leicht aussieht, um sich das untereinander aufzuteilen, und wir die Wurzeln alsbald von unten betrachten dürfen. Und da fragte Heiner was wir mit ihm machen können, um heute Nacht ruhig zu schlafen? Und ich sagte ihm: „Gar nichts, rein gar nichts. Das Entsorgen dieses Banditen übernehmen heute Nacht die Wölfe.“ Erschrocken fragten sie bisschen durcheinander, doch nicht etwa unsere beiden? Was ich verneinte und sagte, dass da wo er an Land geht, und da, wo er sein Nachtquartier sucht, da in der Ecke treibt ein Rudel Wölfe ihr Unwesen und denen fällt er in der zweiten Nachthälfte zum Opfer, denn er hat ja keinerlei Waffen bei sich, mit denen er sich verteidigen kann. „Wenn er morgen Früh aufwacht, ist er in der Walhalla und kann den Menschen nichts mehr tun, sondern mus da, in der Walhalla, die Gerechten bedienen. Es ist durchaus denkbar, dass sie, das Wolfsrudel, morgen Vormittag hier bei uns auftauchen, um ihren Raubzug fortzusetzen, nachdem sie wieder auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen sind. In der Nacht keineswegs.“ Wir sind dann bald, aufgeteilt wieder in drei Gruppen wie gehabt, eingeschlafen. Und heute Nacht hat keiner uns geweckt, weder der, den ich gestern Abend habe laufen lassen noch irgendwelche andere Geister, Halbgeister oder solche, die noch nicht wissen zu welcher Kategorie sie eigentlich gehören, die gerne ihr Unwesen auf Kosten anderer treiben! Nachdem Jung und Alt den Bach beidfüßig durchforscht und sich gewaschen haben, habe ich meine Wölfe in den Bach steigen lassen, und was sie da noch gefunden haben, sollte die Note lobenswert bekommen. So wie das aussieht, habe ich fast den dritten leinernen Safe voll. Aber wenn ich mich nicht täusche, müssten die Goldbäche bald in der Versenkung verschwinden und die Steinbäche wieder ihren bekannten Lauf nehmen. Und dann ist es auch nicht mehr so weit in die Struth. Die Bäche, die wir heute noch durchquert haben waren alle noch spendabel, was die Goldfische anbelangt. Aber der Bach, an dem wir heute Nacht lagerten, hat nichts Blinkendes mehr von sich gegeben. Das heißt, noch zwei Tage flotten Ritt und wir sind wieder daheim bei unsern Lieben, die ich bald vier Wochen vermisst habe. Das meiste, was ich jetzt vermisse, ist eine gute, nicht zu trockene Butterbrotscheibe, denn Fleisch so ohne alles schmeckt wirklich nicht mehr und es wird langsam immer knapper, das liebe, gute Fleisch! Wir essen quasi nur noch zweimal am Tag, früh und Abend. Und in dieser Nacht wurden wir wieder von unsern Pferden, aber auch den Wölfen geweckt. Die Wölfe, oder das Rudel, das ich schon, spätestens in der vergangene Nacht erwartet habe, die den Oberbanditen sicher entsorgt haben, die scheinen uns erst heute Nacht entdeckt zu haben. Unserer Jugend haben wir heute Nacht es überlassen, die Wölfe, die uns zu nahe kamen, abschießen zu lassen. Sieben Wölfe waren es, die alle noch ein Winterfell hatten, und die früh noch alle da lagen, wo sie heute Nacht tödlich getroffen wurden und ihr Leben aushauchten. Den überlebenden Wölfen scheint heute Nacht der Appetit, sich an ihren Artgenossen satt zu fressen vergangen zu sein. Auch keines der anderen wilden Tiere glaubte sich heute Nacht hier ihren Beuteanteil holen zu können oder sich heute Nacht hier satt fressen zu können. Nach dem Wolfsdebakel blieb es in der restlichen Nacht doch so weit ruhig. Früh morgens hat die Sonne uns wachgekitzelt. Die vielen Pferde machten ihr ausgiebiges Frühstück, die sieben jungen Leute haben jeder ein Wolfsfell abgezogen und es als Siegestrophäe heimgebracht, um es zum Andenken an ein mehrwöchiges Abenteuer, das sie reich gemacht oder hatte reich machen wollen. Goldfische hat niemand im Bach heute Morgen gefunden, auch meine Wölfe nicht. Nach dem kargen Frühstück setzten wir uns rasch in Bewegung und bald kamen wir am römischen Kastell vorbei. Alle haben sich an mein Verbot gehalten, unterwegs nichts über ihren Schatz, den sie da in ihren leinernen Safes mitführen ein Wort zu verlieren, denn wir wissen ja nicht, wer uns im Wald neben uns oder hinter uns verfolgt und nur darauf wartet, etwas über die Ware, den Inhalt da in den leinernen Safes, die unsere Packpferde transportieren zu erfahren! Heute Nacht, das war die letzte Nacht, die wir draußen in der Natur kampierten, verlief wiederum alles vollkommen ruhig. Und am Nachmittag, unsere Pferde waren die ersten, die die Spuren von daheim entdeckten und ihr Tempo zum Schrecken der bepackten Beutepferde beschleunigten, die ihre große Mühe hatten ihnen in ein neues und unbekanntes Ziel zu folgen, dass auch ihnen Ruhe und Frieden bringen sollte. Und siehe da, Dennis war der erste draußen, der von uns Lunte bekam und uns, zum Schrecken der daheimgebliebenen laut jaulend entgegenkam und die Begrüßung zwischen uns Zweibeinern und den beiden Wölfinnen, zum Schrecken der Beutepferde, die in den Wölfen nur ihre bösen Bestien sahen war riesengroß und wollte nicht enden. Von diesem lautstarken Begrüßungskonzert kamen aber auch alle Bewohner der Struth aus den Häusern und klatschten ob unserer Rückkehr heftigen Beifall und kamen aus dem Staunen ob der vielen Beutepferde, die wir in unserm Gefolge mit heimgebracht haben nicht mehr heraus. Dann zählten sie, ob auch alle Zweibeiner wieder zurückkamen. Auch ich habe zunächst meine Didilind und unsere Kinder fest an mich gedrückt, die ich doch auch alle unterwegs sehr und immer wieder vermisst habe; die großen wie auch die noch ganz kleinen. Da und dort wurde auch eine leichte Wiedersehensfreudenträne bei dem einen oder dem anderen vergossen, besonders bei den Frauen und Müttern. Bei der kleinen Didilind hat es ein bisschen länger gedauert, bis sie mich wieder als ihren Papa akzeptiert hat, der sich sicher für sie ein lange Ewigkeit nicht hat sehen lassen, der ihr einge Wochen lang kein Gutenachtbusserl gegeben hat, geschweige gar ins Bett gebracht hat. Ich habe danach noch anstandshalber alle meine Begleiter gefragt, ob sie Wert auf ihre Packpferde legen, denn man kann ja nicht wissen, ob der eine oder der andere doch nicht schon einen Käufer dafür hat. Außer Fredereg der gleich drei aussuchte und mitnahm, wollte keiner eines haben, da sie ja keines zur Arbeit brauchten. Für jedes verzichtete Beutepferd, abzüglich der zwei Packpferde die meine Heimreisebegleiter waren, habe ich meinen Begleitern jedem eine Goldflocke gegeben, die besonders unsere Jugendlichen gerne annahmen. Da erst merkten sie wieder, wie wertvoll doch so eine Goldflocke eigentlich war und immer noch ist. Die vielen Wallache wollte ich an den Viehhändler verkaufen, die Stuten für meine Pferdezucht in die erste Riege einplanen lassen. Ich habe dann noch heute Abend alle mitgebrachten Pferde zu den andern hier in die Koppel gebracht, Die Beutestuten beließ ich auf der Koppel bei Thor und die Begrüßung war auch bei den Pferden riesengroß und auch nicht ganz lautlos. Da habe ich wieder mal sehen können, nicht nur wir Menschen können tiefe Wiedersehensfreude empfinden, auch Tiere untereinander, wenn sie sich einige Wochen nicht gesehen haben und doch gleich wiedererkannten! Besonders von Thor und Odin, meinen beiden alten Begleitern habe ich mich mehr als dankbar verabschiedet, denn sie waren es ja beide, die auch einen großen Teil meines, nein unseres Lebens, von Didilind und mir geformt haben, als wir allein unterwegs durch fremde Lande in die Struth waren und nur der Himmel unser ständige Begleiter war. Ob auch sie, Thor und Odin den einen oder den anderen Flecken wieder erkannt haben, durch die wir vor Jahren schon gezogen sind, um in die Struth zu gelangen, die jetzt unserer neue Heimat ist, aus der wir nicht mehr fortmöchten, der Ort, in dem weit vorn im Osten, dass hier in der Struth die Wiege steht, in der die Sonne in der Nach schlafen geht, um dann am Morgen in der Früh auch in Odens wieder zu scheinen.
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