Sabine Bacher
Oben am großen Fluss
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sabine Bacher Oben am großen Fluss Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Oben am großen Fluss Sabine Bacher Impressum Texte: © Copyright by Sabine Bacher Umschlag: © Copyright by Anna Kromer Bild: © Painting by Alexandra Steiner www.alexandra-steiner.webnode.at Verlag: Sabine Bacher Weitersfeld 1, 2084 Weitersfeld sabinebacher24@gmail.com Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin Printed in Germany Blau, tiefes strahlendes Blau dieser Augen, darein sinken, aufgenommen im ozeanischen Urgrund. Salziges Tränen, meertugendhaftes Tun. Ihre persönliche Geschichte erschien ihr komplex, gespeichert in Erinnerungsstücken. Die Ahnen und Urahninnen hatten sie mit ihren Talenten beschenkt. Mit deren Suchen und Versuchen wurde sie betraut. Allein sortierte sie das Geschehen in den Farben der Erinnerung, die sie schon lange zusammengetragen hatte. Langes Haar, immer sollte es wachsen, blonde Wirrnis, die Wildheit des Ungezähmten, offen fließend, selten gebannt . Auf der Suche wurde gefunden. Oder fand man, wenn die Suche endete? Die Unruhe trieb sie voran zu neuen Taten, das Alte zu vollenden. Wo war die Geschichte verblieben, wo sollte sie den Faden aufnehmen? Das Leben der Vielfalt wollte ihres sein, seit dem Tage ihrer Geburt. Weiche Konturen, wohlgeformter Mund, zu grobe Nase, kein perfektes Gesicht aber doch ansehnlich, leuchtende Konsistenz. Sie dachte immer, sie wäre auf einem fremden Planeten gestrandet, ihre Kindheit Trubel, ungestümes Fohlendasein, eine Welt voller Farben, Gerüche, Menschen, viel Leben rundum. Reisen und Fantastisches, mal verwildernd, mal in ihrem Kind sein zärtlich umfangen von den Gestalten dieser Tage. Sie wuchs in das hinein, was zu sein sie dachte. Es ist uns jedoch bestimmt, das zu werden was wir wirklich sind. So sollte es geschehen. Sie träumt und wacht, sie ist hier, immer in Bewegung, Leben ohne Anfang, Leben ohne Ende. Auf der Durchreise.
Evas Heimkehr
Es liegt ein Schatten
Eine mexikanische Geschichte
An den blauen Wassern
Historia selva lacandona
Die Heilerin erwacht
Heimat
Quellenangaben
Impressum neobooks
Oben am großen Fluss
Sabine Bacher
Impressum
Texte: © Copyright by Sabine Bacher
Umschlag: © Copyright by Anna Kromer
Bild: © Painting by Alexandra Steiner
www.alexandra-steiner.webnode.at
Verlag: Sabine Bacher
Weitersfeld 1, 2084 Weitersfeld
sabinebacher24@gmail.com
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Blau, tiefes strahlendes Blau dieser Augen, darein sinken, aufgenommen im ozeanischen Urgrund. Salziges Tränen, meertugendhaftes Tun. Ihre persönliche Geschichte erschien ihr komplex, gespeichert in Erinnerungsstücken. Die Ahnen und Urahninnen hatten sie mit ihren Talenten beschenkt. Mit deren Suchen und Versuchen wurde sie betraut. Allein sortierte sie das Geschehen in den Farben der Erinnerung, die sie schon lange zusammengetragen hatte.
Langes Haar, immer sollte es wachsen, blonde Wirrnis, die Wildheit des Ungezähmten, offen fließend, selten gebannt . Auf der Suche wurde gefunden. Oder fand man, wenn die Suche endete? Die Unruhe trieb sie voran zu neuen Taten, das Alte zu vollenden. Wo war die Geschichte verblieben, wo sollte sie den Faden aufnehmen? Das Leben der Vielfalt wollte ihres sein, seit dem Tage ihrer Geburt.
Weiche Konturen, wohlgeformter Mund, zu grobe Nase, kein perfektes Gesicht aber doch ansehnlich, leuchtende Konsistenz. Sie dachte immer, sie wäre auf einem fremden Planeten gestrandet, ihre Kindheit Trubel, ungestümes Fohlendasein, eine Welt voller Farben, Gerüche, Menschen, viel Leben rundum. Reisen und Fantastisches, mal verwildernd, mal in ihrem Kind sein zärtlich umfangen von den Gestalten dieser Tage. Sie wuchs in das hinein, was zu sein sie dachte. Es ist uns jedoch bestimmt, das zu werden was wir wirklich sind. So sollte es geschehen.
Sie träumt und wacht, sie ist hier, immer in Bewegung, Leben ohne Anfang, Leben ohne Ende. Auf der Durchreise.
Der Telefonanruf kam in der Rushhour der Informationsverwaltung, inmitten der letzten hektischen Textbearbeitungen und Korrekturen brach er sich eine Schneise in das gewohnte System. Die Komplexität des Umbruchs forderte volle Aufmerksamkeit und immer noch trudelten aktuelle Berichte freier Mitarbeiter ein. Ein Chaos, in welchem alles wie am Schnürchen laufen sollte, im Zeitschriftenalltag, der sie wie ein Strom mitnahm, sie den vielen Schwierigkeiten zu trotzen wusste, und doch ging immer etwas schief, so musste es sein, um die Sucht nach den Symptomen des erhöhten Adrenalinspiegels zu befrieden.
Diesmal kam es anders. Die Nachricht war nicht völlig unerwartet, aber sie war von einer Macht, die den Boden unter den Füßen wegzureißen vermochte. Als sie den Anruf entgegennahm ahnte sie bereits, dass dies kein gewöhnliches Gespräch sein würde. „Sarah, David hier, ich hab schon ein paar Mal versucht dich zu erreichen, gut dass ich dich jetzt dran habe. Komm so schnell du kannst ins Allgemeine Krankenhaus. Eva hat es erwischt, die Ärzte sind sich nicht sicher, ob sie es schaffen wird. Sie hat eine schlimme Lungenentzündung und ihr Immunsystem ist in einem sehr schlechten Zustand, nach all den Jahren, du weißt… Wir sind alle schon da, bitte mach schnell, Lars, Mama, Papa. Ich bin so froh, dass ich im Land bin.“ Sie zitterte kaum merklich, ein inneres Schaudern war das, scheute sich zu lauschen, erinnerte diesen dunklen Albtraum, der sie heute Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ. Filmriss.
Eva liegt im Sterben .
„David, das kann nicht sein. An Lungenentzündung stirbt man doch heute nicht mehr.“
Schneller und schneller, wir wurden selten müde dieses Spiel zu spielen. Evas lachendes Gesicht, wir kreischen was das Zeug hält, die Hände halten sich überkreuz, ihr dunkles langes Haar fliegt, legt sich um ihren Hals, wir kreiseln bis wir umfallen. Tellerreiben - wieso das Spiel diesen Namen trägt wissen wir nicht, aber das kümmert uns auch wenig. Als Kinder haben wir die Begriffe nicht hinterfragt, wir haben sie genommen wie sie sind.
Ach, der schöne Schwindel, wir krümmen uns vor Lachen, kitzeln uns, ich drücke sie an mich und so bleiben wir 2,3 Sekunden liegen. Unsere Welt, wir sind in unserer Welt, was verstehen die Großen davon. Nix und nochmal nix. Hinter dem Haus haben wir ein Lager gebaut, ein Versteck, da tragen wir alles zusammen, wie Eichhörnchen, kleine Hamster, unser Palast ist voller Schätze, goldene Glimmersteine, bunte Bänder, jede Menge Spiegel und Lippenstift, Rouge, Schminkzeugs, das wir von unserer Mama geklaut haben. Klauen ist überhaupt ein beliebtes Abenteuer in jenen Tagen. Alle Objekte, die uns begehrenswert erwachsen erscheinen, werden als Trophäen hier zusammengetragen. ‚ Los ins Lager‘, ruf ich, ‚los, los!‘ Ich packe Eva bei der Hand, wir klettern den staubtrockenen Pfad in den Wald hinauf, klammern uns an Wurzeln fest, bis wir wieder aufrecht stehen können, ein Stück weiter noch, dann zwischen Reisighaufen und dem Ameisenhügel hindurch und an etlichen Fliegenpilzen vorbei - die sind giftig, hat man uns gesagt. Dann geht´s wieder ein bisschen raus aus dem Wald und hier im Lichtgrünen haben wir, an eine alte Buche, unseren kleinen Palast aufgeschlagen - aus Brettern, Reisig, Ästen und alten Decken, alles Material, was wir zum Bauen zusammentragen konnten.
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