Sabine Walther - Als der Fluss zu Staub zerfiel

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Als der Fluss zu Staub zerfiel: краткое содержание, описание и аннотация

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Von der großen Hoffnung, den Tod überwinden zu können, erzählt dieser Ideenroman. Und von Mächten, die sich diese Hoffnung zu eigen machen, um die Menschheit beherrschen zu können.
Da sind auf der einen Seite Pater Benedikt und seine Mönche, die beweisen wollen, dass nur das Sterben zum ewigen Leben führt. Und da ist auf der anderen Seite die Gesellschaft für Lebensoptimierung, die das Sterben unterbricht, um eine von Menschen gesteuerte Evolution voranzubringen.
Beide Parteien versuchen, die Wissenschaftlerin Dr. Saletta Schönbrunn für ihre Zwecke zu gewinnen. Diese gerät dadurch in einen Strudel absurder Ereignisse. Hat wirklich jemand die Kontrolle über ihr Leben übernommen oder erliegt sie ihren eigenen Wahnvorstellungen? Was hat das alles mit dem Tod ihrer Tochter und dem ihrer Eltern zu tun? Und wem wird sie sich anschließen? Hat sie überhaupt eine Wahl?
"Als der Fluss zu Staub zerfiel" ist ein spekulativer Roman, der von der Frage ausgeht: Was geschieht, wenn die Wissenschaft nicht im Widerspruch zum Glauben steht, sondern ein geistiges Geschehen bewahrheiten will? Wenn aus der Jungfrauengeburt eine In-vitro-Fertilisation und aus der Wiederauferstehung ein kryonisches Spektakel wird? Und es ist ein Roman, der ganz nebenbei natürlich für spannende Unterhaltung sorgen will.

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Sabine Walther

Als der Fluss zu Staub zerfiel

Roman

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Inhaltsverzeichnis Titel Sabine Walther Als der Fluss zu Staub zerfiel Roman - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Sabine Walther Als der Fluss zu Staub zerfiel Roman Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhalt Sabine Walther Als der Fluss zu Staub zerfiel Roman Dieses ebook wurde erstellt bei

1. Warnung und Leugnung

2. Maschas Tod

3. Wer ist schuld?

4. Auserwählte wider Willen

5. Jenny

6. Faktor X und ein unerwarteter Ratschlag

7. Wie der Tod ins Leben kam

8. Giovanni

9. Beängstigende Begabung

10. Erster Verdacht

11. Im Sog des Zufalls

12. Turan

13. Im Kloster

14. Pater Benedikt und ein seltsames Ritual

15. Lamm Gottes

16. Satanische Pläne

17. Salettas Auftrag

18. Das Beben

19. Wieder daheim

20. Gesellschaft für Lebensoptimierung

21. Auf der Flucht

22. In der Psychiatrie

23. Ein Fluss zerfällt zu Staub

Impressum neobooks

1. Warnung und Leugnung

Mascha hatte heftig auf den Impfstoff reagiert, sich mehrmals erbrochen und wurde daher schon am Freitagvormittag nach Hause geschickt. Die Internatsleitung hatte ihre Mutter, Frau Dr. phil. Saletta Schönbrunn, telefonisch in Kenntnis gesetzt, alles sei normal verlaufen, die heftige Reaktion im Grunde nur ein Zeichen dafür, dass der Impfstoff wirke, also letztendlich positiv zu bewerten.

Saletta Schönbrunn unterdrückte ihren Impuls, die Schulleiterin am Telefon erneut auf ihre Einwände hinzuweisen; alle Eltern hatten sich gemeinsam für die Impfung entschieden, sie musste nicht gegen Wände rennen, wollte nicht, dass ihr Kind ausgegrenzt würde, dass die anderen ihm etwas hinterherriefen, dass es nicht mehr eingeladen wurde, weil die Eltern fürchteten, es sei vielleicht infiziert. Ihr Kind sollte die sinnlosen Kämpfe, die ihre eigenen Eltern ihr ständig aufgezwungen hatten, nicht durchstehen müssen. Es war nicht schuld am Übel der Welt und es sollte so normal wie möglich aufwachsen dürfen.

Der internatseigene Schulbus hielt direkt vor dem hellen freundlichen Einfamilienhaus und für Saletta war es befremdend, ihre Tochter als einzigen Fahrgast darin zu sehen. Noch bevor das Mädchen ausstieg, erkannte seine Mutter, dass es ihm wirklich schlecht gehen musste, denn es brauchte einige Momente, um Tasche, Jacke und Sportbeutel zu sortieren und lief dann zunächst zum hinteren Ausstieg, obwohl der Fahrer, der nervös auf seine Uhr blickte, die vordere Tür bereits geöffnet hatte. Es war völlig durcheinander, wirkte blass und erschöpft.

Besorgt nahm Saletta ihre Tochter in die Arme, rief dem Fahrer noch ein Dankeschön hinterher und führte ihre Tochter ins Haus. Nur nicht aufregen, dachte sie, ein Teller Hühnersuppe und ein wenig Ruhe werden es schon richten!

„Mama, weißt du, was ich mir unbedingt wünsche?“ Saletta schreckte hoch, sie war auf dem Schlafsofa neben Mascha für einen Moment eingenickt. Fühlte deren Stirn, während das Kind schon weiterplapperte. „Da gibt es so Karten, weißt du, die sammelt man und dann hat man eine höhere Stufe oder ein zweites Leben oder so und …“

Saletta hörte nur mit halbem Ohr zu, Maschas Wünsche waren so ungezählt wie unerschöpflich. Immer gab es etwas, das irgendein Kind hatte, sie aber nicht, und das zur dringenden Herzensangelegenheit erklärt wurde.

„Mama, ich sterbe, wenn ich diese Karten nicht bekomme, …“

Aber warum zitterst du denn nur, arme Saletta?

„Mascha! So etwas sagt man nicht. Spar dein Taschengeld, dann kannst du sie dir selbst kaufen!“

Manchmal hasste Saletta die Lebensart, in die ihre Tochter hineinwuchs, hasste vor allem diese Nachbildungen von religiösen oder spirituellen Weltbildern in Comicform, die Sinnentstellung von allem, was eine fragende Lebenshaltung ausmachte. Andererseits: Sollte sie ihr von klein auf alles verbieten, was ihr erstrebenswert schien? Sollte sie ihr – so wie ihre eigenen Eltern es getan hatten – den ständigen Schmerz bereiten, alles, was sich in ihrem kleinen Herzen an Wünschen ansammelte, als Schund abzutun?

Sie handelte gegen ihre Überzeugungen, aber wie heißt es so schön? Kinder sozialisieren einen. Oder gehen in den Gefechten der Erwachsenen unter. Und schließlich war sie noch nicht einmal gläubig. Sie war Wissenschaftlerin, unbestechlich und rational, der Logik des Faktischen verhaftet.

Mascha war der einzige Schwachpunkt in ihrem Leben. Nie konnte sie das Mädchen anschauen, ohne sentimental zu werden. Ihr helles Haar schien Licht abzugeben, ihre blauen, vom Vater geerbten Augen strahlten vorbehaltlos und ohne Argwohn in die Welt, sie war von Grund auf ein gutherziger Mensch, Abbild jenes Mannes, den Saletta nach wie vor von ganzem Herzen liebte. Von dem sie sich aus genau diesem Grund getrennt hatte, denn nichts empfand sie als schlimmer als das allmähliche Umschlagen ihrer Liebe in ein alltägliches Genörgel.

Ihre eigene Kindheit war von dem einzigen Wunsch erfüllt gewesen, normal sein zu können, sein zu dürfen wie alle anderen auch. Und dann traf sie endlich Sascha und erlebte dieses Wunder. Verliebt waren sie, taten, was alle taten, gingen auf die Kirmes, ins Restaurant, führten nächtelang Gespräche, liebten sich an allen möglichen und unmöglichen Orten. Heirateten. Dann wurde Mascha geboren. Saletta hatte zu ihrem eigenen Erstaunen das umwerfende Gefühl, eine Pflicht erfüllt zu haben, die ihr von der Natur auferlegt worden war. Sie hatte „Mutter Natur“ etwas zurückgegeben, etwas Wunderbares, das nur von ihr und Sascha stammte.

Sie schämte sich fast für dieses Empfinden, es entsprach ihr nicht und doch fühlte sie: Sie war endlich normal, nicht mehr die einsame Hochbegabte. Sie gehörte dazu, konnte sich mit anderen Müttern über die bessere Windelsorte oder die Zubereitung von Babybrei austauschen, konnte an Erziehungskursen teilnehmen, über schlaflose Nächte klagen, die sie nicht am Schreibtisch, sondern am Bett ihres kranken Kindes verbrachte. Sie durfte den Alltag einer glücklichen Familie leben.

Nach einem Jahr der Schwelgerei fiel ihr beim Aufräumen eines ihrer früheren Lieblingsbücher in die Hand. Auf dem Umschlag war das Gesicht der Autorin in schwarzgrüner Schattierung abgebildet. Früher hatte sie das Foto betrachtet und gemeint, sie würde in einen Spiegel schauen. Zwischen ihr und dieser Philosophin bestand eine frappierende Ähnlichkeit und sie war mit den innersten Gedanken dieser Frau vertraut. In jedem ihrer Artikel und in jeder ihrer Arbeiten tauchte zumindest ein Hinweis auf ihre Bücher auf, ihr Denken spiegelte sich in dem der anderen Frau. Jetzt schaute sie das Buch an und die Fremde blickte zurück, vielsagend, enttäuscht, ein klein wenig entsetzt über Salettas Unfähigkeit, über ihren Rückzug ins Private.

Doch Saletta beneidete die andere nicht um ihren Ruhm und um ihre Unabhängigkeit. Seit Mascha auf der Welt war, taten ihr alle Menschen leid, die keine Kinder hatten. Sie dachte an Ernst und Brigitte, Saschas Bruder und Schwägerin, die sich erst vor Kurzem ein Haus gekauft hatten. Mit großer Begeisterung hatten sie es beschrieben, „jeder seine Etage, sein Bad, sein Arbeitszimmer“. Sie sah die beiden in ihrem herrlichen Haus sitzen, jeder an seinem Schreibtisch, und sie fühlte, wie leer dieses Haus war. Wie still. Wie quälend einsam. Wie wenig „Wir“ es beherbergte.

Sie und Sascha hatten auch ein Haus kaufen wollen, daher hatte er begonnen, mehr und immer mehr zu arbeiten. Sie hielt ihm den Rücken frei, organisierte den Alltag, war für Mascha da. Damit begann die zweite Stufe der Normalität. Sie hatte Aufgaben, Pflichten, einen Alltag. Übernahm kleine Sekretariatsarbeiten für Sascha, der mit allem so belastet war. Massierte ihm den Nacken, wenn er müde und verspannt aus dem Büro zurückkam.

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