Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Kurz vor mei­nem vier­zehn­ten Ge­burts­tag wuss­te ich so ziem­lich al­les über mensch­li­che Fort­pflan­zung, aber nichts über mei­ne Ge­füh­le zu Em­ma. Ihr fiel das aber, auf­grund mei­ner Krank­heit, auch nicht auf, was ich für sie emp­fand. Ich durf­te al­so wei­ter träu­men, sie wie zu­fäl­lig be­rüh­ren und in den Arm neh­men. Um mir mehr Geld zu ver­die­nen, weil mein Ta­schen­geld sehr be­grenzt war, durf­te ich an Wo­che­n­en­den auf den vier­jäh­ri­gen Sohn un­se­rer Nach­barn auf­pas­sen. Der klei­ne Kars­ten war ein quir­li­ger Bur­sche. Wenn sei­ne El­tern un­ter­wegs wa­ren und ich auf ihn auf­pas­sen durf­te, um mir ein paar Mark da­zu­zu­ver­die­nen war ein rich­ti­ger Son­nen­schein. Er freu­te sich je­des Mal, wenn er mich an der Tür sah. Er wuss­te, dass sei­ne El­tern lan­ge weg wa­ren, und freu­te sich auch dar­auf, viel län­ger, als ge­wöhn­lich, wach blei­ben zu dür­fen.

Sei­ne El­tern durf­ten da­von na­tür­lich nichts er­fah­ren, aber Kars­ten war cle­ver und ver­lor kei­nen Ton da­von. Wir mach­ten vie­le Ge­sell­schaftss­pie­le, ver­such­ten uns an ei­ni­gen Puzz­les, de­ren Tei­le mit mehr Er­fah­rung auch klei­ner wur­den und spiel­ten Kar­ten. Dann mach­ten wir es uns auf der Couch ge­müt­lich und sa­hen fern. Ir­gend­wann konn­te er ein­fach nicht mehr die Au­gen of­fen hal­ten und schlief ein. Dann hab ich ihn ganz vor­sich­tig in sein Bett ge­tra­gen und zu­ge­deckt. Sei­ne Mut­ter war im­mer glück­lich, wenn ich auf ihn ach­te­te. Ihr raub­te er den letz­ten Nerv mit sei­ner stän­di­gen Fra­ge­rei und sei­nem Rum­ge­ren­ne in der Woh­nung. Mir mach­te das nicht das Ge­rings­te aus. Auf­re­gung war für mich ein Fremd­wort, das schaff­te auch der Kur­ze nicht. Mir mach­te das so­gar Spaß, auf ihn auf­zu­pas­sen und die paar Mark, die ich da­für be­kam, wa­ren mir auch sehr recht.

Am 10. März, mei­nem vier­zehn­ten Ge­burts­tag tra­fen mei­ne Freun­din­nen bei mir zu Hau­se ein. Mei­ne Mut­ti hat­te an die­sem Tag gnä­di­ger­wei­se so­gar auf Al­ko­hol ver­zich­tet, um nicht als schlech­te Mut­ter da­zu­ste­hen und so­gar einen Ku­chen für mich ge­ba­cken. Em­ma, die so­wie­so fast je­de freie Mi­nu­te mit mir ver­brach­te, war die Ers­te, die bei mir in der Tür stand. Sie schenk­te mir einen selbst ge­bas­tel­ten Ka­len­der und ei­ne Mu­sik­kas­set­te, die sie ex­tra für mich ge­kauft hat­te. Da wir al­lei­ne wa­ren und ich mich da­für be­dan­ken woll­te, drück­te ich sie an mich und gab ihr so­gar einen klei­nen Kuss auf die Wan­ge. Sie schrieb die­se große Ge­fühls­re­gung mei­nem Ge­burts­tag zu und dach­te sich nichts wei­ter da­bei. Für mich al­ler­dings war es et­was völ­lig an­de­res. Em­ma war für mich mehr, als nur ei­ne Freun­din, wie sie je­des Mäd­chen in dem Al­ter hat. Auch die an­de­ren Gäs­te tra­fen nach und nach ein. Wir hat­ten viel Spaß und fei­er­ten aus­ge­las­sen mei­nen Ge­burts­tag.

Der Tag soll­te aber für mich noch et­was ganz Be­son­de­res wer­den. Da ich wuss­te, dass Em­ma die Letz­te sein wür­de, weil sie den kür­zes­ten Weg nach Hau­se hat­te, woll­te ich sie end­lich küs­sen. Nach und nach gin­gen die an­de­ren, bis Em­ma und ich wie­der al­lei­ne wa­ren. Wir sa­ßen in mei­nem Zim­mer auf dem Bett, hör­ten ein biss­chen Mu­sik von der neu­en Kas­set­te und blät­ter­ten in ei­ner Zeit­schrift. Ich spür­te sie ganz eng ne­ben mir und be­kam lang­sam den Mut, den ich brauch­te. Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten schenk­te sie mir einen wirk­lich auf­re­gen­den Blick aus ih­ren grü­nen Au­gen. Oh­ne noch wei­ter zu zö­gern, zog ich sie nä­her zu mir und küss­te ih­re Lip­pen. Al­ler­dings hielt das Glücks­ge­fühl in mei­nem In­nern nicht be­son­ders lan­ge an. Sie wich zu­rück, mach­te ein er­schro­cke­nes Ge­sicht und rann­te dann zur Tür hin­aus. Das ers­te Mal in mei­nem Le­ben hat­te ich ihr ge­gen­über mei­ne Ge­füh­le ge­zeigt und sie ließ mich al­lei­ne.

Da­mit be­gann aber ein ganz an­de­res Dra­ma, von dem ich noch kei­ne Ah­nung hat­te, wie sehr es mich ver­let­zen wür­de. Am nächs­ten Tag, vor der Schu­le war­te­te ich wie im­mer auf mei­ne bes­te Freun­din Em­ma. Ich er­kann­te sie schon von Wei­tem, aber sie lief, oh­ne mich ei­nes Blickes zu wür­di­gen, an mir vor­bei ins Schul­ge­bäu­de. Was am Tag zu­vor noch mei­ne bes­te Freun­din war, ließ mich jetzt ein­fach ste­hen. Ich lief ihr hin­ter­her und rief mehr­fach ih­ren Na­men. Sie be­ach­te­te mich nicht mehr. So­gar in der Klas­se, in der wir di­rekt ne­ben­ein­an­der­sa­ßen, be­ach­te­te sie mich nicht mehr. Der schlimms­te Schlag folg­te aber erst noch. Als un­se­re Leh­re­rin her­ein­kam, mel­de­te sich Em­ma als Ers­tes und bat dar­um, sich um­set­zen zu dür­fen. Mir tat das furcht­bar weh, konn­te es aber na­tür­lich nicht zei­gen. Der Tag soll­te aber noch viel schlim­mer wer­den, als ich mir das hät­te aus­ma­len kön­nen.

In der großen Pau­se stand ich al­lei­ne mit mei­ner Milch und dem Bröt­chen auf dem Schul­hof. Mei­ne gan­ze Cli­que, mei­ne Freun­din­nen tu­schel­ten mit Em­ma und hiel­ten sich von mir fern. Ich war den gan­zen Tag al­lei­ne und mei­ne Freun­din­nen zer­ris­sen sich hin­ter mei­nem Rücken den Mund über mich. Schlim­mer konn­te es ei­gent­lich nicht mehr wer­den, dach­te ich bei mir. Aber be­reits am nächs­ten Tag wur­de ich ei­nes Bes­se­ren be­lehrt.

Kapitel 2

Am 12. März er­leb­te ich mei­nen bis da­hin schlimms­ten Tag mei­nes noch jun­gen Le­bens. Vor Un­ter­richts­be­ginn hol­te mich mei­ne Klas­sen­leh­re­rin von mei­nem Stuhl und brach­te mich ins Leh­rer­zim­mer. Der Ge­stank nach Kaf­fee und kal­tem Rauch war ab­ar­tig. In dem Raum hät­te auch ein Af­fen­kä­fig aus dem Zoo nichts an der Luft än­dern kön­nen. Vor mir sa­ßen ins­ge­samt vier Leh­rer und der Di­rek­tor mei­ner Schu­le. Wie ei­ne Straf­ge­fan­ge­ne wur­de ich ver­hört, wie ich es hat­te wa­gen kön­nen ei­ne Mit­schü­le­rin zu küs­sen. Man be­schimpf­te mich als krank und ab­nor­mal. Die­se fünf Er­wach­se­nen vor mir re­de­ten fast ei­ne Stun­de wie auf ei­ne Schwer­ver­bre­che­rin auf mich ein. Durch mei­ne Krank­heit zeig­te sich na­tür­lich kei­ne Re­ak­ti­on auf mei­nem Ge­sicht, was ih­nen als Grund aus­reich­te, ein­fach wei­ter ver­bal auf mich ein­zu­schla­gen.

Je­de an­de­re wä­re wie ein wei­nen­des Häuf­chen in der Ecke ge­le­gen und hät­te dar­um ge­be­tet end­lich in Ru­he ge­las­sen zu wer­den. Da sich auf mei­nem Ge­sicht ab­so­lut nicht die ge­rings­te Re­gung zeig­te, von Reue oder ei­nem schlech­ten Ge­wis­sen ganz zu schwei­gen, ent­schied man sich da­zu, mei­ne Mut­ter an­zu­ru­fen und einen Ter­min für die klei­ne Ca­tha­ri­na beim Schul­psy­cho­lo­gen aus­zu­ma­chen. Mei­ne Mut­ti fiel na­tür­lich aus al­len Wol­ken als man sie be­reits mor­gens im Kauf­haus ans Te­le­fon be­stell­te und ihr na­he leg­te ih­re Toch­ter zum Psy­cho­lo­gen zu schi­cken.

An Un­ter­richt im klas­si­schen Sin­ne war an die­sem denk­wür­di­gen Tag nicht mehr zu den­ken. Wer aber glaubt, dass Er­wach­se­ne die Schlimms­ten sind und ver­bal auf jun­ge Frau­en ein­schlu­gen, hat noch nie die Gleich­alt­ri­gen ken­nen­ge­lernt. So­gar wäh­rend des lau­fen­den Un­ter­richts at­ta­ckier­ten mich mei­ne Mit­schü­ler. Ganz vor­ne mit da­bei mei­ne bes­te Freun­din Em­ma. Man glaubt gar nicht, wie schnell sich so et­was in der gan­zen Schu­le ver­brei­ten kann. Es dau­er­te ge­fühlt nur ei­ni­ge Se­kun­den, bis auch der letz­te Schü­ler auf dem Schul­hof über den kom­plet­ten Ablauf in­for­miert war. Selbst die nor­ma­len Mob­bin­gop­fer, die es an je­der Schu­le gab, hat­ten an die­sem Tag ei­ne Aus­zeit und wur­den in die Ge­mein­schaft auf­ge­nom­men. Ich war nur noch die kran­ke, völ­lig ver­rück­te klei­ne Sch­lam­pe, die mit Vor­lie­be Mäd­chen küsst. Zu mei­nem be­son­de­ren Glück stell­te sich auch noch die ein­zi­ge Lehr­kraft auf dem Schul­hof, die als so­ge­nann­te Pau­sen­auf­sicht, Strei­te­rei­en und An­fein­dun­gen von Schü­lern un­ter­ein­an­der un­ter­bin­den soll­te, auf die Sei­te mei­ner größ­ten Geg­ner.

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