Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Mut­ti schleif­te mich als Nächs­tes zu mei­nem Kin­der­arzt. Der stell­te mich ein­mal auf den Kopf, um da­nach fest­zu­stel­len, dass mir nicht das Ge­rings­te fehl­te. Kör­per­lich war ich kern­ge­sund. Aber wenn man ge­ra­de da war, spricht ja nichts da­ge­gen das Kind gleich noch ge­gen ir­gend­was zu imp­fen. Al­so Sprit­ze in die Hand, und dann rein da­mit in den Obe­r­arm. Erst da­bei fiel auch dem Arzt auf, dass mit dem Mäd­chen auf der großen Lie­ge et­was nicht in Ord­nung war. Je­des Kind rea­giert zwar an­ders auf Sprit­zen und Na­deln in der Haut, aber ei­nes ha­ben sie al­le ge­mein­sam, sie be­gin­nen zu wei­nen. Nur das klei­ne Mäd­chen zeig­te sich völ­lig un­be­ein­druckt und ließ al­les oh­ne einen Ton über sich er­ge­hen. Al­so gleich noch ein­mal. Nächs­te Sprit­ze ab in die Arm­beu­ge und ein biss­chen Blut aus den Adern ge­holt. Aber auch hier zeig­te ich kei­ne er­kenn­ba­re Re­ak­ti­on.

Vie­le Ärz­te spä­ter stand dann die Dia­gno­se fest. Die klei­ne Ca­tha­ri­na litt un­ter ei­ner be­son­de­ren Krank­heit, die man in Fach­krei­sen Ale­xi­thy­mie nennt. Um­gangs­sprach­lich nann­te man das auch Ge­fühls­käl­te. Im al­ten Grie­chen­land be­zeich­ne­te man es auch als Ata­ra­xie, ein Zu­stand, in dem es ei­nem völ­lig gleich­gül­tig war, was um einen her­um pas­sier­te. Ca­tha­ri­na konn­te man nicht auf­re­gen, egal was man auch an­stell­te. Das war für die jun­ge Mut­ter und die Gro­ß­el­tern ein großer Schock. Das nächs­te Pro­blem soll­te aber noch um ei­ni­ges hef­ti­ger aus­fal­len. Ich brach­te die ers­ten vier Jah­re auf der Grund­schu­le zu En­de und wech­sel­te dann auf ei­ne Ge­samt­schu­le, um noch mehr zu ler­nen.

Ir­gend­wann be­gan­nen mich mei­ne Mit­schü­ler zu är­gern, merk­ten aber ziem­lich schnell, dass es un­sin­nig war, so et­was zu ver­su­chen. Das mach­te nur Spaß, wenn sich das Mäd­chen auf­reg­te oder ei­ne Re­ak­ti­on dar­auf zeig­te. Ich zeig­te aber kei­ne der all­ge­mein üb­li­chen Wir­kun­gen dar­auf, son­dern blieb völ­lig ru­hig und ent­spannt. Auch konn­te man an mei­nem Ge­sicht nichts ab­le­sen, was auf Ge­füh­le hin­deu­te­te. Das brach­te al­so kei­nen Spaß für die an­de­ren und man ließ mich in Ru­he. Trotz­dem schaff­te ich es ir­gend­wann, Freund­schaf­ten zu schlie­ßen. Die Schu­le war mir ei­gent­lich egal aber es mach­te mir Freu­de mich mit mei­nen Freun­din­nen zu un­ter­hal­ten.

Mei­ne Gro­ß­el­tern star­ben dann auch ir­gend­wann kurz nach­ein­an­der und Mut­ti hat­te ei­ne Men­ge zu tun. Sie muss­te sich um die Be­er­di­gun­gen küm­mern und ich hör­te sie sehr oft et­was tun, was mir nie pas­sie­ren wür­de. Abends im Bett heul­te sie die Kis­sen voll. Ich fühl­te zwar auch Trau­er um mei­ne lie­be Omi und den lus­ti­gen Opa, konn­te es aber nicht zei­gen. Mei­ne Mut­ter mach­te das fast wahn­wit­zig. Wäh­rend sie je­den Tag am Wei­nen war, zeig­te ich nicht ein biss­chen Mit­ge­fühl. In­ner­lich zwar schon, aber an mei­ner Mie­ne konn­te man das nicht ab­le­sen. Al­les war wie im­mer für mich. Al­ler­dings be­gann Mut­ti mit et­was an­de­rem. Sie be­täub­te ih­ren Schmerz im­mer öf­ter in Al­ko­hol. Nach der Ar­beit be­gann sie Bier zu trin­ken und erst am spä­ten Abend hör­te sie wie­der da­mit auf. Sie war zu die­ser Zeit sehr lau­nisch und auch nicht mehr wirk­lich gut auf mich zu spre­chen. Ich war zwar noch ih­re Toch­ter, aber sie zeig­te mir ei­gent­lich nur noch die kal­te Schul­ter, schrie mich an wie ein Ir­re oder igno­rier­te mich ein­fach.

Die Wir­kung auf mich be­ein­fluss­te das ei­gent­lich kaum. Tief in mei­nem In­ne­ren war es mir zwar nicht völ­lig egal wie sie mich be­han­del­te, aber nach au­ßen hin konn­te ich es ein­fach nicht zei­gen. Als ich dann äl­ter wur­de und sich lang­sam die Ver­wand­lung vom Mäd­chen zur Frau ein­setz­te, fin­gen ganz an­de­re Pro­ble­me an. Ich wuss­te ein­fach nicht, was mit mir los war. Mei­ne Freun­din­nen in der Schu­le be­gan­nen sich lang­sam ih­rem Al­ter ent­spre­chend für die Jungs zu in­ter­es­sie­ren. Sie ver­such­ten, mir zu ent­lo­cken, wel­cher Mit­schü­ler mir ge­fiel. Ich konn­te es aber nicht be­nen­nen. Da pas­sier­te ein­fach nichts. Die Mit­schü­ler wa­ren mir völ­lig egal. Es war kei­ner da­bei der mich in­ter­es­sier­te oder den ich ir­gend­wie toll fand.

Mei­ne Freun­din­nen gin­gen die ers­ten Be­zie­hun­gen ein, mach­ten ih­re ers­ten zar­ten Er­fah­run­gen mit dem an­de­ren Ge­schlecht und ich stand wie ein Stein da­ne­ben. Die Jungs auf der Schu­le hiel­ten auch einen ge­wis­sen Ab­stand zu mir. Es war ein­fach für sie nicht zu er­ken­nen, ob ich ir­gen­det­was für sie emp­fand. Ei­ni­ge ver­such­ten zwar, bei mir zu lan­den, und mach­ten sich da­für auch re­gel­mä­ßig zum Af­fen, aber sie blitz­ten al­le ab. Ei­ne Freun­din von mir hat­te ei­ne be­son­de­re Schwä­che für je­den Ein­zel­nen. So­lan­ge er einen ge­ra­den Satz her­aus­brach­te, war sie von ihm be­geis­tert. Da­bei war es ihr auch völ­lig un­wich­tig, wie er aus­sah oder wie er sich be­nahm. Wenn da Te­stos­te­ron durch die Blut­bahn floss, war er für sie ge­nau rich­tig. Mit mir pas­sier­te al­ler­dings et­was völ­lig an­de­res. Ich be­gann mei­ne we­ni­gen Freun­din­nen auf ein­mal mit an­de­ren Au­gen zu be­trach­ten.

Das, was sie in den Jungs sa­hen, ent­deck­te ich im Stil­len bei ih­nen. Ich ge­noss es re­gel­recht, wenn wir uns zur Be­grü­ßung in den Arm nah­men. Das war für mich im ge­hei­men das Schöns­te am gan­zen Tag. Sie be­merk­ten das na­tür­lich nicht, denn mein Ge­sichts­aus­druck war im­mer der glei­che. Ei­ne da­von ge­fiel mir be­son­ders. Sie hat­te sehr hüb­sche leicht grü­ne Au­gen und ein wun­der­vol­les Lä­cheln. Em­ma hieß sie und war erst seit Kur­zem in Bo­chum. Ih­re El­tern wa­ren von Dort­mund nach Bo­chum um­ge­zo­gen, weil ihr Va­ter ei­ne bes­ser be­zahl­te Ar­beit ge­fun­den hat­te. Ihr schi­en es auch nichts aus­zu­ma­chen, das ich ganz an­ders war. Wäh­rend sich die an­de­ren Freun­din­nen ih­ren ge­lieb­ten Jungs wid­me­ten, blie­ben wir bei­den meist al­lei­ne zu­rück.

Im Lau­fe der Zeit wur­de Em­ma mei­ne bes­te Freun­din. Wir spra­chen über al­les Mög­li­che, was die Mäd­chen und jun­gen Frau­en da­mals in­ter­essant fan­den. Mu­sik, Mo­de, in ih­rem Fall auch ein oder zwei Jungs, al­ler­dings war sie viel zu schüch­tern um sie an­zu­spre­chen. Es ver­ging kaum ein Tag, an dem wir nicht wie zwei Glu­cken auf­ein­an­der sa­ßen. Die Jungs fand ich nicht an­zie­hend, da­für aber Em­ma. Mit der Zeit ent­wi­ckel­te ich sehr in­ten­si­ve Ge­füh­le für mei­ne Freun­din. Im­mer öf­ter er­tapp­te ich mich selbst da­bei, da­von zu träu­men, sie ein­fach zu küs­sen. Das, was die Mäd­chen von ih­ren Freun­den er­zähl­ten und wie sie sich da­bei fühl­ten, traf in er­schre­cken­der Wei­se auf mich mit Em­ma zu. Das war al­les völ­lig neu für mich und ich konn­te es nicht zu­ord­nen. Was stimm­te mit mir denn nicht?

Wäh­rend die an­de­ren aus mei­ner Cli­que mit ih­ren Freun­den er­leb­ten, woll­te ich mit Em­ma er­le­ben. Ich hat­te das drin­gen­de Be­dürf­nis, sie zu be­rüh­ren, zu um­ar­men oder zu küs­sen. Die gan­zen Jungs er­zeug­ten die­ses Ge­fühl­scha­os nicht in mir. Sie wa­ren mir zu­se­hends to­tal egal. Mei­ne Zeit ver­brach­te ich am liebs­ten mit Em­ma. Nach der Schu­le tra­fen wir uns bei ihr oder in der Stadt, hör­ten Mu­sik oder kauf­ten uns die Ju­gend­zeit­schrif­ten, die man in dem Al­ter eben so liest. Schlau­er wur­de ich da­durch aber nicht. Al­le Ar­ti­kel in je­der Zeit­schrift han­del­ten von Frau­en und Män­nern. Nir­gend­wo wur­de mir er­klärt, ob es die­se Ge­füh­le auch zwi­schen zwei Frau­en oder Män­nern gab. War das ein­fach nicht vor­ge­se­hen oder so­gar ver­bo­ten? Ich ver­such­te mit mei­nen, da­mals noch be­grenz­ten Mit­teln ir­gen­det­was, in die­ser Rich­tung zu fin­den, aber auch die Biblio­thek konn­te mir mei­ne Fra­gen nicht be­ant­wor­ten.

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