Rocco Reichelt
Stracciatella und Mitropa
Kurzgeschichten
Der Autor
Rocco Reichelt hat weder Abitur noch studiert, weder ist er Yogalehrer irgendwo im Ausland, noch unterrichtet er sonst irgendwas, weder ist er Journalist, noch beherrscht er südamerikanische oder orientalische Tänze.
Gleich gar nicht tingelt er als Gitarrist einer Band durch die Lande und hantiert auch nicht mit Klangschalen.
Seine Freizeit widmet er seit Kindheit dem Schreiben von erlebten und erfundenen Sachen: erst mit Stift in Schreibheften, später auf Schreibmaschinen und heute auf Schreibtastaturen, die an Computeranlagen angeschlossen sind.
Handbeschriebene gefaltete Zettel wusste er schon früh zu verschenken, als es aber mehr dieser Blätter wurden und er in Richtung geklammerte Hefte mit bis zu 112 Seiten tendierte, bekam er hin und wieder Kopeken und Groschen zugesteckt, damit er sowas ja weiter machen möge.
Und nun also ein furores Buch gefüllt mit famosen Satiren…
Impressum
Texte: © Copyright by Rocco Reichelt
Umschlag: © Copyright by Rocco Reichelt
Internet: www.literatur-chemnitz.de
Blog: https://gorgonski.blogspot.com
Mail: webmaster@literatur-chemnitz.de
Rocco Reichelt, 09579 Grünhainichen, Floßmühle 9
1.Auflage (05/2021)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
(Ebook auch als Taschenbuch erhältlich.)
Inhaltsverzeichnis
Ratten und eine Brünette
Dystopie: Chemnitz
Wie ich mal einen Staplerlehrgang machte
Materialangelegenheiten
Filme
Geschmiedetes
Welpen
Wäsche
Leeres
Frisches und Versorgung
Lebendiges
Drahtesel
Nächstenliebe
Dackelfrauen und Tubustunnel
Bjoerndalen in Taucherflossen
Im Supermarkt
Titanen der Masturbationskunst
Pagenschnitt und Käse
Kontaktanzeigen
Brille und Ekstase
Käse und Dinge
Bitte während der Fahrt nicht mit dem Fahrgast sprechen!
Schnäppchen machen
Körperpflege
Körperöffnungen
Schrittzähler
Der Fremde
Die Gelegenheit
Unrast
Sonnenbad mit Zebedäus
Saugnäpfe und Wannenverkleinerungen
Verhinderte Ambitionen
Urlaub im Puppenhaus
Cipo & Baxx
Stracciatella und Mitropa
Willi und die Alte
Vier Mark
Dessousbörsen im Asexuellenclub, unter anderem
Black Friday
Der nasse Fremde
Drauflosgeschriebenes (Aus der Momentaufnahmenapp)
Kawumm!
Mythologische Potenzialentfaltung
Zoozirkus
Seufz: Stützschlüpfer
Überwachung
Beobachtung
Scharlach ist kein charismatischer Weltstar.
Dystopie: Corona
Bekanntschaften
Denk bloß nicht an Stars
Onomatopoetenkids
Von zwei Konservativen, die sich in die Wolle kriegten
Katzenpaar, Seefahrer und Radreise
MÖBELTICKothek
Muffiges Schlafzimmer nicht samtsämig genug
Der Ratgeber: Cocktail und Cottage
Von Rüttelplatte bis Markensocken:
Eine kleine regionale Delikteanthologie
Der ICH- Funktion- Herrscher
Zu empfehlen: Bandsalat
: Immer wieder Hinterhöfe
An und für sich eins mit allem
Finnland
Fischlandstrand
Fischlandstrandurlauber
Darf ich Hagen zu dir sagen?
Ahrenshoop
Kunstwerke: Tictacfisch
Kunstwerke: Freikörperkulturstrandromantiker
Kunstexponate: Des Weiteren
Der Radfahrer
Was dachte der Radfahrer und Fußgänger?
Mit dem Auto zum Essen
Unterm Apfelbaum
Der Kollesche
Hundekot im Fahrstuhl
Denn wer salutiert schon liegend?
In brombeerschwarzen Nächten
1 Ratten und eine Brünette
Eines Tages musste ich in der Flöhaer Katakombe von Trägers Preisbombe debütieren.
Erwartungsvoll starrten mir sinnvolle und unsinnige Produkte aus den Regalen entgegen, als würden sie darum betteln, aus dem Schummerlicht des Ramschladens befreit zu werden.
Zum Klobürstenborstenzählen allein tauchte ich ja auch nicht an einem Ort auf, der von einer bärtigen Kassiererin mit rauchiger Stimme regiert wird.
Gerade oder ungerade, vielleicht sogar Primzahl, sie liebt mich- sie liebt mich nicht. Entschlossen ignorierte ich die Verlockungen und griff mir aus den Nachbarregalen einmal Aufwaschmittel, einmal Toilettenreiniger und ein Bodenwischerset, dreiteilig mit Teleskopstiel, fest getackert daran eine Werbekarte, die mich darauf hinwies, dass ich es mit einem anthrazitgrau-türkisen Produkt zu tun hatte, die darüber hinaus eine Brünette (halblang um die Haare) mit quer gestreiftem Pullover (ordentlich Oberweite) und legeren Jeans zeigte, welche überaus glücklich einem dunklen Eichenparkettboden zu Leibe rückte.
Allerdings mit einem nicht anthrazitgrau-türkisen Bodenwischerset, wie ich nach mehrmaligem genauem Betrachten feststellen musste.
Inzwischen verbreitet sich in der ganzen Wohnung ein scharfer ätzender Geruch, dessen Ursprung im ersten Ungezieferbekämpfungsversuch mit dem Toilettenreinigergel „Ocean“ (mit einer surftauglichen Welle auf dem Behälterkonterfei) liegt.
In Ungezieferalpträumen weit vorn: natürlich Ratten, die sich heißhungrig auf der Jagd nach einem Bissen Fallrohre empor hangeln, behänd, wie es in ihrem Naturell liegt, während ich, wie es in meinem Naturell liegt, sitzend beide Ausscheidungsvarianten vollziehe. Gewiss könnte ich sie anders als mit einer Prise „Ocean“ um die Ecke bringen, anlocken mit verdorbenem Essen und dann mit dem Teleskopstiel aus dem dreiteiligen Bodenwischerset auf sie einprügeln, bis sie ihre Vitalität zu den Akten gelegt haben, aber ich kann beim besten Willen kein Blut sehen und keine vorwurfsvollen Knopfaugen.
Als blaugrau würde ich übrigens die Augen der Brünetten bezeichnen.
1 Dystopie: Chemnitz
Am Rande einer der Demonstrationen gegen dies und das, am Rande der Großdemonstration gegen dies mit 10000 Teilnehmern, geschätzt von den Teilnehmern selbst auf 70000 Stück, und der demonstrativ- stationären Kundgebung mit 4000 Volk (Ihr seid Volk, wir sind Völker) heruntergerechnet von der Demonstration gegen dies auf 1000 Völker, beobachtete ich Anneliese S., Deckname Lieschen S., die ungefunden auf der Straße auf ihre Kontaktperson aus dem Kreis der Global Elite Deep Stater wartete, um ihr (der Kontaktperson) einen Störsender zur Unterbindung von Livestreams aus dem Demonstrantenlager, der gegen die Diesigen demonstrierenden (Teilnehmerzahl aufgrund neuester Schätzungen auf etwa 150000 Volk erhöht) zu übergeben. Anneliese „Lieschen“ S., lauernd im Schatten von Plakaten „Wir sind der rationale Widerstand“, „Wir sind der vaginale Widerstand“ und „Ich bin ein linksgrünversifftes Pazifistenschwein“, arbeitet inkognito auch noch zur Rentenaufbesserung für das Pentagon als eine von über 30000 Informations- und Geldweitergebern, genau jenes Pentagon, welches höchstselbst den Bürgerkrieg in Deutschland anzetteln wird, durch Manipulation der Bürger, die sich gegen dies oder das entscheiden müssen und die gegen dies oder das auf einem riesigen Schlachtfeld kämpfen werden, was zur Ausrufung des Kriegsrechtes führen wird, welches eine Abwahl, der, von den gegen die Diesigen Seienden, so gehassten Regierung unmöglich macht.
Unter den mittlerweile geschätzt 450000 Demonstranten von gegen dies wird kostenlos Alkohol ausgeschenkt.
Am Rande der Kundgebung von gegen das, die auf etwa 19 Völker geschrumpft ist, wird eine 850 Meter breite Bühne aufgebaut, auf der Sänger und Instrumentenspieler kostenlos bald gegen die Gegner von dies singen und tanzen werden.
Die Demonstranten von gegen dies, oft als diktaturverliebt gebrandmarkt (präteritumversessen), unterstellen den diktaturablehnenden Demonstranten von gegen das, dass diese sich aktuell einer Diktatur unterordnen, egal wie diktaturablehnend sie auch sein mögen, egal ob sie überhaupt in einer Diktatur leben, oder ob sie ihre Lebensumstände womöglich gar nicht als diktatorisch empfinden, vielleicht nur so rebellieren, zum Spaß womöglich noch.
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