„Das werden sie aber nicht“, entgegnet Fryco, immer noch gereizt. „Schließlich muss die zweite Welle ja irgendwie den Menschen zu vermitteln sein. Dafür werden die bis zum An-schlag hochgefahrenen Tests schon sorgen; Unsere Regierung tut natürlich auch ihr Bestes, über die Medien fleißig Angst und Panik zu schüren; du wirst sehen, dass klappt dann schon. Mit den paar Hanseln, die sie noch finden würden, wenn sie nur die mit irgendwelchen Symptomen testen würden, lässt sich kein Staat mehr machen. Es muss für sie schon zermürbend sein zu sehen, dass kaum noch einer schwer erkrankt, geschweige denn stirbt.
Schließlich muss es ja gemeinschaftlich irgendwie geschafft werden, 7,8 Milliarden Menschen zum Impfen zu bewegen. Und das genau steckt hinter diesem ganzen Pandemiewahn. Die sind doch alle gekauft: Politiker sowieso aber immer stärker auch die Medien; das kannst du überall nachlesen. Und wenn man mit Geld zugeschissen wird, dann kann man natürlich auch mal ordentlich die Werbetrommel fürs Impfen rühren; die be-kommen es doch alle vorn und hinten reingeschoben vom Gates. Der kann sein Glück doch gar nicht fassen, dass er bereits jetzt sein Ziel, die Weltbevölkerung drastisch zu reduzieren, so gut wie erreicht hat.“
„Was meinst du, mit Weltbevölkerung reduzieren?“ fragt Ula überrascht. Claus ist auch überrascht, weil sie normalerweise morgens immer die letzte ist. Schnell schiebt er ein Tablett mit Brötchen in den Ofen.
Ula nimmt sich einen Kaffee, öffnet das Fenster und steckt sich eine Zigarette an, während Fryco sie mit leicht geöffnetem Mund fragend ansieht. „Na, ich dachte, er will alle Welt impfen, um daran ordentlich zu verdienen, so jedes Jahr ein paar Impfungen für jeden, da kommt doch ordentlich was zu-sammen. War das nicht der Plan? Hattest du mir das nicht neulich erst erzählt? Hm, also wenn nicht, habe habe ich das dann wohl irgendwo gelesen.“
Dabei bläst sie den Rauch quer durch den Raum. Sie kann sich das leisten, da beide Männer ein bisschen in sie verknallt sind, obwohl sie wissen, dass sie wohl nicht bei ihr landen können.
`Hübsch ist sie ja, aber zu leichtgläubig´, denkt Fryco missmutig, `und eben nicht mehr auf dem neuesten Stand. Soll ja bei Frauen gar nicht ungewöhnlich sein´.
„Also, das sind doch alles Weltverschwörungstheorien, da könnt ihr doch nicht wirklich dran glauben. Ich meine, das hat doch mit der Wirklichkeit nichts zu tun“, versucht Claus nun, die Aufmerksamkeit wieder auf die Zahlen zu konzentrieren. Fryco, nun aus seinen Gedanken gerissen erwidert trotzdem nichts; `im Unterschied zu mir kennt das Kerlchen eben die Wahrheit nicht´, denkt Fryco, `aber darüber streiten, könnte mir meinen Küchenjungen verärgern, und das will ich nicht´.
Währenddessen hat Claus schon weitergeredet: „Wenn wir uns alle an die Maßnahmen halten, dann gibt es auch keine zweite Welle und wenn doch, dann nur eine kleine; wir müssen halt alle vernünftig sein und achtsam miteinander umgehen; jeder muss verantwortungsvoll sein, Abstand halten, Hände desinfizieren und“
„und immer schön Maske tragen“, vollendet Fred den Satz und setzt sich schwungvoll auf seinen Lieblingsplatz in die Ecke der Bank, „und dann wird sicher alles gut, nicht wahr? Die Stellungnahmen der Experten sind sakrosankt, die Regierung macht alles ausnahmslos richtig mit ihren Beschränkungen, und wir fügen uns dankbar in die unbestrittene Notwendigkeit der Unfreiheit, eh, ich meine natürlich ihres Schutzes, und dafür leben wir, bis wir sterben. Ist noch Kaffee da?“
Claus stöhnt und macht sich an die zweite große Kanne.
Nun kommen auch die beiden letzten Mitglieder der Wohngemeinschaft, Gitta und Harry, in die Küche. Obwohl eigentlich wieder mal getrennt, haben sie wohl doch wieder mal die Nacht miteinander verbracht, was Harry einen bösen Blick von Ula einbringt.
„Bitte nicht schon wieder Corona-Diskussionen“, stöhnt Gitta, „können wir nicht zur Abwechslung mal über was anderes streiten? Sag mal Claus, gibt es heute gar keinen Kaffee?“
Harry macht für sich selbst einen Tee und sagt, Gitta´s Wunsch ignorierend: „Bei den Recherchen zu meinem neuen Artikel habe ich eine ganze Reihe von Studien entdeckt, aus denen ganz klar hervorgeht, dass man der Maske eindeutig eine gute Schutzwirkung zuschreiben muss, und zwar primär für die Mitmenschen, aber bedingt auch für einen selbst.“
„Klar“, sagt Ula, „und wenn man schön Abstand hält, auch und besonders im Bett, dann soll das auch helfen.“
Gitta wird ein bisschen rot, wirft Harry aber einen liebevollen Blick zu. Der lässt sich von keinem der beiden Mädels irritieren, und fährt fort: „und aus diesem Grund ist es auch absolut richtig, dass die Regierung das Maskentragen vorgeschrieben hat; denn freiwillig benehmen sich die Menschen nicht verantwortungsvoll, da denken zu viele nur an ihre eigene Bequemlichkeit.“
„Also ich nehme jetzt ein Face Shield“, stellt Claus seine neue Errungenschaft vor, indem er sein transparentes Plastikteil hochhebt, „habe ich im Internet besorgt; die kommen direkt aus China im Zehnerpack für ´nen Appel undn Ei. Ich weiß zwar nicht, wie gut die helfen, aber ich kann sie ohne Probleme den ganzen Tag bequem tragen, und mein Gegenüber sieht mein Gesicht; außerdem lässt sie sich einfach und schnell reinigen, und sogar desinfizieren.“
Er blickt in lauter skeptische Gesichter und legt sie wieder weg. „Na ja, so gut wie all die selbstgemachten Tücher ist das Ding auf jeden Fall. Ich habe nämlich auch mal recherchiert, weil ich wissen wollte, welche Masken wohl wirklich gut sind und welche nicht. Und siehe da, es gibt jede Menge Studien, und hier übrigens auch eine ganze Reihe über die Influenzaviren, die den Masken, und zwar ziemlich egal welchen Typs, keine besondere Schutzwirkung zuschreiben; es gibt sogar böse Stimmen, die ihr unangenehme bis gefährliche Nebenwirkungen zuschreiben.“ Bei seinem letzten Satz ruht sein Blick auf Ula.
„Das wird die Eltern der Kinder, die jetzt ganztägig in der Schule Masken tragen dürfen, wohl kaum irritieren“, schaltet sich Fryco ein. „Da gibt es zwar klare Stellungnahmen von Psychologen, die furchtbare Langzeitschäden voraussagen, gerade für kleine Kinder. Aber das kann ja diesen Eltern egal sein: `unsere Kinder ziehen immer schön Masken auf, dann kann sie der böse Killervirus´, der im Übrigen bereits seit April kaum noch vorhanden ist, `auch nicht töten´. Da duckt man sich schon mal weg anstatt laut dagegen zu protestieren, dass ihre Kinder hier als Laborratten für einen gigantischen Großversuch eingesetzt werden. Na ja, was soll schon groß schief gehen.“
„Die Umfragen bestätigen es“, meint Claus, und schwenkt die große Kanne: „Übrigens wer wollte nochmal Kaffee?“ Er reicht die Kanne Gitta rüber und fährt fort: „Die meisten Eltern finden alle Maßnahmen der Regierung richtig und befürworten die Maskenpflicht für ihre Kinder, auch im Unterricht. Ich weiß nicht, ob wegen der Gefährlichkeit des Virus oder weil sie Angst haben, dass bei einem positive Testresultat von ja nur einer einzigen Person sofort die ganze Schule wieder geschlossen wird und der ganze Betrieb zusammenbricht. Die meisten haben doch ihren gesamten Urlaub bereits verfrühstückt, wie sollen sie sich also um ihre Kinder kümmern, wenn die wieder in Quarantäne sind?“
„Na, die sind doch dann selbst wohl auch in Quarantäne, oder nicht?“ Ula hat sich zuerst eine zweite Tasse eingeschenkt und dazu ihre nächste Zigarette angesteckt.
„Vielleicht nicht, wenn sie negative Testresultate vorzeigen können?“ Aber man merkt Fred an, dass er das nicht allzu ernst meint.
„Ich glaube nicht an all diese Umfragen“, echauffiert sich Fryco von neuem, „diese Scheiß Lügenpresse setzt dir alles vor, was die Regierung denen vorbetet; widerlich finde ich das. Und zwar auf jeder Ebene. Selbst die Kabarettisten sind jetzt schon Handlanger des Staatsfunks, so weit haben wir es gebracht, ich könnte kotzen.“
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