„Immerhin erlaubt es die Meinungsfreiheit auch einem Kabarettisten oder einer Kabarettistin, die gleiche Meinung zu haben wie die Regierung“, meint Fred sanft, scheitert aber vorhersehbar mit diesem Versuch, Fryco zu beruhigen.
„Das ist dann aber kein Kabarett mehr, sondern dienst-eifriger vorauseilender Gehorsam. `Seht her, ich bin auf eurer Seite, bitte schmeißt mich nicht raus; ich kann euch gute Dienste leisten beim Verarschen eures Publikums. Wenn man euch nicht glaubt – uns glaubt man auf jeden Fall, denn wir sind ja immer soooo kritisch´. So läuft das. Genau so läuft das. Und was deine Meinungsfreiheit betrifft: die Freiheit der Rede ist nicht gleich-bedeutend mit der Freiheit nach der Rede. Ja, du kannst sagen, was du willst, du musst halt nur damit fertig werden, dass du nachher keinen Job mehr hast, keinen Auftrag mehr bekommst, deine Videos gelöscht werden oder du von der Schule fliegst. Wie ihr wisst, habe ich das selbst erlebt; ich weiß also, wovon ich rede. Aber Zivilcourage hat ja nicht umsonst den Mut-Begriff im Wort. Du brauchst also heute Mut, deine Meinung zu sagen, weil deine Existenz danach draufgehen kann. Das ist das, was heute hier von der ach so gefeierten Meinungs-freiheit übriggeblieben ist.“
„Na ja“, meint Fred erstaunlicherweise einmal nachdenklich, „in dem Punkt gebe ich dir recht. Andere Meinungen als Mainstream werden nicht mehr durch die Mainstreammedien kommuniziert und haben daher keine dicke Plattform. Da ist es ziemlich egal, in welcher Zeitung du rumschmökerst oder welchen Sender du dir anschaust. Die mögen sich teilweise im Sprachstil noch ein wenig unterscheiden, aber im Inhalt herrscht großer Gleichklang; das war auch schon während der Klimadebatte so.“
„Das ist aber doch auch logisch; es gibt ja nun mal nur eine Wahrheit“, ist Claus überzeugt; er hat das Frühstück nun kom-plett fertig angerichtet und wagt eine Provokation, die von Ula, Fryco und Fred mit lautem Gelächter kommentiert wird, während Harry zustimmend nickt. Gitta fragt sich, ob Claus das wirklich ernst gemeint hat, doch er fährt bereits fort, „na ja mehrere kann es ja nicht geben. Und wenn 80% der Menschen die Maßnahmen gut finden, dann tun die das ja, weil sie an die Gefährlichkeit des Virus glauben, und zwar genauso, wie es ihnen von der Regierung durch die Presse vermittelt wird. Und damit muss sich die Minderheit von 20% eben abfinden. So geht Demokratie.“
„Sehe ich genauso“; und damit erhebt sich Harry, „Ich gehe dann mal duschen; denn ich habe gleich einen Termin mit unserer Big Boss in der Redaktion“.
„Ich komme mit“, sagen Gitta und Ula fast gleichzeitig. Ula wirft jetzt Gitta einen bösen Blick zu und ergänzt „also nicht mit duschen natürlich; ich muss noch Kram zusammensuchen und dann packen für meinen Flug später.“
Auch Fred ist aufgestanden und hat sich aus der Ecke herausgewunden; er klopft Claus auf die Schulter und meint grinsend: „der Kaffee war Klasse, Claus, aber die Brötchen könntest du nächstes Mal vielleicht doch bereits aus dem Ofen nehmen, wenn sie noch ein bisschen braun sind.“ Damit verschwindet er, nicht ohne sich noch einen Joghurt aus dem Kühlschrank zu angeln. „Ich habe jetzt ein Rendezvous mit meiner Melissa“; meint er noch im Hinausgehen.
„Nett von dir, dass du geblieben bist“, Claus schüttet Fryco den letzten Rest Kaffee ein. „Dann können wir jetzt den Abwasch zusammen machen.“
„Du, sorry, tut mir leid, aber ich hab´ noch Arbeit. Nachher gehe ich doch zur Versammlung, also wir nennen es ja Spaziergang, da muss ich noch drei Plakate malen; ich muss leider weg. Ich helfe nächstes Mal, OK?“
„Wie, was jetzt?“ Claus ist allein; `auch gut´, denkt er und dreht das Radio wieder lauter. Hier mahnt gerade irgend so ein gesundheitspolitischer Sprecher einer Partei mit langsamer, leicht knarrender Stimme die Einhaltung der AHA-Regeln an, es könne sonst wirklich ganz schlimm werden. Claus wundert sich ein bisschen über den wohligen Schauer, der ihm dabei über den Rücken läuft.
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