1 ...7 8 9 11 12 13 ...24 Unser Finanzrahmen war jetzt enger geworden. Wir waren ja nun mehr als nur zwei Personen, und das spürten wir auch im Portemonnaie. Eine größere Urlaubsreise lag nicht mehr drin. Das Einzige was wir uns gönnten, war eine 3-tägige Schiffsreise nach Göteborg in Schweden. Einen Tag auf See, einen Tag Aufenthalt an Land, und dann wieder zurück.
Doch es genügte uns, ein paar Tage etwas anderes zu sehen. Natürlich war auch Basti dabei. Damals ahnte ich noch nicht, dass unser Junge einmal ein ganz besonderes Verhältnis zur See haben würde.
Es war aufregend, die Entwicklung des eigenen Kindes in allen Facetten zu erleben. Was waren wir glücklich, als er das erste Mal »Mama« und »Papa« sagte!
Später behauptete ich immer, er hätte zuerst »Papa« gesagt. Doch Ina war überzeugt, dass »Mama« das erste Wort unseres Sohnes war!
Und gegen Ende des Jahres machte unser Schatz seine ersten Schritte!
An einem Samstagmorgen war ich alleine mit ihm, denn Ina hatte an dem Wochenende Frühdienst. Wie so oft, versuchte ich Bastian zu animieren. »Guck mal, was hab ich hier!«
Bastian war in die Küche gekrabbelt und hatte sich am Türrahmen hochgezogen. Ich kniete mit einem Spielzeug in der Hand am Ende des Eingangsflures, vielleicht zwei Meter entfernt.
Das Spielzeug muss in diesem Moment wohl unglaublich reizvoll für ihn gewesen sein, denn er machte vom Türrahmen aus zwei Schritte auf mich zu, … bevor er in den Beinen einknickte und zu mir krabbelte.
Meine Herren - war ich aufgeregt. Ich konnte es nicht erwarten, dass Ina nach Hause kommen würde. Also übten wir weiter. Und als Ina am Nachmittag die Tür öffnete, zeigten Bastian und ich ihr, dass Sohnemann schon fast vier Schritte schaffte. Ina war aufgeregt und überglücklich!
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Weihnachten war jetzt plötzlich viel wichtiger als die Jahre zuvor. Ina bastelte für Bastian einen gewaltigen Adventskalender. Einen Heißluftballon, an dessen Passagierkorb 24 kleine, mit Glitzerpapier beklebte Zündholzschachteln hingen. Die Schachteln hatte sie mit diversen Kleinigkeiten gefüllt und jeden Tag durfte Bastian eines öffnen. Er war natürlich jeden Morgen aufgeregt, was wohl heute drin war.
Und dann die leuchtenden Augen, als der Weihnachtsbaum geschmückt war und die Lichter brannten. Denn in diesem Jahr hatten wir einen besonders großen besorgt. Nie zuvor hatten wir den Heiligabend so genossen!
Kapitel 46: ALDI hat einfach alles
Im Sommer 1991 packten wir unsere Koffer und fuhren Richtung Belgien. Obwohl Ina und ich nur jeder eine Reisetasche für uns benötigten, war der Kofferraum unseres Opel Kadett proppevoll. Denn Bastian war jetzt schon über zwei Jahre alt und sein »Rundum-Sorglos-Paket« brauchte eine Menge Platz. Sportkarre, Windeln, Pflegemittel, Spielzeug, Kleidung für jedes Wetter. Es war erstaunlich, was wir alles einpacken mussten, um auf Nummer sicher zu gehen, dass es ihm an nichts fehlte.
Damit er auf der langen Fahrt nicht quengelig werden würde, fuhren wir am Abend gegen 20 Uhr los. Er würde nachts schlafen, wenig von der Fahrt mitbekommen und am kommenden Vormittag würden wir in Belgien ankommen. Dort wollten wir ein befreundetes junges Ehepaar besuchen - Doris und Carsten. Doris war die Friseurin, die Ina und mir am Tage unserer Hochzeit die Haare gemacht hatte.
Fast zur gleichen Zeit wie Ina, hatte auch Doris einen Jungen zur Welt gebracht. Sie hatte ihren Carsten ebenfalls geheiratet. Und weil er Zeitsoldat war, wurde er für drei Jahre zur NATO nach Belgien versetzt. Nun wohnten sie in der Nähe von Brüssel.
Wir hatten seit unserer Hochzeit regelmäßigen Kontakt und die beiden meinten, dass es doch schön wäre, wenn wir ein paar Tage zusammen verbringen könnten. Das Haus, welches sie von der Bundeswehr zur Verfügung gestellt bekommen hatten, bot genug Platz für uns alle, und ihr kleiner Sven hätte in Bastian einen Spielkameraden.
Ich hatte Bastian erzählt, dass wir ganz weit wegfahren würden. In ein Land, dass hinter den großen Bergen läge. Dort würden die Menschen in einer anderen Sprache sprechen - keiner würde sie verstehen können. Und wir würden auf einer Straße fahren, die so lang wäre, dass man denken müsste, sie hätte kein Ende.
Er lag in seinem Bett, hatte sein Lieblingsstofftier im Arm und hörte mir gespannt zu. Irgendwann spielte er wieder an seinem linken Ohr. Und ganz langsam fielen ihm dann seine kleinen Äuglein zu und er schlief ein.
Manchmal saß ich dann noch einige Minuten auf dem Fußboden vor seinem Bettchen und sah in sein unschuldiges entspanntes Gesicht. »Ich werde immer für Dich da sein, mein Sohn.«
Nun waren wir auf dem Weg. Natürlich schlief Bastian nicht die ganze Nacht, denn auch für ihn war das alles sehr aufregend. Während der Fahrt saß immer einer von uns beiden neben Söhnchen auf dem Rücksitz des Wagens und beschäftigte ihn, während der andere fuhr. Dadurch hielt er im Großen und Ganzen gut durch.
Ina hatte sich vorgenommen die Fahrt dazu zu nutzen, ihm beizubringen, dass er sich melden sollte, wenn er pinkeln musste. Denn ganz »stubenrein« war der Kleine noch nicht. »Irgendwie muss ich mir was einfallen lassen, um das Pullern für ihn interessant zu machen«, sagte Ina.
»Musst Du mal pieschen?«, fragte sie Bastian, als wir auf einen Rastplatz an der Autobahn einbogen. Basti nickte. Ina hob ihn aus dem Kindersitz und stieg mit ihm aus dem Auto.
»Nicht in die Hose machen!« Ina erhob den Zeigefinger.
»Ich hab eine tolle Idee, Bastian.« Sie öffnete den Schlitz seiner Hose, zog sie herunter und öffnete auch die Pampers, die er zur Sicherheit während der Fahrt trug. »Wenn Du alleine pullern kannst, brauchen wir die blöde Windel nicht mehr. Das willst Du doch auch lieber. Oder?«
Bastian nickte wieder.
»Weißt Du was?« Ina stellte sich hinter ihn. »Wir machen jetzt was ganz Witziges!« Und Bastians Interesse war geweckt.
»Du pinkelst jetzt einfach den Reifen von Papas Auto an! Das merkt der garnicht.« Beide grinsten und Bastian schien absolut begeistert zu sein. Er hielt seinen kleinen Schniedel und ein Strahl traf den Vorderreifen.
Von diesem Moment an hatten wir es geschafft. Bastian meldete sich, wenn er Druck verspürte und dann wurden die Reifen des Autos besprenkelt. Später mussten auch Bäume daran glauben. Auf eine Windel konnten wir jetzt fast komplett verzichten.
Nachdem wir uns in Belgien einige Male verfahren hatten, kamen wir dann doch ans Ziel. Es war bereits Mittag geworden.
Wir verbrachten kurzweilige Tage in der Nähe von Brüssel. Die Jungs kamen bestens miteinander aus und wir Erwachsenen hatten uns viel zu erzählen. Oft saßen wir bis spät in der Nacht auf der Terrasse und leerten so manche Flasche Rotwein.
Oft machten wir auch kleine Ausflüge, oder sahen uns die wunderschöne Altstadt Brüssels an.
Einmal fuhren wir über die Grenze nach Frankreich und fanden in Paris einen Campingplatz. Dort stellten wir unsere mitgenommenen Zelte auf und verbrachten in ihnen zwei Nächte. Die beiden kleinen Burschen waren begeistert.
Wir hatten das Glück, dass es während unserer Tage in Belgien nie regnete. Und viel zu schnell ging die Zeit vorbei. Nach fast zwei Wochen hieß es Abschied nehmen.
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