Geri Schnell - Lieben, kämpfen, leiden!

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Ein junger Ingenieur tritt seine erste Stelle nach dem Studium an. Bereits am ersten Arbeitstag geht es sofort los und schon ist er mit Problemen eingedeckt. Nicht nur technische Probleme, auch für die jungen Fräuleins im Betrieb, ist ein junger hübscher Ingenieur, ein Mann, der zumindest ins Beuteschema passen würde. Da lohnt es sich, am Ball zu bleiben.
Schon die Entscheidung, an welche Firma man den Grossauftrag vergeben will, fordert ihn. Der Entscheid ist nicht einfach, die hübsche sympathische Sachbearbeiterin, gegen die günstigere Offerte, erfordern heikle Entscheide. Herz gegen Geld? Ein schwerer Entscheid, zumal es sich nicht um sein Geld handelt.

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Allmählich nimmt die Müdigkeit von Paul Besitz. Bevor er endgültig einschläft nimmt er sich vor, nichts zu überstürzen. Im Walzwerk wird gearbeitet und die Suche nach einer Freundin wird auf den Abend verlegt. Reinach ist für ihn Neuland. Er ist im Zimmer erst gestern eingezogen. Es liegt im gleichen Gebäude wie die Citybar , dort hat er gestern Abend noch einen Croque Monsieur gegessen, weil seine Küche noch nicht eingerichtet ist. Heute hat er, nach der Arbeit, einige Sachen einkaufen können. Sein Junggesellenhaushalt hat den ersten Tag überstanden. Dann schläft er ein.

Offerte für neue Walzstrasse

Paul arbeitet jetzt schon drei Monate im Walzwerk. Er hat sich gut eingelebt. Ausser mit Herr Lehner, ist er mit allen Mitarbeitern per du. Da er das Problem im Lager lösen konnte, ist er jetzt der zuständige Mann, wenn im Lager etwas nicht gut läuft. Die andern Mitarbeiter im TB sind momentan mit einem Grossprojekt beschäftigt. Yvonne Schmid kommt mit einem dicken Briefumschlag ans Pult von Daniel Gautschi, dem Einkäufer des Werks.

«Die Offerte ist endlich eingetroffen», teilt Yvonne mit und übergibt Daniel den Brief. Gespannt nimmt Daniel das dicke Bündel aus dem Briefumschlag. Sauber zu einem Heft gebunden, liegt endlich die erste Offerte vor. Auf der ersten Seite ist eine Zusammenfassung des Inhalts, doch der Blick fällt unweigerlich auf die unterste Zeile, mit einer beängstigend wirkenden achtstelligen Zahl. Noch nie hat Daniel in seiner beruflichen Laufbahn ein solches Riesenprojekt betreut.

«Als Erstes versuchen wir uns einen Überblick zu verschaffen. Wenn ich ehrlich bin, weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll», meint Daniel zu Yvonne, «für den Anfang brauche ich drei Kopien. Kannst du das übernehmen, - Yvonne? Ich überlege mir inzwischen, wie wir bis Mittwoch einen Überblick erhalten, was da auf uns zukommt, damit wir dem Direktor der Lieferfirma, mit seinem Mitarbeiterstab, die richtigen Fragen stellen können.»

Während Yvonne zum Kopierer eilt, setzt sich Daniel an den Schreibtisch und beginnt Stichwörtern aufzuschreiben. Platzbedarf, Infrastruktur, Leistung der Maschine, Personalbedarf und viele weitere Punkte erscheinen auf dem Blatt. Dazwischen orientiert er sich an der Frageliste, die er von Herr Lehner erhalten hat, damit dieser die Geschäftsleitung informieren kann. Er und Yvonne haben die Aufgabe bekommen, die Offerte auseinander zu pflücken. Die Konkurrenzofferte wird erst für nächste Woche erwartet. Bis dann müssen die wichtigsten Parameter für einen Offertenvergleich zusammengestellt sein. Ausserdem ist die Offerte mit dem Pflichtenheft zu vergleichen, wobei vor allem die nicht erfüllten Punkte interessieren. Eine grosse Hilfe wird das Pflichtenheft nicht sein, da es nur sehr grob abgefasst ist. Zurzeit ist nicht genau bekannt was die Maschinenlieferanten alles anbieten können.

«Du solltest dich als erstes mit dem Grundriss der Maschine beschäftigen», meint Daniel zu Yvonne, als sie mit den vier Heften vom Kopieren zurückkommt, «damit wir sehen, wo wir das Ungetüm hinstellen können. Ich werde mich mit dem Auflisten der Leistungsdaten befassen. Eine Kopie, der Offerte, kannst du gleich Herr Lehner auf den Schreibtisch legen. Also, viel Spass beim Zeichnen!»

Yvonne beschäftigt den Kopierer, derweil stürzt sich Daniel auf die Zahlenflut der Offerte und beginnt sie auseinander zu pflücken. Es ist schon beeindruckend und beängstigend, wenn man sich die enorme Produktionsleistung der offerierten Walzstrasse vorstellt. Im Vergleich zu den heutigen, sicher nicht kleinen Maschinen, wird der Ausstoss gewaltig gesteigert. Eine Million Quadratmeter Folie pro Stunde, das sind, je nach Dicke 10 bis 50 Tonnen Aluminium in einer Stunde. Danach müssen die Rollen gelagert und transportiert werden. Es ist schon eine gewaltige Aufgabe, die da auf sie zukommt.

Nachdem er den ganzen Nachmittag mit seinen Listen beschäftigt hat, besucht er um sechzehn Uhr Yvonne.

«So bringst du das Monstrum in unseren Hallen unter?»

Yvonne schaut erschrocken auf, sie ist so in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihn nicht kommen hörte. Die Maschine ist im gleichen Massstab gezeichnet, wie der Grundriss der Hallenpläne. Auf einem Karton hat sie den Maschinen-Grundriss ausgeschnitten und versucht nun, ihn in den bestehenden Gebäuden unter zu bringen. Viele Möglichkeiten gibt es nicht, so richtig passt keine der Möglichkeiten.

«Ich glaube es wird nicht ohne bauliche Veränderungen gehen. Bis jetzt habe ich drei Varianten gefunden, die mit einem vernünftigen Aufwand realisierbar sind. Moment- ich zeig sie dir!»

Daniel ist ein sehr korrekter Kollege und scheint glücklich verheiratet zu sein. Mit seinen dreissig Jahren ist er das, was man unter einem interessanten Mann versteht. Er geht ganz in seiner Arbeit auf. Privat kümmert er sich liebevoll um seine beiden Kinder. Das Mädchen ist bereits vier Jahre, sein Bube erst ein Jahr alt und macht gerade seine ersten lustigen Gehversuche. Seine Frau Lisa sieht man selten. Trotz ihrer beiden Kinder wirkt sie noch sehr attraktiv und ist immer gut und modern angezogen. Das Interessante an Daniel ist nicht unbedingt seine äussere Erscheinung. Der Bart dürfte etwas moderner geschnitten sein und sein Friseur scheint auch nicht gerade ein Meister seines Fachs zu sein. Die Figur ist jedoch noch gut in Form. Man erkennt sofort, dass er ein regelmässiges Training betreibt und seine Grösse von gut eins achtzig wirkt auf Frauen auch nicht abstossend. Trotz allem ist es nicht das Äussere, das Daniel interessant macht, sondern die Art, wie er mit einem spricht und wie er mit Problemen fertig wird. Auch die Tatsache, dass er kein Schürzenjäger ist, macht ihn für jede Frau zu einer Herausforderung.

Mit wenig Überzeugung beginnt Yvonne die drei Varianten zu präsentieren. Nachdem er ihr interessiert zugehört hat, nimmt er seinerseits den Grundriss der Maschine in die Hand und schiebt ihn auf den Plänen hin und her.

«Das wird nicht leicht werden, aber wir dürfen eventuelle Bauarbeiten nicht scheuen. Es ist wichtig, dass mit der Maschine ohne Behinderung gearbeitet werden kann. Die Transportwege müssen kurz und sinnvoll sein. Am Besten ist es, wir schlafen nochmals darüber. Morgen kannst du dann die Vor- und Nachteile der drei Varianten zusammenstellen. Ausserdem müssen wir Herr Lehner etwas besser mit dem Monstrum vertraut machen.»

Ein letztes Mal verschiebt er den Grundriss auf dem Plan, dann richtet er sich auf: «So für heute ist Feierabend, ich muss meine Gedanken etwas ordnen und das kann ich am besten, wenn ich mit meinen Kindern spiele. - Ich wünsche dir einen schönen Abend, - bis morgen Yvonne!»

«Ich werde auch Feierabend machen, meine Katze erwartet mich sicher sehnsüchtig - Tschüss, Daniel.»

Sie räumt noch schnell den Schreibtisch auf, dann vertauscht sie ihren weissen Arbeitsmantel mit der Lederjacke und schnappt sich ihre Handtasche

«Bis morgen», verabschiedet sie sich von ihren noch anwesenden Kollegen und steckt die Zeiterfassungskarte in die Stempeluhr. Sie ist froh, dass Daniel pünktlich aufhört, denn sie hat heute noch was besonders vor. Ihre Kollegen und Kolleginnen würden sich wundern, wenn sie ihr heutiges Abendprogramm kennen würden. Doch von diesen Abenden, die sie sich von Zeit zu Zeit leistet, wissen ihre Arbeitskolleginnen nichts. Das bleibt ein gut behütetes Geheimnis.

Besuch im Kursaal

Um halbneun Uhr holt Yvonne ihre Freundin Cornelia in Beinwil ab. Mit ihrem Golf fahren sie zusammen zum Kursaal nach Luzern. Dort haben heute Damen freien Eintritt, dies ist vielen unternehmungslustigen Männern nicht entgangen, so dass sie normalerweise in grosser Zahl zur Auswahl stehen. Dazu kommt, dass der ganze Abend Damenwahl gilt, was von den meisten Frauen nicht zur Kenntnis genommen wird, da es eine gehörige Portion Mut erfordert, einen Mann zum Tanz aufzufordern. Nachdem ersten, mit klopfendem Herzen gewagten Versuch, zeig es sich, dass sich der Mut ausbezahlt.

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