Der Zug war fast leer und fuhr sehr, sehr langsam und ähnelte dem von gestern. Er hatte wieder das Gefühl, dass sie zu Fuß viel schneller gewesen wären. Nach einer knappen halben Stunde erreichten sie endlich ihr Ziel. Frieda hatte noch kein Wort gesagt und Mario ließ sie in Ruhe. Was hätte er auch sagen sollen?
Am Burghauser Bahnhof studierte Mario den Fahrplan und auch die Streckenkarte genauer. Er begriff, dass sie sich nahe der österreichischen Grenze befanden. Das war sehr interessant, denn bis jetzt war es ihm völlig egal, in welcher Ecke Deutschlands sie waren und in Erdkunde war er nie ein Genie gewesen. Er sah auf die Uhr; nur noch zwei Minuten bis einundzwanzig Uhr. Perfekt. Der Detektiv sagte, sie sollten nach dieser Uhrzeit einchecken, sie waren genau im Zeitplan.
Mario ging zu einem der Taxis. Die genervte Frieda trottete ihm hinterher. Mario sah ihr an, dass sie müde war. Sie brauchte dringend Ruhe. Hätte er sie nicht doch lieber zuhause lassen sollen?
„Kennen Sie eine gemütliche Pension? Wir sind keine Freunde von großen Hotels.“
„Kenn ich, steigen Sie ein. Kein Gepäck?“
„Kein Gepäck.“
Mario überlegte sich eine passable Ausrede für das fehlende Gepäck. Aber da der Taxifahrer nicht nachfragte und sich offensichtlich nur für seine Musik interessierte, schwiegen sie bis zu ihrem Ziel, das sie nach knapp zehn Minuten erreichten. Da die Fahrt für den Taxifahrer nicht lukrativ war, legte Mario ein ordentliches Trinkgeld auf den geringen Fahrpreis und entlockte ihm dadurch ein Lächeln. Die Pension war auf den ersten Blick sehr ansprechend, was beide aber wenig interessierte. Trotz der späten Gäste war die Dame am Empfang sehr liebenswürdig und begleitete sie zu den gemütlichen, sauberen Zimmern. Sie schien nicht zu bemerken, dass sie kein Gepäck hatten, oder sie interessierte sich nicht dafür. Sie hatten beide bei der Anmeldung gültige Pässe vorgelegt und machten nicht den Anschein, dass sie ihre Zimmer nicht bezahlen könnten. Alles andere war für sie nicht von Interesse. Mario fragte nach der Möglichkeit eines Abendessens.
„Natürlich können Sie bei uns essen. Unser Haus wird auch wegen der guten Küche geschätzt. Ich reserviere einen Tisch für Sie.“
Mario hatte an der Rezeption einen Prospekt der Pension eingesteckt. Er rief den Detektiv an und nannte ihm die neue Handynummer und die Adresse der Pension.
„Für die nächsten beiden Tage sind Sie in Sicherheit. Besorgen Sie sich morgen früh Kleidung und alles, was Sie sonst noch brauchen. Unternehmen Sie bitte nichts, bis ich bei Ihnen bin.“
„Wann sind Sie hier?“
„Ich habe noch einiges zu recherchieren und werde mich beeilen. Ich bin so schnell wie möglich bei Ihnen. Bleiben Sie bitte ruhig. Wie geht es Ihrer Begleitung? Wäre es nicht besser, sie fährt wieder nach Hause?“
„Das wäre mir auch lieber. Allerdings befürchte ich, dass sie sich weigert. Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Votteler ist hart im Nehmen.“
Leo wusste längst, wo die beiden untergekommen waren. Er war ihnen gefolgt. Noch hatte er keine Informationen darüber, warum sich die Kriminalpolizei für Peter Friedrich interessierte. Und vor allem nicht, warum die Kriminalpolizei Mario Pini bat, wieder abzureisen. Die beiden Kollegen waren echt. Das herauszufinden, war für seinen Vorgesetzten Zeitler eine Kleinigkeit gewesen.
„Die beiden sind in der Pension Enzian in Burghausen untergekommen,“ sagte Leo zu Zeitler.
„Gut. Ich kümmere mich darum, dass die Meldungen nicht rausgehen. Wäre es nicht besser, die beiden aus der Schusslinie zu nehmen? Ein Öko-Fuzzi und eine alte Frau sind nicht gerade das ideale Gespann.“ Zeitler sagte das zwar salopp, aber er machte sich ernsthaft Sorgen.
„Wir brauchen die beiden. Ohne sie wären wir nie auf die Spur von Peter Friedrich gekommen. Er muss etwas mit der Familie Pini zu tun haben. Vielleicht kommen wir so an Jürgen Knoblich.“
„Ich finde das weit hergeholt. Es gibt nichts, was darauf hindeutet.“
„Wir haben keine andere Spur.“
„Das weiß ich.“
„Haben Sie etwas von den Münchner Kollegen gehört?“
„Noch nicht. Mein Kontakt ist nicht erreichbar, ich bin aber dran. Ich bin gespannt, was die Kripo München von Peter Friedrich möchte. Solange müssen Sie ein Auge auf Pini und Frau Votteler haben.“
„Ich pass auf die beiden auf, versprochen.“ Leo hatte eine ungemütliche Nacht vor sich, die er im Wagen verbringen wollte. Das war nicht das erste Mal. Für einen Moment hatte er darüber nachgedacht, sofort auf der Bildfläche zu erscheinen, entschied sich dann aber dagegen. Bevor er nicht mehr Informationen hatte, blieb er vorerst lieber noch im Hintergrund.
Als Mario das Restaurant betrat, saß Frieda bereits am Tisch und aß. Er erwähnte nur mit knappen Worten das eben geführte Telefongespräch und Frieda verstand sofort: Hier konnten sie auf keinen Fall über das Telefonat und das heute Erlebte sprechen. Das Restaurant war voll. Daher verständigten sie sich stillschweigend, die Unterhaltung nach dem Essen fortzuführen.
„Gehen wir vor dem Schlafen noch eine Runde spazieren?“, schlug Frieda vor, die ein Glas Rotwein zu viel hatte und dringend frische Luft brauchte.
„Gerne,“ sagte Mario, obwohl er keine Lust darauf hatte. Schweigend gingen die beiden um den Block.
Leo Schwartz folgte den beiden. Nachdem sie wieder in die Pension gingen, stieg er in seinen Wagen. Hoffentlich war das der letzte Spaziergang für heute und es gab keine weiteren Überraschungen.
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