1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 »Und als Frau ... , na ja, Sie wissen ja wie starke Männer in Uniformen auf Frauen wirken, oder?«
»Ich hab es zumindest immer gehofft« lachte er kurz auf und deutete auf den Teller vor sich. »Haben Sie vielleicht Lust mit mir zu frühstücken?«
»Nein danke,« winkte sie ab. »Ich habe bereits gefrühstückt und bin auf dem Weg in die Stadt zu einer Besprechung. Aber mir bleibt noch etwas Zeit. Und weil ich Sie hier so einsam sitzen sah, hab ich Sie angesprochen. Sind Sie auch auf dem Weg zum Dienst?«
»Nein, ich bin heute Morgen hier gelandet und habe jetzt Dienstschluss. Direkt nach dem Frühstück wartet mein Bett auf mich.«
»Ach so ..., und wann geht es für Sie weiter?«
»Erst morgen Vormittag. Dann fliege ich von hier aus zurück nach Kuala Lumpur, von wo ich gekommen bin.
Und wie sind Ihre Reisepläne?«
»Ich reise auch schon morgen weiter. Heute Vormittag und am Nachmittag habe ich hier in der Stadt ein Treffen mit Kunden, und morgen Mittag fliege ich zurück nach Hongkong. Dort arbeite ich für eine Wirtschaftsagentur.«
»Oh, dann haben Sie ja wenig Gelegenheit, ihren Aufenthalt zu genießen,« stellte er fest.
»Nein, leider nicht. Dafür bleibt bei kurzen Geschäftsreisen nicht die Zeit. Aber das betrifft Piloten ja sicher genau so.«
»Ja das stimmt allerdings. Von den meisten Städten, die ich gesehen habe, kenne ich nur den Flughafen und das Mannschaftshotel. Das ist einer der Nachteile der Berufsfliegerei.«
Sie nickte zustimmend. »Aber ansonsten haben Sie doch einen sehr spannenden Beruf, oder?«
»Finden Sie? Ab und zu gibt es auch mal Spannendes, das stimmt. Aber vieles ist heute doch mehr und mehr Routine. Wie Sie schon sagten.«
Lächelnd schenkte er sich Kaffee nach und strich sich über die nicht mehr vorhandene Behaarung seines Hauptes.
»Von den aufregenden Städten, die man anfliegt, sieht man wie gesagt meistens nur den Flughafen und die Passagiere maximal kurz beim Ein- oder Aussteigen. Und die Technik ist heute so ausgereift, dass sich da die Spannung Gott sei Dank auch in Grenzen hält. Ich hab neulich erst gelesen, dass Fliegen heutzutage nicht mehr viel aufregender ist als Busfahren.«
»Nein nein, das sehe ich ganz anders ....«
Sie beugte sich leicht vor und suchte mit gesenkter Stimme seinen Blickkontakt.
»Das mit den Städten und der technischen Routine stimmt natürlich .... aber ich hab noch nie einen so aufregenden Busfahrer mit einer so stilvollen Uniform angesprochen.«
Mit einem kurzen Lachen lehnte sie sich wieder zurück und entblößte makellos gepflegte Zähne.
Er konnte ihren Blick fast körperlich spüren, und in seinem Hinterkopf suchte er immer noch nach dem Grund für diese scheinbar zufällige Begegnung.
Als normalerweise nüchterner Techniker und logisch denkender Mensch glaubte er nicht an Zufälle. Und wenn sie dann auch noch so angenehm und verlockend daher kamen schon erst recht nicht.
Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass in diesen Fällen meist nach kurzer Zeit ein Werbebanner auf dem Bildschirm erschien und eine freundliche Stimme sagte:
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Aber möglicherweise erwies ich sein Misstrauen ja auch als völlig unbegründet und es war nur der Glückstag, den er sich schon längst verdient hatte.
Endlich war dem Schicksal aufgefallen, wie lange Zeit es ihn vernachlässigt hatte.
Und heute war ER die Hauptperson in dieser Geschichte, die man normalerweise in irgendwelchen zwielichtigen Herrenmagazinen las, oder bei der man, bevor man sie im Hotel TV sehen durfte, gezwungen wurde zu bestätigen, dass man schon über 18 war.
Sie ließ ihm nicht lange Zeit für seine Überlegungen.
»Ich habe erst in der letzten Woche wieder einen Bericht über diesen Piloten gelesen, der vor ein paar Jahren mit einer Passagiermaschine eine Notwasserung im Hudson- River in New York geschafft hat. Da sieht man doch, dass Fliegen nicht immer nur Routine ist, oder?«
»Ja ja«, nickte er. »Das ist zugegebenermaßen eine faszinierende Geschichte. Aber so etwas passiert Gott sei Dank nicht jeden Tag.
Da müssen schon sehr viele unvorhersehbare Umstände zusammenkommen, damit eine solche Notlage entsteht. Und man sieht ja, dass eine erfahrene und perfekt ausgebildete Crew selbst diese Extremsituationen bewältigen kann.
Über so etwas braucht man sich eindeutig keine Gedanken machen, wenn man heutzutage als Passagier in ein Flugzeug steigt.
Und um ehrlich zu sein, wirken Sie auf mich auch nicht so, als wenn Sie Angst beim Fliegen hätten, oder?«
Faizal zog fragend die Augenbrauen hoch und bemühte sich sein Lächeln offen und freundlich wirken zu lassen.
Normalerweise hatte er keine Probleme damit, Frauen anzusprechen und in ein Gespräch zu verwickeln. Sein unaufdringlicher Charme und sein Humor wirkten offen und sympathisch. Und in der Regel brauchte er nur einige Sätze, um Interesse zu wecken und Gesprächsthemen zu finden, bei denen er mit Witz und kleinen Anekdoten die Aufmerksamkeit anderer fesseln konnte.
Außerdem hatte er festgestellt, dass seine dunkle Stimme zusammen mit der ihm eigenen entspannte Art zu sprechen auf Frauen beruhigend und vertrauenerweckend wirkte.
Er versuchte deshalb, seine Neugier nicht zu zeigen, und in dem aufmerksamen Gesicht gegenüber und in den zwei dunklen Augen die ihn konzentriert beobachteten zu lesen. Aber das Einzige, dass er erkannte, war ein offener und freundlicher Blick. Ihr Interesse schien wirklich seiner Person zu gelten.
»Nein, normalerweise sicher nicht.«
Sie drehte scheinbar auf der Suche nach einer Antwort die kleine Handtasche vor sich in ihren Händen.
»Aber wenn man sich vorstellt, dass man selber als Passagier in einer solchen Situation ist ... Ich kenne natürlich die Sicherheitshinweise, die man vor jedem Flug erklärt bekommt. Den Kopf auf die Knie, und den Anweisungen des Personals folgen ..., aber wenn es dann wirklich mal so weit ist .... was würden Sie als Passagier tun?«
»Ich?« Er lachte und schob seinen Frühstücksteller beiseite.
»Ich denke, ich würde mir den Weg zum nächsten Notausgang einprägen, den Kopf auf die Knie drücken und den Anweisungen des Personals folgen. Damit hat man die größten Überlebenschancen. Und ich würde hoffen, einen wirklich guten Piloten im Cockpit zu haben.«
»Und als Flugkapitän? Kann man so eine Notwasserung denn in der Ausbildung trainieren?«
»Na ja, es ist möglich, so etwas im Simulator durchzuspielen. Damit man die wichtigsten Abläufe und Daten im Kopf hat. Praktisch üben kann man eine solche Landung logischerweise nicht. Warum fragen Sie?«
»Nur aus Neugierde.«
Sie senkte kurz den Blick, um nachzudenken und er nutzte die Gelegenheit sich ihre Oberweite ohne die störende Umhüllung vorzustellen.
»Mich hat einfach interessiert, wie Sie über eine solche Situation denken und ob es Sie reizen würde, so eine Landung mal zu versuchen.«
Er lachte. Mühsam zwang er seine Gedanken zurück in die Realität.
»Versuchen?«
»Na ja«, hob sie den Kopf, und der Blick, mit dem sie auf seine Antwort wartete, schien ihm für einen kurzen Augenblick mehr als nur profane Neugier zu signalisieren. Aber sofort kehrte ihr betörender Gesichtsausdruck zurück.
»Ich bin halt neugierig, wie viel Abenteuerlust noch in einem so nüchternen Verkehrspiloten von heute steckt. Oder gibt es so etwas heutzutage nicht mehr in der Fliegerei?«
Er erwiderte ihr Lächeln und bemühte sich, seine Gedanken zu fixieren. Irgendwo im Hinterkopf wurde er das Gefühl nicht los, das diese »zufällige« Begegnung, ihr aufreizendes Äußeres und das Gesprächsthema nicht richtig zusammen passten.
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