Dies war, wie sie dem Publikum versicherte, die erste Lektion in Mystizismus: „Du bist mit deiner Seele“, sagte sie „aber nicht unbedingt von deiner Seele. Lebst Du wie eine Seele oder wie ein Geist? Wenn Du vorher nur als ein Geist gelebt hast, hast Du vielleicht keine Erinnerungen wie eine Seele. Auf der anderen Seite hast du einen Teil des Universums als Seele benutzt? Im Orden des Melchisedek, vor Abraham, standen psychische Kräfte sowie das Hellsehen nie zur Debatte.“ (Vallée 1979/2008, S. 105, Hervorhebungen durch Vallée)
Vallée merkt hier an: „Wie konnte sie das wissen?“
Weiter schreibt er: „Es gab Cosmo-Voyance, das Sehen und Hören Gottes. Das war es, was der Vortrag mit ‚Sei dein eigener Psychiater’ sagen wollte. Du musst ein Benutzer von Gottes Geist werden, der tatsächlich der einzige Geist ist.“ Der Wissenschaftler stellt fest, dass sie die Stilmittel „Sinnlosigkeit“ und „Verwirrung“ auf fachkundige Weise wie ein Gehirnwäschen-Experte verwendete, mit etwas, das wie eine angeborene Begabung erschien, um Erleuchtungen aus den Verstrickungen ihres geheimnisvollen Kauderwelsches zu ziehen.“ Niemand im Raum rührte sich.
„Du musst wie ein spirituelles Wesen handeln. Wer bist Du? Durch wen bist du entstanden? Wer sind die Eltern deiner Seele? Perfektion ist übertragbar, und dir wurde unbegrenzt Perfektion deines Geistes und Verstandes gegeben.“ (Vallée 1979/2008, S. 105)
Weiter sagte die Vortragende, dass es siebenmal sieben Äther gebe, die die Gewänder der Seele bildeten und sich in ätherischen Wellenlängen im Uhrzeigersinn um uns drehten. Sie hielt an und schaute die Zuhörer eine Zeit lang an, als ob sie bizarre Farben im Zuschauerraum sehe, schreibt Vallée. Interessant ist die Verwendung des Begriffs „Wellenlängen“, der an das elektromagnetische Spektrum denken lässt. Dem amerikanischen Forscher John A. Keel zufolge sind UFO-Sichtungen wie andere Phänomene auf Intelligenzen zurückzuführen, die sich meist in uns nicht zugänglichen Wellenlängen aufhalten. Keel zufolge bedienen sie sich Kontaktlern, Kultfiguren und Okkultisten. Aus unbekannten Gründen verwirren sie uns und haben anscheinend Spaß daran, mit uns ihr Spiel zu spielen. Keel sagt auch, dass Kontaktler etc. oft eine Menge Blödsinn erzählen, in denen jedoch oft ein Fünkchen Wahrheit stecke. Ist der Hinweis von „Wellenlängen“ eine solche in Unsinn verpackte Wahrheit? (vgl. Horn 2013)
Aus dieser Sicht wäre es tatsächlich möglich, dass Pettipher Farben außerhalb unseres Spektrums im Raum sieht, auch wenn Vallée dies wohl mehr scherzhaft und ironisch meint. Diesem jedenfalls fiel auf, dass der Fluss ihrer Worte immer bunter und genauer wurde. „Wir beginnen, uns umzuformen“, sagte sie. Und: „Wir werden ganz plötzlich beträchtlich aufsteigen.“ Weiter sagte sie: „Wir sind uns alle früher schon begegnet, nahe dem Mittelmeer. Während der letzten 20 Jahren hatten wir Ägypten mit uns – Menschen, die aus jener Periode inkarnierten. Wir kommen jetzt aus dieser Zeit heraus. Die Menschen erinnern sich, sich in Griechenland, in Atlantis (…) getroffen zu haben.“ (Vallée 1979/2008, S. 106)
Die Erwähnung von Atlantis durfte natürlich nicht fehlen. Diese von Platon in seinen Dialogen Timaios und Kritias beschriebene Insel, die auf spektakuläre Weise unterging, spielt in okkulten und esoterischen Kreisen sowie bei Kontaktlern und Channelmedien eine große Rolle, was der seriösen Atlantisforschung die Arbeit nicht unwesentlich erschwert. So war sich auch Pettipher ganz sicher: „Wir lebten in Harmonie mit Atlantis.“ Und weiter: „Unglücklicherweise versenkte die Schwerfälligkeit des Geistes die Insel. Einen Teil dieser Schwerfälligkeit haben wir immer noch.“ Vallée zufolge erwähnte sie diese Dinge, wie eine Hausfrau, die ihren Kindern Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt.
Pettipher erzählte, wie Vallée berichtet, dass sie vor zehn oder zwölf Jahren Atlantis in der Fifth Avenue gesehen habe. An einem heißen Sommertag ging sie den Bürgersteig entlang, und plötzlich sah sie es unter ihr: eine Vision von Palästen und Parks, eine alte Stadt – lebendig und aufregend. „Gott, gib mir einen Zeugen!“, betete sie. Dann sah sie ihre Freundin Emma Fox in einer Einfahrt. „Was machst Du da? Was siehst du dir an? “, fragte jene. Und Grace antwortete: „Ich untersuche Atlantis, kannst Du das nicht sehen?“
Im Vortrag resümierte sie, dass wir den gleichen Fehler, den wir damals auf Atlantis gemacht haben, nicht wieder begehen sollten. Dies sei die Lektion von Atlantis. Wir dürfen niemand anderen manipulieren und unsere Gefühle niemals tarnen. Wir müssten strikt den Weg des Lebens gehen, weil die Kraft von oben strikt zurückgehen würde bzw. ihre Effektivität verlöre.
Dr. Pettipher erzählte dann von ihrem ersten Besuch in San Francisco in der Zeit der Hippie-Bewegung. Sie konnte nicht glauben, dass so viele uralte Seelen zur gleichen Zeit reinkarniert wurden, doch dies würde ihre Theorie nur bestätigen, wie sie zu spüren behauptete. Die Hippies seien aus der Zeit des antiken Griechenlands gekommen, und sie glaube Beweise in ihrem späteren Verschwinden aus Amerika gefunden zu haben. Hunderte von ihnen würden jetzt in Griechenland leben, wo sie selbst sie gesehen hätte. Sie seien in ihre gewohnte Umgebung zurückgekehrt. Die Menschen kämen von allen Arten von Orten. Selbst in dem Raum, in dem sie referierte, wie sie sagte, während sie geradewegs die Vallées ansah. Und dann fuhr sie fort zu erklären, dass einige in der Veranstaltung säßen, die von außerhalb der Erde kämen. Es seien Wesen, die in UFOs kamen, in denen Menschen uns verließen.
Schließlich kam Dr. Pettipher auch auf das Thema „Sex“ zu sprechen: Keine emotionale Verwicklung werde jenen erlaubt, die ihrer Philosophie folgen. Wenn ein neuer Jünger eine Beziehung hatte, dann müsse er diese beenden. In Ausnahmefälle war großzügigerweise eine Heirat erlaubt, nämlich dann, wenn die Verlockung zu groß ist. Dann sagte sie: „Die meisten Menschen sind Schiffe, die in der Nacht vorbeifahren. An jene, die am Tag vorbeigehen, erinnerst Du Dich. Bedenke: Falls du Dich an mich erinnerst und ich Dich vergesse, wer ist stärker von den beiden? Verlasse niemals eine Unternehmung, die nicht perfekt oder unfertig ist. Bleibe dabei. Verberge nicht deine Fehler; benutze das Licht. Du solltest nicht entscheiden, was gut oder schlecht ist, sondern was du selbst persönlich zu wissen wünschst. Licht kann nur auf sich selbst schauen. Es schaut in die Dunkelheit und sagt: ‚Hallo, Licht!’“ (Vallée 1979/2008, S. 107)
Vallée betont, dass die Mitglieder des Ordens von Melchisedek überall in der Welt Pettiphers Aussagen als Tatsachen ansehen. Sie akzeptierten die Anwesenheit von „Sternenwesen“ unter uns, fragt sich aber, warum ihre Veröffentlichungen nichts über diese aufregende Entwicklung sagen. „Versteckt sie etwas?“, fragt Vallée. „Gibt es etwa einen ‚Inneren Zirkel’ hinter diesem trivialen metaphysischen Geschwätz, das den Nichteingeweihten angeboten wird? Die Vorträge von ‚Dr. Grace’ enthalten Leckerbissen einer faszinierenden Zeit-Raum-Theorie, die durch Stufen von pseudomystischem Jargon versteckt werden, doch was ist es, was individuelle Mitglieder der Gruppe wirklich glauben?“
Diese Frage beunruhigte Vallée: Ein Freund von ihm habe ein Interesse an der Philosophie dieser „Untertassen-Gruppen“ entwickelt. Als er ihm von der Existenz des Ordens von Melchisedek berichtete, nahm er diese Nachricht enthusiastisch auf und begann umgehend, Dr. Pettiphers Schriften zu lesen. Doch er war enttäuscht, fand den Inhalt nur „öde“. Da sei die Rede von negativen Schwingungen, die mit der Aura und von Entfaltung von spirituellem Bewusstsein einhergehen. Da sei nichts, was man verifizieren könne, kein wissenschaftlicher Inhalt.
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