Heike Wolter - SILENCIO

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Was passiert, wenn Sie etwas sehen oder hören, was Sie nicht hätten sehen oder hören sollen?
Dieses Problem entwickelt sich für Molly Flannagan zu einer echten Überlebensfrage. Denn als sie zufällig Zeugin eines Treffens zwischen ihrem Ex-Mann, einem abtrünnigen Beamten des A (Alkohol) T (Tabak) F (Firearms = Schusswaffen) und Luciano Carpetti – einem Waffenhändler und Mafiaboss – wird, fühlt sie sich plötzlich förmlich vom Pech verfolgt.
Völlig ahnungslos tappt Molly von einem Unglück ins nächste …
Ein Schmunzel-Krimi über einen kleinen toten Kanarienvogel, falsche Annahmen, eine offensichtliche Pechsträhne und talentlose Mafiosi

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Heike Wolter

SILENCIO

schweig und stirb

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Inhaltsverzeichnis Titel Heike Wolter SILENCIO schweig und stirb Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Heike Wolter SILENCIO schweig und stirb Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog

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Epilog

Liebe Leser ...

Impressum neobooks

Prolog

Alles ist komisch, solange es einem anderen geschieht

(Will Rogers)

Sein langes Wochenende in Las Vegas hatte so schön angefangen. Seine derzeitige Geliebte war warm und willig, an den Spieltischen, die er besuchte, gewann er die meisten Runden, das Zimmer war Extraklasse und die Abendunterhaltung sensationell.

Und dann wendete sich am zweiten Tag sein Blatt ... er verlor alles, was er zuvor gewonnen hatte; seine Bettgespielin reiste mit einem anderen ab, den sie kennenlernte, während Steven seine letzten Dollars am Bakkarat-Tisch verplemperte; aus dem luxuriösen Zimmer musste er ausziehen, weil er es nicht mehr bezahlen konnte. Kurz gesagt, es ging rapide bergab.

Da er aber absolut keine Lust hatte, sein Wochenende so überstürzt und unglücklich abzubrechen, wandte er sich an den Betreiber des Casinos, was er schon bei früheren kurzfristigen Engpässen getan hatte, und schrieb einen Schuldschein über 50.000 Dollar aus. Er war sich sicher, dass er innerhalb kürzester Zeit seinen Verlust ausgleichen und die Summe wieder zurückzahlen würde. Denn schließlich hielt seine Pechsträhne ja nie lange an.

Doch diesmal erwischte er den Gott des Spiels auf dem falschen Fuß. Steven verlor weiter - die 50.000 und weitere 30.000 Dollar, die er sich bei einem anderen Kredithai lieh. Das Gesetz der negativen Serie schlug erbarmungslos zu. Steven verschuldete sich bis über die mittlerweile zu Berge stehenden Haarspitzen, bis ihm ein muskelbepackter Typ im schwarzen Anzug eine dringende Einladung ins Büro des Casinobesitzers überbrachte, der sich mit ihm über die Rückzahlung seiner Kredite unterhalten wolle.

Nun schwitzte Steven Jacoby Blut und Wasser, denn das Schweigen seines finsteren Gegenübers dauerte und dauerte. Offenbar stieß seine demütige Stundungsbitte nicht unbedingt auf Gegenliebe. Sicher, er hatte sofortige Rückzahlung vereinbart, aber das konnte er eben nicht, weil er alles eingesetzt und verloren hatte. Und bis er die Mittel aus seiner Firma abziehen konnte, würde zumindest eine ganze Weile vergehen.

Durch den üblichen Klatsch und Tratsch in Spielerkreisen hatte er schon öfter von den Folgen einer solchen Vereinbarung gehört und sich insgeheim über die Trottel amüsiert, die schließlich in der Klemme steckten. Stellte sich insgeheim vor, wie diese Loser sich vor ihrem Geldgeber verbargen und nicht mehr vor die eigene Haustür wagten. Absolut lachhaft. Er selbst hatte diese Probleme noch nie gehabt, sein Konzept war stets aufgegangen. Diesmal allerdings war er derjenige, der knietief in der Scheiße saß. Und leider war ihm dabei so gar nicht zum Lachen zumute.

Endlich unterbrach die kratzige dunkle Stimme seines Gläubigers die belastende Stille. Allerdings ging es Steven deshalb nicht einen Deut besser.

"Tja, Mr. Jacoby … das ist ein Problem, das nach einer schnellen Lösung verlangt. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, bin ich über Ihre Zahlungsunfähigkeit nicht gerade erfreut. Ich habe mir übrigens die Freiheit genommen, Ihren zweiten Schuldschein ebenfalls zu übernehmen. Es zahlt sich doch viel besser, wenn alles in einer Hand ist. Da ich aber nicht auf mein Geld warten will, Sie jedoch nicht sofort zahlen können, werden wir uns auf andere Art einigen. Sie vertreiben doch Baumaschinen?"

Steven runzelte die Stirn. Benötigte der Mann einen Bagger? "Ja, das stimmt Mr. Carpetti. Baumaschinen. Bis nach Übersee."

Luciano Carpetti gestattete sich ein Lächeln, das ihm das Aussehen eines hungrigen Haifischs verlieh. Steven lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. "Das ist gut, Mr. Jacoby. Das ist sehr gut. Bestimmt verwenden Sie diese wunderbaren großen Container, wenn Sie die Maschinen an den Käufer verschiffen?"

Steven schluckte trocken. Irgendwie hatte er ein ziemlich ungutes Gefühl bei dieser merkwürdigen Fragestunde. "Oh, ja, meistens ... ja, Schiffscontainer ... die ganz großen." Stotternd erteilte er Auskunft, die schweißnassen Hände fest zwischen die zusammengepressten Knie gezwängt. Carpettis Lächeln wurde immer breiter.

"Sicher haben Sie in diesen Containern auch bisweilen noch etwas Platz in der einen oder anderen Ecke?"

Nun war klar, was er für die Abgeltung seiner Schulden würde tun müssen. Steven wurde blass, ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Fast tonlos bestätigte er "Habe ich, Mr. Carpetti" und wusste, dass er gerade einen Pakt mit seinem ganz persönlichen Teufel geschlossen hatte.

1

Fürchte den Bock von vorn,

das Pferd von hinten und das Weib von allen Seiten.

(Anton Tschechow)

Zufrieden mit sich und der Welt und überaus erfreut über die Spielsucht eines gewissen Transportunternehmers lehnte sich Luciano Carpetti in seinem bequemen Ledersessel zurück und drapierte seine edel beschuhten Füße auf seinem Schreibtisch.

Gab es etwas Schöneres als einen gelungen geschäftlichen Coup? Naja, vielleicht noch richtig guten Sex – obwohl sich Carpetti da wohl doch eher fürs Geschäft entscheiden würde. Sex bekam man überall problemlos. Eine diskrete und nahezu narrensichere Methode, seine ganz speziellen Waren zu transportieren, jedoch nicht allzu häufig.

Es war eindeutig angebracht, sich neue Wege zu erschließen, da er in letzter Zeit das dringende Gefühl hatte, gewissen geschäftsschädigenden Einflüssen ausgesetzt zu sein. Allzu oft klebten neuerdings ein paar sehr verdächtige Subjekte an seinen Fersen. Seine bisherigen Transportwege wurden beobachtet, was auch seinen Geschäftspartnern nicht verborgen blieb – und die wurden langsam nervös.

Durch die nette kleine Vereinbarung mit dem guten Mr. Jacoby war nun aber alles wieder in Butter. Wer würde schon vermuten, dass ein so qietschsauberer Bürger wie dieser Typ bis zum Hals in krummen Sachen steckte? Carpetti lachte leise in sich hinein. Keiner würde das vermuten. Am wenigsten die Heinis von der ATF, und genau auf die kam es ihm an.

***

Völlig in Gedanken versunken betrat Molly Flannagan Gino’s Pizza , die - wie immer um die Mittagszeit - gut besucht war, was sehr wahrscheinlich weniger an Gino Falcones Kochkunst als vielmehr an den wirklich günstigen Angeboten von 11.00 bis 14.00 Uhr lag. Dankbar registrierte sie die freie Fensternische und ließ sich auf die leicht abgewetzte Sitzfläche der Eckbank fallen. Bei Gino’s gingen alle möglichen Typen ein und aus, die meisten jedoch waren Arbeiter von den Docks am nahe gelegenen Frachthafen. Molly hasste nichts mehr, als zwischen den markigen Typen am Tresen sitzen zu müssen. Auch wenn sich die meisten mit blöden Sprüchen zurückhielten, es gab immer ein paar, die sich für den Nabel der Frauenwelt hielten und dementsprechend alles anbaggerten, was ansatzweise weiblich wirkte. Und das schlug Molly in der Regel gehörig auf den Magen.

"Molly, mein Herzchen, was darf ich dir bringen?" Leicht irritiert, aber auch erfreut hob Molly den Blick von der Speisekarte, in der sie gerade geblättert hatte. Nicht, dass es nötig gewesen wäre – Molly kannte alle Gerichte, die Gino’s zu bieten hatte, auswendig. Schließlich aß sie hier schon seit mehr als fünf Jahren regelmäßig dreimal die Woche. Aber die Stimme, die heute nach ihren Wünschen fragte, war nicht die von Susie, der jungen Bedienung, die sich normalerweise um die Gäste kümmerte, sondern die Stimme von Gino Falcone höchstselbst.

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