Lothar Beutin - Muttis Erben

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Berlin im November 2015. Als der angepasste Pharmamanager Herbert Hintersinn auf dem Weg in seine Firma einen Zwergpudel überfährt, ahnt er nicht, dass sein Leben damit eine entscheidende Wendung nimmt. Ausgerechnet er wird dazu bestimmt, Geschäftsbeziehungen mit der syrischen Pharmaunternehmen Erkalaat anzuknüpfen. Herbert merkt schnell, wer hinter diesem Betrieb steckt. Ein Fabrikant von Chemiewaffen, der an Substanzen zur Herstellung des Nervengifts Tabun interessiert ist. Im Spagat zwischen seinem Gewissen und der Loyalität zu seiner Firma versucht Herbert, dieses Waffengeschäft zu verhindern. Seine Freunde Frank und Harry, die gegensätzlichen politischen Lagern angehören, drängen ihn dabei zu sehr unterschiedlichen Maßnahmen. Die Liebe zu seiner Kollegin Elsa gibt Herbert die Kraft, auf sich selbst zu vertrauen und sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu lösen. Bei der entscheidenden Begegnung mit einem skrupellosen Terroristen beweist Herbert seine wahre Größe.

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Lothar Beutin

Muttis Erben

oder vom schlechten Gewissen im Lande der Freudlosigkeit

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Inhaltsverzeichnis

Titel Lothar Beutin Muttis Erben oder vom schlechten Gewissen im Lande der Freudlosigkeit Dieses ebook wurde erstellt bei

Montag, 19. Januar 1829 Montag, 19. Januar 1829 Andrer Bürger: Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, Wenn hinten, weit, in der Türkei, Die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man abends froh nach Haus, Und segnet Fried und Friedenszeiten. Dritter Bürger: Herr Nachbar, ja! so laß ich's auch geschehn: Sie mögen sich die Köpfe spalten, Mag alles durcheinander gehn; Doch nur zu Hause bleib's beim alten. Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie - Kapitel 5 (Auszug)

Mittwoch, 11. November 2015

Donnerstag, 12. November 2015

Freitag, 13. November 2015

Samstag, 14. November 2015

Sonntag, 15. November 2015

Montag, 16. November 2015

Dienstag, 17. November 2015

Mittwoch, 18. November 2015

Donnerstag, 19. November 2015

Freitag, 20. November 2015

Samstag, 21. November 2015

Sonntag, 22. November 2015

Montag, 23. November 2015

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Mittwoch, 25. November 2015

Donnerstag, 26. November 2015

Freitag, 27. November 2015

Samstag, 28. November 2015

Sonntag, 29. November 2015

Montag, 30. November 2015

Dienstag, 1. Dezember 2015

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Donnerstag, 3.12.2015

Freitag, 4.12.2016

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Impressum neobooks

Montag, 19. Januar 1829

Andrer Bürger:

Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen

Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,

Wenn hinten, weit, in der Türkei,

Die Völker aufeinander schlagen.

Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus

Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;

Dann kehrt man abends froh nach Haus,

Und segnet Fried und Friedenszeiten.

Dritter Bürger:

Herr Nachbar, ja! so laß ich's auch geschehn:

Sie mögen sich die Köpfe spalten,

Mag alles durcheinander gehn;

Doch nur zu Hause bleib's beim alten.

Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie - Kapitel 5 (Auszug)

Mittwoch, 11. November 2015

Die aufgeweckte Stimme aus dem Radio erklang um 6:55 Uhr, wie an jedem Tag, wenn ich zur Arbeit ging. Fünf Minuten hatte ich mir gegeben, um die Sieben-Uhr-Nachrichten bei halbwegs klarem Kopf mitzubekommen. Es war bald Mitte November, der Himmel war noch dunkel, und bis das blasse Morgenlicht in mein Schlafzimmer schien, brauchte es noch eine Weile. Aber dann würde ich schon auf dem Weg in die Firma sein.

Als das Licht der Nachttischlampe die Finsternis um mich herum vertrieb, richtete ich mich auf und starrte blicklos auf mein zerwühltes Bett. Die linke Hälfte blieb seit langem kalt, meine unruhigen Nächte weckten niemanden, außer mich selbst. Vor einem Monat war ich vierundvierzig geworden. Eine Schnapszahl, die meinem Zustand gut entsprach. Seit meiner Scheidung vor zwei Jahren war die Einsamkeit meine ständige Begleiterin. Kontakt mit meiner Familie hatte ich kaum, nachdem es um den Nachlass meines Vaters Streit gegeben hatte. Meine Mutter Ursula lebte mit meiner Schwester Karin und deren Mann Richard weiterhin in derselben Kleinstadt, in der auch ich groß geworden war.

Meine Exfrau Erika hatte ich vor dreizehn Jahren im BIFI, dem Berliner Institut für Infektionskrankheiten, kennengelernt. Ich war damals noch neu in der Firma Sündermann, einem bekannten Berliner Pharmaunternehmen, das sich in den Sparten Chemie, Diagnostik und Pharmazeutika aufgestellt hatte. Als Biochemiker mit Spezialisierung auf Neurologie war ich in einem Unternehmen gefragt, das sich im Bereich der Psychopharmaka stärker engagieren wollte. Ich besuchte Kunden, stellte Produkte vor und handelte Rabatte für Großeinkäufer aus. Das BIFI war ein bedeutender Neukunde und Erika Seidler war dort für die Beschaffung von pharmazeutischen Produkten zuständig. Während wir unser Bestes taten, um die Geschäftsbeziehungen zwischen der Firma Sündermann und dem BIFI zu intensivieren, vertieften wir auch unsere privaten Kontakte. Nach ein paar Wochen war aus unserer Verbindung eine feste Beziehung geworden, die wir nach einem Jahr in Form einer Ehe beim Standesamt Schöneberg amtlich besiegeln ließen.

Unsere Ehe lief anfangs gut, wir machten Pläne bis hin zum eigenen Haus. Doch die zuerst als reizvoll empfundenen Unterschiede zwischen uns fraßen an unserer Zweisamkeit, bis nach dreizehn Jahren nichts mehr davon übrig war. Als Erika von Trennung sprach, wollte ich nichts davon wissen. Aber mit dem immer offener gelebten Verhältnis, das sie mit einem Kollegen aus dem BIFI eingegangen war, brachte sie mich dazu, der Scheidung schließlich zuzustimmen.

Kinder hatten wir nicht. In dieser Hinsicht waren wir uns immer einig gewesen. Es gab schon genug Kinder auf der Welt, denen es noch dazu schlechtging. So spendeten wir Geld für Amanda, einem kleinen Mädchen aus Burkina Faso, das uns von einer Hilfsorganisation zugeteilt worden war. Da wir beide finanziell unabhängig waren, brachten wir die Scheidung als letztes gemeinsames Vorhaben ohne Streit über die Bühne. Ich war darüber erleichtert, zumal die Arbeit bei Sündermann meine ganze Kraft erforderte.

Der Kontakt mit Erika riss nach der Trennung schnell ab. Ich hatte das nicht gewollt und war darüber enttäuscht. Sie war zu ihrem Arbeitskollegen und Geliebten gezogen, ich kannte ihre neue Adresse, denn es gab noch ein paar Dinge, die wir regeln mussten, aber mehr auch nicht. Ich vermutete, dass es ihr neuer Freund gewesen war, der Erika dazu gebracht hatte, den Kontakt zu mir abzubrechen. Zumindest tröstete mich diese Vorstellung über ihr Schweigen hinweg.

In der Firma hatte ich von unserer Scheidung nichts erzählt. Dr. Thomas Sündermann legte großen Wert auf stabile persönliche Verhältnisse bei seinen Angestellten. Es hätte meiner Karriere geschadet, wenn ihm das Ende unserer Ehe zu Ohren gekommen wäre, zumal Erika in der Beschaffungsstelle eines unserer Großkunden arbeitete. Zudem besaß ich den Ruf eines zuverlässigen Mitarbeiters. Ein Angestellter, der den Erwartungen gemäß funktionierte, Anweisungen nicht widersprach und auch sonst nicht auffiel. Die Anpassung an die Firmenhierarchie war mir auch nicht schwergefallen. Schon als Kind hatte ich gelernt, mich einzufügen. Als Erwachsener richtete ich meine Einstellung danach, was ich für die Meinung der Mehrheit hielt. Nachdem ich eine Position als Manager im Marketing-Segment erreicht hatte, strebte ich nicht mehr danach, mich beruflich groß zu verändern.

Das ging solange gut, bis Thomas Sündermann den Betriebswirtschaftler Axel Lange als Teilhaber in die Firma aufnahm. Mit dem neuen Firmennamen, der Sündermann & Lange KG, änderte sich fast alles. Meine früheren Verdienste waren Schnee von gestern. Mein Arbeitsplatz, den ich auf einem soliden Fundament wähnte, lag plötzlich auf einer Eisscholle, die immer schneller ins Rutschen geriet.

*

Die Tonsequenz, welche die Nachrichten ankündigte, holte mich zurück aus meinen Gedanken. Ich richtete mich auf, hievte meine Beine aus dem Bett und sah, wie meine nackten Füße in dem Teppichboden einsanken. Müde bewegte ich meine Zehen im weichen Flor. Meine Gedanken drifteten ab ins Uferlose. Ein paar Sekunden verblieben noch bis sieben Uhr.

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