Amüsiert stolperte er in den Garten und half ihm, sich aus ihr zu befreien. Danach, verteilten sie die Schnüre sorgfältig an den umstehenden Bäumen.
Es war spät am Nachmittag. Seit am Morgen die Sonne am Horizont erschienen war, hatten die beiden nichts anderes getan, als das Haus und den Garten zu schmücken. Mit Lichtern, Stühlen, Tischen, einem Buffet, Blumen und etwas zu Trinken.
Jakes Haus gefiel Nathan von allen am besten. Es war nahegelegen dem Meer und man konnte, besonders abends, einen herrlichen Blick auf das goldene Wasser genießen. Die perfekte Kulisse für Jakes 17. Geburtstag.
Etwas müde lehnten sie sich in zwei Gartenstühlen zurück und schenkten sich Gläser mit Limonade ein. In wenigen Stunden erst, würde sie durch Alkohol ersetzt werden. Natürlich nicht übermäßig.
Nathan kannte Jake nun schon seit seinem 4. Lebensjahr. Seither hatten sie all ihre Geburtstage in Jakes Garten gefeiert. Nathan selbst hatte einen Monat zuvor seinen siebzehnten Geburtstag gehabt. Nun war auch sein bester Freund an der Reihe.
„Oh, nein.“, hallte es aus der Küche. Wenig später, betrat Jakes Mutter-Mrs. Luther-den Garten. Aufgewühlt und ziemlich gestresst, scheuchte sie die beiden aus ihren Stühlen.
„Mom, was ist los?“, besorgt war Jake aufgesprungen.
Seine Mutter band sich ihre himmelsblaue Schürze enger um ihre Taille. „Wir haben viel zu wenig zu Trinken. Wenn deine Gäste Durst haben, solltet ihr noch schnell rüber zum Geschäft laufen, und wenigstens Limonade holen.“
„Och Mom!“, müde schlug sein Freund seine Hände vor den Kopf. „Nathan und ich sind heute schon an die hundertmal dahin gelaufen und haben die verschiedensten Sachen gekauft!“
Auch Mrs. Luther war nicht sonderlich angetan. „Na gut. Du musst ja nicht feiern.“
Jetzt mischte sich auch Nathan in die Unterhaltung ein. „Ist schon gut. Ich geh schnell alleine rüber. Währenddessen kannst du die restliche Dekoration aufhängen und in einer halben Stunde ist alles erledigt.“
Beide nickten einverstanden.
„Fehlt denn sonst noch etwas?“, wandte er sich an Jakes Mutter.
Sie überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, nur das. Vielen Dank.“
Sofort nachdem Nathan den Garten verlassen hatte, machte Jake sich an die Arbeit. Diese Feier würde bestimmt die beste seines Lebens werden, davon war er überzeugt.
Ein langer Schatten fiel von hinten auf ihn und kam immer näher auf ihn zu. Erschrocken drehte er sich um. Es war ein Mann, nicht älter als 30. Er hatte dunkelblondes Haar, das ihm eng an den Kopf gestrichen war, und trug ein luftiges Hemd.
„Sie wünschen?“
„Hier findet heute eine Feier statt?“, fragte der Mann und deutete auf die Lichterketten.
Freudig lächelte Jake. „Ja, mein 17. Geburtstag.“
„Du feierst spät, wenn du jetzt erst beginnst, und es schon fast Nacht ist.“
„Ich weiß…“, in der Tat wusste Jake nicht, warum er es sagte, doch er tat es. „Wollen Sie vielleicht mitfeiern?“
Etwas überrascht blickte er auf. „Ja gerne. Wenn ich darf.“
„Natürlich.“
Erleichtert setzte er seine Sonnenbrille ab und machte es sich in einem Gartenstuhl bequem. Tatsächlich war es viel leichter an Jake heran zu kommen als an Nathan. Das hatte er erwartet. Einige Zeit lang beobachtete er das Treiben des Jungen. Bis er schließlich alles verteilt hatte, und sich zu ihm setzte.
Der Himmel war violett gefärbt und einzelne Sterne strahlten in der Ferne.
„Du, sag mal. Seid du und Nathan gute Freunde?“, Sven wusste nicht, wie er hätte sonst die Unterhaltung beginnen sollen.
„Woher kennen sie ihn?“, neugierig bot Jake ihm ein Glas an.
Er winkte dankend ab.
„Ja, sind wir. Die besten, die es gibt, würde ich sagen.“
Da, wurde er ernst.
Das Zeichen für Sven, weiterbohren zu können. „Und, dass er Catherine vermutlich heiraten wird, stört dich nicht?“
„Nun ja. Ich gönne es ihm natürlich.“, versuchte Jake sich zu rechtfertigen. „Aber mir ist schon klar, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor. Er wird weniger Zeit für mich haben. Und… wird eine Familie gründen.“
Betretenes Schweigen stahl sich zwischen die Männer. Das war er, der dritte Punkt. Und, was Sven so nicht erwartet hatte. Es zeigte sich jetzt schon. Das was Jake gesagt hatte, war Aussage genug gewesen. Es brauchte nur noch den richtigen Zeitpunkt. Was, wenn er früher entstand? Vielleicht auch heute?
„Da kommt er ja!“
Eifrig stand Jake auf und eilte Nathan entgegen, um ihm beim Tragen der Getränke zu helfen.
2.
Nachdem sie sich kurz bekannt gemacht hatten, verschiedene Gäste gekommen waren, laute Musik eingeschaltet worden war und genügend Alkohol geflossen war, kündigte sich auch schon das Ende der Feier an.
Für Sven nicht schnell genug, hatte er doch die ganze Zeit über in seinem Stuhl gesessen, sie beobachtet und sein Vorgehen geplant, verworfen, und von neuem geplant.
Aber nun machten sich endlich die ersten Gäste auf den Nachhauseweg.
Es war eine sternklare Nacht und ein sanfter Wind wehte über das Wasser. In einer Ecke der Terrasse, konnte er einen dunklen Haufen ausmachen, der matt zwischen einem Stuhl und einer kleinen Steinmauer, die zum Nachbarn führte, aufgebaut war. Rätselnd ging Sven zu ihm hinüber. Es war Jake.
„Hey, Jake, alles in Ordnung?“
Auch Nathan kam zu ihm hinüber, eine halb geleerte Flasche umklammernd.
„E…es geht schon…“, lallend lies der Junge seinen Kopf schwer nach hinten fallen.
Fürsorglich fühlte er seinen Puls. „Ja, das sehe ich. Du bist 17, denk daran, du möchtest doch deinen nächsten Geburtstag auch noch erleben.“
Natürlich wusste Sven, dass seine belehrenden Worte-gerade jetzt-total fehl am Platz waren, doch er hielt es für seine Pflicht, ihm ins Gewissen zu reden. Wenigstens bei Nathan schienen sie ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Skeptisch stellte er sein Getränk auf dem Tisch ab und ergriff Jakes linken Arm. „Helfen Sie mir, wir müssen ihn hoch in sein Bett bringen.“
Liebend gern half er den beiden. Motiviert legte er sich Jakes anderen Arm um die Schulter und gemeinsam schafften sie es, den taumelnden Jungen in dessen kleines Schlafzimmer zu bringen. Dort, legte er ihn sanft in sein Bett und warf die dünne Decke über ihn. Dann, setzten sie sich daneben und beäugten ihn müde.
Der perfekte Augenblick für ein tiefgründiges Gespräch.
„Sagen Sie…“, begann Nathan. „Haben wir uns schon einmal gesehen? Sie kommen mir bekannt vor.“
„Ja, das kann gut sein. Das wir uns das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen sind.“, erklärte Sven.
Der Junge ließ nicht locker. „Ich bin mir sicher. Ich habe Sie schon einmal gesehen. Was machen Sie eigentlich hier? Auf seiner Feier?“
„Ich kam zufällig vorbei und er hielt es für eine gute Idee mich einzuladen.“
„Aha, das sieht ihm gar nicht ähnlich.“
Schweigend schreckten sie auf, als Jake laute Würge Geräusche vernehmen lies. Sie verstummten jedoch rasch.
Sven fasste sich ein Herz. Auf alle Fälle wollte er Punkt Nummer vier vermeiden.
„Nathan, ich will ehrlich sein. Ich weiß, das geht mich nicht das Geringste an. Aber ich finde, ich darf nicht tatenlos zusehen.“
Er wurde ernst. „Was meinen Sie?“
„Das Mädchen, Catherine. Hör zu. Ich weiß, dass du sie magst. Bin mir aber sicher, dass eine Heirat ein großer Fehler ist.“
Von unten aus dem Garten dröhnten laute Rufe. Noch mehr Betrunkene.
„Sie haben recht, das geht Sie nichts an. Außerdem, habe ich keine Wahl. Es ist nicht so, dass meine Eltern mich zwingen. Ich merke aber, dass wenn ich sie nicht heirate, sie nie wieder mit mir sprechen werden. Catherine ist ihre Traumfrau, für mich.“
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