Aber am nächsten Tag da geht es weiter. Es ist die Zeit „zwischen den Jahren“, jetzt arbeitet keiner, aber wir von der Notrufzentrale haben Sonderschichten zu schieben. Ich bin müde, unkonzentriert, quäle mich durch die Arbeit. Meine Kollegin ist besorgt. – Du siehst so schlecht aus. Wenn ich auf dem Weg dorthin die Bahnsteige des U-Bahngeländes entlanglaufe, schwindelt es mir. Plötzlich ist diese Angst da, auf die Gleise zu fallen. Die Leute drängen sich an mir vorbei, schieben mich in die Nähe der Bahnsteigkante. Ich stehe doch sicher, keine Angst. Aber in meinem Kopf dreht sich’s und ich fühle mich stürzen. Wieder in der Bahn legen sich diese Empfindungen. Ich bin erleichtert und verdränge sie. Es ist doch so viel zu tun. Dann kommt Silvester. Ich habe mich nicht um eine Verabredung bemüht, doch eine Freundin möchte mich dabei haben. - Nur kurz. Wir haben doch auch nichts Großartiges vor. Daher sitze ich mit zwei Frauen und einem Mann, der wohl lieber mit seiner Freundin alleine hätte sein wollen, auf einem Bett und wir stoßen mit Sekt auf das Neue Jahr an. Ich habe mir dem Brauch nach rote Unterwäsche besorgt, die ich jetzt trage. Sie soll Glück bringen und mir ein wundervolles, erfolgreiches Jahr. (Tatsächlich wird es eines der schlimmsten Jahre meines Lebens werden.) Doch eigentlich möchte ich nach Hause, der Abend strengt mich an. Als ich mit meiner Freundin durch die Straßen laufe und nach einem Taxi suche, sind meine Nerven schon so überspannt, dass ich sie genervt antreibe. Dann kommen wieder einige Arbeitstage. Zwischendrin auch einmal Ruhe. Ich mache weiter, soweit ich kann, obwohl ich spüre, dass ich besser langsamer treten sollte. Ja besser wäre es, aber das, was man fühlt und das, was man macht, sind häufig zwei völlig verschiedene Realitäten.
Dann meldet sich meine Familie an. Sie kommen zum Wählen in die Stadt. Mir ist das egal, denn ich habe es so dringend nötig, ein ruhiges und aktionsfreies Wochenende. Ich bin inzwischen einfach nur noch durchgängig müde, erschöpft, nervlich völlig überfordert und gereizt, als dass das noch eine normale Körperreaktion hätte sein können und ich mir einreden könnte, es sei alles in Ordnung. Die Kopfschmerzen und die Müdigkeit sind ständig da. – Aber es ist doch deine Pflicht an der Präsidentenwahl deines Vaterlands teilzunehmen! Ist es das? Meine Familie kommt also und da ich die letzten Wochen kaum saubermachen konnte, viel zu müde war ich dafür und meine Mitbewohnerin ist eine faule Sau, sie fühlt sich wohl in dieser Unordnung, keine Chance, muss ich es wohl jetzt tun. Ich putze also den ganzen Tag, bin so erschöpft, aber putze weiter, habe abends noch die Familie bei mir, nur kurz, aber für mich ist das eigentlich schon zu viel. Hättest du nicht auf deine innere Stimme hören können? Sei doch vorsichtiger! Hast du eine Ahnung, was du ausgelöst hast!
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