Lisa Janssen
Black Rose
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Inhaltsverzeichnis
Titel Lisa Janssen Black Rose Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
Impressum neobooks
Wo Demut ist, da ist steter Friede; wo aber der Stolz herrscht, da
ist Eifersucht; da ist Zorn und eine ganze Hölle voll Unruhe.
Thomas von Kempen
(1379/80 - 1471), holländischer Augustinermönch und Prediger
Teil 1
Der Geschäftsmann Paul Young
(1958)
England, Little George, ein kleiner Ort in der Nähe von London
Paul Young stand auf den schwarz weiß gemusterten Fliesen in der großen Eingangshalle und nieste. Der Staub lag zentimeterdick auf den Möbeln und tanzte im Lichtstrahl, der sich seinen Weg zwischen den dicken Vorhängen bahnte. Er blickte sich etwas skeptisch um und schaute seinen Makler dann genervt von der Seite an.
„Kein Grund zur Besorgnis Mr. Young. Das wird schon wieder. Einmal ein bisschen durchwischen und ein paar neue Vorhänge und dieses Prachtstück erstrahlt in neuem Glanz!“ Dieser Optimismus war wirklich überwältigend. Young rümpfte die Nase und bereute es sofort, denn ein erneutes Niesen überfiel ihn. Frustriert legte er seinen Bowler auf den Tisch neben der Eingangstür und legte dann auch den schweren teuren Wintermantel ab. An der Wand neben der Garderobe hing ein riesiges Gemälde von einer fünfköpfigen Familie. Young war kein Familienmensch, er war Geschäftsmann und beides kam für ihn nicht in Frage.
„Die vorherigen Besitzer des Hauses, die Abberlines“, erklärte Adam Sand, der Makler, eilig als er Youngs Blick bemerkte. „Lassen Sie sich nicht vom derzeitigen Zustand des Hauses täuschen“, versicherte er ihm gut gelaunt und winkte ihn zur Flügeltür an der rechten Seite. Young runzelte die Stirn, folgte ihm dann schließlich doch während seine Absätze auf den Fliesen wiederhallten.
„Das hier ist der Salon. Hervorragend geeignet für ihre Meetings, Geschäftsessen oder für einen netten Abend. Vor allem der Kamin ist doch fantastisch, finden Sie nicht? Stellen Sie sich vor, Sie sitzen abends hier zusammen, hören das Knistern der Flammen und sehen durch die großen Fenster hinaus in einen stürmischen Herbstabend.“ Young lehnte sich skeptisch an den Türrahmen. Begeisterung kam bei ihm nicht auf. Große weiße Laken bedeckten das spärliche Mobiliar und der Kamin machte einen traurigen leblosen Eindruck. Er blickte auf seine Uhr und stellte fest, dass er spätestens in einer Stunde wieder am Bahnhof sein sollte. Adam Sand hatte die Begeisterung in seinen Augen immer noch nicht verloren, wie er jetzt schwungvoll durch den Raum schritt und versuchte Young ein Bild davon zu machen, wie es hier mit ein bisschen Fantasie bald aussehen könnte. Vom Salon ging es zurück in die Eingangshalle und die breite Treppe hinauf in den ersten Stock. Young beugte sich oben über das Geländer und schaute hinunter in die Halle. Der Eindruck von oben war nicht besser als der von unten. Die Vorhänge waren wirklich scheußlich. Die Abberlines besaßen seiner Meinung nach keinen Geschmack. Gleich am Anfang des Flures öffnete Sand die Tür zu einem Zimmer, das sonst als Arbeitszimmer benutzt worden war.
„Das wäre doch ideal für Sie, oder?“, bemerkte Sand und Young nickte. Das Anwesen verfügte insgesamt über zehn Schlafzimmer, drei Badezimmer, fünf Gästezimmer, einer Bibliothek, dem Speisesaal und Salon, einem Raucherzimmer für die Herren und vielen kleineren Zimmern, die nun meist leergeräumt waren. Als die beiden Herren den Westflügel erkundet hatten, wollte Sand die Treppe wieder hinunter, um die Dienstbotenräume zu zeigen, doch Young blickte fragend in Richtung Ostflügel.
„Der Ostflügel ist zurzeit nicht bewohnbar Sir. Durch einen Blitzeinschlag sind viele Räume völlig zerstört.“ Young rieb sich verdutzt das Kinn, grummelte schließlich nur ein paar unverständliche Worte und folgte dem eifrigen Makler in die Küche.
„Was kostet mich dieses Anwesen?“, unterbrach er irgendwann die Ausschweifungen des jungen Mannes.
„Ein Schnäppchen Mr. Young. 550.000 Pfund.“ Young strich sich seinen neuen Anzug glatt. Charme hatte dieses Haus, das musste er zugeben, nur bis er hier stilvolle Abendgesellschaften abhalten und seine Geschäftspartner umgarnen konnte, würde er noch einiges an Zeit und Geld investieren müssen.
„Überlegen Sie es sich in Ruhe, aber so ein Haus wie das Black Rose werden Sie nicht ein zweites mal finden“, zwinkerte Sands. „Ach, hatte ich das schon erwähnt? Ich meine den Namen des Anwesens? Sehr originell, finden Sie nicht auch?“
„Jaja, allerdings“, brummte Young in Gedanken.
Letzten Endes entschied sich Paul Young, erfolgreicher Unternehmer in der Stahlindustrie, dafür, das Anwesen in Little George zu kaufen. Es dauerte zwei Monate bis Young mit auf Hochglanz polierten Schuhen in der Eingangshalle seinen neuen Hauses stand und Mrs Mary Sinclair einen Kuss auf die Wange hauchte, ihr den Mantel abnahm und sie galant zu den anderen Gästen an seine Tafel führte. Er hatte ein paar alte Freunde und Partner eingeladen, um mit ihnen die Fusion von Young & Jones Industries mit Steel Company Norton zu feiern. Damit waren sie zum größten Stahlhersteller in Südengland geworden. Ein Grund zur Freude und zur Besprechung der weiteren Vorgehensweise. Seine Gäste zeigten sich allesamt begeistert von seinem Kauf des Hauses, besonders die weiblichen Gäste waren entzückt über den Stil und das Ambiente. Es gab sogar Vergleiche mit dem Buckingham Palace, obwohl Young das nun wirklich mehr als übertrieben erschien. Nach dem Dinner zogen sich die Damen mit einem Glas Wein an den Kamin zurück, während die Herren die Zeit für eine Zigarre im Nebenzimmer nutzten. Die Stimmung war fabelhaft, die Diskussionen anregend und vielversprechend, um eine blühende Zukunft in der Stahlindustrie zu prägen. Die Dienstboten wurden von Young etwa gegen zwei Uhr morgens weggeschickt, er bräuchte sie nicht mehr. Die Damen hatten sich bereits auf ihre Zimmer zurückgezogen und ein paar Männer ebenfalls. Der Wein hatte ihnen wohl stärker zugesetzt, als sie es zugeben wollten. Young saß in einem bequemen Sessel vor dem Kamin im Salon, paffte an einer Zigarre und stieß dann mit einem guten Whisky mit den letzten drei Herren an, die noch nicht müde zu werden schienen.
„Ich freue mich, dass wir so einen gelungenen Abend miteinander verbracht haben“, sagte Young zufrieden. „Diese Fusion wird uns eine Menge Gewinn geben.“
„Und viele Feinde dazu“, bemerkte ein junger Mann Anfang dreißig, der schon etwas gerötet im Gesicht war.
„Das war uns doch bekannt meine Freunde. Doch wie heißt es so schön, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Young erhob sich etwas schwankend aus seinem Sessel und erhob das Glas.
„Gentlemen! Auf die Fusion, unsere Partnerschaft und unsere Freundschaft!“
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