So brachte Lena eines Tages Farbkarten mit, die sie Kolbert immer dann zeigte, wenn seine Haut eine bestimmte Grundfarbe annähernd erreicht hatte. Dazu sprach sie dann den zugehörigen Namen aus.
Später machte sie daraus ein Spiel: Sie zeigte Kolbert eine Karte, nannte den Farbnamen, und er versuchte seine Haut der Farbe dieser Karte anzupassen.
Dann holte sie einige Lebensmittel, die gerade da waren, um Kolbert zu animieren, seiner Haut die Farbe einer Zitrone oder Apfelsine, von grüner, gelber oder roter Paprika, das Lila einer Schokoladenpackung, das Braun des Inhalts, das Blau einer Milchtüte zu geben. Nur das Weiß von Milch wollte sich nicht einstellen, und ebenso wenig wie ein tieferes Schwarz.
Es dauerte einige Monate, bis Kolbert imstande war, zu einer Farbe, die Lena ihm zeigte, unmittelbar eine passende Einstellung seiner Pigmentzellen zu finden. Oft war seine Hautfarbe auch nur ähnlich (zarte Farbtöne gelangen ihm deutlich leichter als kräftige). Aber ihm machte dieses Spiel außerordentlichen Spaß.
Nach und nach fiel Kolbert das Anpassen seiner Haut an einen bestimmten Farbton leichter, Farbänderungen strengten ihn weniger an. Noch immer betraf jede Verfärbung aber die gesamte Haut.
Eines Tages jedoch war das anders. Kolbert hatte seiner Haut ein Tomatenrot verpasst. Lena wollte ihn gerade auskleiden und frisch wickeln. Da stellte sie fest, dass nur sein Kopf noch rot, sein übriger Körper aber türkisblau war. Zum ersten Mal erlebte Lena zwei verschiedene Stellen von Kolberts Haut in jeweils deutlich anderer Färbung.
Warum, dachte sie, sollte Kolbert nicht eines Tages in der Lage sein, jede Stelle seiner Haut mit jeder beliebigen Farbe zu versehen? Wie eine Art Flickenteppich, ging es Lena durch den Kopf, aber vielleicht auch wie ein richtiges Gemälde?
Und sie beschloss, sich noch mehr mit der Physik und Chemie der Farben auseinanderzusetzen. Warum sollte sie sich nicht zur Lehrerin von Kolbert machen, um dessen Fähigkeiten so weit wie möglich zu entwickeln?
Anfangs spielten sie das »Kamelionspiel« – offenbar musste Lena jedem Spiel einen Namen geben – noch, wenn Kolbert angekleidet war. Dann mit Kolberts völlig nacktem Körper, nachdem Lena ihn ausgezogen und ihm seine Windel abgenommen hatte.
War es Kolbert dreimal gelungen, seine Hauttönung einer vorgegebenen Farbe weitgehend anzupassen, ließ Lena die Liebkosung seines ganzen Körpers folgen. Dabei bekam Kolbert bei ihr den Hautkontakt, den er bei seiner Mutter so vermisste.
Lena streichelte seine Haut vom Gesicht bis zum Bauch hinunter, dann unter Aussparung des Genitalbereichs an den Vorderseiten der Beine abwärts bis zu den Fußrücken. Weiter ging es über die Sohlen, wo es Kolbert so kribbelte, dass er laut zu kichern begann.
Dann fuhren Lenas Hände die Rückseiten der Beine nach oben und außen, an den Seiten des Rumpfes bis zu den Achseln, die Innenseiten seiner Arme bis zu den Handflächen und Fingern, von den Handrücken die Armaußenseiten hinauf zu den Schultern, und endete dann über die Brust wieder auf dem Bauch.
Auf dem ließ Lena schließlich ihre Hände einen Moment ruhen, bevor sie sie ganz von Kolberts Körper hob.
Nach mehreren Spieldurchgängen folgte irgendwann wieder das Kolbert schon geläufige »Schluss jetzt!« von Lena. Womit er wusste, dass das Spiel vorerst zu Ende war. Abschließend bekam er eine frische Windel und wurde wieder angezogen.
Durch ein Missgeschick Kolberts änderte Lena eines Tages diesen Ablauf. Weil das ganze Spiel seine Zeit dauerte und Kolbert schon geraume Zeit vor dem Öffnen seiner Windel nicht mehr uriniert hatte, konnte er sein Wasser nicht mehr halten und bespritzte Lena, die sich gerade über ihn beugte, mit kräftigem Strahl von Brust bis Bauch.
Die sprang (halb lachend, halb verärgert) zurück. Von nun an würde sie Kolbert zuerst seine Windel verpassen, ehe sie ihn streichelte, und zum Schluss würde er dann seine restliche Kleidung bekommen.
Weil Lena keine Ersatzkleidung dabeihatte (vielleicht sollte sie beim nächsten Mal etwas mitnehmen?), zog sie sogleich alles aus, was nass geworden war, und stopfte es in die Waschmaschine. Dann setzte sie sich in einige Entfernung zu Kolbert, der sie anstarrte, weil er sie mit völlig entblößtem Oberkörper noch nie gesehen hatte.
Nach einer Weile kam er auf sie zu, streckte seine Hände aus und berührte ihre Brüste. »Mama!«, sagte er und lächelte sie an, »Mama!«
Lena war verunsichert, fasste seine Hände mit festem Griff und zog sie von ihrer Brust weg. »Nein!«, wollte sie antworten, »Ich bin nicht deine Mama!«
Aber sie schwieg, weil sie glaubte, Kolbert zu verstehen. Dennoch wollte sie nicht zulassen, dass er noch einmal ihre Brust berührte. Kolbert schien das einzusehen, denn er machte zunächst keinen zweiten Versuch, nach ihrem nackten Oberkörper zu greifen. Stattdessen musterte er aufmerksam ihre Hautfarbe, die in der Brustgegend deutlich heller als auf dem Hals darüber war.
Lena war das peinlich, denn noch niemals hatte sie jemand so angeschaut. Aber ihre Kleider waren in der Waschmaschine. Und es würde einige Zeit brauchen, bis alles sauber und getrocknet war. Bis dahin musste sie erst einmal so bleiben. Hilflos sah sie sich um, durchstöberte schließlich das Schlafzimmer von Kolberts Eltern auf der Suche nach wenigstens einem Unterhemd. Endlich wurde sie fündig.
Obgleich es ihr unangenehm war, einfach ein Kleidungsstück ihrer Arbeitgeberin zu benutzen, streifte sie das in der geöffneten Schublade obenliegende Hemd über. Nun fühlte sie sich wohler.
Sie setzte sich aufs Sofa und wandte sich Kolbert zu. Der schien durch das soeben angezogene Hemd hindurch weiter auf ihre Brust zu starren. Und mit einem Mal lenkte er erneut seine Hände genau dorthin, um Lenas Brust zu berühren.
»Mama!«, wiederholte er seine Worte, »Mama!« Und wieder lächelte er.
Lena schloss die Augen und ließ es zu, dass Kolberts kleine Hände auf ihren Brüsten ruhten. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie für Kolbert ein Mutterersatz werden oder schon sein könnte.
Sie öffnete ihre Augen, wollte Kolberts Hände von den Brüsten streifen, da sah sie sein verzückt lächelndes Gesicht. Eine Weile zögerte sie noch. Dann rutschte sie langsam ein Stück auf dem Sofa zurück. Kolberts Hände fielen herunter, sein Gesicht verlor den verklärten Ausdruck. Er wollte nachrücken, erneut mit den Händen nach ihr greifen.
»Nein!«, hörte er da Lenas Stimme, »Nein!« Und sie fasste seine Hände, dann zog sie ihn an sich und umarmte ihn sanft.
Als sie ihn wieder losließ, schaute Kolbert sie weiter an. Doch diesmal war das Ziel seiner Blicke ihr Gesicht. Er verfolgte die Bewegung ihrer Lippen, als sie sagte: »Ich bin Lena, nicht Mama!«
»Lena«, wiederholte Kolbert, »Lena.«
Dann ließ er sich vom Sofa herunter und widmete sich dem Spiel mit seinen Bauklötzen. Das tat er nun eine geraume Zeit lang.
Inzwischen waren Lenas Kleider im Trockner gelandet und eine Weile später konnte sie sie wieder anziehen. Das nur kurz verwendete Hemd legte sie fein säuberlich zusammen und verstaute es wieder zuoberst in der Schublade, in der es vorher gelegen hatte.
Sie stutzte einen Moment. Dann nahm sie das Hemd wieder heraus, bevor sie die Schublade schloss. Ging zum Wäschekorb und mischte das benutzte Hemd unter die anderen Wäschestücke. Am besten schien es ihr, Kolberts Mutter gar nichts von der »Kleidergeschichte« zu erzählen.
Unterdessen war es auch Zeit für Kolberts letzte Windel geworden. die Lena nun gegen die vorherige austauschte. Einen Moment zögerte sie, dann entschloss sie sich, auf eine letzte Wiederholung des »Kamelionspiels« zu verzichten.
Im Laufe der Zeit war Kolbert drei Jahre alt geworden und besuchte den Kindergarten. Lena war noch immer sein Kindermädchen. Ihr Aufgabenbereich war inzwischen erweitert worden. Sie hatte Kolbert morgens im Kindergarten abzuliefern und mittags dort wieder abzuholen. Um dann den Nachmittag bis zum Abend mit ihm zu verbringen.
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