Architekten: Holzinger Eberl Architekten, Ansbach
WEISSENBURG
Instandsetzung der Wülzburg
Abschluss eines fünfjährigen Sanierungsprogramms der Renaissancefestung
WEMDING
Architektur als Signatur der Existenz
Zum Weiterbau des Karmels „Maria, Mutter des Erlösers“
Architekten: Karl Frey, Diözesanbauamt Eichstätt
WÜRZBURG
Katholisch bauen
Umstrittene Pläne des kirchlichen Bauträgers SBW in Würzburg
WÜRZBURG
Einmal Fensterputzen für 350.000 Euro
Erhebliche Planungsmängel am Kulturspeicher in Würzburg
Architekten: Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth, Würzburg
WÜRZBURG
Würzburg ganz oben
Neues Bauen im weltberühmten Steinberg
Architekten: mayarchitekten, Würzburg
BAD WINDSHEIM
Privates Glück in Serie
Ein Fertighaus der Nachkriegszeit im Fränkischen Freilandmuseum
Zu den linken Architekturträumen der Moderne gehört das massenhaft produzierte Heim vom Fließband fürs gemeine Volk. In der musealen Gesellschaft von regional ganz unterschiedlichen und individuell gestalteten Häusern rechnet man damit am wenigsten. Allerdings wurde das Fertighaus aus Stahl der Firma M.A.N. im Jahr 1949 nicht etwa in der Stadt, sondern in einem Weiler im Nürnberger Reichswald aufgestellt.
Nach dem Krieg musste der Rüstungsbetrieb neue Geschäftsbereiche erschließen und setzte wegen des erheblichen Mangels an Wohnraum auf eine Fertighausproduktion, gedacht für die Vorstädte und die ländliche Peripherie. Insofern ist das kompakte Stahlhaus aus Nerreth (Lkr. Roth), als Prototyp produziert von 1946 bis 1948, ein Dokument für den Beginn der Veränderung des ländlichen Raums: Pendler erfüllen sich den Traum vom Wohnen im Grünen in Häusern von der Stange. Gleichzeitig ist das ursprünglich voll unterkellerte Haus, bei dem Wand- und Dachelemente aus Stahl vorgefertigt und vor Ort miteinander verschraubt wurden, ein Stück Architekturgeschichte. Die M.A.N. griff dabei auf ihre Fertighausproduktion der zwanziger Jahre zurück. Damals hatte die Bauweise Hochkonjunktur.
Die Anfänge des Fertighauses liegen allerdings im 18. Jahrhundert; die Entwicklung verlief parallel zur industriellen Revolution. Die Vorfertigung, seinerzeit für Lazarette entwickelt, erlebte während der Gründerzeit den ersten Höhepunkt in den so genannten „Schweizerhäusern“. Der erste Stararchitekt, der sich mit dem Bausatz-Prinzip beschäftigte, war Frank Lloyd Wright. Bis zum Ersten Weltkrieg entwarf er für eine Großtischlerei neunhundert Varianten des „American Home“. Bald las sich die Liste der Baukünstler, die dem Pionier Wright folgten, wie das Who’s who der klassischen Moderne: Adolf Loos, Le Corbusier, Jean Prouvé, Charles und Ray Eames, Buckminster Fuller, Richard Neutra, Eero Saarinen, Hans Poelzig. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich Hersteller, Architekten, Banken, Medien und sogar Politiker intensiv um das Fertigheim. Die Versandhäuser Quelle und Neckermann hatten es im Angebot. Im Jahr 1958 war es ein Schwerpunkt der Weltausstellung in Brüssel. Keinem Fertighaus glückte allerdings jemals die Stilbildung. Schon vom „Packaged House“, das sich Konrad Wachsmann und Walter Gropius 1942 patentieren ließen, verbreitete sich nur das Modulprinzip. Das Design dagegen war ein derartiger Ladenhüter, dass der Hersteller 1952 Konkurs anmelden musste.
Der Stahlbau-Fertighaus-Produktion der M.A.N. erging es wenig besser. Von 1946 an wurden zunächst verschiedene Prototypen hergestellt. Das Stahlhaus aus Nerreth diente dabei auch als Musterhaus. Zwischen 1949 und 1953 produzierte man etwa 230 Häuser serienmäßig und verkaufte sie hauptsächlich im Umfeld der M.A.N.-Niederlassungen in Augsburg, Nürnberg und im Ruhrgebiet, aber auch im europäischen Ausland und in Übersee.
Die Atmosphäre des eingeschossigen Hauses mit flach geneigtem Satteldach, Grundfläche acht mal zehn Meter, ist durch und durch geprägt vom sachlichen Duktus der architektonischen Moderne. Küche und Bad liegen nebeneinander, getrennt von einer stählernen Installationswand, in der Brauch- und Abwasserleitungen verlaufen. Wandschränke bilden die übrigen Innenwände. Für die rationale Organisation der Küche diente die berühmte „Frankfurter Küche“ (1926) von Margarete Schütte-Lihotzky als Vorbild. Das Raumangebot mit einem Zimmer gegenüber der Küche, Badezimmer mit Wanne, einem kombinierten Eß- und Arbeitszimmer, Schlafzimmer und dem Wohnzimmer mit Zugang zum Garten lag deutlich über dem damals übrigen Standard. Trotzdem konnten sich die Stahl-Fertighäuser nicht durchsetzen; die Serienproduktion wurde 1953 eingestellt. Sie erinnerten wohl doch zu sehr an die Baracken des amerikanischen Militärs, die tausenden deutschen Kriegsgefangenen als Unterkunft dienten und an die hölzernen Behelfsbauten für die Vertriebenen. Das Haus in Nerreth wurde 2005 abgetragen. Beim Wiederaufbau im Freilandmuseum erfolgte der teilweise Rückbau im Innern auf den baulichen Zustand von 1949. In Deutschland gibt es heute noch etwa vierzig Stahlhäuser der M.A.N. Einige stehen unter Denkmalschutz.
[04.2012]
BIRKENFELD – NEUSTADT/AISCH
Geschichte und Denkmal pflegen
Zur Instandsetzung der ehemaligen Klosterkirche Birkenfeld
Unterwegs nach Bad Windsheim kann man kurz hinter Neustadt an der Aisch den mächtigen Vierkanter im Dorf Birkenfeld nicht übersehen. Das ehemalige Zisterzienserinnenstift gehört zu den wenigen mittelalterlichen Klöstern in Bayern, die ein gewalttätiger Barock nicht überformte, weil es schon während der Reformation aufgelöst wurde. Über die Jahrhunderte erfuhren die Gebäude schwere Schäden und wechselnde Nutzungen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche aus dem 14. Jahrhundert repariert, dabei eine Trennwand eingezogen: Der östliche Teil erhielt Emporen und ist seither evangelische Pfarrkirche. Der längere westliche Teil mit einer Nonnenempore über der Unterkirche diente landwirtschaftlichen Zwecken. Dieser eindrucksvolle dreischiffige Raum musste sogar als Kuhstall herhalten.
Heute gehört der profanierte Bereich der Stadt Neustadt. Die anderen Klostergebäude des Gevierts mit Seitenlängen von etwa 35 Metern, im Kern ebenfalls mittelalterlich, gehören Privateigentümern und erfuhren teils drastische Umbauten. Das Dormitorium hingegen, heute eine Scheune, bewahrt den überwältigenden Raumeindruck mittelalterlicher Bettelordensarchitektur, wie insgesamt die geschlossene Anlage ein Bild des Klosters aus der Gründungszeit gibt. Dabei haben sich den Mauern die Bedrängnisse der Jahrhunderte wie Sorgenfalten in ein vom Alter gegerbten Gesicht eingegraben. Allerdings verlor die heutige Kirche bei den Restaurierungen der 1970er und 1980er Jahre viel historische Substanz, indem verwitternde Schilfsandsteinblöcke der Fassaden durch fehlfarbenes neues Material ersetzt wurden.
In den neunziger Jahren führten neu entwickelte konservierende Instandsetzungsmaßnahmen bei der Restaurierung von Südfassade und Westgiebel zu deutlich überzeugenderen Resultaten. Bei der Sanierung der Unterkirche und der Nordfassade ab 2008 wurde dann erstmals nach dem Grundsatz verfahren, alle bauhistorischen Spuren der Jahrhunderte gleichwertig zu behandeln und zu bewahren. In der Unterkirche entfernte man lediglich die Einbauten des 20. Jahrhunderts, um den kreuzrippengewölbten siebenjochigen Raum wieder erlebbar zu machen, ohne schadhafte Steine und fehlende Steinrippen zu ersetzen. Außerdem verzichtete man auf die Rekonstruktion einer einheitlichen Raumfassung, um nicht mit den Alterungsspuren den sichtbaren Gang der Zeitläufte zu übertünchen. Obwohl der Raum für Veranstaltungen genutzt wird, erhielt er statt aufwändiger technischer Installationen, die ohne Eingriffe in die Substanz nicht möglich wären, lediglich einen Stampflehmboden und winddichte Fensterverschlüsse. Mittlerweile zeigt sich, dass auch so einfache Maßnahmen ein stabiles Raumklima gewährleisten.
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