Dūs, yā lélli, dūs, yā lélli! (bis)
'éschke máhbūbīfeténni.
d.i. Tanz, mein Liebchen! Tanz, mein Liebchen! Die
Sehnsucht nach meinem Liebchen hat mich bethört.
Fußnoten
1 Aufgezeichnet von Lane.
Sprichwörter der Kaïrenser
1. Iß, was d i r gefällt, aber kleide dich, wie es den
L e u t e n gefällt.
2. Mit einem »hätt' ich« baut man kein Haus.
3. Seine Katze ist ein Kamel (d.h. er macht aus der
Mücke einen Elefanten).
4. Ich habe dich betteln gelehrt, und nun kommst du
mir an den Thüren zuvor.
5. Seine Hoffnung ist wie die Hoffnung des Teufels
aufs Paradies.
6. Zwanzig sind bei Nacht neunzig. (Bei Nacht sind
alle Katzen grau.)
7. Die Schläge des Geliebten sind (süß) wie Rosinen.
8. Gieb ihm die Hand, aber zähle (vorher) deine Finger
(d.h. ihm ist nicht zu trauen).
9. Ein Gruß zieht ein Gespräch nach sich und das Gespräch
die Melone (d.h. wenn du ißst, so achte
nicht auf den Gruß eigennütziger Personen, die auf
das Mitessen spekulieren).
10. Sie haben ein »Wenn« auf ein »Vielleicht«-Feld
gesät, und es ist ein »Nichts«-Baum gewachsen.
11. Sie haben den Esel zur Hochzeit geladen? Ja, sagt
er, entweder zum Wasserholen oder zum Holzschleppen.
12. Sie haben einen Blinden zum Lichteranzünden an-
gestellt.
13. Die Tochter der Gans ist eine Schwimmerin (=
der Apfel fällt nicht weit vom Stamme).
14. Wenn dein Freund von Honig ist, lecke ihn nicht
ganz auf (d.h. mißbrauche seine Güte nicht).
15. Du sollst den Toten w a s c h e n und nicht ins Paradies
führen. (= Was deines Amtes nicht ist
u.s.w.)
16. Ein Schiff mit zwei Kapitänen geht unter. (=
Viele Köche verderben den Brei.)
17. Wer das Süße zuerst ißt, muß beim Bittern geduldig
sein.
18. Wer's nicht kennt, sagt, es sind Linsen (d.h. der
Schein trügt).
19. Wen Vater und Mutter nicht erzogen haben, den
erziehen Tage und Nächte (d.h. das Leben).
20. Die verbrühte Katze fürchtet (sogar) das kalte
Wasser (Gebranntes Kind fürchtet das Feuer).
21. Ein Zuckerbrot in der Hand eines Waisenkindes
ist ein Wunder.
22. Das Herz ist ein Bote zum Herzen (d.h. was von
Herzen kommt, geht zu Herzen.)
23. Ein beredter Hahn schreit vom Ei an. (Was ein
Häkchen werden will u.s.w.)
24. Verdorbene Augen sind besser als Blindheit.
25. Die Fliegen kennen das Gesicht des Milchhändlers.
26. Selbst die Eule findet ihre Jungen schön.
27. Ein herrliches Leichenbegängnis, und der Tote ist
ein Hund! (= Viel Lärm um nichts.)
28. Das Alif1 zieht das Bā2 nach sich. (Wer A sagt
u.s.w.)
29. Thue Gutes und wirf es ins Meer.
30 Sei mein Zeuge (in einem Rechtsstreit) um einen
Bissen, so will ich dein Zeuge sein um ein Brot.
(Eine Hand wäscht die andere.)
31. Füttere das Vieh, aber schone das Heu! (Wasch
mir den Pelz, aber mach ihn nicht naß!)
32. Wenn du in ein Land kommst, dessen Eingeborene
ein Kalb anbeten, so raufe Gras aus und füttere
es! (Mit den Wölfen muß man heulen).
Fußnoten
1 Die beiden ersten Buchstaben des arabischen Alphabets.
2 Die beiden ersten Buchstaben des arabischen Alphabets.
2. Tunis und Tripolis
Märchen1
Die drei Muhammed
Es war ein Mann, der hatte drei Söhne und alle drei
hießen Muhammed. Als dieser Mann ans Sterben
kam, da stieg ihm ein Zweifel auf, ob einer von den
jungen Leuten wirklich sein Sohn sei. Deshalb sprach
er (auf dem Totenbette): »Muhammed soll erben, Muhammed
soll erben, und Muhammed soll nicht
erben!« Als der Vater nun gestorben war, ließen sie
zwei Wochen vorübergehen, dann begannen sie über
die Verteilung der Erbschaft zu sprechen. Sie blickten
einander an und sprachen: »Der Vater hat gesagt:
›Muhammed soll erben, Muhammed soll erben, und
Muhammed soll nicht erben!‹« Darüber stritten sie
sich nun und begaben sich schließlich vor den Richter.
Als sie vor den Richter gekommen waren, erschien
ihm die Entscheidung ihrer Sache zu schwierig;
deshalb sprach er: Ȇber euch soll der Kadi
Hiddi Recht sprechen!« Da empfahlen sie sich Gott
und reisten (zum Kadi Hiddi). Als sie des Weges einherzogen,
kamen sie an einen Ausruheplatz der Kamele.
Der erste Bruder blickte auf und sprach: »Das
Kamel, das hier gewesen ist, hat keinen Schwanz gehabt.
« Der zweite blickte auf und sprach: »Das Kamel
war einäugig.« Der dritte sprach: »Die Last, die das
Kamel trug, war auf einer Seite etwas Süßes, auf der
andern Seite etwas Saures.« Als sie weiterzogen, da
begegnete ihnen der Besitzer des Kamels; der suchte
sein Kamel. Er fragte die drei Brüder: »Ist euch ein
Kamel begegnet?« Der erste Bruder sah auf und
sprach: »Dein Kamel hat keinen Schwanz?« Der Besitzer
des Tieres entgegnete: »So ist es!« Der zweite
Bruder fragte: »Dein Kamel ist einäugig?« Der Gefragte
erwiderte: »Gewiß!« Der dritte Bruder forschte:
»Dein Kamel trug auf der einen Seite eine süße, auf
der andern Seite eine saure Last?« Jener bestätigte
dies wiederum.
»Also ihr,« rief er aus, »habt mein Kamel, denn ihr
habt mir seine Kennzeichen angegeben!« Die Brüder
entgegneten: »Junger Mann, wir haben dein Kamel
nicht!« Jener fragte sie: »Wo habt ihr es da gesehen?«
Die Brüder entgegneten: »Wir haben es gar nicht gesehen!
« Da hielt der Besitzer des Kameles die Brüder
fest und wollte sie nicht fortlassen. Jene sprachen:
»Wir wollen gerade zum Kadi Hiddi; drum geh du
mit uns!«
Bald gelangte man zum Kadi; der Besitzer des Kamels
trat zuerst vor und sprach: »Mein Kamel befindet
sich im Besitz jener jungen Leute!« Der Kadi
sprach zu den drei Brüdern: »Gebt ihm sein Kamel!«
Die Brüder erwiderten: »Zwischen ihm und uns sei
Gott Zeuge! Wahrhaftig, wir haben sein Kamel
nicht!« Da blickte der Besitzer des Kameles auf und
rief: »Aber sie haben mir doch genau seine Kennzeichen
angegeben: mein Kamel habe keinen Schwanz;
es sei einäugig und trage auf der einen Seite eine
süße, auf der anderen Seite eine saure Ladung!« Der
Kadi fragte hierauf den ersten der Brüder: »Woran
hast du erkannt, daß es keinen Schwanz hatte?« Der
Gefragte entgegnete: »Wenn das Kamel mistet, so wedelt
es mit seinem Schwanze den Mist auseinander, so
daß derselbe breit gekollert wird. Als ich nun den
Mist sah, fand ich ihn auf einen Haufen gehäuft. Da
erkannte ich sofort, daß das Kamel keinen Schwanz
habe.« Hierauf wandte sich der Kadi an den zweiten
Bruder mit den Worten: »Woher hast du geschlossen,
daß das Kamel einäugig sei?« Jener entgegnete: »Ich
sah, daß es auf der Seite, wo sein Auge (nach meiner
Vermutung) heil war, das Gras abgefressen hatte,
während auf der Seite, wo das Auge des Kamels (nach
meiner Ansicht) erblindet war, das Gras stehen geblieben
war.« Schließlich wandte sich der Kadi an
den dritten der Brüder mit der Frage: »Woher weißt
du, daß das Kamel auf der einen Seite eine süße und
auf der andern eine saure Ladung trug?« Der dritte
Bruder entgegnete: »Auf der Seite, wo ich das Saure
vermutete, schwärmten über dem Heruntergetropften
Mücken; aber auf der Seite, wo ich das Süße vermutete,
summten Fliegen.« Da wandte sich der Kadi an
den Besitzer des Kameles und sprach zu ihm: »Wie
war dein Kamel beschaffen?« Jener entgegnete: »Es
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