Marie Gilfert - Kopfüber in den Tod

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Kopfüber in den Tod: краткое содержание, описание и аннотация

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Die 40-jährige Schriftstellerin Beatrice Walther zieht nach Mänzelhausen. In dem abgelegenen Nest erhofft sie sich Ruhe für eine neue Schaffensphase – und rechnet nicht mit der Existenz einer Gruppe sechs geselliger Individualisten, allesamt jenseits der 60.
Im «Club», als den sie sich bezeichnen, findet sie Aufnahme und einen Verehrer gleich mit dazu, der ihr schon bald mehr lästig ist als lieb.
Nach einem Überfall auf Beatrice und dem Auftauchen einer rätselhaften Morddrohung, wird die Villa der Vorsitzenden Braunmeier, bis dahin Ort harmlos feuchtfröhlicher Zusammenkünfte, zur Zentrale clubeigener Untersuchungen.
Begleitet von Champagnergelagen, deckt das Ermittlerteam zwei Morde auf, befreit sich selbst aus einer Geiselnahme und erhält ganz nebenbei Einblicke in den Ablauf einer «hygienischen Totenversorgung». Abschließend bringt es mithilfe eines geständigen Mörders Neues vom menschlichen Irrsinn zum Vorschein.

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»Aber wie kommen Sie dann darauf, dass sie ihn geschrieben haben könnte?«, fragte Doris. »Es gibt doch überhaupt keine sichtbaren Hinweise. Er könnte mit jedem x-beliebigen Computer geschrieben worden sein, das hatten Sie doch selbst gesagt.«

»Sichtbare nicht, aber ich kann sie riechen.«

»Sie können riechen, dass er von Barbara stammt? Das müssen Sie mir erklären.«

»Anscheinend hat niemand von Ihnen den Duft wahrgenommen, der vom Papier ausgeht. Die hauchzarte Note eines Parfums, nach dem Barbara oft riecht.«

»Sie benutzt ein Parfum?«

»Nichts Ungewöhnliches. Schon Babys duften heutzutage nach Eau de Cologne.«

»Tatsächlich? Aber Barbara. Ehrlich gesagt wirkt sie auf mich schrecklich brav und wohlerzogen. Und ausgerechnet sie soll Ihren Tod planen oder zumindest androhen? Und warum sollte sie so etwas tun? Ich meine, welches Motiv sollte sie haben, wo sie doch Ihre Freundin ist?«

Beatrice zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollte sie nur einen Spaß machen.«

»Oder sie war es gar nicht selbst, sondern jemand hat sie dazu angestiftet, um Ihnen einen Schreck einzujagen. Sie müssen mit ihr reden, vielleicht gibt sie die Sache zu.«

»Und wenn sie gar nichts damit zu tun hat?«

»Eben das müssen Sie herausfinden. Das Papier duftet nach ihr, das wird sie nicht abstreiten können, also verlangen Sie eine Erklärung. Schlimmstenfalls können Sie drohen, es ihren Eltern zu sagen.«

Beatrice drehte ihren Kopf zur Seite und seufzte. »Sie würde mir nie wieder vertrauen.«

Sie schwiegen eine Weile, während der Doris sich fragte, was so schwierig daran sein sollte, mit einem, wie Beatrice behauptete, so gebildeten und offenbar schon ziemlich erwachsenen Mädchen über diese Angelegenheit vernünftig zu reden. Doch sie glaubte nicht, dass Beatrice gerade jetzt willens war, ihr diese Frage zu beantworten, und fuhr im Plauderton fort. »Wie sind Sie auf das Drama im Buch eigentlich gekommen? Die Geschichte passt gar nicht zu Ihren ironisch-heiteren Themen, mit denen Sie Ihre Leserschaft so erfolgreich unterhalten.«

»Das Buch ist schon ziemlich alt, mein erstes übrigens, erschienen 2002. Damals wollte ich noch über die Dramen des Lebens schreiben und Geschichten über Menschen erzählen, die Tragödien erlebt und Schicksalsschläge erlitten hatten. Ich hoffte, Inspiration in Zeitungsarchiven zu erhalten, um aus verschiedenen Ereignissen ein einziges in sich zusammenhängendes Bild zu schaffen. Doch ich spürte, dass es so nicht funktionierte. Ich musste meine eigene Phantasie ankurbeln, und so dachte ich mir eine Geschichte aus, die offenbar bei den Lesern großen Eindruck machte, denn das Buch wurde sofort ein großer Erfolg.«

»Aber dann hatten Sie keine Lust mehr auf Tragödien?«

»Nein, es machte mich traurig. Deshalb begann ich damit, aus den unzähligen menschlichen Schwächen und Fehlern die unterhaltsamen Aspekte herauszuarbeiten und stellte fest, dass diese ebenso wie die dramatischen sozusagen auf der Straße liegen. Doch keine der Frauen, die Bekanntschaften auf diese Weise zu finden hofften, habe ich beleidigt, so wie Herbert es behauptet. Ich nehme sie ein wenig auf die Schippe oder wie Sie es sagten, ich necke sie, weil sie sich für meinen Geschmack zu leichtfertig preisgeben, doch niemals habe ich moralisiert oder sie gar verurteilt.«

»Erzählen Sie mir auch ein wenig von Eleonore?«

»Von Eleonore? Nein, nein. Nicht jetzt. Mit ihrem Auftauchen kommen die alten hässlichen Dinge wieder zum Vorschein.«

Doris hätte gerne gewusst, was genau sie damit meinte und warum sie so geheimnisvoll tat.

»Wie könnte Barbaras Parfum an den Brief gekommen sein?«, fragte sie stattdessen.

»Ich weiß es nicht. Es muss absichtlich daran gekommen sein, wahrscheinlich von jemandem, der den Verdacht auf sie lenken wollte. Auf ein Kind!«

Ihre Hand fuhr hinauf zu dem Verband in ihrem Gesicht. Mit fahrigen Fingern nestelte sie daran herum, bis sich einer der Pflasterstreifen löste.

»Darf ich?« Doris benutzte ihren Daumen und drückte den Streifen wieder an.

Sie spürte, dass Beatrice das Gespräch beenden wollte und drängte nicht weiter. »Ich lasse Sie jetzt alleine, aber ich bestehe darauf, heute Nacht bei Ihnen zu bleiben.«

Noch ehe Beatrice etwas erwidern konnte, tönte Herberts Stimme von der Diele hinauf bis ins Schlafzimmer.

»Lehrerin, komm mal runter. Wir haben was gefunden.«

»Ein blutiges Taschentuch?« Doris war so schnell sie konnte hinuntergeeilt in die Diele, wo die beiden Spurensucher ihr stolz das Tuch entgegenhielten.

»Es lag draußen am Waldrand hinter den Eichen«, erklärte Herbert. »Beinahe hätten wir es übersehen, weil nur ein kleines Stück vom weißen Stoff durchs Laub blitzte.«

»Geben Sie mal her«, sagte Doris und nahm es ihm aus der Hand. »Hm. Sogar mit feiner Spitze. Wem mag das gehören?«

»Eleonore natürlich«, antwortete Herbert. »Als sie zuschlug und Blut spritzte, hat sie was abbekommen, und dann hat sie es mit dem Taschentuch abgewischt.«

»Und hat es hier fallen lassen?«, fragte Lothar ungläubig.

»Nein, natürlich hat sie es nicht einfach fallen lassen«, äffte Herbert ungeduldig. »Sie hat es verloren. Auf der Flucht.«

»Jetzt übertreiben Sie mal nicht, Sie Wichtigtuer«, fauchte Lothar. »Vielleicht gehört es Beatrice, und es steckt gar nichts dahinter.«

»Wir werden sie fragen«, beschwichtigte Doris. »Es könnte aber auch dem Briefschreiber gehören, der sich mit der Nagelschere verletzt hat.«

»Auch möglich«, sagte Herbert und nahm Doris das Taschentuch wieder ab. Mit spitzen Fingern hielt er es in die Höhe und konstatierte im Stil eines Spezialisten: »Zumindest eines können wir mit Sicherheit sagen: Es stammt von einer Frau.«

»Seien Sie froh, dass Evi Sie jetzt nicht hören kann«, sagte Doris. »Ein Spitzentaschentuch kann ebenso gut einem Mann gehören.«

»Oder es dient dazu, eine falsche Fährte zu legen. Wir sollen glauben, es gehöre einer Frau«, mutmaßte Lothar.

»Vielleicht«, sagte Doris, doch zufriedengeben wollte sie sich damit offenbar nicht, denn ihre nächste Frage verriet Ungeduld und Nervosität. »Sonst haben Sie nichts gefunden? Vielleicht hat derjenige vom Waldrand aus das Haus beobachtet. Dabei könnte er geraucht und die Kippe achtlos weggeworfen haben.«

»Das ist doch ein alter Hut. Höchstens was für Fernsehkrimis«, meinte Herbert.

»Wahrscheinlich haben Sie recht«, antwortete Doris, »aber den Stoff für Krimis schöpfen die Autoren meistens aus der Wirklichkeit, und dort gibt es nichts, was es nicht gibt.«

»Selbst wenn du eine Kippe finden würdest, wie willst du herausfinden, wer sie geraucht hat?«

»Gute Frage«, musste selbst Lothar anerkennen. »Aber was ist mit Fingerabdrücken? Zum Beispiel auf der Nagelschere. Und auf dem Brief natürlich. Von uns haben ihn nur Beatrice, Margot und Sie, Doris, in der Hand gehabt«

»Ausgezeichnet, Lothar«, lobte Doris. »Dann müssten wir zunächst unsere eigenen Fingerabdrücke nehmen, um uns selbst auszuschließen. Und als Nächstes benötigen wir einen Gegenabdruck von Barbara. Aber das dürfte kein Problem sein, so oft wie sie bei Beatrice zu Gast ist.«

»Schon. Aber wer gleicht die Abdrücke ab?«, dämpfte Lothar die Euphorie der Vorsitzenden. »Wenn wir damit zur Polizei gehen, dann kann das nur gegen den Willen von Beatrice geschehen. Das wird ihr nicht gefallen, aber wir sollten das in Kauf nehmen. Ich appelliere noch einmal ganz dringend an Sie, Doris. Reden Sie mit ihr und bestehen Sie auf eine Anzeige.“

»Vielleicht später. Zunächst werden wir Reinhold wegen der Fingerabdrücke fragen, er weiß immer eine Antwort. Ich schlage vor, dass wir uns gleich morgen wieder treffen. Wie immer um 15 Uhr bei mir.«

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