Peter Spönlein
Dem Leben dienen
Die neue Menschheitskultur
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Peter Spönlein Dem Leben dienen Die neue Menschheitskultur Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort
Die Zeichen der Zeit
Gesund werden
In Gemeinschaft leben
Teil I
Die Zeichen der Zeit
Krise und Erneuerung
Die heutige Epoche der sogenannten „Globalisierung“
Die „Risikogesellschaft“
Ende und Überwindung der Aufklärung
Menschheit in der Pubertät
Umsturz eines Weltbildes
Verschleppte Pubertät
Die „unsichtbare Hand“ – oder die Ambivalenz der Pubertät
Die neue Frage, die das Leben stellt
Zwei Propheten: Albert Schweitzer und Pierre Teilhard de Chardin
Gott und Mensch als Wille zum Leben und zur Liebe
Philosoph, Theologe, Musiker und Arzt
Erneuerer und Reformator des Christentums im 20. Jh.
Das Geheimnis des Heiligen in der Schöpfung
Die gegenwärtige Aktualität der „Ehrfurcht vor dem Leben“
Das „Gottesreich“ kommt nicht von selbst am „Ende der Zeit“
Der zentrale Inhalt des Christentums ist Mystik und Ethik
Das „Vaterunser“ als christliches Glaubenbekenntnis
Natur und Schöpfung als „göttliches Milieu“
Das Ziel der Evolution ist die Einigung allen Lebens
Der Mensch als Treuhänder der irdischen Schöpfung
Gott als Geheimnis und als „Super-Person“
Das „Gottesreich“ als menschlicher Kulturauftrag
Die Weltfremdheit der Kirchen und der Zivilberuf für den Pfarrer
Teil II
Gesund werden
Was macht uns krank?
Wir sind auf Beziehung und Ganzheit angelegt
Die Beziehung zur Schöpfung
Die menschliche Arbeit
Die Beziehung des Menschen zu sich selbst in der Einheit von Leib, Seele und Geist
Einübung in eine gesunde Lebensweise
Seelische Gesundheit und musische Bildung
Geistige Bildung
Die Beziehung zwischen Ich und Du
Mann und Frau
Entwicklung zu personaler Ganzheit
„Der Eros ist uns heilig“
Mann und Frau als Mitschöpfer Gottes
Wegwerfbeziehungen
Verliebt sein und lieben
Ein neuer Lebensraum für Kinder und Jugendliche
Ganzheitliche Bildung und selbst verwaltete Gemeinwesen
Kinder und Jugendliche
Alte Menschen
Die Beziehung zum Ewigen
Freundschaft mit allem, was lebt
Alles Leben mündet in ein göttliches Geheimnis
Das Erlebnis des Geheimnisvollen
Die größte Revolution
Die elementare Frömmigkeit der Ehrfurcht vor dem Leben
Gott in allem und über allem
Der Gottesdienst der Meditation und Aktion
„Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion auf, sondern zum Leben“
Naturale und personale Meditation
Teil III
In Gemeinschaft leben
Dem Leben eine Heimat geben
Selbstverantwortliche Gemeinwesen
„Gleichheit ist Glück“
Wortführer und Wegbereiter
Mahatma Gandhi
Martin Buber
Erich Fromm
Ökologen für ein dezentrales Sozialsystem
Das Systembild des Lebens
Ist der Mensch von Natur aus egoistisch?
Gesellschaftsveränderung oder wahre Demokratie?
Astronomen des alten Weltbildes
Politiker
Der „homo oeconomicus“ – eine Karikatur des Menschen
„Kosmopolitische Realpolitik“
Die christliche Alternative
„Menschheit und Mutter Erde“
Ökologismus und Kommunitarismus
Biotechniker
Feministische Bewegung
Gemeinschaft als Lebensform des Friedens
Die wahre Globalisierung
Bildungsstätten
Schloss Tempelhof: Gemeinschaft und Bildungsstätte
„Weil wir es nicht wagen, ist es unerreichbar“
Literaturverzeichnis
Impressum neobooks
Dem Andenken an
Brunhilde Borchers
gewidmet, die das Werden dieses Buches
mit warmherziger Anteilnahme
begleitet hat
Der Rowohlt-Verlag hat mir empfohlen,
mein Buch bei Neobooks ins Internet zu stellen.
Dipl. Theol. Peter Spönlein
Bürgerwehrstraße 1
79183 Waldkirch
07681 490749
Gedicht
Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken
und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen
missbrauchen. Aber bei euch soll es nicht so sein,
sondern wer bei euch groß sein will,
der soll euer Diener sein.
Jesus (Markus, 10.42f)
Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion auf,
sondern zum Leben!
Dietrich Bonhoeffer
Was ist die Alternative zu Krieg und automatisiertem Leben?
Der Mensch muß die Entfremdung überwinden,
er muß sein Selbstgefühl zurückgewinnen,
er muß zur Liebe fähig werden
und seine Arbeit zu einer sinnvollen,
konkreten Tätigkeit machen.
Erich Fromm
Die Gewaltlosigkeit kann man nicht
auf eine Industriezivilisation gründen,
wohl aber auf selbst verwaltete Dörfer.
Mahatma Gandhi
Nur das Denken, das die Gesinnung der Ehrfurcht
vor dem Leben zur Macht bringt, ist fähig,
den ewigen Frieden heraufzuführen.
Albert Schweitzer
Die globale Lebenskrise unserer Zeit umfaßt weltweit alle Lebensbereiche und markiert einen epochalen Wandel der Menschheitsgeschichte. Es genügt darum nicht, daß wir lediglich Appelle an die Mächtigen in Politik und Wirtschaft richten, um Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung anzumahnen. Es wird heute notwendig, die absolute Problemlösungsfähigkeit der Institutionen unserer modernen Zivilisation in Frage zu stellen und konkrete Alternativen zu benennen, die wir aus eigener Initiative selbst verwirklichen können und die der Heilung von Mensch und Schöpfung dienen.
Seit Jahrzehnten wird von weitsichtigen Menschen aus unterschiedlichen geistigen Richtungen eine kopernikanische Wende in Ökonomie und Politik angemahnt. Aber sie findet nicht statt, weil die notwendige Korrektur mit den Machtinteressen von Technologie, Ökonomie und Politik nicht vereinbar ist. Die Macht des Kapitalismus und seiner Finanzmärkte sowie der Klimawandel lassen sich nur im globalen Einverständnis aller Nationen unter Kontrolle bringen. Für die soziale Gerechtigkeit und für den Frieden gilt dasselbe wie für die Ökologie: Derartige Ziele können nicht aus dem Kalkül politischer oder ökonomischer Interessen, sondern nur aus einer ethischen Gesinnung verwirklicht werden.
Aber diese sucht man überall dort vergebens, wo Machtinteressen im Spiele sind. Der christliche Theologe und Tropenarzt Albert Schweitzer (1875 – 1965) beschließt sein Werk Kultur und Ethik (1923) mit den Worten: „Regeln über Friedensschlüsse, mögen sie noch so gut gemeint und noch so gut formuliert sein, vermögen nichts. Nur das Denken, das die Gesinnung der Ehrfurcht vor dem Leben zur Macht bringt, ist fähig, den ewigen Frieden heraufzuführen.“ Die Mystik und Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ enthält die beiden Pole christlicher Spiritualität, die Hingabe an das göttliche Geheimnis allen Lebens und die Liebe zum Nächsten, die Albert Schweitzer auf alle Geschöpfe ausdehnt und die im praktischen Dienst am Leben von Mensch und Schöpfung verwirklicht wird. Ohne die Aktualisierung dieses elementaren religiösen Geistes, so Albert Schweitzer, ist in unserer Zeit kein Frieden möglich, weder im sozialen, noch im politischen Bereich, noch im Verhältnis der Menschen zur Natur.
Aus dieser Aktualisierung der Mystik und Ethik erwächst ein unerschöpfliches Potential für eine aktive und kreative Neugestaltung aller Lebensbereiche zu einer neuen globalen Kultur aus der Spiritualität der „Ehrfurcht vor dem Leben“. Für diese Erneuerung erlebt der einzelne Mensch, der wach geworden ist für die Geschehnisse unserer Zeit, einen unmittelbaren Gestaltungswillen und eine Verantwortung, die nicht an Politiker delegiert werden kann. Denn die Mystik und Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ drängt uns bereits jetzt, zu einem Zeitpunkt, da es noch keine politischen Lösungen für die gegenwärtige globale Lebenskrise gibt, uns in den Dienst am Leben von Mensch und Schöpfung zu stellen. Aber welcher praktische Weg der Erneuerung eröffnet sich, und was können wir aus eigener Initiative konkret tun? Das ist die Frage, der ich in diesem Buch nachgehen möchte. Ich sehe vor allem drei Schritte, mit denen wir, Menschen wie du und ich, einen Weg der Erneuerung aus dem Geist der „Ehrfurcht vor dem Leben“ beginnen können:
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