Ach John, wie feige und bequem, wie niederträchtig! Wie schändlich gegenüber deinem eigenen Sohn! Auf einer gemeinen Lüge hast du deine neue Familie dort über dem Atlantik, weit weg, aufgebaut. Ich konnte mich ja nicht wehren. Ob ich dir diese Grausamkeit je verzeihen werde? - So viel verloren Zeit, in der ich das Glück gehabt hätte, Matt aufwachsen zu sehen, seine Entwicklung verfolgt hätte und vor Stolz über diesen hübschen jungen Mann beinahe geplatzt wäre. Doch jetzt war es höchste Zeit, dass mein Sohn die ganze Wahrheit erfuhr. Ohne seinen Vater zu diffamieren aber auch ohne Schonung, erzählte ich Matt alles. Er lauschte reglos und mit angestrengter Miene. Als ich endete, saß er lange schweigend und sah mit unendlich traurigen Augen an. Dann nahm er mich in seine Arme. Nun war ich es, die getröstet wurde. „Wir können das nicht mehr aufholen“, murmelte ich, „doch ich unendlich froh, dass ich noch rechtzeitig eine Chance bekam - vom Schicksal!“ In Matts Augen standen ein paar Tränen. Aber dann sprang er auf und sagte: „Mumm, ich bleibe ein paar Tage länger. Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen.“ Das Glücksgefühl, das mich dann durchflutete, werde ich niemals vergessen.
Wie wunderbar – das Schicksal gab mir eine neue Chance!
Nun ist eine Tür weit geöffnet. Wir werden uns bald wiedersehen, denn Matt hat beschlossen, die letzten Semester in Deutschland zu studieren, und zwar ganz in meiner Nähe. Es ist eine späte Genugtuung, eine riesige Freude für mein armes Herz, das so lange die Liebe des eigenen Kindes entbehren musste. Er hat es gegen den Johns Willen durchgesetzt. „Mumm, ich hab Dad gesagt, dass er sich entsetzlich verhalten hätte. Er hat es gar nicht mehr abgestritten. Vielleicht weil er gespürt hat, dass ich ihm nichts mehr glauben würde.“
Seitdem lebe ich mein Leben ganz anders, ich gehe aufrechter, mein Blick ist fröhlicher, Menschen sagen mir, ich strahle Optimismus und Zuversicht aus. Kein Wunder, nun hat es ja wieder einen Sinn, morgens aufzustehen und den Tag mit Mut und Zuversicht anzugehen, jetzt, wo ich weiß, wofür ich lebe.
Eines habe ich fest beschlossen: Ich werde Matt in keinen Konflikt zwischen seiner amerikanischen Familie und mir bringen. Er soll selbst entscheiden, wie viel er mir geben kann und will und wie nahe wir uns sein wollen. Dass er dabei großzügig sein wird, fühle ich, denn Matt ist eben ganz und gar mein wunderbarer Sohn.
Ende
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.