ihrer Unterstützung konnte Azzael wohl nicht rechnen, was bedeutete, dass er sich ihrer Annehmen musste um sie unter Kontrolle zu bekommen. Denn sie war die stärkste in diesem Rat und hatte viel zu sagen, auch unter ihresgleichen hörten viele auf sie, auch außerhalb ihres eigentlichen Einflussbereiches. Auf Javans Gesicht war ein Lächeln erschienen, er war wohl begeistert von dieser Idee. Genauso wie Zaniel und Charoun, denn auch ihre Gesichter hatten sich aufgehellt und er konnte ihre Begeisterung beinahe mit den Händen greifen. Was Azzael jedoch am meisten erstaunte, war das auch auf Dinas Gesicht ein Lächeln erschienen war. Er hätte nicht gedacht, dass diese Schnabelfrau, sich auch für seine Interessen einsetzen würde, er war sich sogar sicher gewesen, dass sie gegen seine Bitte stimmen würde. Azzael überschlug kurz seine Chancen. Soweit er sehen konnte waren Charoun, Dina, Zaniel, und Javan für seinen Plan, sie schienen ihn sogar sehr zu mögen. Dann waren da noch Janiel, und Abraxos, die beide relativ neutral aussahen und Azzael konnte sich nicht ausmalen ob sie ihm nun helfen würden oder nicht. Und auf der anderen Seite standen Nabu und Nikita, beides weibliche Cherubim mit viel Einfluss, deren Gesichter deutlich gezeigt haben, dass es ihnen zuwider war, die Menschen auszurotten. Nikita hatte den gestreiften Körper eines Tigers und ein wunderschönes Gesicht, wäre sie ein Engel, würde sie auch unter diesen als Schönheit gelten, da war er sich sicher. Ihre Haare kringelten sich in perfekten Locken über ihren Rücken und zwei strahlend weiße Flügel erhoben sich majestätisch hinter dem menschlichen Oberkörper. Zu spät merkte Azzael, dass sich ihr stechend grüner Blick direkt in seinen bohrte. Die Augenbrauen hatte sie zusammengezogen und sie machte keinen Hehl daraus, was sie von Azzaels Plan hielt. Azzael grinste ihr süffisant zu, doch davon ließ sich die Cherubim nicht beeindrucken, ihr Blick verfinsterte sich sogar noch weiter, falls es denn möglich war. Dies wiederum beeindruckte Azzael enorm. Er war es nicht gewohnt, dass man sich ihm ganz offen widersetze und kam nicht umhin, so etwas wie Respekt für dieses Wesen zu empfinden. Schade, dass sie nur eine missgestaltete Chrubim war, sonst hätte sie durchaus eine interessante Gefährtin abgeben können. »Da ich den genauen Plan nicht weiß, lasse ich nun Azzael zu euch sprechen.« Abraxos Stimme riss ihn aus seinen Gedankenspielen und er räusperte sich kurz, ehe er sich geschmeidig erhob und neben Abraxos trat. »Mein Plan ist es, die Menschen völlig zu vernichten. Sie verschmutzen die Erde und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch den Himmel verunstalten als wären sie hier geboren. Sie vernichten ihren eigenen Lebensraum und unternehmen nichts dagegen. Ihre ganzen Erfindungen, mit denen sie sich das Leben so angenehm wie möglich machen, verpesten die Welt und zerstören die Natur. Irgendwann werden auch wir Engel und auch ihr Cherubim darunter zu leiden haben. Ich will sie vernichten bevor es zu spät ist. Und dann werden die Engel die Erde bevölkern. Es wird ein neues Paradies auf Erden geben und der Einfluss dieser erbärmlichen Menschen wird bald vergessen sein als hätte es sie nie gegeben.« »Und was springt für uns dabei raus?« Nikitas Stimme klang fest, hart und verführerisch zugleich. Azzael war sehr überrascht und sah sie schweigend an während sie weiter sprach. »Ich nehme an, dass wir für dich die Drecksarbeit erledigen sollen richtig?« Azzael lächelte fies und nickte. »Ihr sollt die Menschen von der Erde vertreiben, ganz genau. Und dafür werdet auch ihr auf Erden wandeln dürfen. Es gibt viele Gebiete die euch sicher gefallen würden. Der Regenwald zum Beispiel, er erstreckt sich endlos gegen den Horizont und wird sich unaufhaltsam ausdehnen sobald die Menschen ihn nicht mehr abholzen.« Nikita sah nicht überzeugt aus und Azzael wusste auch, dass er sie niemals überzeugen würde. Unter den Cherubim brach ein Stimmengewirr aus und wie erhofft, malten sie sich immer wieder den Regenwald in ihren Gedanken aus, vor allem den Platz den sie dort unten haben würden. »Ich werde mich zurückziehen und euch beraten lassen«, sagte Azzael und hielt den Blick fest auf Nikita gerichtet, die ihn genauso fest erwiderte ohne mit der Wimper zu zucken. Irgendetwas hatte diese Cherubim an sich, das ihn faszinierte. Er wollte seinen Blick nicht von ihr lösen und musste sich zusammenreißen um es doch zu tun, was stimmte nur nicht mit ihm? Schnell verließ er den großen Raum um etwas Abstand zu gewinnen. Hinter den steinernen Türen konnte er die Diskussion verfolgen die nun entbrannte. Er konnte Nikitas Stimme unter allen anderen heraushören und wunderte sich selbst darüber, dass es ihm so ohne weiteres gelang. Diese Cherubim war seltsam und er musste unbedingt herausfinden, was ihn so an ihr faszinierte. Er wusste es nicht und eigentlich wollte er das auch nicht wissen, doch würde es ihm vorher keine Ruhe lassen. Deshalb verscheuchte er die Gedanken fürs erste und wartete ungeduldig darauf, dass die Cherubim endlich ihre Entscheidung fällten. Eine halbe Ewigkeit später kam Abraxos heraus und holte Azzael wieder hinein. Er zeigte wieder auf den Stuhl und Azzael setze sich auf den gleichen Platz wie vorher. Es war das erste Mal das Azzael wirklich nervös war, denn von dieser Entscheidung hing so viel ab. Der erste Erzengel suchte in den Gesichtern nach Anzeichen, von denen er die Entscheidung ablesen konnte, doch die Mienen waren alle verschlossen. »Also Azzael. Wir haben uns entschieden, dass wir dir helfen werden.« Nikita sah ihn aus zusammen gekniffenen Augen an, ihre Abneigung gegen diese Entscheidung füllte den Raum. »Diese Entscheidung war keinesfalls einstimmig.« Während sie sprach, wich jegliches Gefühl aus ihrer Stimme und ließ sie fast wie ein fleischgewordener Albtraum wirken. »Das interessiert nicht Nikita«, wies Abraxos sie zurecht. »Die Entscheidung ist gefallen, ob einstimmig oder nicht ist egal.« Azzael freute sich diebisch, auch wenn dieses Gefühl von Unbehagen gedämpft wurde welches dieses Wesen in ihm auslöste. »Azzael, teil uns deinen Plan mit und sag uns was wir machen sollen. Aber Bedingung ist, dass wir wenn der Krieg gegen die Menschen gewonnen ist, wir den Regenwald für uns haben, genauso wie die großen Meere und die größten Gebirge, damit alle von uns ein zu Hause finden in welchem sie sich wohl fühlen, denn wir sind viele. Und wir verlangen Eintritt in alle Himmel.« Azzaels Augenbrauen zogen sich zusammen. Diese Bedingung war absolut unverschämt. Es würde bedeuten, dass die Cherubim auch Eintritt in den zweiten Himmel haben wollten und da hatten sie absolut nichts zu suchen. Azzael starrte Abraxos böse an, doch der erwiderte Seelenruhig seinen Blick. Innerlich kochte Azzael vor Wut, er hasste es, wenn er so unter Druck gesetzt wurde, doch das wollte er sich nicht anmerken lassen. Er wägte die Vor und Nachteile ab, er brauchte die Cherubim. Sie mussten die Drecksarbeit für ihn erledigen. Und wenn die Engel erst einmal die Erde bevölkerten, dann könnte es ihm eh egal sein, was mit den Himmeln geschah. »Also gut. Sobald dieser Krieg gewonnen ist, könnt ihr die Himmel betreten wann immer ihr wollt.« Abraxos sah erleichtert aus und als sein Blick wie von selbst zu Nikita wanderte, erkannte er auch dort so etwas wie Genugtuung was ihm merkwürdigerweise Erleichterung verschaffte. »Gut, dann wäre das ja erklärt. Dann kannst du gerne damit anfangen, uns zu erklären, was wir machen sollen um deinen Plan zu verwirklichen.« Abraxos trat beiseite und gab den Platz für Azzael frei. Azzael erzählte allen wie er sich den Anfang dieses Krieges vorgestellt hatte. Erst einmal war noch nicht wichtig, dass die Menschen wussten, dass es die Engel waren, die ihnen den Tod brachten. Wichtig war nur, dass sie starben und dabei möglichst viel Leid ertrugen. Er regte solche Dinge wie die Pest an welche bei der Engen Bevölkerungsdichte augenblicklich viele Menschenleben verschlingen würde. Die Cherubim lauschten seinen Worten und einige sahen aus, als könnten sie es gar nicht erwarten, dass es losging. Sie waren am Ende eben doch dafür gemacht Chaos und Unfrieden zu stiften, es lag in ihrer Natur und zu lange schon hatte man sie an die Kette gelegt. Und sie sollten nicht mehr lange warten, denn Azzael wollte so schnell wie möglich mit seinem Plan beginnen. Er gab noch einmal ganz genau Instruktionen und die Anführer verteilten sich, um den normalen Cherub das Vorhaben mitzuteilen. Jedes Ratsmitglied hatte einen eigenen Stamm, dem es vorstand und nun war es an ihnen, dem Stamm mitzuteilen, welche Rolle sie in diesem Plan spielten, wie sie ihn aus zu führen hatten und was sie am Ende erwarten würde, was ihre Belohnung wäre. Azzael war sich sicher, dass Nikita und Nabu ihren Stämmen andere Anweisungen erteilen würden, aber das war ihm egal. Es reichte ihm wenn der Rest des Rates, seine Aufgaben erledigen würde, er hätte nur einen Stamm gebraucht um genug Unruhe und Leid zu verbreiten doch mit ihnen allen würde es einfach schneller gehen. Deswegen machte er sich auf den Weg zurück in den zweiten Himmel um dort auf die ersten Ergebnisse zu warten und sich darüber klar zu werden, warum Nikita auf einmal ständige Begleiterin seiner Gedanken war.
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