Morten Makolje - Familie

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Kriminalroman eines Malers und Privatdetektivs, der sich in seine ehemalige Heimat aufmacht, um zu klären, wer da auf seine Eltern oder deren Wohnwagen geschossen hat.
Die Reise zu seinen Eltern wird eine Reise in seine Vergangenheit. Er raucht und trinkt zu viel, er verliebt sich und führt aberwitzige Dialoge mit seinen Eltern.
Diese romantische Kriminalkomödie ist der Bericht einer wahren Begebenheit.

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Morten Makolje

Familie

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Inhaltsverzeichnis Titel Morten Makolje Familie Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Für Anne Für Anne

1. Das Telefonat

2. Das Abendessen

3. Der Schuß

4. Die Polizei

5. Die Nachbarn

6. Der Verein

7. Die Jugend

8. Der Samstagmittag

9. Die Frage

10. Der Passant

11. Das Gerede

12. Die Flamme

13. Der Morgen

14. Das Spritzenhaus

15. Das Ziel

16. Die Verabredung

17. Der Brand

18. Der Fall

19. Der Freund

20. Der Streit

21. Die Erbschaft

22. Der Vater

23. Das Geschoß

24. Die Rechtshänder

25. Der Rückschlag

26. Die Täter

27. Die Erlösung

28. Der Abspann

Nachwort

Anhang

Käsekuchen

Hinweise zur Serie

Impressum neobooks

Für Anne

1. Das Telefonat

Der Sommer ging zu Ende. Gelegentlich fiel schon mal ein Blatt vom Baum. Ich hatte keine Ahnung, ob das für Anfang September normal war, aber normal war der Sommer ja auch nicht gewesen. Im Juni war es mal drei Wochen lang sehr heiß, dem Rest konnte man aber überhaupt nichts Sommerliches abgewinnen. Nach dem letzten Winter war eigentlich gleich – bis auf diese drei Wochen – der Frühherbst gekommen, selbst der Spätsommer war ausgefallen. Ich hatte auch schon daran gedacht, die Heizung anzumachen, aber ich glaubte auch, so frühes Heizen sei etwas für Weicheier. Und wer will schon ein Weichei sein? Also blieb ich hart und wappnete mich gegen die erste Erkältung der Saison. Die Vorbereitung war rein mental und trotzdem wirkte sie meistens. „Scheiße, jetzt wird’s wieder richtig scheiße kalt, und besser wird’s erst wieder in acht Monaten.“ Es war erstaunlich, aber meistens half das wirklich, ich bekam recht selten eine Erkältung. Vielleicht lag es aber auch daran, daß ich nach den ersten stumm ausgesprochenen Durchhalteparolen doch zum Weichei wurde und die Heizung anstellte. Gerade als ich dieses Jahr ganz schnell Begründungen für das Anstellen der Heizung gefunden hatte, irgendeine Mischung aus „muß ja niemand erfahren“ und „Kunden sollen nicht frieren“, klingelte das Telefon. Meine Mutter war dran. Es war ungewöhnlich, daß sie mich an einem Dienstagmittag im Büro anrief. Meistens telefonierten wir sonntags. Meine Eltern waren im Urlaub gewesen und hatten vermutlich vor dem obligatorischen Sonntagstelefonat das Bedürfnis, sich mitzuteilen oder „Neuigkeiten“ von mir zu hören, die es natürlich nicht gab.

„Seid ihr heile aus dem Urlaub zurück?“

„Schon.“

„Aber?“

„Das war ganz schön knapp. Es sind uns zwei Reifen geplatzt. Ich weiß gar nicht wie das gekommen ist.“

„Gleichzeitig?“

„Nein, kurz nacheinander. Zuerst der eine und dann zwanzig Kilometer weiter der andere.“

„Das ist wirklich ungewöhnlich.“

„Ja, so kurz hintereinander.“

„Beim Auto oder beim Wohnwagen?“

„Beide Male beim Auto. Dein Vater hat das wirklich beide Male klasse gemacht. Wie er den Wagen abgefangen hat. Wirklich toll.“

„Er hat halt viel Erfahrung.“

„Das klingt so, als würdest du sagen wollen, wir seien alt.“

„Nein, so war das gar nicht gemeint.“

„Gemeint nicht, aber...“

„Er fährt halt jeden Tag Auto, und wenn man das über vierzig Jahre lang gemacht hat, dann macht man bestimmt einige Dinge instinktiv.“

„Da ist es ja schon wieder. ‚Über vierzig Jahre‘.“

„Aber so ist es doch. Überleg doch mal wie alt ich schon bin...“

„Und wie lange du schon von Zuhause weg bist.“

„..., was alles inzwischen passiert ist. Die Zeit vergeht schnell.“

„Ach ja, du hast ja Recht. Zu schnell, wenn du mich fragst.“

„Hat denn Papa die Aufregung gut verkraftet?“

„Ja, das schon, aber er ärgert sich jetzt, daß das alles so teuer ist. Wir hatten natürlich nur einen Ersatzreifen mit. Wir mußten also beim zweiten Mal den ADAC kommen lassen. Und der meinte, mit dem Ersatzreifen würden wir auch nicht lange sicher fahren können, also mußten wir uns von einer Werkstatt zwei neue Reifen montieren lassen. Und da kann man natürlich nicht irgendwo die billigsten raussuchen, da muß man schon das nehmen, was die haben. Und da waren die Reifen gleich mal 50 Prozent teurer als bei dem Händler hier im Ort.“

„Wann seid ihr denn wiedergekommen?“

„Samstag. Da haben wir erst mal ausgepackt. Sonntag waren wir dann bei Oma. Die ist froh, daß wir wieder da sind.“

„Wenn ich mir vorstelle, was auf der Fahrt hätte passieren können, dann bin ich aber auch froh!“

„Sonst nicht?“

„Doch, natürlich. Immer...“

„Was?“

„Immer diese Wortklauberei. Oder Verdrehung von allem Gesagten. Hätte ich beispielsweise gesagt, ich hätte euch auch einen längeren Urlaub gewünscht, dann hätte man das auch wieder negativ interpretieren können. Du bist manchmal wie Papa und ich noch viel mehr. Ach, immer dieses Umdrehen der Worte im Mund. Und dann die anschließenden Rechtfertigungen. Ich mache es gerade wieder und kann es eigentlich nicht ertragen.“ Kurze Pause. „Was ich eigentlich sagen wollte: Ich bin froh, daß ihr heile zurück seid. Betonung auf heile .“

„Hm, es ist aber auch wirklich ganz schön, wieder hier zu sein. Wenn nur nicht der ganze Dreck wäre.“

„Ja, ja, alles meterhoch mit Staub zugedeckt.“

„Ja, das stimmt aber wirklich. Und wie der Garten aussieht.“

„Dann guck doch nicht hin.“

„Na ja, stimmt, ist auch gar nicht so schwer, so schmutzig wie die Fenster sind.“

„Laß einen Fensterputzer und einen Gärtner kommen. Ist beides nicht so teuer. Aber laß den Gärtner zuerst kommen. Nicht, daß der so viel Dreck macht, daß die Fenster gleich wieder geputzt werden müssen.“

„Aber wir müssen doch sparen, wegen der Rente.“

„Ja, dann müßt ihr sparen. Ich muß auch sparen, hab gerade keinen Auftrag.“

„Dann such dir doch endlich einen vernünftigen Job.“

„Ja, ja.“

„Ich weiß, das kannst du nicht mehr hören, aber es stimmt doch.“

„Ja, ist schon gut. Und auf eine von diesen ganz fürchterlichen Single-Partys soll ich auch gehen, damit ich auch gleich eine Frau finde.“

„Ach, die sind doch bestimmt nicht so schlimm, die Partys meine ich. Da muß man dann wenigstens nicht mehr abklären, weshalb man da ist.“

„Du warst noch nie auf so einer Party. Das ist so schlimm, das kannst du dir gar nicht vorstellen.“

„Doch, das ist bestimmt so ähnlich wie früher bei uns in der Disco.“

„Nein, das ist ganz, ganz anders, viel, viel schlimmer, da dreht sich einem der Magen um. Da läuft Musik, die jeder kennt, die jeder mitsingen kann, die aber auch jeder schrecklich findet.“

„Aber jeder kann dazu tanzen.“

„Hm, so habe ich das nicht gesehen, aber jeder kann dazu auch kotzen.“

„Na. Also wirklich...“

„Ist doch war. Wenn ich nur die Wörter Staying alive höre, möchte ich schon das Gegenteil tun.“

„Aber vielleicht kann das ja auch verbinden.“

„Sterben? Kotzen? Schwachsinn!“

„Aber willst du immer alleine bleiben? Und willst du schon bald die Brücke fegen?“

„Brücke fegen, wenn man mit 30 noch nicht verheiratet ist? Ich weiß jetzt wenigstens, warum ich direkt nach der Schule in die Stadt gezogen bin, um diesen Dingen zu entgehen.“

„Und wegen deinen Eltern.“

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