Franziska Steinhauer
Im Schoß der Familie
Ein Katzmann-Krimi
Kriminalroman
Jaron Verlag
Franziska Steinhauer, in Cottbus lebende Autorin, ist bekannt für ihre psychologisch ausgefeilten Kriminalromane. Mit besonderem Geschick verknüpft sie eine spannende Handlung mit Lokalkolorit und Gesellschaftskritik. Zuletzt veröffentlichte sie «Zur Strecke gebracht» (2012, gemeinsam mit Wolfgang Spyra) sowie «Kumpeltod» (2013). Für die Krimireihe «Es geschah in Sachsen» des Jaron Verlags verfasste sie 2011 den ersten Band, «Katzmann und das verschwundene Kind». ( www.franziska-steinhauer.de)
Originalausgabe
1. Auflage 2013
© 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin
1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin
ISBN 9783955520571
Ich bin in meinem Leben
einigen Menschen begegnet,
die mir sehr wichtig geworden
sind und mir viel bedeuten.
Nun möchte ich diese
Gelegenheit gern nutzen,
um mich bei einem von
ihnen besonders zu bedanken:
Vielen herzlichen Dank, Horst Bosetzky (-ky)!
Cover
Titelseite Franziska Steinhauer Im Schoß der Familie Ein Katzmann-Krimi Kriminalroman Jaron Verlag
Impressum Franziska Steinhauer, in Cottbus lebende Autorin, ist bekannt für ihre psychologisch ausgefeilten Kriminalromane. Mit besonderem Geschick verknüpft sie eine spannende Handlung mit Lokalkolorit und Gesellschaftskritik. Zuletzt veröffentlichte sie «Zur Strecke gebracht» (2012, gemeinsam mit Wolfgang Spyra) sowie «Kumpeltod» (2013). Für die Krimireihe «Es geschah in Sachsen» des Jaron Verlags verfasste sie 2011 den ersten Band, «Katzmann und das verschwundene Kind». ( www.franziska-steinhauer.de ) Originalausgabe 1. Auflage 2013 © 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin 1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin ISBN 9783955520571 Ich bin in meinem Leben einigen Menschen begegnet, die mir sehr wichtig geworden sind und mir viel bedeuten. Nun möchte ich diese Gelegenheit gern nutzen, um mich bei einem von ihnen besonders zu bedanken: Vielen herzlichen Dank, Horst Bosetzky (-ky)!
PROLOG
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
Es geschah in Sachsen
Es geschah in Berlin
FERDINAND stand am Fenster.
Immer weitere Droschken und Automobile fuhren vor, elegant gekleidete Damen und Herren entstiegen ihnen mehr oder weniger linkisch.
Sein Mund verzog sich verächtlich. Die lockt alle nur das Geld, dachte er schlecht gelaunt. Jeder will der nächste Stipendiat sein, an der Seite der von Weitershausens gesehen werden und in der Zeitung lesen, dass er Gast in diesem Hause war. Scheinheiliges Pack!
Die Herren trugen Frack und Zylinder. Alle schon nach der neuen Mode, breite Schultern, schmale Taille, stellte Ferdinand fest. Ihm selbst gefiel der Schnitt auch sehr gut. Sogar ein Hänfling wie er wirkte darin männlich.
Die Damen trugen in diesem Jahr nicht ganz bodenlang, aber versuchten sich trotz der Kälte im Balancieren auf hochhackigen Pumps.
«Was liegt denn bei dir um die Schultern?», rätselte er und drückte sich näher an die Scheibe. «Weißer Pelz als Cape – sollte das wirklich Hermelin sein? Wenn man zu den von Weitershausens geladen wird, trägt man das Teuerste, das der Schrank zu bieten hat, nicht wahr?»
Er hörte seine Mutter durch das Haus laufen. Hastig. Ein wenig wütend.
Alles sollte an diesem Abend perfekt sein. Ferdinand wusste, seine Eltern nahmen an, wenn der Abend wunderbar und harmonisch ablief, würden die Gäste dieses wohlige Gefühl auf alles übertragen, was mit dem Namen von Weitershausen zu tun hatte. Gerade jetzt war es wichtig, allen zu vermitteln, diese Familie sei glücklich. Heimar von Weitershausen würde dann ganz sicher in der neuen Regierung einen wichtigen Posten bekleiden können. Ferdinand seufzte. Er wusste, dass sein Vater vom Sessel des Ministers für Kultur träumte. Seine Mutter glaubte natürlich, ihr Mann besuche das Theater und die vielen Ballettveranstaltungen nur, um seinen Ruf als Kunstkenner und gebildeter Mäzen zu untermauern. Um was es ihm wirklich ging, ahnte sie wahrscheinlich keine Sekunde lang.
Aus dem Foyer drangen Stimmen zu ihm hinauf. Dunkle Männer- und exaltierte, übersteuerte Frauenstimmen.
«Ach, wir sind ja schon so gespannt darauf, wer in diesem Jahr von Ihrer Stiftung gefördert werden wird!»
«Wollen Sie nicht ein bisschen über den Glücklichen preisgeben?»
«Oh, Sie machen es aber auch immer geheimnisvoll! Sind denn die Kandidaten bereits vollzählig versammelt?»
«Wie schade, dass das Stipendium erst nach dem Essen verliehen wird. Die Ärmsten plagt dann bei jedem Bissen die Ungewissheit.»
«Ach, was für eine ausgesucht elegante Robe, meine Liebe! Schade, dass Ihnen die Farbe so gar nicht stehen will. Grün ist nicht für jedermann, das macht oft blass und lässt gerade blonde Menschen richtig krank aussehen.»
«Na, Gustav, der Anzug vom letzten Jahr ist dir wohl zu eng geworden? Tja, bei mir ist es ähnlich. Vielleicht sollten wir auch mal eine Fastenkur auf dem Weißen Hirsch einschieben?»
«Hast du auch gehört, dass Obst so gesund sein soll? Meine Frau schwört darauf, jetzt habe ich ständig so etwas auf meinem Teller. Und auch eigenartiges Grünzeug. Ich bin doch kein Rindvieh, zum Wiederkäuen habe ich gar keine Zeit. Immerhin leite ich eine Firma. Aber dafür fehlt Frauen eben das Verständnis. Na, wenigstens wird heute sicher gut aufgetischt.»
Der Sohn des Hauses trat ein Stück von der Scheibe zurück. «Diese Heuchler!», zischte Ferdinand und beobachtete, wie sich sein Atem an der kalten Scheibe niederschlug. «Dieses dekadente Pack!» Er ballte die Fäuste, schob sie in die Taschen seiner schwarzen Hose, zog sie sofort wieder heraus, damit sich keine unschönen Beulen bildeten.
Vor einer Stunde hatte der Gärtner zusammen mit dem Wachmann, der einen scharfen Hund führte, die Bettler von der Straße vertrieben. Großräumig. Damit die Reichen Dresdens durch den Anblick der abgerissenen Männer und Frauen nicht belästigt würden. Nicht, weil es den von Weitershausens peinlich gewesen wäre, ein Fest mit exotischen und teuren Speisen zu feiern, während fast achthunderttausend Menschen in Sachsen, darunter allein achtzigtausend Dresdner Mitbürger, ohne Arbeit waren und mitsamt ihren Familien hungern mussten.
Ferdinand seufzte und wandte sich ab. Ihm selbst war es zumindest unangenehm, dass man diese Leute verjagt hatte. Doch sein Vater meinte, wenn man erst damit anfinge, die Reste an die Armen zu verteilen, kämen immer mehr, und man selbst müsse sich durch ein Meer von Bettlern schieben, um das Haus verlassen zu können.
«Na, vielleicht hat er ja recht damit», murmelte Ferdinand und wappnete sich gegen das langweilige Geschwätz und die Eitelkeiten des bevorstehenden Abends.
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