Die Freisprechung
Impressum
© NIBE Verlag © C. D. Gerion
Februar 2019
Deutsche Erstausgabe
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im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für den Inhalt des Buches ist allein der Autor verantwortlich und er muss nicht der Meinung des Verlags entsprechen.
Created by NIBE Verlag
Printed in Germany
ISBN: 978-3-96607-002-7
NIBE Verlag
Alsdorf
www.nibe-verlag.de
eMail: info@nibeverlag.eu
C. D. Gerion
Die Freisprechung
Roman
Handlung und Personen dieses Romans sind frei
erfunden, auch wenn dem Leser der ein oder andere Name, Amtstitel oder Gesichtsausdruck aus Presse, Funk und Fernsehen bekannt vorkommen mag.
Der geneigte Leser möge ferner bedenken, dass kaum
etwas, was ein Autor erfindet, so weit hergeholt sein kann, dass die Wirklichkeit es nicht übertreffen könnte.
Inhalt
An einem sicheren Ort
Das Buch
Auf dem falschen Dampfer
Bali und Kigali
Im Dschungel des Literaturbetriebs
Berliner Verabredungen
Der Unfall
Auf der Buchmesse
Begegnung auf dem Hauptfriedhof Wolfenbüttel
China
In der Zentralen Parteihochschule
Schock in Shanghai
Auf Tauchstation
Frühling in Rom
Privataudienz im Vatikan
Frühling in Rom II
In den Katakomben
Das Hausboot in Amsterdam
Die Protzvilla in Gonsenheim
Die geheimen Dokumente
Das Memorandum
Sonnenuntergang auf der Insel der Zuflucht
Honeymoon im Hotel 'Eros'
Das Exposé
Der Teufelspakt von Astana
Genf, Vereinte Nationen
Ein todsicherer Plan
Dienstreise nach Singapur
Bücherverbrennung
Der Absturz
Neue Hoffnung und Flucht nach vorn
Mary's Hideaway
Überfall im Morgengrauen
Miami Airport
Sightseeing in Lima
Abenteuer in den Anden
Raffinierte Pläne und die Sensation von Santiago
Die Razzia
Das Foltermuseum
Lima Airport
Die Höhle der Inkas
Der Goldschatz
Die letzte Messe
Epilog
5. Juli
Ich hätte auf Martina hören sollen. „Versteck das irgendwo im Keller und vergiss es...“ Oder hätte besser gleich einfach nur harmlose Gedichte geschrieben. Oder angefangen, für den New York Marathon zu trainieren. Es gibt ja inzwischen Pensionäre, die machen sowas. Aber ich gehöre nun mal nicht zu denen, die zurückzucken, wenn sich irgendwas unerwartet als Herausforderung entpuppt. Also habe ich es mir selbst zuzuschreiben, dass ich mich jetzt auf einer in der Weite des Atlantiks verlorenen Insel verstecken muss, mit einer dicken Mappe voller Dokumente unter dem Bett, damit in meinem ‚Roman‘ am Ende nichts Wichtiges fehlt und auch wirklich jedes Detail stimmt.
Bin also selber schuld, dass ich hier mitten in der Hauptsaison statt am Strand zu liegen oder in den Bergen zu wandern, tagsüber an einem sichtgeschützten Plätzchen oberhalb meiner Höhle – und wenn es hier draußen zu dunkel wird, drinnen im Licht einer stinkenden Petroleumlampe – handschriftlich Seite um Seite mit diesem Bericht füllen muss. Ich könnte natürlich alle naselang ins Dorf runter laufen, um den Akku meines Laptops aufzuladen. Aber das Risiko wäre zu groß. Es könnte sich Gerede verbreiten über diesen seltsamen Alten aus Deutschland, der sich für Wochen, wenn nicht gar Monate hier oben versteckt hält und sich so gar nicht wie ein normaler Tourist benimmt. Man kann das Meer sogar sehen von hier aus. Wie gerne würde ich jetzt dort runterwandern und mal wieder ausgiebig schwimmen. Oder am Abend in eines der Restaurants an der Strandpromenade gepflegt essen gehen, um danach in einem bequemen Korbstuhl auf irgendeiner Terrasse sitzend bei einem Glas guten Rotweins versonnen dem einen oder anderen weiblichen Reiz hinterzusinnieren. Nein, einfach zu gefährlich das alles. Da unten wimmelt es nur so von Deutschen. Auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist, so ist doch nicht auszuschließen, dass ich jemandem in die Arme laufe, der mich erkennt. Vielleicht sogar jemandem, der auf dieser entlegenen Insel gezielt nach mir sucht. Nach allem, was passiert ist, wäre selbst das nicht unmöglich. Mit meiner markanten Glatze und dem Vollbart bin ich ja auch gar nicht schwer zu identifizieren. Habe sogar schon erwogen, mich glatt zu rasieren. Aber so oder so bleibt mir gar keine andere Wahl, als die kommenden Monate möglichst unauffällig hier oben zu verbringen. Unser Plan sieht vor, dass ich mit der handschriftlichen Fassung dieses ‚Romans‘ über das Buch und dessen Folgen bis Anfang September fertig bin. So muss ein gelegentlicher kleiner Badeausflug in eine der kleinen, einsamen Buchten auf der anderen Seite der Insel oder eine kurze Wanderung in den Bergen reichen, damit ich hier in meiner Höhle nicht endgültig durchdrehe.
Übrigens: Ich nenne es meine Höhle, aber eigentlich ist es eine sicher schon viele Jahrhunderte lang genutzte und inzwischen wohntechnisch auf einen durchaus passablen Stand gebrachte regelrechte Höhlenwohnung. Sogar mit einem gar nicht so kleinen Fenster nach vorne raus. Es gibt hier oben noch mehr davon. Gleich links um die Biegung, bevor der Pfad endgültig vor einer Felswand endet, wohnt ein Althippie in einem ganz ähnlichen Loch. Der ist die meiste Zeit total zugekifft, was mir durchaus gelegen kommt. Ich bringe ihm regelmäßig etwas Obst oder Gemüse mit, weil ich denke, dass ihm ein paar Vitamine durchaus guttun könnten. Über den Rotwein freut er sich aber mehr. Für meinen Service darf ich sein altes Motorrad benutzen. Nur so geht das überhaupt. Zu Fuß bekäme ich meine Vorräte gar nicht hier hoch. Zumal ich das Dorf unten, wo ich ja eigentlich auch einkaufen könnte, vorsichtshalber weiträumig umfahre. Wie gesagt, das Gerede. Also Einkauf einmal die Woche im kleinen Supermarkt unten am Hafen. Um die Mittagszeit, wenn dort so gut wie nichts los ist. Und vorher noch den kleinen Schlenker am Strand vorbei, wo es Duschen gibt, die von der Promenade aus nicht einsehbar sind. Ansonsten lassen wir uns in Ruhe, der Althippie und ich. Er denkt, ich meditiere hier die ganze Zeit. Fand er offenbar auch völlig normal. „Well, happy enlightenment, then“, war sein einziger Kommentar. Und ich frage ihn ja auch nicht, wo er die Nacht verbracht hat, wenn er morgens gelegentlich von unten an meiner Höhle vorbeigeknattert kommt.
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