Diese Art des reinen Glaubens an ein Jenseits ist aber in der heutigen Welt nicht mehr befriedigend. Auch die christlichen Dogmen der Hölle, des Fegefeuers und des Himmels für jene, die sich nach den Geboten Gottes richteten, finden heute in der Bevölkerung nicht mehr uneingeschränkt Zustimmung. Die heutigen Menschen haben sich von solchen Weltanschauungen über das Jenseits distanziert, denn viele Menschen haben sich – gleich welcher Religion sie angehören – ein eigenes Bild des Danach geschaffen. Eine Tatsache, auf die in Deutschland in den Massenmedien vor allem Magazine wie Focus oder Spiegel hingewiesen haben. Bevor die Kirche später durch verschiedene Skandale in praktisch allen Medien für Negativschlagzeilen sorgte.
Durch wachsende Orientierungslosigkeit der vergangenen Jahre hat sich auch eine ganz andere Art von „religiösen Gemeinschaften“ mit extremen Ansichten über den Tod gebildet. Aus der Ecke der UFOlogie stammen Gruppen, die nicht nur an Außerirdische glauben, sondern auch ein wirres Weltsystem erdacht haben, bei dem die Aliens und der menschliche Tod miteinander verknüpft sind. Zahlreiche esoterische UFO-Gruppen meinen, dass Außerirdische die Menschen nach ihrem Tod bzw. nach einem Eintritt in eine „höre Dimension“ in Empfang nehmen werden. Die Mitglieder der UFO-Sekte Heaven´s Gate waren sogar der Überzeugung, dass sie nach einem gemeinsamen Suizid in einem UFO wiedergeboren werden würden. Im Jahre 1996, als sich der Komet Hale-Bopp der Erde nahte, glaubten diese UFO-Fans, dass im Schweif des Kometen ein UFO verborgen liege. In diesem Raumschiff, so dachten sie, reisten die „Ufonen“ – die „Götter“ der Gruppe – und wenn man sich das Leben nehmen würde, werde man dort erneut geboren. Und so geschah es auch und 40 Mitglieder brachten sich um. 35
Anfang Juli 1999 geschah in Kolumbien etwas Vergleichbares. Auch hier brachten sich 60 Jünger einer UFO-Sekte in dem Glauben um, sie würden mit Hilfe der Aliens wiedergeboren werden.
Solche Gruppen sind ein Spiegel des modernen Zeitalters. Die Menschen solcher UFO-Sekten und anderer New Age-Bereiche sind mit den alten Lehren der Religionen nicht mehr zufrieden und suchen Zuflucht in ufologischen Gefilden. Doch es ist interessant zu erkennen, dass nicht nur diese Suizidgruppen, sondern auch andere UFO-Kulte die Überzeugung nicht abgelegt haben, dass es nach dem irdischen Tod „etwas“ gibt. Auch wenn hier gerne von einer Wiedergeburt auf anderen Sternen, in UFOs und anderen Dimensionen gesprochen wird.
Bei dem bereits mehrfach angesprochenen religiösen Dogma der Reinkarnation ist in den letzten Jahren ein verstärkter Zuwachs zu verzeichnen. Nicht nur, dass eine ganze Reihe von Menschen glaubt, sie werden nach ihrem Ende im „Himmel“ wiedergeboren – so wie im Christentum postuliert –, sondern sie glauben, die menschliche Seele ist einem „Kreislauf“ von Tod auf Erden und erneuter Wiedergeburt auf dieser bestimmt.
Dieser Glaube fußt fast ausschließlich in den Lehren fernöstlicher Gurus. Die hinduistischen sowie ähnliche bzw. abgesplitterte Lehren sagen in ihrem Kern aber auch, dass der Mensch nach seinem Ende eventuell auch als Tier oder Pflanze wiedergeboren wird. Einige streng gläubige Menschen in Indien sind von dieser Idee so stark überzeugt, dass sie einen Mundschutz tragen, um nicht versehentlich Kleinsttiere einzuatmen. Auch in dem unscheinbarsten Wesen der Welt kann ein wiedergeborener Mensch existieren.
Die Frage, ob es Wiedergeburt auf der Erde gibt oder nicht, ist für religiöse Menschen bedeutungslos, da hier nur der Gaube zählt. Jedoch haben PSI-Forscher und Wissenschaftler verschiedener Sparten im Laufe der Jahre immer wieder Interesse an diesem Thema bekundet. Sie versuchten verschiedentlich durch die Überprüfung von Aussagen, die das vorherige Leben betreffen, Fakten zu liefern, die für diese These sprechen. Tatsächlich soll dies auch hin und wieder gelungen sein.
Interessant wird es, wenn nicht nur ein Mensch bei einer rückführenden Hypnose von einem Leben vor dem Leben spricht, sondern andere Menschen diese Aussagen durch ihre eigenen „Vorleben“ zu bestätigen scheinen. Der englische Psychiater Arthur Guirdham begann zum Beispiel im Jahr 1962 mit der Behandlung einer Frau, die an erschütternden Alpträumen litt. Guirdham nannte diese Patientin später „Mrs. Smith“ und beschäftigte sich insgesamt über vier Jahre mit ihr.
Bei seinen Untersuchungen, die die Ursache der schrecklichen Alpträume ermitteln sollen, stellte er fest, dass „Mrs. Smith“ sich an ein Leben vor ihrem jetzigen Leben erinnerte. Es stellte sich heraus, dass sie sich in ihren Träumen offenbar an Folterungen erinnerte, die sie als Mitglied der Sekte der Katharer im Frankreich des 13. Jahrhunderts erlitten hatte.
Guirdham stieß im Laufe der Jahre bei seiner Arbeit mit Mrs. Smith auf Aussagen, die das Leben im 13. Jahrhundert betrafen, die er für historisch sehr interessant und detailliert hielt. Zum Beispiel behauptete die angeblich Wiedergeborene, dass die religiöse Sekte der Katharer dunkelblaue Kutten als Zeichen ihrer Vereinigung getragen hatten. Die Historiker jedoch waren bis dahin der Ansicht, dass die Kleidung der Mitglieder schwarz gewesen sei. Genauere Nachforschungen ergaben dann, dass die Kutten der Katharer tatsächlich dunkelblau und nicht schwarz waren.
„Mrs. Smith“ jedoch stellte nur den Anfang einer Reihe von Menschen dar, die Guirdham untersuchte. Alle schienen ein Leben als Katharer gehabt zu haben und alle standen in einer Verbindung zueinander. Insgesamt arbeitete Guirdham mit sieben Personen. Nach einiger Zeit aber merkte Guirdham, dass er in den Berichten von „Mrs. Smith“ vieles erkannte, dass er irgendwie kannte. Tatsächlich war er am Ende seiner Arbeit selbst davon überzeugt, dass auch er zu der Gruppe der wiedergeborenen Katharer gehöre und im 13. Jahrhundert „Roger Isran de Fanjeaux“ gewesen war. Und dieser Mann war im Frühmittelalter der Geliebte der „Mrs. Smith“ gewesen. 36
Die Untersuchungen von Arthur Guirdham berufen sich vor allem – wie bei anderen Untersuchern auch – auf die regressive Hypnose. Das heißt, alle Informationen oder besser Aussagen, die er von seinen Probanden bekam, sind nicht bei klarem Bewusstsein gemacht worden. Auch bei beispielsweise UFO-Forschern ist es umstritten, ob die Anwendung der Hypnose bei den so genannten UFO-Entführungen legitim ist.
Der tatsächliche Wert der Ergebnisse einer Wiedergeburt-Untersuchung ist deshalb umstritten, da man Menschen unter Hypnose sehr leicht zu bestimmten Aussagen „ermuntern“ kann.
Die Anhänger der östlichen Religionen hingegen halten von Forschungen auf diesem Gebiet nichts, da ihre Religionen ja ihr Glaube ist. Genauso könnte man versuchen, im Christentum wissenschaftlich nachzuweisen, dass Jesus nie lebte oder dass der jüdische Exodus nie stattfand. 37Oder eben das Gegenteil. Tatsächlich aber lässt sich ein Glaube an eine Wiedergeburt schon bei den alten Griechen, aber auch bei einigen Römern wie etwa dem bekannten Dichter Vergil (70 bis 19 vor Christus) nachweisen. Wie weiter oben dargelegt, sind die Griechen von einer Unterwelt etc. überzeugt gewesen, und doch glaubten damalige Sekten auch an eine Wiedergeburt.
Einige dieser griechischen Sekten gaben ihren Toten zum Beispiel eine Mitteilung mit ins Grab, der zu entnehmen war, dass die jeweilige Seele im Drüben das „Wasser der Erinnerung“ finden sollten. Mit diesem mythischen Nass sollte es gelingen, sich an vergangene Leben später wieder zu erinnern. Der berühmte griechische Mathematiker Pythagoras (um 500 vor Christus) war ebenfalls davon überzeugt, dass er schon mehrfach gelebt habe. Er behauptete, dass er einstmals Fischer, Prophet, Bauer, Prostituierte und Krämersfrau gewesen sei. Auch der Philosoph Platon, der einst die Geschichte der mythischen Insel Atlantis niederschrieb, glaubte an Leben vor und nach dem jetzigen Leben. Platon glaubte auch, dass die Seelen im Augenblick des Todes direkt ein neues Leben wählen würden. Dabei treffen die weisen eine gute Wahl – aber andere Seele eine eben eine schlechte. Jede dieser Seelenwanderungen kostete nach seinem Glauben aber (Lebens-)Energie. Diese Energie sei leider nicht unbegrenzt vorhanden, sondern der stetige Verlust der „Seelenenergie“ führe letztlich dazu, dass die Seele irgendwann ganz verschwindet. Sie ist einfach nicht mehr da, weshalb in Platons Augen auch kein ewiger Kreislauf existierte. 38
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