Markus Gotzi - Punished

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Comics und Videogames sind Milton Taylors Leidenschaft. Mit Frauen hat er es nicht so, seit ihm seine Großmutter erzählt hat, seine Mutter habe ihn bösartig im Stich gelassen.
Als Doktorand der Chemie verfügt er über genügend Fachwissen, um seinem Hass in mörderischen Experimenten nachzugehen. Er entführt junge Frauen und sperrt sie in den Keller seines Hauses ein.
Die junge Polizistin Paula Bogust sucht nach einer zweiten Chance, nachdem sie bei ihrem ersten Einsatz schrecklich versagt hat. Allein auf sich gestellt, untersucht sie das Verschwinden eines Mädchens, das vorerst letzte Opfer Miltons. In seinem Keller kommt es schließlich zum Showdown.
Der Roman ist so verfasst, dass er zwischen Extremen pendelt. Der Killer wird nicht als abgrundtief böse Tötungsmaschine eingeführt, sondern zunächst als ein zwar wunderlicher, aber witziger Charakter. Humorvolle Passagen und Dialoge, ähnlich wie in der TV-Serie «Big Bang Theory», mischen sich mit der für Thriller und Krimis üblichen Dramaturgie.

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Markus Gotzi

Punished

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Impressum neobooks

1

Licht. Endlich Licht. Es drang durch Suzans geschlossene Lider und färbte ihre Dunkelheit rot. Mit jedem Herzschlag pulsierte das Blut in den dünnen Adern vor ihren Augen. Die junge Frau hielt sich den Unterarm schützend davor und öffnete sie. Sie wusste nicht, wie lange sie in der Dunkelheit in ihrer Zelle herumgetastet hatte. Stunden? Tage? Langsam gewöhnte sie sich an das Licht. Suzan nahm den Arm von ihrem Gesicht und schaute sich um. Der schmale Raum. Wenn sie sich in die Mitte stellte und ihre Arme ausbreitete, konnte sie beide Wände berühren. Die feuchte Matratze. Voller Flecken. Blut, Schweiß und Dreck. Zwei Eimer vorne am Gitter. Einer mit Trinkwasser, der andere für ihre Notdurft. Er hatte sie ausgetauscht. Auf allen vieren kroch Suzan darauf zu. Das Wasser war frisch, der zweite Eimer leer. Auf einem Plastik-Teller lag ein angebissener Hamburger. Suzan stürzte sich darauf, nahm ihn in beide Hände und biss ab. Ketchup tropfte zwischen den beiden Brötchenhälften hervor und lief über ihre Finger. Sie leckte die Soße ab und biss ein weiteres Stück aus dem Hamburger.

Am liebsten hätte Suzan den Brei aus Weißbrot und Hackfleisch so schnell wie möglich heruntergeschlungen. Sie zwang sich dazu, die Nahrung gründlich zu kauen. Sie zählte, wie oft ihre Kiefer den Klumpen in ihrem Mund zermahlten. Nicht vor 50 schlucken, sagte sie sich. Bei 38 hielt sie in der Bewegung inne. Sie hörte ein Geräusch. Es klang wie ein Scharren. Als würde sich jemand mit schlurfenden Schritten nähern. Suzan kaute noch zwei Mal und schluckte. Sie stand auf und hielt dabei die Reste des Fast Foods weiterhin mit beiden Händen. Bloß nichts fallen lassen. Bloß nichts verschwenden. Suzan schlich zur Zellentür. Wie eine Katze, die sich an eine Maus anschleicht. Doch hier und jetzt war Suzan die Maus. Sie war das Opfer.

Suzan riss die Augen auf. Sie schlug eine Hand vor ihren Mund. Der Hamburger fiel auf den Boden und platzte auseinander. Ketchup spitzte wie Blut bis auf die Matratze. Das Fleisch mit den Biss-Spuren sah aus wie ein böses Grinsen rund um einen Scheibe Gewürzgurke, die weiterhin auf dem Gehackten klebte.

So eine Gestalt hatte Suzan noch nie in ihrem Leben gesehen. Nie hätte sie auch nur vermutet, dass es so etwas gab. Das Wesen war riesig. Es hielt den Kopf gesenkt, um nicht an die Decke zu stoßen, die bestimmt 2,20 Meter hoch war. Sein Gesicht war von fettigen Haaren umkränzt. Durch die Strähnen erkannte Suzan bleiche Haut, die von Geschwüren übersät war. Die gelben Zähne waren so groß wie Suzans Daumen. Sie standen schief wie verwitterte Grabsteine, so dass es seinen Mund nicht schließen konnte. Von den wulstigen Lippen hing eine Flüssigkeit herab. Es zischte und dampfte, als sie auf den Boden tropfte, und Suzan roch etwas wie Schwefel und Hundescheiße.

Arme, dick wie ungespaltenes Brennholz, hingen fast bis zu seinen Knien herab. Geschwüre auch hier. Manche Beulen waren aufgeplatzt, und eine Mischung aus Blut und Eiter floss in trägen Rinnsalen daraus. Pommes rot weiß, dachte Suzan, als sie das Wundsekret entdeckte. Sie würgte hinter ihrer vorgehaltenen Hand.

Die Gestalt war in ein sackähnliches Gewand gekleidet. Um ihren Hals hing eine Kette. Blaue-Weiße Kugeln waren durch einen Lederriemen gezogen. Was sind das für Steine, fragte sich Suzan, Sie stand weiterhin reglos, die Augen aufgerissen, die Hand vor dem Mund und erkannte, dass dieses Wesen vor ihrer Zelle keine Steine, sondern Augen wie riesige Perlen um den Hals trug.

Vom Horror gelähmt, konnte Suzan den Blick nicht von der Gestalt lösen, die reglos nur einen Arm weit entfernt vor ihr stand. Einzig der Kopf wackelte auf und ab. Wie bei einem Menschen mit fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom. Die Haare wippten dabei leicht und gaben den Blick auf Augen frei, in denen Suzan keinerlei Intelligenz entdecken konnte. Und keine Gnade.

Sie hörte ein anderes Geräusch. Jemand wimmerte. Dann wurde die Stimme lauter. Verständlicher. »Nein! Nein! Geh weg! Geh weg! Hörst du? Geh weg! Biiitttteee!!!«

Wie auf ein Startsignal, setzte sich das Wesen in Bewegung. Es wandte sich an Suzan. Seine Kopfhaut blieb an der Decke kleben, und Suzan hörte ein Geräusch, als sie einriss und sich vom Schädel löste. Als würde man eine tote Katze von gefrorenem Boden lösen. Die Haut rutschte über die linke Gesichtshälfte und verdeckte eines der toten, trüben Augen. Mit dem anderen schaute es Suzan an. Es öffnete den Mund und presste ein Wort zwischen den schiefen Zähnen hervor. »Du«, sagte es, hob seinen von Geschwüren übersäten rechten Arm und zeigte auf Suzan.

Die Frau löste sich aus ihrer Starre und wich nach hinten in ihre Zelle, bis sie an die rückwärtige Wand stieß. Sie zeigte ihrerseits mit ihrem rechten Arm auf die Gestalt. »Du«, wiederholte das Wesen mit einer Stimme, die nicht von dieser Welt sein konnte. Suzan rutschte die Wand entlang, bis ihre mageren Gesäßbacken den Fußboden erreichten. Ihre Augen flackerten, und ihr Arm sackte nach unten. Dunkelheit. Endlich Dunkelheit

2

»Logbuch-Eintrag Nummer 429. Harold macht mich noch wahnsinnig. Ob es wohl irgendwann einmal möglich sein wird, eine Fernsehserie zu schauen, ohne über das Offensichtliche mit ihm diskutieren zu müssen? Manchmal frage ich mich wirklich, wie er die Qualifikation zum Besuch einer Universität erworben hat.«

Milton nahm die Hände von der Tastatur seines Laptops und schüttelte den Kopf, als er sich an die Ereignisse des Abends erinnerte...

»So. Hier haben wir einmal Huhn mit Erdnuss-Soße für Harold und einmal Turkey Ham für Milton.« Lionel holte die Sandwiches aus der Subway-Tüte und legte sie auf die Teller. Milton nahm das Brot mit spitzen Fingern und hielt es sich vorsichtig unter die Nase, als sei es kein Snack, sondern eine Windel, die nach einer vollen Ladung am Hintern eines Babys klebte. »Gewürzgurken, keine Tomaten?«

»Yep«, antwortete Lionel.

»Honig-Senf-Soße und Barbecue-Soße?«

»Jawohl!«

»Cheddar-Käse als Feuchtigkeitsbarriere zwischen Salat und Brot?«

»Wie du es gewünscht hast.«

»Das Brot nur 45 Sekunden getoastet und nicht 60 Sekunden wie sonst üblich?«

»Dein Wille geschehe!«

»Sehr gut, Lionel.« Milton nickte wohlwollend und lächelte. »So langsam hab ich noch Hoffnung für dich.« Er nahm das Sandwich und biss hinein.

Harold sah Lionel ungläubig an. »Nur 45 Sekunden getoastet statt 60 Sekunden?«, flüsterte er, als Milton in die Küche ging, um eine Flasche Cola light zu holen.

Lionel schob seine schwarz umrandete Brille mit dem linken Mittelfinger nach oben und verdrehte die Augen.

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