Irgendwann kamen klassische Litsch-Nummern beim Publikum nicht mehr an.« (Quelle unbekannt)
Sollten Sie einmal nicht ankommen, rasten Sie nicht aus. Bleiben Sie ruhig und entschuldigen Sie sich für Ihren Auftritt. Nehmen Sie somit den Zuhörern den Wind aus den Segeln und verschaffen Sie sich damit wieder Respekt. Lieber ein Abgang mit Schrecken und wer weiß, vielleicht zeigen Sie ja damit Rückgrat und die Buhrufe des Publikums werden verstummen.
Zoten unbedingt vermeiden
Werden Sie nicht zotig, das heißt anstößig. Unflätige Ausdrücke vermeiden, wo es nur geht. Ich bin mal auf einer Herrensitzung aufgetreten und die wollten gar keine versauten Sachen hören. Man durfte die bösen Worte nur antitschen. Zu meiner Haushaltshilfe hab ich mal gesagt: »Halten Sie die Ohren steif und ich was anderes.« Das war der Dame schon zu viel, sie hat mich für immer verlassen. Auch wenn ich sie sehe, geht sie mir aus dem Weg. Und dabei weiß jeder, dass ich ein Büttenredner bin.
Hier nun zwei Beispiele, astreine Zoten sozusagen, die man nur mit größter Vorsicht erzählen sollte. Na ja, so nach 20 Bierchen sind sie spruchreif. Wer schwache Nerven hat, sollte die folgenden zwei Witze nicht lesen.
Kommt ein Blinder in ein Fischgeschäft und ruft: »Hallo Mädels!«
Unterhalten sich drei Frauen über Schmerzen. Sagt die 15-Jährige: »Ich wurde vorige Woche entjungfert, das waren Schmerzen.« Sagt die 20-Jährige: »Ich habe letzte Woche mein erstes Kind bekommen, das waren echte Schmerzen.« Sagt die 65-Jährige: »Ich hatte gestern beim Fahrradfahren fast die Klingel abgebissen, weil sich meine Schamlippen in der Kette verfangen haben.«
Wenn Sie solche Pointen vermeiden oder richtig dosieren können, wird Ihr Auftritt bestimmt ein Erfolg. Die überscharfen Zoten bringe ich in Kneipen oder auf Gartenfesten und wenn diese ankommen, versuche ich sie bühnentauglich zu machen. Eine kleine Anregung gebe ich Ihnen in diesem Kapitel mit auf den Weg. Der Joke, der jetzt kommt, ist zwar versaut, aber wieder hat man nichts Konkretes ausgesprochen.
Kennst du den Unterschied zwischen Lutschen und Blasen?
Schon mal Lutschen an den Füßen gehabt?
Wenn es Ihnen gelingt, den Salzstreuer wieder zuzuschrauben, das heißt, dass nicht zu viel Salz in die Suppe kommt, dürfte ein, sage ich mal, würziger Vortrag dabei herauskommen. Ordentlich Pfeffer (Zweideutigkeit) und nur eine Prise Salz (obszön) in der Suppe machen den Zuschauer, ich sage mal, ein zufriedener Gast, ist niemals Last.
In diesem Sinne …
Was kommt heutzutage noch an?
Eigentlich hat sich seit Hunderten von Jahren nicht viel verändert. Die Schadenfreude ist und bleibt immer noch Nummer 1 auf der Humorskala, gefolgt von Sexwitzen, Ehestreitigkeiten und Themen aus dem Leben gegriffen. Simple aneinandergereihte Witze dagegen laufen heute nicht mehr so gut oder Sie müssen schon Granaten aufweisen können.
Er: »Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?«
Sie: »Hätte ich zweimal hingeguckt, wäre ich heute nicht hier!«
Sie: »Wenn du mich weiter so ignorierst, spring ich aus dem Fenster.«
Er: »Wenn du das tust, nimm den Müll mit.«
Der Humor wurde schon mehrfach recycelt, bis hin in die Neuzeit. Lieber einen guten alten Witz erzählen als einen neuen, den keiner versteht oder der zu flach ist.
Wenn Sie Schadenfreude erzeugen wollen, so sollten Sie das auf eigene Kosten tun. Mimen Sie den dummen August, der ja alles verkehrt macht, was ein Mensch nur verkehrt machen kann. Wer über sich selbst lacht, lebt gesünder und folglich länger.
Der Kluge kann den Dummen spielen, aber der Dumme kann nicht …
Mal ganz ehrlich, ich saß neulich mit meiner Frau zusammen und da sag ich noch so: »Du, Frau, es ist doch unglaublich, dass die größten Deppen immer die hübschesten Frauen abkriegen.«
»Mei«, sagt sie, »das sei es schönste Kompliment was ich ihr in letzter Zeit gemacht habe!«
(Quelle unbekannt)
Wichtig in der heutigen Zeit ist, dass Sie keine bloße Aneinanderreihung von Witzen mehr haben, wie es bis vor Kurzem Brauch war. Sie sollten eine Type verkörpern, die was zu sagen hat. Siehe: Et Rumpelstilzjen, ne kölsche Schutzmann oder Der Mann von der blauen Partei. Es sollte eine Geschichte mit einem roten Faden sein und Ihr Pseudonym sollte einprägsam sein. Nehmen Sie den Feuerwehrmann Kresse oder den Bundeswehrsoldaten Peter Fassbender, die seit Jahrzehnten ihr Pseudonym aufrechterhalten. Es ist mir sowieso ein Rätsel, wie diese beiden Kumpanen immer und immer wieder Pointen zu diesem Thema finden. Das bedarf einer sehr großen Witzsammlung und viel Erfahrung.
Katja Ebstein hat den Song gesungen: »Theater, Theater der Vorhang geht auf und dann wird die Bühne zur Welt …Till Eulenspiegel ist ein Schelm, der den Politikern auf die Finger schaut. Ein Narr ist ein erzählender Mensch. Narrativ heißt: erzählerisch vorspiegeln. Die Eule ist das Symbol der Weisheit.
Der Narr enthält sich jeder Drohung,
doch spricht er hier, weil’s seine Pflicht,
bei dieser sittlichen Verrohung,
Frau Merkel, so geht es nicht.
Denn Schiller rief schon unter Tränen,
ist frei die Welt von Not und Schmerz,
dann werden Weiber zu Hyänen,
und treiben mit Entsetzen Scherz!
Ich habe genannt ein paar Probleme,
und will euch weiter nicht beknien,
doch bevor ich meinen Hut jetzt nehme,
erlauben Sie mir, kurz Bilanz zu ziehen …
der Satz: Man kann nicht alles kriegen,
gilt für Politiker zumal,
doch sollten sie uns nicht belügen,
von einer bis zur nächsten Wahl.
Gelänge dies, sehe man mich glücklich,
grad, weil ich selbst nichts ändern kann,
ich werde‘ zufrieden augenblicklich,
und bliebe gern ein kleiner Mann …
(TV: Mainz – Quelle unbekannt)
Bevor Sie beginnen, ein passendes Pseudonym zu finden, wäre es sehr ratsam, erst einmal einen Vortrag zu schreiben und dazu dann den Künstlernamen festzulegen. Ohne Künstlernamen ist das Redenschreiben einfacher. Sie müssen sich nicht an einem einzigen Faden entlangspinnen. Ihnen bleiben alle Optionen offen.
Als ich nach meinem ersten Auftritt gefragt wurde, welche Type ich verkörpere, wusste ich keine Antwort zu geben. Die Presse schrieb: Er versuchte sich als Schulmeister und daraus resultierend entstand in kürzester Zeit »Ne vertrottelte Student.«
Jetzt ist das Kapitel – Grundlagen der Komik – abgeschlossen. Ich hoffe doch, Sie konnten bis hierher einiges lernen oder vielleicht habe ich Sie ja auch angeregt, mit ein paar frischen Witzen versehen und bewaffnet.
Beginnen Sie die erste Rede am Telefon zu schreiben und tasten Sie sich Schritt für Schritt langsam, aber stetig, vorwärts. Auf Hochzeiten zum Beispiel kann man den zweiten Schritt anbringen, Gartenfeste und Jubiläen können Sie auch ins Auge fassen. Es ist noch zu früh, für den ersten Auftritt auf eine öffentliche Bühne. Als Anregung vielleicht folgender Hinweis: Sollte Ihnen ein Gag, Witz, Joke, Scherz oder Pointe, den Sie bis jetzt lasen, gefallen haben, markieren Sie ihn mit einem Textmarker und nehmen Haftnotizen, die Sie an den Rand des Buches kleben, um die Seite schneller finden zu können. Bis hierhin schon mal gutes Gelingen.
Das Sammeln von witzigem Material
Es gibt viele Möglichkeiten, Witze und Anekdoten oder Jokes zu sammeln. Klassisches Beispiel, worin sich auch mitunter Liebesbriefe befinden, der Schuhkarton. Dort deponierte ich alle Witzschnipsel, die ich für lustig befand, um sie in eine Büttenrede einzuarbeiten. Später, so kurz vor der Session, merkte ich, mit den Schnipseln ist es nicht getan, um ein guter Redner zu werden, bedarf es schon etwas mehr.
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