Margarithe W. Mann
Stehaufmännchen - Die Kraft zu leben
Wendezeiten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Margarithe W. Mann Stehaufmännchen - Die Kraft zu leben Wendezeiten Dieses ebook wurde erstellt bei
Idioten stürzen ab
Einer kommt, - der andere muss gehen
Es geht weiter, ... weil es muss
Endlich, ... mein Führerschein
Wieder ein Eigentor
Zwei Stunden für die Ewigkeit
Seelische Höllenqualen
Der nächste Tritt in den Hintern
Steh` wieder auf und lauf
Der letzte Versuch
Der Wolf im Schafspelz
Aller Anfang ist schwer
Wie ein Käfer
Das Jahr 2003, … das Jahr des Aushaltens, ...
Der Krug geht solange zum Wasser bis er bricht
Besser allein allein, als zu zweit allein, …
Schlechte Nachrichten
Ein neues Familienmitglied
... und noch ein neues Familienmitglied, ...
Meine Nelly
Augen zu und durch ...
Wie nun weiter?, ...
Leere Arme
Nachwort Wunnschdenken, ...
Impressum neobooks
Ich habe keinen Drang verspürt zum sogenannten Klassenfeind zu fahren, ... jedenfalls vorerst nicht, zumal ich mir bei Onkel Bertram seinerzeit ein Bild zumindest von den „äußeren“ Begebenheiten verschaffen konnte. Zum anderen bin ich auch irgendwie mit mir selber beschäftigt, mit mir und den Gedanken die nicht aufhören und keine Ruhe geben, egal was ich tue. Innerhalb kürzester Zeit kommt alles zusammen, Erinnerungen an Frank und dennoch der Wunsch nicht mein weiteres Leben ohne Partner fortsetzen zu wollen und hoffentlich ergeht es Henny in Gütersbach gut. Ich weiß manchmal überhaupt nicht was ich will oder machen soll. Ich mache mich auf den Weg nach St. Josef, trotz ungemütlichen Wetters, die Pferde und Simon sorgen immer für eine Art Gemütsausgleich, aber diesmal hielt es eine Enttäuschung bereit, Simon hat eine neue Freundin, es trifft mich ein wenig, obwohl es mir ja eigentlich egal sein könnte, ist es mir aber nicht wirklich und es ärgert mich, ... aber schließlich war ich diejenige, die ihm in einer gewissen Beziehung aus dem Weg gegangen ist, ... eben weil ich ihn als zu jung für mich eingestuft hatte. Ich gebe vor, müde zu sein und gehe wieder nach Hause.
Im Sanatorium werden Stimmen laut, sie sagen die Klinik werde nicht mehr lange existieren, es fallen die Worte wie Verkauf und Treuhand. Es bleiben Fragen offen, was soll mit den geplanten Kuren der Patienten werden?, ... und was wird aus den Mitarbeitern, die dort arbeiten und wohnen, wenn das Haus geschlossen wird?. Fast im gleichen Atemzug ruft erneut Udo an: „Hast Du es Dir nun überlegt?, ... würdest Du zu mir nach Domstedt ziehen?“. Ich werde momentan mit der gesamten Situation nicht fertig und glaube allen Ernstes, es wäre eine gute Lösung wenn ich mit alldem nicht mehr konfrontiert werde, ... wenn ich also ganz woanders hin gehe. Ich kann nicht mehr beschreiben wie ich mich fühlte, ... so mache ich den gleichen Fehler noch einmal und laufe vor mir selber davon, dabei soll sich bald schon herausstellen: es war der größte Fehler, den ich bisher in meinem Leben verzapft habe. So gehöre ich noch heute für das, was ich selber angerichtet habe, geteert, gefedert und ans Brett genagelt. Schließlich habe ich mir nicht nur selber damit sehr weh getan, sondern auch anderen, von meinen Kindern und den Eltern ganz zu schweigen. Ich fiel einen Abhang hinunter und riss die anderen mit in die Tiefe, in dem ich dem Udo zusagte, und meinen Arbeitsvertrag kurzfristig kündigte.Typisch für mich war wieder, dass ich alles durchzog, obwohl ich es, als dann alles endgültig war und der Umzug bevorstand es nicht mehr wollte. Ich war unfähig wie so oft, mich von Ungewolltem zu lösen und mich zu befreien. Heute ist mir ein Rätsel wie es überhaupt möglich ist, dass man dem Sog, den manche Menschen auf einen ausüben nicht entgehen kann. Wie schon im ersten Teil meiner Aufzeichnungen gesagt habe ich mich endlich davon befreit, es hat lange gedauert, länger als zwei Drittel meines Lebens habe ich dafür gebraucht, ... aber ich habe es geschafft.
Noch zu Ende November 1989 kündige ich kurzfristig mein Arbeitsverhältnis, sowie meine schöne Wohnung im Klinikum und bin mir nicht im Klaren, was ich damit anrichten würde. Zuerst der echten Überzeugung das Richtige zu tun, frage ich in meiner Naivität Carlo, ob es ihm für immer an der Ostsee gefallen würde. Was wohl soll ein Kind in seinem Alter anderes antworten als: „Ja, dann können wir wieder ganz viele Muscheln und Krebse sammeln!“, ... verrückt, ... nicht wahr?. Irriger Weise ist zugleich der Gedanke da, dass man Henny des öfteren während ihrer Ausbildung besuchen könnte, dabei stellt sich doch die Frage: und dann?, wenn die Ausbildung zu Ende ist?, die dauert doch nicht ewig, ... .
Zeitweise bessert sich meine Stimmung etwas, es kommen Augenblicke, an denen ich gar nicht mehr hundertprozentig überzeugt bin von alledem was ich vorhabe. Ich ziehe es aber Dank meiner Verrücktheit vor nun alles durchzuziehen, eben auch, weil ich nun schon überall propagiert habe, was ich tolles vorhabe, … und zu feige bin, zu sagen: nein, ich mache das doch lieber nicht. Es mir mehr als nur schwer fällt zu gehen, ich bringe damit fast alle zum heulen, … trotzdem ziehe ich mal wieder alles durch, … wie schon tausendmal gesagt, kann ich heute keinen Bruchteil dessen, was ich mir dabei gedacht und getan habe nachvollziehen.
Die sogenannte Wende bringt vielen Menschen nichts Gutes mit sich, manche trifft keine Schuld, ... manche, so wie ich tragen einen Großteil an Eigenverschulden mit sich herum. Mir, ... und vielen anderen Menschen ist zum Zeitpunkt des Mauerfalls gar nicht bewusst, was es eigentlich bedeutet, wenn man so einfach sagt: jetzt ist die Mauer ist weg. Viele von ihnen sind regelrecht euphorisch, sie kaufen sofort Autos, ohne sich zu informieren, was es eigentlich noch wert ist, … aber Hauptsache erst mal ein Auto. Ich habe noch heute nicht viel Ahnung davon, aber so doof war ich nun auch wieder nicht, dass ich wie so mancher ein Auto kaufe, ein teures Auto, ... ohne zu wissen, welch` Schrottkarre sie sich haben aufschwatzen lassen. Ein anderer dafür war froh es los zu sein und konnte sich für das Geld ein fast neues kaufen. Plötzlich war alles, was wir bei uns in der DDR hatten schlecht, nichts Gutes blieb zurück. Fast alles jubelt, denn es gibt von heute auf morgen überall Bananen und „guten Kaffee“. Es werden Kredite angeboten, mit viel zu hohen Zinsen. Oft gibt es diese Kredite über sogenannte Kreditvermittler, die eine hohe Bearbeitungsgebühr kassieren, dann aber keinen Pfennig des versprochenen Kredites auszahlen. unzählige Versicherungsvertreter überfluten die kleine DDR, Versicherungen, die man niemals brauchen würde werden schmackhaft gemacht, ihre Verkäufer verdienen sich damit eine goldene Nase. Fabriken und Betriebe werden plötzlich geschlossen, ... die Technik ist hinterm Mond, sagt man. Es dauert nicht lange, da haben wir sie auch: Arbeitslosigkeit, … was wir in der DDR ja nun überhaupt nicht kennen, ... und, und, ... . Das heißt nicht, bei uns in der kleinen Republik ist alles toll und in Ordnung gewesen. Der Staat hat sich aber selber zugrunde gerichtet, ... manches hätte eben nicht so sein dürfen wie es war, ... wie schon angesprochen, die viel zu niedrigen Mieten, ... wovon sollten die Wohnungen renoviert werden?. Es kann auch nicht sein, dass man als Kleingärtner für sein Obst mehr Geld bekommt, als es anschließend im Laden kostet. Um noch einmal auf das „Eingesperrt sein“ in der DDR zurückzukommen, .
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