Bis Mitte August ist der Sommer heiß und trocken, ausgerechnet am 11. August regnet es, als ich am Tag zuvor meine geernteten Zwiebeln zum trocknen ausgebreitet habe.
Das mit dem Wartburg hat geklappt, die Fahrerei damit erfordert eine gewisse Übung und Umstellung, aber ich gewöhne mich daran und bin glücklich, nicht mehr abhängig von Udo zu sein und nach dem Auto manchmal regelrecht betteln zu müssen.-
Meiner Mutter gefällt der Vorschlag zu uns zuziehen, mit dem Bauernhaus in Lührenburg bei Altkirchstetten würde es klappen, es ist nicht weit von Wiesenstadt entfernt. Allerdings mache ich mit diesem genannten, bereits zu der Zeit mir bewusst bedenklichen Vorhaben, den nächsten riesengroßen Fehler, dem ich in der „Hitliste“ meiner begangenen Irrtümer den 2. Platz einräume. Ich weiß auch nicht mehr wirklich, warum ich mich darauf eingelassen habe. Umgekehrt hätte es laufen müssen, ... einfach den versoffenen Kerl da lassen wo er ist und mit den Kindern nach Seelstein zurückgehen. Aber wie gesagt, ich wusste nicht wie ich das alles anstellen sollte, aus den Gründen eben, die ich schon tausendfach deklariert habe, … und ebenfalls tausendfach gesagt, heute für mich nicht mehr nachvollziehbar. Wenn ich auch nicht unbedingt zur Sonnenburg zurück gewollt oder gekonnt hätte, so wäre sicher etwas für mich gefunden worden. Wiedereinmal habe ich etwas eingerührt, wovon ich gar nicht so recht weiß, was ich da eigentlich mache, in einer fragwürdigen Zeit, wo Udo so unregelmäßig Geld mitbringt und ich selber auch noch nicht die richtige Beschäftigung gefunden habe. Ich bemühe mich ständig, Arbeit zu ergattern, abgesehen davon, regelmäßig auf dem Arbeitsamt zu sein und nachzufragen, studiere ich die Zeitungen nach allen möglichen Übergangslösungen. Das mit dem erwähnten Schulmaterialverkauf erweist sich als Pleite. Ich fahre alle Einrichtungen in der Umgebung mit diesem Bildungsmaterial ab, aber die Schulen, sowie die Kindergärten haben kein Geld und ich bin nach wie vor nicht der Mensch, der jemanden mit aller Gewalt etwas aufdrängen kann, nur auf den Benzinkosten bleibe ich sitzen. So muss ich es eben bleibenlassen und frage bei einem Meinungsforschungsinstitut an, die Interviewer suchen, um Leute nach ihrer Meinung zu verschiedenen Dingen in Politik und Wirtschaft zu befragen. Die Hauswirtschaftsstelle, für die ich mich noch interessiert hatte, ist schon belegt.
Dass ich mit der Zusage betreffs des Umzuges von Domstedt nach Lührenburg mit dem Ziel eines gemeinsamen Haushaltes mit meiner Mutter etwas Endgültiges schaffen würde, ist mir sehr lange gar nicht recht bewusst gewesen. Endgültig insofern, dass mit dem Umzug meiner Mutter zu uns, für mich und die Kinder kein Weg mehr zurück in die Heimat offen bleibt. In dem Moment, als meine Mutter zu uns gezogen ist, gibt es kein zurück mehr, schließlich kann ich nicht abhauen und meine Mutter hier in Mecklenburg sitzen lassen. Wie gesagt, bin ich mir dieser Tragweite gar nicht recht bewusst gewesen, gekoppelt mit der Tatsache, wie immer nicht den Mut gehabt zu haben, noch rechtzeitig von dem Vorhaben der verrückten Umzugsgeschichte mit allen Beteiligten abzuspringen und sagen: nein, ich ziehe nicht nach Lührenburg, ich habe genug von alledem hier, ich gehe zurück nach Seelstein . Ich fühle mich wie ein Fußball, der hin und her geschossen wird und der dann doch zu guter Letzt als Treffer im Eigentor landet. Eine Warnung hätte mir auch sein müssen, eine Vorahnung aus der ich keine Lehren gezogen habe, nämlich die, dass der Vermieter des Bauernhauses ein mir äußerst unangenehmer Mensch gewesen ist, ... wie die Wirtin damals in der kleinen Pension, als ich mit den Kindern in Domstedt im Urlaub war. Kurz um, ich muss mal wieder verrückt gewesen sein, - schon wegen dem Leben mit Udo, was kein Leben ist oder war, die Geldsituation die damit zusammenhängt inbegriffen. - Meine Mutter gibt mir das Geld für die fälligen Kautionen und die erste Miete. Renoviert ist zum Glück einiges. Die Küche und Flur haben alte Bodenfliesen, ähnlich wie sie im Stallbereich üblich waren. Das Bad ist mehr als nur total heruntergewirtschaftet, die Miete sehr hoch, eigentlich kaum bezahlbar, ich kann nicht mehr genau sagen wie viel, aber ich habe noch Unterlagen zum nachschlagen. Ein Heizungs - und Wasseranteil ist dabei, aber trotzdem für uns viel zu viel, auch wenn sich meine Mutter an der Miete beteiligt, ... ein Wahnsinn schlicht und einfach. - Heute würde ich um keinen Preis mehr irgendwohin ziehen, wenn ich nach längerem Überlegen zu der Ansicht gelange, dass es nicht gut oder richtig ist, schon gar nicht, wenn man versucht es mir einzureden.-
Am 1. September 1994 jedenfalls, ziehen wir von Domstedt nach Lührenburg.
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