Peter musste jetzt doch lachen und entgegnete: „Mein Bauch ist leer ich hungre sehr und morgen auch noch.“
Auch Horst Schlüter musste jetzt lachen: „Der hat wirklich nur das Essen im Sinn!“ Eigentlich hätte er lieber das Wort Essen mit Fr begonnen, unterließ es dann aber.
Kommissar Hofmeister hatte es plötzlich eilig und wollte den Ort verlassen. „Ja, eigentlich sind wir hier jetzt fertig und könnten wieder zurückfahren ...“, er unterbrach sich, da Kriminalobermeister Schlüter sich plötzlich hinkniete. Vorsichtig richtete Horst das nasse Gras inmitten der Lichtung auf und rief: „Erhardt, sieh dir doch mal bitte das an!“
Der Hauptkommissar näherte sich gespannt dem Mann der Spurensicherung und schaute zu Boden. Horst Schlüter hob etwas Gras und einige niederen Äste eines Strauches an und meinte: „Komm, bück dich mal, Erhardt!“ Horst zog vorsichtig die Gräser mit einer Hand hoch und schob einige Äste eines danebenstehenden Strauchs beiseite. Dann griff er zu seiner Kamera, die um seinen Hals hing und machte einige Bilder davon.
„Donnerwetter!“, entfuhr es dem Hauptkommissar. Entgeistert blickte er auf eine Blutlache, die plötzlich sichtbar wurde. „Da bin ich doch auch schon vorbeigelaufen, die aber hab ich auch nicht gesehen!“, entfuhr es dem verblüfft hinsehenden Hauptkommissar.
„Kein Wunder!“ Horst sah den erstaunten Blick seines Freundes. „Auch ich bin hier schon vorbei gelaufen, dabei entdeckte ich ja die Stelle, an der das Nummernschild abgebrochen war. Aber jetzt, wo der Regen alles durchnässt hat, wurde auch das schon getrocknete, unter den Gräsern befindliche Blut wieder flüssig und verteilte sich. Deshalb lief es unter den Gräsern hervor. Ich konnte beim Vorbeigehen zwar nur etwas leicht rotes auf einem Grashalm sehen. Aber beim Aufrichten der Gräser, na ja, das siehst du nun selbst, Erhardt.“
Der Hauptkommissar grübelte nicht lange. „Das heißt, - man mich gruselt, wenn ich an diese Brutalität denke. Die Wunde am Kopf stammt dann mit ziemlicher Sicherheit vom abgebrochenen Nummernschild!“ Angewidert sah der Hauptkommissar sich um. Eigentlich stand ja die Todesursache fest, aber wie kam es zu dieser Wunde am Kopf, lebte die Frau da noch?
Da Erhardt wie immer seine Gedanken laut aussprach, erwiderte Hofmeister: „Nach der Spurenlage, könnte die Frau auch auf dem Motorrad gesessen sein und aus welchem Grund auch immer, herab gefallen sein.“
„Das wäre eine Möglichkeit, Kollege Hofmeister. Der Fahrer hat wahrscheinlich stark beschleunigt, wodurch dann auch die tiefe Spur zu erklären wäre und die Frau ist dadurch herabgefallen.“
„Das kann eigentlich, so nicht gewesen sein, auch wenn ich glaube, es sei so wie du sagst Horst “, entgegnete Peter. „Niemals wäre die Frau dann von dem Nummernschild erwischt worden. Wenn ich hier die vielen Kradspuren sehe, glaube ich eher, einer von denen fuhr dahinter und als die Frau vom Krad fiel, konnte der dann nicht mehr rechtzeitig ausweichen …“
„… und erwischte die Frau noch mit seinem Nummernschild am Kopf“, ergänzte Erhardt Langhoff.
„Richtig“, meinte jetzt auch der Mann der Spusi, Horst Schlüter und ärgerte sich. „Warum kam ich nicht auf den Gedanken?“
„Das nutzte danach jemand aus und erdrosselte die schwer verletzte, da man die eh töten wollte“, ergänzte Kommissar Hofmeister.
„Ja Herr Kollege, so kann es gewesen sein. Und so wird auch unsere Vermutung für die Kopfwunde bestätigt.“
„So kommt Puzzle für Puzzle zusammen und irgendwann werden wir auch das fertige Bild vor Augen haben“, bestätigte auch der Bernauer Kollege.
„Verzeihen Sie mir bitte Kollege, nichts gegen Ihre Kollegen, auch die haben einen tollen Job gemacht. Aber wie Sie selbst sehen, haben wir mit Kollegen Schlüter einen Mann, der nicht zu ersetzen ist. Wir sollten alle froh sein, dass der diese Blutlache noch entdeckte.“
„Das mag sein Kollege Langhoff, aber was hilft uns diese Erkenntnis? Bestätigt sie uns nicht das, was wir eh schon wissen?“, versöhnlich reichte er dem Berliner Kollegen die Hand, in die der auch einschlug.
„So sehe ich es auch Herr Kollege“, bestätigte Erhardt.
„Haben Sie sonst noch Fragen? Wenn nicht, würde ich gerne wieder zurückfahren. Es wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.“
„Nein, keine weiteren Fragen Kollege Hofmeister, aber ich hoffe, wir bleiben in Verbindung. Wir für unseren Teil werden hier noch einige Zeit verbleiben. Möglich, noch jemanden zu finden, der etwas gesehen hat. Danke für die aufschlussreiche Zusammenarbeit!“
„Ach noch eins“, wollte der Mann der Spurensicherung wissen, „wir haben noch keine Blutprobe von unserem Opfer. Könnten Sie uns da weiter helfen?“
„Ja“, pflichtete Erhardt seinem Kollegen bei. „Interessant wäre ein Genvergleich mit schon gespeichertem Material. Aber auch das abgebrochene Teil vom Nummernschild hätte ich gerne. Leihweise, versteht sich!“
„Kein Problem Kollegen, ich habe Sie verstanden! Selbstverständlich bleiben wir auch weiter hin in Kontakt! Ich schicke Ihnen morgen jemand, der Ihnen die gewünschten Sachen überbringt. Uns ist doch auch daran gelegen, den Fall so schnell als möglich aufzuklären. Wird aber, was die Suche nach den Tätern sowie die Identität des Opfers betrifft, die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen sein.“
„Das ist wohl richtig, aber hoffentlich nicht hoffnungslos. Als Erstes müssen wir die Vermisstenanzeigen studieren. Naja, stürzen wir uns mal rein ins Gewühl! Ja Kollege Hofmeister, wir bedanken uns sehr für Ihre Unterstützung sowie Ihre Zusage, uns weiterhin in diesem Fall zu helfen. Bitte, ich wäre Ihnen sehr verbunden Herr Kollege, wenn Sie uns kurzzeitig das Original des Zettels sowie die von Ihnen gemachten Bilder zusenden würden. Die Zusammenarbeit mit Ihnen war konstruktiv, danke. Ich wünsche Ihnen viel Glück und noch einen schönen Tag!“
„Wäre der Mord nicht, hätte es vielleicht noch ein schöner Tag werden können, aber so und bei dem Regen?“ Dabei lächelte der Bernauer Kollege zweideutig und ging zu seinem Fahrzeug. Fachsimpelnd schlenderten die Berliner durchnässt, jetzt auch zu ihren Fahrzeugen. „Soll ich zurück auch wieder fahren?“, fragte Peter.
„Ja sei so lieb, dann fahren wir aber etwas anders.“ Aber plötzlich änderte der Hauptkommissar seinen Plan: „Bevor wir losfahren, sollten wir uns hier nochmal umsehen. Vielleicht finden wir einen Angler, Spaziergänger oder sonst jemanden, der in den letzten Tagen hier war und irgendetwas beobachtet hat. Ich will hier nicht weg, ohne etwas Handfestes zu haben. Irgendjemand muss doch Motorradfahrer so oft wie die hier gewesen sein mussten, zumindest deren Kräder gesehen haben. Ohne Ortskenntnis hätten die hier nicht so einfach bis zum Tatort durchfahren können. Die mussten diese Stelle genau erkundet haben!“
„Ja schon, aber was willst du bei dem Wetter erreichen und wo willst du hin?“, fragte Horst Schlüter nicht gerade begeistert.
„Zuerst nehmen wir uns die Camper vor, … falls bei dem Sauwetter doch noch jemand da ist. Das wirst du Horst übernehmen, kann sein, dass einer gerade beim Bäcker war als die Bernauer Kollegen hier waren. Ich werde mir mit Peter mal den Strand sowie die nähere Umgebung ansehen. Vielleicht haben wir doch noch Glück und finden jemand, der uns weiterhilft.“
„Prima Gedanke, bei dem Sauwetter Spaziergänger mit aufgespannten Regenschirmen“, feixte Peter.
„Na und, einen Versuch ist es doch allemal wert!“, pflichtete Horst Schlüter seinem Freund und Hauptkommissar bei.
Aber Peter fragte verärgert: „Sagtest du nicht Erhardt vor ein paar Minuten noch, wir beide sollten uns das Camperlager ansehen?“
„Ja, hab meinen Plan eben geändert, Horst wird das übernehmen!“
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