Aktives Handeln heißt, dass Strategien verfolgt werden, die auf Market-Timing, ständigem Handeln oder der Auswahl bestimmter Wertpapiere beruhen. Passives Handeln oder Passives Investieren heißt vor allem, in passive Indexfonds zu investieren und nicht ständig an den Börsen zu handeln (Kauf oder Verkauf von Wertpapieren).
Weltweit sind etwa 40.000 Unternehmen an den Börsen zum Handel zugelassen (die über eine bestimmte Größe verfügen, sodass der Handel überhaupt sinnvoll ist). Es gibt an die 110.000 aktive Investmentfonds und über 9.000 Hedgefonds. 3 Dazu kommen Private Equity Gesellschaften, aktive Exchange-traded funds (ETFs) 4 und eine große Anzahl gewöhnlicher Menschen, die an den Finanz- und Kapitalmärkten Handel treiben (alles Marktteilnehmer an den Börsen). Diese handeln tagtäglich diese 40.000 börsengelisteten Aktien nach vorne und wieder zurück. Ständig, hin und her und das jeden Tag. Das nennt sich aktives Handeln. Diese 40.000 Aktien zusammengenommen ergeben die Marktrendite und stellen die Benchmark (den Vergleichsmaßstab) dar. 5 Da die angeführten Fonds Millionen von Menschen und sonstigen Institutionen nicht so ohne weiteres handeln können, fallen Steuern, Börsengebühren und ähnliche Kosten an. 6 Das heißt: (1)Rein mathematisch muss es Gewinner und Verlierer durch diesen ständigen aktiven Handel geben und (2)muss es aufgrund der angeführten Kosten weitaus mehr Verlierer als Gewinner geben. Folglich erwirtschaften diese tausende von Investmentfonds, Hedgefonds und Millionen anderer Anleger und Investoren weniger Rendite als der Markt (= weniger als die Marktrendite = weniger als der Vergleichsmaßstab) . Aufgrund dieses Sachverhaltes und der in diesem Buch geschilderten Fehler und Risiken denen sich Fonds, Anleger und Investoren aussetzen, erwirtschaften sie viel weniger an Rendite (=Marktrendite) als sie eigentlich könnten. Wie wir noch sehen werden, sagt es nichts aus, dass Fonds, die sehr gute Leistungen erzielen, dies auch weiterhin tun werden. Meist beruhen diese guten Resultate der Gewinner auf Glück oder den hohen Risiken, denen sie sich auslieferten. Über einen Zeitraum von zehn Jahren schneiden mehr als 75 Prozent der aktiven Fonds schlechter als der Markt ab. Das heißt, Marktteilnehmer die überhaupt nicht aktiv handelten (bspw. mittels Investments in passive Fonds), hätten mehr als 75 Prozent der aktiven Fonds übertroffen. Blickt man noch weiter zurück, erhöht sich dieser Prozentsatz noch weiter. Das bedeutet: Wenn schon Investmentfonds so schlechte Resultate erbringen und diese das Geschäft des Investierens professionell ausüben, dann werden Sie als Privatanleger kaum bessere Resultate erzielen. Deswegen sollten Sie aktives Handeln und Market-Timing um jeden Preis vermeiden.
Die in diesem Buch geschilderten Prinzipien verfolgen einen Ansatz, der auf langfristiges Investieren und auf die Bildung eines Portfolios für Ihre individuelle Situation ausgerichtet ist. Dabei werden vor allem passive Investments herangezogen, da diese (wie wir noch sehen werden), gegenüber aktivem Handeln überlegene Renditepotenziale in sich bergen.
Der Begriff Anleger und Investor hat mehr oder weniger denselben Bedeutungsgehalt. Häufig wird auf dem Finanzsektor zwischen privaten Anlegern (Familien, du und ich) und institutionellen Investoren (Unternehmen, Stiftungen u.Ä.) unterschieden. Vermögensberater und -verwalter haben unterschiedliche Aufgaben. In diesem Buch werden sie jedoch häufig für den selben Bedeutungsumfang verwendet. Zu deren Aufträgen zählt im Wesentlichen die Veranlagung Ihrer Vermögenswerte. 7 Sie sollten hier vor allem auf die Unabhängigkeitserfordernisse achten, welche zumeist nicht gewahrt werden.
Sie gehen auch nicht ohne weiteres zu McDonalds und fragen nach einem Burger von Burger King oder fragen einen KTM- oder Kawasaki-Händler, was sie kaufen sollen. Sie bezahlen dafür und die Chancen sind groß, dass Sie dann nicht den besten Burger oder das beste Motorrad erhalten, sondern eben ein KTM oder auch Kawasaki Motorrad kaufen. Deswegen sollten Sie auch nicht mit Anlageberatern oder Vermögensverwaltern zusammenarbeiten, welche über hauseigene Fonds verfügen. Es ist dann leicht möglich, dass Ihnen diese Fonds empfohlen und verkauft werden und Sie Ihre Vermögenswerte in diese investieren. Ebenso sollten Sie von Anlageberatern oder Vermögensverwaltern Abstand halten, wenn diese über Beteiligungen oder andere Netzwerke an Unternehmen mit hauseigenen Fonds verbunden sind (mehr dazu in der Folge).
Manche wissen, dass sie nicht wissen und manche wissen dies nicht
Der Geschäftspartner von Warren Buffett , Charlie Munger sagte einmal: „ Tell me where I’m going to die, that is, so I don’t go there .“ (Sag mir, wo ich sterben werde, also gehe ich dort nicht hin). Er ist der Ansicht anstatt nach Erfolg zu suchen, sollte man sich stattdessen eine Liste mit Fehlern machen, die es zu vermeiden gilt. Genau das soll dieses Buch für Sie tun: Fehler und Risiken des Anlegens und Investierens aufzeigen und vor Augen führen, was dagegen getan werden kann. Das Vermeiden von Fehlern trägt zu besseren Leistungen Ihrer Investments bei, gewöhnt Sie an einen besseren Umgang mit Geld und kann Sie, durch das Umsetzen von Investment-Plänen, ein Stück näher an Ihre Lebensziele heranführen.
Eine Vielzahl von Büchern versprechen, den „ richtigen “ Erfolg für die Vermögensveranlagung gefunden zu haben. Ich habe viele davon gelesen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die richtige Vermögensveranlagung vor allem mit Ihren Zielsetzungen und einer bewährten Anlagephilosophie in Verbindung steht. Gesunder Menschenverstand und Disziplin sind allerdings erforderlich, um eine entsprechende Umsetzung zu gewährleisten. Nähere Details dazu, wie ein Portfolio (Zusammensetzung der verschiedenen Vermögensklassen – bestehend aus Aktien, Anleihen u.Ä.) auszusehen hat, welche steuerlichen und rechtlichen Aspekte zu beachten sind und welche Fehler und Risiken aufgrund falscher Strategien, eines falschen Verhaltens, falscher Berater u.Ä. begangen werden können, finden Sie in den folgenden Lektionen.
Wenn Sie sich an die Prinzipien in diesem Buch halten, werden Sie auf eine ehrliche, produktive und effizientere Art und Weise Ihre Vermögenswerte anlegen und investieren, bei der Sie und Ihre Interessen an erster Stelle stehen (leider ist dies nicht immer der Fall wie wir noch sehen werden).
Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Anzahl von Investoren und Anlegern, die lediglich magere Renditen erzielen, stellt sich die Frage nach dem Warum und der Sinnhaftigkeit von aktiv gemanagten Fondsprodukten (Investmentfonds u.Ä.) am Markt und somit zwangsläufig der Existenzberechtigung von Vermögens- und Anlageberatern (und Banken). Fonds werden zumeist aufgrund ihrer (besten) vergangenen Leistungen ausgewählt, jedoch zeigt sich, dass gerade diese in der Folge die schlechtesten Renditen erwirtschaften.
Die unterdurchschnittlichen Renditen der Anleger und Investoren stehen auch ein Stück weit damit in Verbindung, dass diesen nur ein verschwommenes Bild ihrer Situation oder der Finanzindustrie gezeichnet wird. Dies hat auch mit mangelnder Unabhängigkeit der Menschen zu tun, welche in dieser Branche arbeiten (siehe dazu Lektion I). Viele Veranlagungs- und Vermögensberater offerieren Produkte, ganz einfach weil sich diese gut verkaufen, jedoch nicht weil es sich dabei um die besten für ihre Klienten handelt. Sie tun dies entweder (1) weil sie nicht wissen , dass es sich um schlechte Fondsprodukte oder die falschen Strategien handelt („ Market-Timing “, „ Absolute-Return “ u.Ä.). Also unbewusst, da Veranlagungs- und Vermögensberater daran glauben oder es ihnen an entsprechender Bildung fehlt. Oder (2)sie verkaufen Ihnen diese schlechteren Produkte bewusst und wissen , dass diese Produkte nicht die besten Leistungen erbringen, jedoch sich eben gut verkaufen. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit diesen Produkten und sind so vom Verkauf dieser abhängig – beides wichtige Ausschlusskriterien für die Vermögensveranlagung.
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