Die Prinzessin nickte bedächtig zu diesem Vorschlag:
»Vielen Dank, Frau Staatssekretärin Schadduus, Ihre Idee ist es wert, weiter verfolgt zu werden. Sie ist ja noch nicht ausgereift, hat aber möglicherweise das Potential zur Lösung unseres Problems. Ich möchte hiermit den Beschluss verkünden, Ihr Ministerium damit zu beauftragen, diese Idee bis in alle Details auszuarbeiten und ihre Machbarkeit zu prüfen. Schwierigkeiten könnten sich aus der Tatsache ergeben, dass unser Staat in der Männerwelt nicht anerkannt, ja, in den meisten Ländern der Bevölkerung nicht einmal bekannt ist. Das könnte ein Hinderungsgrund für viele mögliche Kandidaten sein, in unser Land zu kommen. Denken Sie bitte auch über diese Frage nach, Frau Schadduus.«
Danach beendete Cunni die Beratung recht zügig und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, diese Frage abschließend in zwei Monaten wieder besprechen zu können.
Lukas hatte sich über Ronald gebeugt, um auch etwas von draußen zu sehen. Sie fuhren gerade durch eine ländlich wirkende Siedlung. An der Straße reihten sich hübsche Häuser aneinander, die meisten weiß, einige auch gelb getüncht. In den gepflegten Vorgärten spielten Kinder, in einigen saß auch eine ältere Frau auf einer Bank. Der Bus überholte Radfahrerinnen, auf dem Fußweg liefen Frauen einzeln, manchmal auch zu zweit, und schauten dem vorbeifahrenden Fahrzeug hinterher.
Ein ganz normales Straßenbild, wie es auch in einer Vorstadt in München oder Dresden zu sehen gewesen wäre. Aber etwas fiel auf und reizte die beiden, aufmerksam weiter hinauszusehen: Alle waren nackt! Und – es waren keine Männer zu sehen. Selbst die spielenden Kinder waren nur Mädchen.
Sie wussten es ja, aber es zu wissen oder es mit eigenen Augen zu sehen, war doch etwas anderes. Das war also Femina, hier wollten sie Urlaub machen, einen ganz besonderen Urlaub. Die beiden jungen Männer im Bus, der sie ihrem Urlaubsziel näherbrachte, schauten sich an und mussten grinsen.
Schon auf dem Flug nach Hermosillo lernte Ronald Lukas kennen. Zufällig oder auch beim Ticketkauf durch das Fremdenverkehrsamt von Femina so vorherbestimmt, saßen sie im Flugzeug nebeneinander und kamen so ins Gespräch. Ihnen waren auch andere Deutsche auf dem Flughafen Benito Juarez Mexico City aufgefallen, die nach dem erholsamen Schlaf im Flughafenhotel, der dem Jetlag entgegenwirken sollte, auf den Weiterflug nach Hermosillo warteten. Besonders bei einigen jungen Männern hatten sie den Verdacht, dass sie das gleiche Urlaubsziel hatten, aber sie saßen dann zu weit entfernt, um mit ihnen zu sprechen.
Am Aeroport General Ignacio Pesqueira Garcia von Hermosillo sammelte ein älterer maulfauler Mexikaner mittels eines Schildes die sieben jungen Männer ein, die weiter nach Femina wollten. Sie wurden in einen Bus gesetzt, den der alte Mann dann auch steuerte. Nach einer ihnen ziemlich lang erscheinenden Fahrt durch eine recht trockene Gegend, in der vor allem große Riesenkakteen auffielen, kamen sie an eine Grenzstation. Uniformierte der Policía Federal kamen in den Bus und glichen die Pässe der jungen Männer mit einer mitgeführten Liste ab. Beim Verlassen des Fahrzeugs rief ihnen der Anführer augenzwinkernd zu:
»¡Diviertete! «
Der Bus fuhr etwa zehn Meter weiter, dann verließ ihr Fahrer ihn ebenfalls und lief zurück. Stattdessen stiegen vier junge bewaffnete Frauen ein, bis auf die Bewaffnung und Sandalen völlig nackt.
Die Männer begriffen: Es wird ernst, sie waren in Femina angekommen. Ronald erkannte das auffallende Symbol im Schamhaar sofort wieder. Die beiden exotischen Schönheiten, die durch den Mittelgang nach hinten liefen, um dort Platz zu nehmen, führten es den Männern praktisch in deren Augenhöhe vor.
Wie bei der Surleutnante Ricki, die ihn vor Monaten besucht hatte, war in das schwarze Schamhaar der beiden Frauen, die nach hinten gegangen waren, wie auch bei den vorn gebliebenen, eine Krone hineinrasiert, das Symbol der königlichen Steitkräfte Feminas. Alle vier Frauen trugen einen breiten Gürtel, an dem ein langer Dolch und ein Pistolenhalfter sowie Handschellen befestigt waren. Eine Frau setzte sich auf den Fahrersitz und startete den Bus wieder, die zweite Frau vorn nahm auf dem Beifahrersitz Platz und wandte sich per Mikrofon an die jungen Männer:
»Liebe Urlauber, ich darf Sie zunächst ganz herzlich im Königreich Femina willkommen heißen. Wir werden Sie nun an die Küste unseres Landes fahren, wo Sie dann offiziell empfangen und noch einmal kurz auf Ihre Urlaubswochen im Lager Lebenslust vorbereitet werden. Wir vier haben die Aufgabe, Sie dahin zu begleiten. Wir sind Angehörige der Königlichen Streitkräfte Feminas und wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Ich selbst bin Surleutnante Mona, den Bus fährt Corporalin Sneekie, und hinten im Bus Platz genommen haben die Soldatinnen Fika und Luisa.«
Alle Köpfe drehten sich herum, um die beiden Schönheiten noch einmal zu bewundern. Die beiden Mädchen lächelten allen freundlich zu.
»Sollte es irgendwelche Probleme während der Fahrt geben, so bin ich gern für Sie da. Geben Sie mir Bescheid! Für Fragen zu Femina oder Ihrem Urlaubslager bin ich nicht zuständig, da warten Sie bitte lieber, bis wir ankommen. Und nun uns allen eine gute Fahrt!«
Damit hatte die Befehlshabende der Soldatinnen die Grenzen abgesteckt. Ronald hätte sowieso keine Lust gehabt, die Bewaffneten irgendetwas zu fragen. Dazu fühlte er sich im Moment noch viel zu unsicher unter diesen fremden und ungewöhnlichen Umständen. Sicher ging es den anderen Männern genauso, denn es war recht ruhig im Bus. Alle starrten aus den Fenstern, beobachteten interessiert und teilweise irritiert das Geschehen draußen und hingen ihren Gedanken nach, keiner sprach ein Wort.
Endlich durchfuhren sie ein von Soldatinnen bewachtes Tor und kamen in ein Gelände, in dem zwischen gewundenen Wegen weiße Hütten unter großen, Schatten spendenden Palmen standen. Etwa hundert Meter weiter sahen die Ankömmlinge aus den Busfenstern einen hellen Sandstrand und das Blau des Meeres.
Wenn ihn nicht alle Geographie-Kenntnisse verlassen haben, müsste dies der Golf von Kalifornien sein, dachte Ronald. Sie hielten vor einem etwas größeren Bau und wurden ins Innere geführt. In Stuhlreihen vor einem großen Podium wurden den jungen Männern Plätze zugewiesen. Sie saßen danach voneinander getrennt, mit jeweils einem leeren Stuhl neben sich und mit Lücken zwischen den Stuhlpaaren.
Die Soldatinnen standen am Eingang und an den Seitenwänden des Saals. Ronald beschlich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, das sich aber schnell legte, als drei Frauen das Podium bestiegen. Es war eine blonde, attraktive etwa Fünzigjährige, die jeder trotz ihrer Nacktheit als Dame angesprochen hätte. Sie war begleitet von einer kleinen, eher unauffälligen, etwas korpulenten Frau in den Vierzigern und einer sehr schönen, schlanken Mittdreißigerin. Letztere trug ein schwarzes Samtband um ihren schlanken Hals, sie war als einzige der drei Frauen blank rasiert.
Ronald konnte den Blick nicht lassen von dem Spalt, den die leicht geröteten Schamlippen bildeten, bis die Älteste der drei das Wort ergriff:
»Meine Herren, ich darf Sie ganz herzlich im Königreich Femina begrüßen und wünsche Ihnen einen erlebnisreichen, lustvollen Urlaub an unserer schönen Sonnenküste. Ich selbst bin Heiba Schadduus, Staatssekretärin im königlichen Ministeriums für Fortpflanzung und Genkontrolle und die Hauptverantwortliche für dieses Projekt, das Ihnen als erste Ausländer überhaupt einen ganz besonderen Urlaub in unserem Land ermöglicht. Ich bin beauftragt, Ihnen die Willkommensgrüße Ihrer Majestät Königin Natere von Femina sowie der königlichen Familie zu überbringen. Auch die königliche Regierung und der Kronrat von Femina, heißt Sie herzlich willkommen und wünscht Ihnen viel Freude und Lust während Ihres Aufenthalts.
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