Elena Landauer - Der Nihilist

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Wo landet man, wenn man sich von allem frei macht? Nach Elena Landauers Roman «Der Nihilist» am Ende in der Praxis einer Psychotherapeutin. Dort hockt der Held ihres Romans nach dem Selbstmord seiner Freundin und «versenkt sein Leben im Grab eines professionellen Zuhörers». Dabei endet das Leben Bertolds, so nennt sie ihren notorischen Selbstbefreiungskünstler, nach bürgerlichen Maßstäben durchaus erfolgreich in einer kleinen Villa in Hamburg. Dahin hat er es aus einem kleinen katholischen Dorf über die Stationen Lektorat, Journalismus und Schriftstellerei gebracht.
Was sein Leben bestimmt hat, war das Streben nach Freiheit. Er befreit sich von den Banden seiner religiösen Erziehung und den politischen Konventionen der Epoche, vor allem aber meidet er jede Bindung an eine Frau. Landauers Protagonist ist ein atheistischer Moralist, der seinen eigenen Weg im ideologischen Durcheinander der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sucht.

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Bertolds dritter Lehrer, ein älterer Mann, war aufgrund seiner körperlichen Gebrechen nicht dazu in der Lage, den Kindern ähnlichen Harm anzutun. Seine Spezialität war es, die Schüler in die Wangen zu kneifen und dann die Hand zu drehen, wobei er vortäuschte, der Schüler hänge immer noch an seiner Hand, wenn er diese in einer fließenden Bewegung von der Schülerwange bis über seinen eigenen Kopf hob und mit der erhobenen Hand durch die Klasse lief.

Das Unterrichtsniveau, so vermutete Berthold, müsse wohl sehr niedrig gewesen sein. Alle Kinder des Dorfes besuchten dieselbe Schule, auch die minderbemittelten und die Idioten, von denen es wegen der verbreiteten Inzucht einige gab. Von den letztgenannten wurde lediglich erwartet, dass sie still waren und nicht störten. Die Minderbemittelten wurden dem öffentlichen Spott preisgegeben, was vom Lehrer nicht nur geduldet wurde, sondern als Druckmittel gewollt war. So hieß ein Schüler für den Rest seines Lebens Sauerkraut, weil er auf die Frage des Lehrers, was in der Wüste wachse, geantwortet hatte, es sei das würzige Kraut, das Witwe Bolte so gerne mochte. Ein Schüler trug den Namen Vollsmastrotzen oder kurz Vollsma, weil er in einem Diktat statt Sommersprossen eben dieses Vollsmastrotzen geschrieben hatte, was der Lehrer laut verkündete. Der Lehrer hatte nämlich die Angewohnheit, die Klassenarbeiten gleich in der Klasse zu korrigieren und zu kommentieren. Bei Rechtschreibfehlern rief er „Fehler“ in die Klasse hinein, während die Schüler laut die Anzahl der Fehler zählten, sodass der Lehrer am Ende der Arbeit gleich die Fehlerzahl hinschreiben konnte. Wurde eine rekordverdächtige Zahl erreicht, herrschte laute Freude.

Da Bertold ein guter Schüler war, durfte er zusammen mit einem anderen Jungen am letzten Schultag vor den Ferien in den ersten beiden Stunden zur Filmbildstelle im Nachbardorf gehen und die vom Lehrer auf einem Zettel notierten 8mm-Filme abholen. Diese wurden dann in der dritten und vierten Stunde abgespielt. Zwei Filme waren fast immer dabei: ein Film über einen Feuerwehreinsatz und ein Film über Schwimmtechniken. Der Lehrer ließ beide Filme zum Gaudi der Schüler vorwärts und rückwärts laufen. Wenn dann die Schwimmer fleißig kraulend rückwärts schwammen und am Ende mit den Füßen voran aus dem Wasser auf den Startblock sprangen, oder die Feuerwehrleute angesichts der schwelenden Hausreste ihre Schläuche einrollten und trotz der auflodernden Flammen im Rückwärtsgang ins Feuerwehrhaus fuhren, dort ihr Auto parkten, die Stange zum ersten Stock hinaufrutschten und sich dann an einen Tisch setzten und Karten spielten, gab es immer großes Gejohle.

Trotz aller Arbeit und trotz der vielen Entbehrungen betrachtete Bertold im Nachhinein seine Kinderjahre als eine glückliche Zeit. Die Welt war überschaubar; es war klar, was richtig und was falsch war, er hatte Freunde und fühlte sich in seiner Familie geborgen.

Was ihm Sorgen machte, waren die Drohungen und Forderungen, die er von der Kanzel zu hören bekam. Die dröhnende Stimme von Pater Dominicus schallte durch die Kirche, drohte mit dem Jüngsten Gericht und den Höllenqualen. Sonst waren da nur die immergleichen sanften Predigten des Pastors von Petershausen zu hören, die wahrscheinlich aus einer Anleitung zum Verfassen von Predigten abgeschrieben waren: „Schon wieder ist ein Jahr in den Schoß der Ewigkeit hinabgesunken, ein Jahr mit seinen Mühen und Leiden, seinen Freuden und Schmerzen. Und jetzt wollen wir uns besinnen, Gott dankbar sein, unsere Sünden bereuen und in Zukunft bessern“. Man kannte seine Predigten schon vom letzten Jahr. Und Angst konnte der einem sowieso nicht machen. Schließlich spielte er regelmäßig Skat mit dem Bürgermeister und dem Weinbauern Gibbert, von dem er auch seinen Wein bezog, offenbar genug, um ihm zu einer roten Nase zu verhelfen.

Pater Dominicus war anders, ebenso wie der andere Prediger, Pater Ignazius aus dem nahen Kloster Tiefenbach. Einmal jährlich kam einer von diesen beiden, um an einem Wochenende den Dorfbauern wie der Satan selbst ins Gemüt zu fahren und die müden Knochen zum Schlottern zu bringen. Der Tag des Auftritts war jedesmal Dorfgespräch für eine Woche. Man bewunderte die Rhetorik dieser Braunkutten; man genoss sie mit Schaudern. Man nahm die Predigten durchaus ernst, ohne dass sich jedoch irgendetwas im Verhalten der Dorfbewohner geändert hätte, weil die Predigten ja eigentlich immer für die anderen waren, die sich das durchaus mal hätten zu Herzen nehmen sollen. Die Kinder durften nicht mit. Die Erziehung der Kinder übernahm man lieber selbst mit handfesten Argumenten. Sie sollten aber nicht zu seelischen Wracks werden. Bei Pater Ignazius war die allgemein akzeptierte Altersgrenze zehn Jahre, bei Pater Dominicus, dem Wüterich, zwölf. Es war wie bei der freiwilligen Filmzensur, die ja auch Kinder vor der Härte des Lebens schützen soll, solange sie noch nicht reif dafür sind.

Das Höllengemälde hinterließ bei dem zwölfjährigen Bertold einen bleibenden Eindruck, besonders in seinen nächtlichen Träumen. Was ihn erstaunte, war der Umstand, dass die Erwachsenen nach der Predigt bald wieder über andere Themen sprachen. Unter den Altersgenossen wurde dagegen die Sache schon einige Tage lang diskutiert, wobei verschiedene Strategien erwogen wurden, wie man das Leben genießen und doch gleichzeitig sicher gehen könnte, dass man nicht in der Hölle landete. Einfach, so war die einhellige Meinung, war das Problem zu lösen, wenn man alt wurde. Da hatte man genügend Zeit, seine Untaten rechtzeitig, spätestens auf dem Sterbebett, zu beichten und aufrichtig zu bereuen. Spätestens ab fünfzig hatte man ja sowieso keine Lust mehr, Verbrechen und Gemeinheiten zu begehen. Da hatte man voraussichtlich noch zwanzig Jahre Zeit, ein guter Mensch zu sein, um nicht nur in den Himmel zu kommen, sondern sich dort auch einen besonders guten Platz zu sichern. Ein Problem bei der Kalkulation war der plötzliche Tod, der einem keine Zeit mehr ließ, seine Sünden zu bereuen. Dass einen der Tod im Schlaf überraschen konnte, war zwar bekannt, wurde aber ausgeklammert, weil es keine Bedeutung für 12jährige Jungen hatte. Dagegen wurden tödliche Unfälle für junge Menschen durchaus ins Kalkül gezogen, weil sie vorkamen. Einige meinten, bevor man sterbe, laufe das Leben immer in einer Art Schnelldurchlauf am inneren Auge vorbei, sodass man noch mindestens einige Sekunden Zeit habe, seine schlimmsten Sünden zu bereuen, andere aber meinten, da man nicht sicher sein könne, ob man wirklich genug Zeit zum Bereuen hätte, sollte man, bevor man sich in eine gefährliche Situation begebe, für den Fall des Falles die Todsünden beichten. Die kleinen Sünden, die lässlichen, wurden in Kauf genommen, weil sie nur ein paar Tage oder Wochen im Fegefeuer zur Folge hätten.

Bertold beteiligte sich durchaus an solchen Diskussionen, fand die Lösungen aber zweifelhaft. Schließlich schwebte auch hoch oben am Altar, noch über der zum Himmel auffahrenden Jungfrau Maria und dem eine Etage darüber schwebenden göttlichen Dreigestirn ein auf einem Dreieck platziertes Auge, von dem es hieß: „Ein Auge ist, was alles sieht, auch was in finstrer Nacht geschieht.“ Vor diesem Auge, so betonte schon der Pfarrer, erst recht der Prediger Dominicus, bliebe nichts verborgen. Wenn es auch wie ein menschliches Auge aussah, hatte es doch magische Fähigkeiten: Es konnte nicht nur in der Nacht, auch der finstersten, alles sehen, es konnte auch durch alle Gegenstände hindurchschauen. Da halfen keine dicken Mauern und keine Bettdecke. Dieses Auge sah auch, was unter der Bettdecke geschah. Und was das Schlimmste war, es sah auch ins Herz. Und da es einem allwissenden und allgerechten Wesen gehörte, wusste es auch, wenn jemand die göttliche Gerechtigkeit austricksen wollte, und schenkte dem Trickser aus Gründen der Gerechtigkeit eben nicht die Chance, im letzten Moment sein sündhaftes Leben zu bereuen und sich dadurch vor der Hölle zu retten.

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