Elena Bachmann - Wenn der Winter kommt

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Als Winter aus ihrem Schlaf erwacht hat sie nur ein Ziel: Jemanden zu finden, der sie von ihrer Einsamkeit befreit.
Auf ihrer Suche stößt sie auf Elea, eine junge Frau aus der Blutlinie der nordischen Krieger. Diese entschließt sich kurzer Hand, der mysteriösen Winter zu helfen und die beiden begeben sich auf die Suche nach einer Heilung für Winters Fluch.
Es beginnt eine gefährliche Reise ins Ungewisse. Denn unterwegs begegnen sie unterschiedlichsten Wesen, wandern durch zauberhafte Orte und folgen der Spur eines Amuletts mit unwahrscheinlicher Kraft.

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Elena Bachmann

Die Chroniken des Mondfalters

Band 1

Wenn der Winter kommt

Impressum

Texte: © Copyright by Elena Bachmann

Coverart by Shizen1102

Umschlaggestaltung: © Copyright by Elena Bachmann

Das Verbreiten des Ebooks ohne Absprache mit dem Autor ist nicht erlaubt, und wird rechtlich geahndet.

Elena Bachmann

Vogelherdweg 15

70771 Leinfelden-Echterdingen

Elena.bachmann@web.de

www.elena-bachmann.jimdo.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Sämtliche Personen sowie der Schauplatz dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällige.

Prolog

Wenn es draußen kalt wird und der Schnee lautlos vom Himmel rieselt, dann ziehen sich die Menschen in ihre Häuser zurück. Es ist eine Zeit in der sie wie Pinguine aneinander hocken und ihre kalten Glieder an die wärmenden Flammen halten. Sie genießen die Schönheit der verschneiten Landschaft und verfluchen die anstrengenden Märsche und die Kälte.

Viele Geschichten, Legenden und Märchen ranken sich um diese Zeit und werden Jahr für Jahr, Generation für Generation weitergegeben. Jeder erzählt sie anders. Es gibt einige die wahr sind und es gibt andere die nie geschehen sind. Und es gibt jene die vergessen wurden.

Sie öffnete die strahlenden blauen Augen und blickte an die Decke des Himmelsbetts. Dunkle Linien zeichneten sich unter dem Reif ab, der das ganze Zimmer bedeckte. Die Linien formten ein verwobenes Muster, ein Wappen dessen Herkunft und Geschichte schon lange vergessen war, begraben unter Schnee und Eis.

Es war wieder Zeit, Zeit um zu erwachen. So wie sie es jedes Jahr tat, jedes Mal am selben Ort. Es gelang ihr nur noch nebulöse Erinnerungen an das vergangene Jahr abzurufen. Was passiert war in den wenigen Stunden in denen sie wach gewesen war, blieb in den Schatten. Doch das war bedeutungslos.

Sie wusste nicht wie lange sie schon in dieser Welt verweilte, wie sie dort hingekommen war oder auch nur was für ein Geschöpf sie war. Doch auch diese Fragen waren bedeutungslos. Die Zeit spielte für sie keine Rolle, all diese Erinnerungen spielten keine Rolle. Nur eine vermisste sie schmerzlich. Die Erinnerung an ihren Namen.

Etwas ungeschickt schälte sie sich aus dem klammen Bett und streckte ihre steifen Glieder. Außer ihr befanden sich in dem kleinen Raum lediglich das Bett in welchem sie erwacht war und eine Kiste. Ausnahmslos alles war von Reif bedeckt. Er bedeckte die seidige Decke, das kunstvoll geschnittene Holz und die filigran verzierte Kiste.

Als sie sich, wie jedes Jahr, zu der Kiste auf der anderen Seite des Raumes begab, halten ihre Schritte leise und gedämpft wieder. Ihre zarten Finger umfassten das vereiste Metall und öffneten die Kiste, welche leise knarrte. Im Inneren lag, wie jedes Jahr, ein Kleid. Wer es dorthin gelegt hatte und wem es gehörte, war ihr unbekannt, doch Jahr für Jahr, wartete ein anderes Kleid an diesem Ort auf sie.

Sie begann damit sich anzukleiden, spürte wie der weiche Stoff sich ihrer Körperform anpasste, wie er über ihre Brüste strich und über ihre Hüften zu Boden glitt. Der Stoff raschelte leise und die funkelnden Diamanten und Saphire mit denen er besetzt war, klimperten bei jedem ihrer Schritte.

Obwohl sie nur einmal im Jahr diese Strecke lief, kannte sie den Weg aus dem kalten Schloss. Manchmal erschien es ihr so, dass sie in ihren Träumen die Flure entlang schritt und sich langsam den Weg ins Freie bahnte. Aber vielleicht waren es auch Erinnerungen an das vergangene Jahr.

Sie konnte sich nicht daran erinnern in ihrem Schloss schon einmal Besuch empfangen zu haben. Denn alles Leben fürchtete sie, da Eis und Schnee ihre ewigen Begleiter waren. Mit ihrem weißen Haar, das im Licht glitzerte wie der Schnee unter ihren Füßen, und ihren blauen Augen, die dem Winterhimmel so sehr glichen. Sie brachte Kälte und Schnee mit sich. Keiner hatte sie bisher aufhalten können, keiner hatte es auch nur gewagt die Hand gegen sie zu erheben.

Doch so stark und stolz sie auch war, so einsam fühlte sie sich auch. Und überall die unzähligen Jahre welche sie nun schon über diese Welt wandelte, wuchs ihr Wusch jemanden zu finden, der an ihrer Seite Leben konnte. Jemand der den Fluch der Einsamkeit vertrieb.

Es bereitete ihr keine Mühe über das weiße Flockenmeer zu laufen, denn wie von Zauberhand getragen versank sie nicht darin, sondern konnte mühelos auf der Masse schreiten. Alle Tiere waren vor der eisigen Kälte geflohen, alle Bäume ragten regungslos aus der Schneedecke und alles Gestrüpp war unter der Flockenflut begraben. Ihr Weg war frei.

Kapitel 1

Es war ein grauer Novembermorgen gewesen, an welchem Elea das Flüstern der Bäume zum ersten Mal richtig wahrnahm. Zwar hatte sie schon oft die fremden Worte gehört, doch meist handelte es sich um bedeutungslose Floskeln und das Schwelgen in einer lang vergangenen Zeit. Doch an diesem Tag war es anders.

Die warnenden Stimmen wurden von dem Wind an Eleas Ohr und durch ihr feuerrotes Haar getragen. Der sanfte Hauch strich über die leicht gebräunte Haut. Obwohl sie viel Zeit im Wald und auf den Weiden verbrachte, war ihre Haut immer deutlich heller als die anderer. Ebenso war sie sichtbar hagerer als es unter den Skaltfrauen für schicklich befunden wurde.

Ebenso wie die anderen aus dem Dorf, bereitete sich Elea auf die große Jagd vor. Da die Ernte bereits eingefahren war und die Tage immer kürzer wurden, galt es die Tiere vor ihrer Winterruhe abzupassen. Denn in der kargen Tundra wuchs Getreide und Gemüse nur spärlich. Daher war eine erfolgreiche Jagd unverzichtbare Chance.

Die Hunde waren unruhig und witterten aufgeregt in der Luft, was sie für gewöhnlich nur am Tag der anstehenden Jagd zu tun pflegten. Auch die Devus, die massigen wolligen Reittiere der Skalt, scharrten unruhig mit den Klauen und warfen die breiten Köpfe in die Luft. Üblicherweise musste man die faulen Tier kräftig antreiben damit sie ihren Standort wechselten, doch nun schienen die Herde von einer tiefen Unruhe gepackt worden zu sein.

„Der Winter ist dieses Jahr spät dran, aber er wird uns dafür umso härter treffen“, vernahm sie die raue Stimme des Sehers, welche sie zusammen zucken ließ. Rasch drehte sie sich um, denn die Anwesenheit des Priesters behagte ihr überhaupt nicht. Der Mann, dessen Alter niemand nennen konnte, legte seine rechte Hand während dessen unbeeindruckt auf einen der Hunde. Seine fahle Haut verschwand fast vollkommen im weichen Pelz des Tieres. Der Hund wurde augenblicklich still. Offenbar hatte der Seher jedoch nichts aus ihm lesen können denn er schwieg.

Als Diener des Krähengottes, welcher nicht ohne Grund als ungeliebter Gott bezeichnet wurde, er freute auch er sich keiner großen Beliebtheit. Elea bildete dabei keine Ausnahme und hegte eine Abneigung gegen den Mann, der plötzlich in dem Dorf aufgetaucht war und seither unter ihnen lebte. Die Kinder der Krähe, wie sie sich nannten, kamen und gingen wie es ihnen beliebte. Doch wo auch immer sie auftauchten verbreiteten sie ein unwohles Gefühl, eine dunkle Vorahnung.

Der Seher hatte helle beinahe blinde Augen, auffallend dunkle Augenringe und schmale blasse Lippen. Seine Haut war fahl und wirkte ungesund. Er war kein großer Mann und wirkte auch immer etwas eingesunken, als währen seine Kleidung etwas zu schwer. Die dunklen Haare hingen zottig und ungepflegt an ihm runter. Das Auffälligste jedoch waren seine steifen Bewegungen.

Die junge Frau wischte ihre Gedanken beiseite und zwang sich in seine getrübten Augen zu schauen. Dass er aufgetaucht war bestätigte sie nur mehr in ihren düsteren Vermutungen. So sehr ihr seine Anwesenheit missfiel, musste sie jedoch gestehen, dass die übernatürlichen Fähigkeiten der Krähen bekannt waren. Besonders das Talent der Hellsicht wurde in vielen Geschichten hervorgehoben.

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