„Und das sollen wir jetzt herausfinden!“
„Meinst du? Ich meine, es war von ‚Observation’ die Rede. Das heißt für mich, wir schnüffeln ein wenig in seinem Privatleben rum, lesen seine Post, zapfen sein Telefon an und beobachten ihn nachts beim Vögeln.“
„Bist du sicher, dass du beim Seminar zum Thema Observation aufgepasst hast?“
„Hey, ich hab jede Menge amerikanische Filme gesehen, ich weiß wovon ich rede. Außerdem hab ich Hunger.“
Der Wagen scherte aus, um noch rechtzeitig die Einfahrt zu einem MäckDrive zu nehmen. Unnötig zu erwähnen, dass es dabei zu einem Hupkonzert und diversen quietschenden Bremsen von Autos kam, die dieses Manöver aus irgendwelchen Gründen nicht vorhergesehen hatten.
Wenig später war der Wagen wieder voller Fast Food, ebenso die Akte, die Börk in der Hand hielt.
„Gut, also weiter im Text. Dieser... Typ wohnt irgendwo in der Innenstadt... ähm, hast du ne Ahnung, wie man n Telefon anzapft?“
„Nein.“ Müller schüttelte den Kopf. „Ich wollt es dir eben nicht sagen, aber wir machen sowas nicht. Dürfen wir nicht, weißt du. Es gibt da Gesetze.“
„Na toll. Und wie sollen wir dann nen anständigen Job machen?“
„Tja, weiß nicht. Am besten, wir pflanzen uns irgendwo gegenüber seinem Büro hin und warten darauf, dass er rauskommt.“
„Und das nennst du Observation?“ Börk seufzte. „Klingt ja nicht sehr spannend!“
Sie parkten den Wagen in einer Toreinfahrt gegenüber vom Büro des Verdächtigen. Von hier aus hatten sie einen guten Blick.
„Wie lange sitzen wir hier jetzt schon rum?“
„Zehn Minuten.“
„Mann, ist das langweilig!“
Vor ihnen hielt ein Polizeiwagen. Ein Polizist stieg aus und ging auf die beiden zu.
„Scheiße!“
„Sie stehen in einer Einfahrt“, klärte der Polizist sie auf.
„Klar. Ähm, Kollege, wir sind verdeckte Ermittler...“
„Ich muss Sie dringend bitten...“
Aus den Augenwinkeln nahm Börk etwas wahr. Er drehte sich um und tippte dann Müller auf die Schulter.
„...und Sie sind dabei, unsere Tarnung auffliegen zu lassen...“
„Ähm, ich glaube, du tust besser, was der Mann sagt.“
Müller sah Börk böse an. Wie konnte der es wagen, ihm in den Rücken zu fallen? Börk deutete nach hinten. Müller folgte seiner Blickrichtung... und stellte fest, dass sie sich in der Ausfahrt einer Feuerwache befanden. Hinter ihnen kam gerade ein Feuerwehrwagen mit blinkendem Blaulicht ins Bild.
Müller startete den Motor.
„Sind schon weg!“
Etwas später saßen die beiden in einem chinesischen Restaurant und blickten über die Straße hinüber zum Büro des Verdächtigen.
„Schon besser“, meinte Müller.
Die Bedienung kam.
„Was darf ich bringen?“
Die beiden sahen erst sich an, dann ihn – und lächelten.
Als die süß-sauer Suppe kam, trat aus dem Büro gegenüber jemand auf die Straße. Es war ein Mann. Oder, um genau zu sein, Friedhelm Jassnikov, der Mann, den sie observieren sollten.
„Scheiße!“ murmelte Börk mit vollem Mund ließ den Löffel in die Suppe fallen.
Friedhelm ging über die Straße zu seinem Auto.
Müller und Börk sprangen auf und legten Geld auf den Tisch. Der Kellner kam gerade mit dem nächsten Gang.
„Packen Sie’s ein“, rief Müller, „packen Sie’s ein!“
Während Friedhelm in seinen Wagen stieg, kamen die beiden Polizisten, eine Tüte mit ihrem Essen in der Hand, aus dem Restaurant gelaufen. Sie rannten so schnell sie konnten zu ihrem Wagen... der gerade abgeschleppt wurde.
Friedhelm fuhr los.
Börk und Müller liefen neben das Führerhaus des Abschleppers her. Der Fahrer sah sie böse an. Börk drückte seinen Dienstausweis gegen die Scheibe. Widerwillig ließ er die beiden herein.
So verfolgten sie mit einem Abschlepper, der ihren Wagen zog, einen anderen Wagen. Der Fahrer des Abschleppers war davon nicht unbedingt begeistert.
Müller gab Börk sein Essen vom Chinesen. Börk sah den Fahrer fragend an.
„Haben Sie zufällig Besteck?“
Irgendwie hatten es Börk und Müller geschafft, Stäbchen aufzutreiben und so aßen sie ihr chinesisches Essen, während der Fahrer des Abschleppwagens still vor sich hinfluchte.
Dann kam es zu einer Wendung.
„Da kommt eine Wendung“, sagte Börk mit vollem Mund und deutete nach vorne.
„Das ist ein Wendehammer“, meinte der Fahrer genervt. „Und er fährt daran vorbei.“
Was stimmte. Doch kurz darauf hielt der Wagen dann vor einem noblen Restaurant. Der Verdächtige stieg aus und ging hinein.
Börk und Müller sahen sich an.
Bör schüttelte den Kopf.
„Kein Geschmack, der Kerl!“
Das Restaurant hatte eine schöne Terrasse, auf der es sich der Verdächtige inzwischen bequem gemacht hatte. Den Abschlepper hatte man irgendwo im Halteverbot abgestellt. Während Müller noch ihr Ziel im Auge behielt, organisierte Börk eine Tüte Pistazien. Observationsarbeit musste ja auch ihre Vorzüge haben.
Der Verdächtige bestellte sich schon den zweiten Capuccino, als vor dem Abschlepper ein anderer Abschlepper anhielt, der den Abschlepper abschleppen wollte. Börk sah den Mann erstaunt an.
„Was soll das heißen, Sie wollen uns abschleppen? Das ist n Abschlepper, Sie wollen doch nicht unseren Abschlepper mit Ihrem Abschlepper abschleppen, häh? Außerdem könnten wir ja selber den Wagen wegfahren, wir sind ja da.“
Der Fahrer des Abschleppers nutzte die Gelegenheit und fuhr los.
Müller, der sich an den Wagen angelehnt hatte, kippte beinahe um.
Die beiden Abschlepper entfernten sich.
„Arschloch!“ brummte Börk.
Auf der anderen Straßenseite trat nun der Verdächtige aus dem Restaurant.
„Na toll, und jetzt?“
Der Verdächtige stieg in seinen Wagen.
Müller sah sich um. Dann hob er den Arm.
„ Taxi!“
„Und bis wohin soll ich ihm folgen?“ fragte der Taxifahrer, der über die unerwartete Abwechslung froh zu sein schien. Verfolgungsjagden machte er offenbar nicht so oft.
„Bis wir sagen, dass wir da sind“, entgegnete Müller.
„Seid ihr Bullen oder sowas?“
„Hab ich nicht eben meinen Ausweis gezeigt?“
„Du hast ihn wieder gefunden?“ fragte Müller erfreut.
„Japp.“
„Wo war er denn?“
„Das… hab ich schon wieder vergessen.“ Börk sah den Fahrer an. „Sind damit Ihre Fragen geklärt?“
„Ey, ich dachte, ihr dreht vielleicht nen Film.“
Der Wagen des Verdächtigen ordnete sich sehr waghalsig in den Verkehr ein.
„Soll ich das auch machen?“
„Hey, du bist Taxifahrer“, meinte Börk, „so wie ich das mitkriege fahrt ihr doch eh die ganze Zeit so!“
Das Taxi ordnete sich ähnlich waghalsig ein.
Börk sah Müller an.
„Warst du eigentlich mal Taxifahrer?“
„Nein, wieso?“
„Der Typ fährt genauso beschissen wie du!“
Müller hielt dem Fahrer die Tüte hin.
„Pistazie?“
Das Taxi fuhr über einen Huckel. Der Inhalt der Tüte verteilte sich über den Vordersitz.
„Könnt ich vielleicht auch noch eine haben?“ maulte Müller.
„Hey, was soll denn diese Sauerei hier.“
Der Fahrer sah seine beiden Fahrgäste auf der Rückbank böse an.
„Reg dich nicht auf“, beschwichtigte Börk. „Sei lieber froh, dass das kein Eis war!
Der Verdächtige hielt vor seiner Wohnung. Das Taxi hielt etwa 50 Meter hinter ihm. Während der Verdächtige in seine Wohnung ging, steigen die beiden aus dem Taxi aus, das mit quietschenden Reifen davon fuhr.
„Und was machen wir jetzt?“ wollte Börk wissen.
„Keine Ahnung!“
Müller sah sich um. Sein Blick fiel auf ein Eiscafé. Börk folgt seinem Blick.
„Überredet!“
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