Nun, da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Wenn Börk schon der harte Kerl ist, brauchen wir hier jemand weicheren. Zunächst hatte ich da an Tobias Lelle gedacht, den Sie vielleicht noch als deutsche Stimme von Woody Harrelson bei „Cheers“ kennen – aber, und das ist das Problem, wahrscheinlich nicht, weil das zu lange zurück liegt.
Also versuchen wir es mit jemand anderem. Zum Beispiel Andreas Fröhlich. Der hat auch Erfahrungen in dem Bereich, ja, ist schon fast Typecasting, ist er doch seit Jahrzehnten als „Bob Andrews, Recherche und Archiv“ fester Bestandteil der „Drei ???“. Sie kennen ihn aber vielleicht auch als deutsche Stimme von John Cusack oder Edward Norton.
Da hätten wir doch eine schöne Besetzung, die uns Hollywood vorgaukelt. Als Kontrastprogramm nehmen wir vielleicht noch Santiago „Spongebob“ Ziesmer als Dr. Schnippler dazu… und den Chef könnte Jürgen Thormann spielen, bestens bekannt als deutsche Stimme von Michael Caine und Peter O’Toole. Stellen Sie sich also einfach vor, diese großartigen deutschen Schauspieler würden die Rollen spielen – und schon haben Sie ein wunderbares Erlebnis, mit dem kaum eine deutsche Serie mithalten kann.
Frank Fish, Regisseur
Kapitel 1: „Das Auto isst mit“
„ BÖRK? Bist du bescheuert?Pass auf mit dem Zeug! Du versaust noch den Wagen!“
„Wie solln das möglich sein? Indem ich ihn in die Waschanlage fahre?“ seufzte Börk.
„Ich meine ja nur“, erklärte Müller, „du sollst nicht alles voll kleckern!“
„Was ‚alles’ soll das sein? Der Fußboden ist voller Schokoriegelpapier, da käm ich nichtmal dran, wenn ich mir Mühe geben würde!“
„Hör mal, ein bisschen Vorsicht beim Essen hat noch niemandem geschadet!“
„Bist du jetzt Knigge oder was? Eß ich meine Dönertasche falsch?“
„Warum regst du dich so auf? Ich habe ja nur bemerkt, dass du etwas mehr Rücksicht auf meinen Wagen nehmen könntest.“
„Kommt diese Aufforderung nicht n paar Jahre zu spät?“
Börk betrachtete den Wagen, der mit Schrottkarre noch sehr höflich umschrieben wäre. Er war so zugesaut, wie man einen Wagen nur zusauen konnte. Und sie hatten lange daran gearbeitet. Da der „Wagen“ Müller gehörte, saß der am Steuer, während es sich Börk auf dem Beifahrersitz unbequem gemacht hatte. Börk trug wie immer einen schwarzen Anzug mit schwarzem Schlips und weißem Hemd. Müller hatte einmal gespottet, er müsse wohl eine Sammlung ausschließlich schwarzer Anzüge haben… bis er festgestellt hatte, dass das stimmte. Er mochte es etwas weniger förmlich, besaß nur einen Anzug und gab der etwas eigenwilligen Kombination Lederjacken und Pollunder den Vorzug. Doch streng genommen machte das keinen Unterschied, denn im Moment kleckerten sie beide Teile ihrer Dönertaschen über die Innenausstattung.
„Hmmmmm... ja, hast Recht“, gab Müller nun mit vollem Mund zu. „Meinst du, wenn wir ihn irgendwann mal zur Waschanlage bringen würden...“
„Ham wir doch schon versucht. Es klappt einfach nicht, wenn wir den Wagen dann nicht auch waschen lassen!“
Müller streichelte traurig über das versiffte Armaturenbrett.
„Ich hab halt Angst, dass er... dem nicht gewachsen ist, dass er sich einfach in seine Bestandteile auflöst.“
„Berechtigte Sorge!“
Sie hatten auf dem Bahnhofsvorplatz geparkt. Ein Drogendealer warf ihnen nun einen interessierten Blick zu und näherte sich dann langsam dem Wagen.
„Vielleicht kann man da irgendein Spezialunternehmen beauftragen. Leute, die sich mit sowas auskennen!“
„Was solln das für Leute sein?“
„Naja, welche, die... zärtlich damit umgehen.“
Börk schüttelte den Kopf.
„Oh Mann, du hast Ideen!“
Der Dealer kam näher.
„Jemand, der das Auto wäscht...“ phantasierte Müller, „ohne dabei seine Zerbrechlichkeit zu vergessen. Ich meine, diese Karre wird nur noch von den Essensresten zusammengehalten, die du hier verkleckerst!“
„Ich seh dich keine Servierte benutzen!“ raunzte Börk. Dann fiel ihm ein größeres Stück Döner herunter. Ohne hinzusehen tastete er mit der Hand über den Boden. Als sie wieder hochkam, hielt sie eine leere Eisverpackung: NOGGER ZUCKERFREI! Börk sah seinen Kollegen an.
„Wer isst denn so ne Scheiße?“
„Ich wollt’s mal probieren!“
Der Dealer trat nun an das offene Fahrerfenster und beugte sich langsam herunter.
„Zuckerfreies Schokoladeneis?“ zischte Börk angewidert. „Was als nächstes? Alkoholfreier Whisky?“
„Es schmeckt scheiße, wenn du darauf hinaus willst.“
„Will ich! Ich finde, die Esskultur hat in den letzten Jahren echt nachgelassen...“
Er musste einen Rülpser unterdrücken.
„Tschullung. Uaaaahhhh...“
Er wedelte sich vor dem Mund herum.
„Was is?“
„Das Zeug schmeckt ja ganz gut, aber der Nachgeschmack ist echt übel.“
Der Dealer lächelte durch das Fenster.
„Hey, Jungs, wollt ihr Stoff kaufen?“
Die beiden ignorierten ihn. Aus dem Handgelenk heraus ließ Müller eine Handschelle um die Hand des Dealers schnappen – das andere Ende war am Lenkrad befestigt. Dann sah er seinen Kollegen geschockt an.
„Du willst doch jetzt nicht rauchen, oder?“
„Äh, hey?“ meinte der Dealer.
„Was denn, hast du Angst, dass der Rauch die Dichtungen zerfrisst?“
„Es ist einfach... ungesund!“
„Das war unser Essen auch!“
„Mann ey... seid ihr Bullen?“
„Ich meine ja nur“, meinte Müller ja nur, „du rauchst einfach zuviel.“ Ohne ihn anzusehen schnippte er dem Dealer vor der Nase herum. Murrend zog der Dealer ein kleines Päckchen heraus.
„Was meinst du? Zwei Päckchen?“
„Eher sieben“, korrigierte Börk. „Ich hab mal überlegt, ob ich nicht langsam nen Kredit aufnehmen muss, um das alles zu finanzieren.“
„Und das kommt dir nicht ein bisschen viel vor?“
„Doch, schon, aber... meine Güte, das ist halt mein Weg, wie ich mit diesem scheiß Job fertig werde!“
„Äh, hey“, stammelte der Dealer, „das find ich jetzt aber irgendwie gar nicht, wisst ihr, ich versuch hier nur n bisschen Kohle...“
Müller kurbelte das Fenster hoch. Der Dealer stand jetzt krumm vorm Wagen, weil ein Teil seines Armes samt Handschelle noch immer im Fenster hing. Er fand das definitiv irgendwie gar nicht!
„Ähh, hey!“
„Okay“, gestand Börk, „ich kann keine Treppen steigen, ich muss vor dem Frühstück erstmal ne halbe Stunde husten...“
„Musst du sowas IMMER nach dem Essen erzählen?“
„Hey, ich hab den Schleim ja wohl ausgelassen, oder?“
„Okay“, seufzte Müller, „dann fahren wir diese Karre halt in die Waschanlage. Ich finde... doch, das hat sie sich verdient.“
„Das löst das Problem nicht vollständig, wie du weißt!“
„Du meinst... man sollte hier mal aufräumen?“
„Japp.“ Börk ließ seinen Blick durch das Wageninnere schweifen. „Wenn du diese Kiste sauber kriegen willst, sollte man den ganzen Mist, der hier rumfliegt, entsorgen. Und, machen wir uns nichts vor, wir sind beide nicht die richtigen, wenn es darum geht, irgendwo aufzuräumen – besonders nicht hier im Wagen.“
„Ja, hast wohl Recht. Dann haben wir wohl keine Chance, dieses Auto jemals sauber zu bekommen, was?“
„Sieht nicht so aus!“
Börk sah zu Müller herüber. Der hatte diesmal noch schlimmer herumgekleckert als sonst. Müller sah sich herunter und sah das nun auch. Börk schüttelte den Kopf.
„Nein, sieht absolut nicht so aus!“
Wenig später kamen Börk und Müller aus einer Imbissbude – mal wieder.
„Du könntest ruhig mal was anderes versuchen“, schlug Müller seinem Kollegen vor. „Offen sein für neues.“
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