„Ach, ich mag diesen Junkfoodmist einfach nicht.“
„Du ernährst dich nur von HAMBURGERN!“
„Ja... aber da weiß man wenigstens, was man hat.“
Die beiden blieben stehen.
„Wo ist unser Wagen?“
„Hmmm, lass mal überlegen. Wir sind vor zehn Minuten hier angekommen...“
„...haben im Parkverbot vor der Toreinfahrt geparkt...“
„...hatten unseren kleinen Disput über die Nutzung von Mayonnaise...“
„...also müsste unser Wagen...“
Die beiden sahen die Straße hinauf, wo ihr Wagen gerade, von einem Abschlepper gezogen, um die Ecke bog.
„...gerade abgeschleppt werden!“
Sie zuckten die Schultern.
„Hätt fast geklappt, dass wir mal nicht abgeschleppt werden.“
„Ja“, stimmte Börk zu, „war diesmal echt dicht dran.“
„Naja, wenigstens gibt uns das Zeit, in Ruhe zu essen!“
Sie nahmen auf dem Bürgersteig Platz und widmeten sich ihrem Fast Food.
Das Polizeipräsidium. Ein Polizeiwagen hielt davor. Auf der Rückbank, hinter Gittern, saßen Börk und Müller… und knabberten an ein paar Schokoriegeln herum.
„Danke fürs Mitnehmen, Kollegen“, lächelte Müller.
„Parkt mal ordentlich.“
„Klugscheißer!“ brummte Börk.
Der Dealer vom Bahnhof wurde von zwei Uniformierten an ihnen vorbeigeführt. Als er die beiden auf der Rückbank des Autos sitzen sah, rief er erfreut: „Hey, ham se euch endlich drangekriegt? Häh äh. Find ich gut...“
Das war der Moment, in dem der Dealer bemerkte, dass seine beiden Bewacher unaufmerksam geworden waren. Er lief los… doch Müller war leider gerade sein Schokoriegel aus der Hand gefallen. Während er noch auf dem Boden des Wagens danach suchte, öffnete er, ohne hinzusehen, die Autotür. Die traf den Dealer und dessen Flucht war beendet.
„Boah, aua, ey...“
Der Dealer krümmte sich, während Müller stolz seinen Schokoriegel hoch hielt.
„Hab ihn!“
Ein Polizist schnappte sich den Dealer.
„Sehr gut!“
„Ja, ich weiß!“ Müller biss genüsslich hinein. „Das ist der neue mit Bananen-Mandel-Geschmack!“
Börk kam um den Wagen herum und warf Müller einen geringschätzigen Blick zu.
„Na ich hoffe, der ist wenigstens mit Zucker!“
Während Börk und Müller das Präsidium betraten, wurde Müllers Wagen gerade auf das Gelände geschleppt, auf dem alle abgeschleppten Fahrzeuge landeten – ein Ort, der für den Wagen bereits zu einer Art zweiten Heimat geworden war.
„Was mögen sie wohl gerade mit ihm machen?“ sinnierte Müller.
„Mit wem?“
Börk war gerade mit dem Süßigkeitenautomaten beschäftigt. Er hatte ihm etwas Geld angeboten, der Automat hatte es genommen, weigerte sich aber nun, ihm im Gegenzug etwas zurück zu geben. Die Folge war, wie immer, Gewalt.
„Mit meinem Wagen?“
„Na, sicher nicht waschen!“
Er schlug ein paar Mal gegen den Automaten. Den schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.
„Nein... aber meinst du nicht, das wäre ein klasse Service?“
Die Gewalt nahm nun Überhand.
„Was... wäre... ein... klasse... Service?“
„Wenn die einem den Wagen waschen würden, nachdem sie ihn abgeschleppt haben. Da würd man das doch auch etwas lockerer sehen, auch mit dem ganzen Geld und so, wenn man weiß, dass man da wenigstens n sauberes Auto abholt.“
„Klar!“
Börk zog seine Dienstwaffe und schlug damit auf die Scheibe des Automaten ein.
„Aber ich glaube, die stellen ihn nur wieder da ab, wo sie ihn immer abstellen und warten darauf, dass wir ihn wieder abholen.“
Womit Börk absolut Recht hatte. Der Typ im Abschleppwagen konnte darüber nur den Kopf schütteln.
Börk fischte sich etwas aus dem Automaten.
„Ich hab mir überlegt, eigentlich wäre es doch viel praktischer, wenn wir uns zum Abschleppgelände versetzen lassen. Ich meine, unser Wagen landet doch eh da, also könnten wir auch gleich da arbeiten.“
„Ja. Aber die haben Parkplätze.“
Börk biss in seinen Schokoriegel.
„Was soviel heißt wie?“
„Wir können da parken, wir werden nicht mehr abgeschleppt und müssen unseren Wagen da nicht mehr abholen!“ erklärte Börk die Kausalkette mit vollem Mund.
„Jaaaaa...“ stimmte Müller zu, „ist n Argument!“
„Was war denn das für’n Krach da eben?“ wollte die Frau vom Empfangsschalter wissen, als sie an ihr vorbei kamen.
Börk hob die Schultern.
„Der Süßigkeitenautomat ist kaputt!“
Ein Autodieb kletterte über den Zaun, der das Abschleppgelände umgab. Vorsichtig pirschte er sich an den abgestellten Autos vorbei, auf der Suche nach einer neuen Beute. Gerade, als er Müllers Scheibe einschlagen wollte, riskierte er einen zweiten Blick… schüttelte den Kopf und ging weiter. Offensichtlicht war er der Ansicht, dass es hier bessere Stücke gab.
„Warum kriegen wir eigentlich immer die bescheuerten Aufträge?“ fragte Müller, als sie aus der Dienstbesprechung kamen.
„Vielleicht, weil wir ständig zu spät kommen?“
„Aber diesmal waren wir doch fast pünktlich!“
„Hab das Gefühl, das haben die anders gesehen.“
„Ach ja?“
„Ja. Sonst hätten sie uns wohl keinen Zettel dagelassen, oder?“
Er hielt ihn hoch und las ihn noch einmal vor:
„Müller und Börk übernehmen die Observation von Friedhelm Jassnikov, viel Glück und parkt beim nächsten Mal ordentlich, die Typen von der Abschleppstelle werden langsam sauer.“
„Hey, ohne uns könnten die ihren Laden dichtmachen! Allein was die letzten Monat an uns verdient haben...“
„Der Chef hat uns schon vorgeschlagen, einen Teil unseres Gehalts direkt an deren Dienststelle zu überweisen.“
Müller wirkte interessiert.
„Du meinst, wir kriegen da so ne Art Pauschale? Hmmm, das wär doch zu überlegen.“
„Ja. Ich klär jetzt noch ab, ob wir das irgendwie steuerlich absetzen können.“
Sie traten hinaus in die Sonne.
„Also wie heißt dieser Typ jetzt?“
„Friedhelm Irgendwie. Steht alles in der Akte, die wir heute Morgen bekommen haben.“
„Tja, die liegt im Wagen!“
Börk hob den Arm.
„ Taxi!“
„Na, wen haben wir denn da?“ Der Mann vom Abschleppgelände grinste. Die beiden kamen ihm doch bekannt vor. Dann veränderte sich seine Miene. „Ich hab euren Wagen gar nicht reinkommen sehen.“
Sein Kollege, der an einem Butterbrot herumkaute, meinte mit vollem Mund: „Kam mit der Frühschicht!“
„Ahh, na das erklärt einiges.“
Er reichte den beiden ein Formular herüber.
„Ihr kennt das ja schon, Jungs.“
Müller schob seine Kreditkarte über die Theke.
Der Beamte strahlte.
„Ach, wären doch nur alle unsere Kunden so routiniert wie ihr!“
Wenig später waren die beiden auf dem Weg zu ihrem nun wieder freigekauften Wagen.
„Warum machen wir das eigentlich immer? Ich meine, wir könnten uns nen Schlüssel besorgen und den Wagen jedes Mal abholen, ohne zu bezahlen!“ schlug Börk vor.
„Und abends könnten wir ihn hier wieder abstellen und keiner würde merken, dass wir ihn genommen haben.“
„Genau.“
Sie stiegen ein.
„Schade nur, dass dieser Parkplatz hier am Arsch der Welt liegt! Also, was machen wir jetzt?“
„Unsern Job!“ sagte Müller.
„Hätt nie gedacht, dass ich dich das mal sagen höre!“
Der Wagen fuhr los und schleuderte mit quietschenden Reifen über das Gelände.
Während Müller versuchte, alle möglichen und unmöglichen Verkehrsregeln zu brechen, sah sich Börk die Akte durch.
„Also, wen haben wir denn hier? Friedhelm... Dingenskirchen, seines Zeichens Börsenmakler. Die Drogenfahndung ist sich aber nicht sicher, ob er statt mit Aktien nicht lieber mit Drogen handelt.“
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