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das Banner des Königs zu entdecken, bis er völlig außer Atem stehenblieb, um zu verschnaufen. Seine Seite stach und sein Arm brannte höllisch, während er sich nach vorne beugte und tief Luft holte. Die viel zu große Tunika war ihm dabei über die Schulter gerutscht und man konnte seine nackte Haut sehen. Das offene Haar fiel ihm über die Schultern und Rücken, bis hinab zur Taille, die durch den breiten Gürtel den er trug, noch betont wurde. Jeder, der ihn sah, musste ihn für ein Mädchen halten und alle sahen ihn. Die Soldaten pfiffen nach ihm und riefen ihm anrüchige Worte zu, bis schließlich einige von ihnen die Reihe verließen und auf ihn zukamen. „Hallo Schätzchen", sagte einer von ihnen grinsend, „wo kommst du denn her? Bist wohl geradewegs vom Himmel gefallen, was?" Er sprach mit einem starken Akzent, ähnlich dem des jungen Satorius, packte Amanoue an den Schultern, versuchte sofort, ihn zu küssen und drängte sich dabei an ihn. Amanoue wehrte sich aus Leibeskräften, doch packte ihn nun noch ein zweiter Soldat und sie warfen sich mit ihm zu Boden. „Haltet die kleine Hure fest", rief der Erste und zwei Andere hielten ihn jetzt ebenfalls erbarmungslos fest. Der Soldat öffnete bereits seine Hose, griff unter Amanoues Tunika und riss ihm die Hose mit einem Ruck, bis zu den Knien herunter. Dann ließ er seine eigene herunter und schob Amanoues Tunika nach oben. „Das is`n Kerl", rief er völlig verblüfft und zögerte kurz. „Macht nichts, sein Arsch tut`s auch, dreht ihn um!", meinte er nur kalt und lachte gemein auf. Amanoue schrie und flehte sie an aufzuhören, doch die Anderen lachten nur dreckig und taten, was ihr Kamerad ihnen befohlen hatte. Inzwischen waren sie von Soldaten umringt und gerade als er Amanoues Schenkel brutal auseinanderzog, rief von hinten eine Stimme. „Was zum Teufel, ist hier los? Auseinander und sofort zurück, in die Reihen, ihr Pack!" Es war der junge Hauptmann Satorius, der sein Pferd mitten zwischen die Soldaten drängte und mit einer Reitgerte auf sie einschlug. Die Soldaten stoben auseinander und die drei ließen Amanoue sofort los, der nun zusammengekrümmt auf der Seite lag und leise wimmerte. Im ersten Moment, dachte auch Satorius, dass die Soldaten irgendein Bauernmädchen aufgegabelt hatten und er blickte eher kalt auf ihn nieder. „Aber Hauptmann, ist doch nichts passiert, wir wollten doch nur `n bisschen Spaß haben! Ist doch nur `n dreckiger, kleiner Sklave, der aussieht, wie `ne Metze!", rief der Soldat ihm zu, während er seine Hose wieder hochzog. Spöttisch grinsend, deutete er auf Amanoue. „Seht Ihr den Armreif?" Amanoue hatte sich jetzt wieder aufgerappelt und zog nun ebenfalls seine Hose hastig wieder hoch, stieß sich dabei mit den Beinen ab und kroch so, einige Meter rückwärts. Er zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen über sein hübsches Mädchengesicht, das voller Staub war. Der Hauptmann sah ziemlich teilnahmslos auf ihn und erschrak dann sichtlich als er endlich erkannte, wen seine Soldaten da aufgegabelt hatten. ´Oh Gott, es ist der
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Asconier`, schoss es ihm durch den Kopf. „Is `n ganz Hübscher", sagte der Soldat, immer noch widerlich grinsend. Satorius hob erneut drohend seine Gerte und trieb sein Pferd direkt auf ihn zu. „Weg von ihm!", schrie er aufgebracht, „und sofort zurück, in eure Reihen, ihr Schweine! Das wird Konsequenzen haben!" „Ihr wollt ihn wohl für Euch, Hauptmann, aber wenn Ihr mit ihm fertig seid?", meinte der Soldat nur dreckig grinsend und zwinkerte zweideutig. Satorius schlug dem Mann die Gerte mitten ins Gesicht. „Zurück, sagte ich!", befahl er hart und die drei Soldaten zogen sich, wenn auch murrend, endlich zurück. „Und du", rief Satorius ihnen nach, „meldest dich später, bei mir!" Dann wandte er sich an Amanoue, der sich mittlerweile erhoben hatte. „Amanoue, was zum Teufel tut Ihr hier, so weit hinten? Warum seid Ihr nicht beim Tross des Königs?", fragte er ihn verwundert, doch Amanoue schloss nur kurz die Augen, sah den Hauptmann unsicher an und zuckte mit den Schultern. „Kommt, ich bringe Euch nach vorn", sagte Satorius ruhig und lächelte dabei vertrauenswürdig. Amanoue kam, wenn auch zögernd, zu ihm, Satorius reichte ihm seinen Arm, er griff danach, hielt sich fest, holte Schwung und mit einem Ruck, saß er hinter ihm im Sattel. Satorius war das genaue Gegenteil von Falco. Sein Haar war goldblond und er lächelte Amanoue aus strahlend-blauen Augen an. Außerdem waren seine Gesichtszüge eher weich und noch zart, was seine Jugendlichkeit noch unterstrich und er ritt auf einem großen, pechschwarzen Hengst, der irgendwie so gar nicht zu ihm passte. „Ihr solltet vorsichtiger sein", meinte er freundlich, „nicht auszudenken, was passiert wäre", meinte er, sprach den Satz nicht zu Ende und holte nur tief Luft. Er trug lediglich ein dünnes Leinenhemd, schwitzte aber trotzdem. Der Stoff klebte ihm entlang der Wirbelsäule am Rücken und ließ einen muskulösen Körper erahnen. „Diese verdammte Hitze", stöhnte er und trieb den Hengst an. „Schwitzt Ihr nicht? Euch scheint die Hitze wohl nichts auszumachen?" Amanoue schüttelte den Kopf. „Nicht so sehr. Ich bin Asconier, in Asconien ist es immer warm", gab er schüchtern zurück. „Ja, sicher!", lachte Satorius, „das ist mir bekannt! Meine Großmutter kommt aus Asconien, kam", verbesserte er sich, „leider ist sie schon tot." „Wirklich! Das freut mich! Äh, natürlich nicht das mit Eurer toten Großmutter, sondern dass Ihr asconischer Abstammung seid!“, erwiderte Amanoue und blickte verlegen zu Boden. Satorius lachte herzlich, der Hengst machte einen Satz und Amanoue hielt sich gerade noch, an den Hüften des Hauptmannes fest. Dessen Rücken hatte sich kurz angespannt und sein muskulöser Oberkörper zeichnete sich deutlich unter dem feuchten Stoff ab. „Wie seid Ihr nach Austrien gekommen?", fragte Amanoue schüchtern nach.
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„Gar nicht! Wir sind Savoyer, das ist eine austrische Provinz, leider! Mein Großvater war in jungen Jahren viel in fremden Ländern unterwegs. Er war ein reicher Kaufmann, nun und von einer seiner Reisen brachte er sich eine Frau mit. Eben, aus Asconien!“ „Dann ist Euer Vater ein halber Asconier!" „Oh nein, meine Mutter!", wieder lachte Satorius. „Mein Vater entstammt einem alten, verstaubten Adelsgeschlecht, aber meiner Mutter konnte er nicht widerstehen und natürlich ihrer Mitgift!" Amanoue holte tief Luft. „Warum seid Ihr so freundlich zu mir?", fragte er leise. „Ihr duzt mich nicht, so wie die Anderen." „Sind die denn nicht freundlich zu Euch?" Satorius drehte sich zu ihm um und sah ihn erstaunt an. Amanoue schüttelte traurig seinen Kopf. „Nein, entweder sie reden überhaupt nicht mit mir, oder sie behandeln mich, wie eine Hure", antwortete er und seine Stimme klang bitter. Satorius verkniff sich das Lachen und biss sich auf die Lippe. „Das findet Ihr wohl lustig?", fragte Amanoue aufgebracht. „Nein", wiegelte Satorius schnell ab, „wirklich nicht, aber es ist Euer Akzent, so wie Ihr manche Worte aussprecht. `ure", äffte er Amanoue nach, woraufhin der ihm einen Schlag auf die Schulter verpasste. „Au!", rief Satorius übertrieben empört, dann lachten sie beide. „Bitte, könntet Ihr mich nicht so bald wieder zurückbringen? Ich hasse es, die ganze Zeit im Wagen der Diener mitfahren zu müssen“, fragte Amanoue und blickte schüchtern zur Seite. „Natürlich", antwortete Satorius freundlich, „aber irgendwann, muss ich Euch wieder zu ihm zurückbringen." „Ja", sagte Amanoue, „aber nicht jetzt."
Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen, aßen gemeinsam zu Mittag, lachten viel und redeten über Gott und die Welt. Schließlich begann es zu dämmern und der Zug hielt an, um das Nachtlager aufzubauen. „Verdammt", meinte Satorius, „es ist schon viel zu spät. Man sorgt sich sicher schon um Euch! Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, mit Euch!" „Um eine Hure? Wer sorgt sich schon um mich!", erwiderte Amanoue und seine Stimme klang wieder leicht verbittert. Satorius kicherte. „Ich könnte Euch stundenlang zuhören, `ure", sagte er beinahe zärtlich. „Aber nun, muss ich Euch zum König bringen, haltet Euch fest!", meinte er dann, gab dem Pferd die Sporen und sie galoppierten die staubige Straße entlang, bis direkt vor das Zelt des Königs. Satorius zügelte den Hengst abrupt, der stieg leicht in die Höhe und alle wichen vor dem großen Tier zurück, selbst der König. „Verdammter Angeber!", murmelte Falco. Er mochte den jüngeren Hauptmann nicht
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