Nancy Varian Berberick
Das Schwert des Königs. Heldenblut
Für Cathy, auch Rooney genannt,
meine lyt Chwaer ,
meine kleine Schwester
Obwohl es nicht den Anschein hat, arbeiten Schriftsteller nie allein. Wenn das letzte Wort der Geschichte geschrieben ist und bevor der Computer darangeht, aus all diesen Einsen und Nullen eine Geschichte zu zaubern, wird einem klar, daß man sich bei Menschen bedanken muß. Das ist der schönste Teil am Bücherschreiben.
Ganz besonders danke ich Bruce, meinem Mann und besten Freund, der mich gelehrt hat, wie man Karten und Höhenlinien liest. Dank auch für sein Verständnis und seine Geduld während all dieser Tage und Nächte, wo er gewiß gedacht hat, daß seine Frau nur noch aus zehn Fingern besteht, die wie verrückt über eine Tastatur tanzen. Ich bin verrückt! Mein Bruder Mark Varian beschenkte mich mit »Tyorls Lied«. Danke, Mark. Es war eine Freude, mit dir zu arbeiten.
Für Hilfe aus der Ferne und Trost während jeder einzelnen Phase von »Sturmklinge« danke ich Doug Clark. Wie Lavim Sprungzeh sagen würde: Man muß einen Freund nicht sehen, um zu wissen, daß er da ist. (Die Besitzer der Telefonaktien von New Jersey und New Mexico sind uns beiden bestimmt sehr dankbar!)
Außerdem möchte ich Lieutenant Bill Wiggins von der Morris Police Academy in Morriston, New Jersey, danken, der mir ein paar sehr hilfreiche Veröffentlichungen über Waldbrände zukommen ließ.
Unter Historikern werden die Jahre zwischen 348 A. C. und 352 A. C. gemeinhin »Der Krieg der Lanze« genannt. Diese Bezeichnung ist bei den Bewohnern von Krynn ebenfalls weit verbreitet. Zu jener Zeit rangen die Götter miteinander, die Guten gegen die Bösen. Takhisis’ Drachen, dunkle Geschöpfe, die Feuer und Tod brachten, dienten den Generälen ihrer Herren, die sich Drachenfürsten nannten. Paladin und Mishakal wollten denen, die gegen die Drachenarmeen und die Königin der Finsternis kämpften, auf andere Weise beistehen. Paladin wanderte eine Zeitlang mit dem Kender Tolpan Barfuß und dessen Gefährten durch das Land. Für sie hieß er Fizban. Mishakal offenbarte ihre Lehren und ihre Weisheit einer Freundin des Kenders, einer Frau aus den Ebenen, die die Bedeutung des Glaubens verstanden hatte und vielen auf Krynn half, diesen Glauben wiederzufinden.
Doch das sind die hervorragenden Ereignisse dieses Krieges. Andere werden in der Geschichtsschreibung an nur einer Stelle erwähnt.
Eine dieser Stellen weckte die Neugierde in vielen, die an Geschichte interessiert sind. Sie steht in der Chronik des Jahres 348 A. C.: »Nordmaar unterliegt der Drachenarmee. Die Zwerge in Thorbardin schmieden ein Königsschwert und nennen es Sturmklinge.«
Es gibt nur eine weitere Stelle, an der das Königsschwert erwähnt wird, in der Chronik des Jahres 350 A. C.: »Lord Verminaards Sklaven können mit Hilfe einer Gruppe von Abenteurern, darunter der Kender Tolpan Barfuß und der Zauberer Fizban, aus seinen Minen bei Pax Tarkas entkommen. Königsschwert der Zwerge gefunden.«
Hinter diesen beiden Stellen verbirgt sich eine Geschichte, die erklären kann, warum die Zwerge von Thorbardin schließlich doch in den Krieg der Lanze eingetreten sind, nachdem sie lange davor zurückschreckten, den Bekämpfern der Dunklen Königin ihre Hilfe anzubieten.
Wieviel von der Legende der Wahrheit entspricht und wieviel ausgeschmückt wurde, ist nicht sicher. Auch wenn vieles davon, sagen wir mal, echt erscheint. Was den Rest angeht, und das ist sehr wenig, schließe ich mich der Meinung der Zwerge in Thorbardin an. Eine Legende ballt die Wahrheit so zusammen, daß jeder – selbst ein Zwerg aus der Gosse – sie verstehen kann.
Wie ein Barde, der leise, aber deutlich die beredte Melodie und versteckte Harmonie des Liedes vernimmt, das seine Stimme singt, wie ein Erzähler tief in seinem Herzen die Worte und die Pausen der Geschichte hört, zu deren Erzählung er geboren ist, so wußte der Zwerg Isarn Hammerfels, daß Sturmklinge der Grund war, warum er Waffenschmied geworden war. Dieses Schwert würde sein Meisterstück sein. Geduldig wartete es auf seine Geburt.
Es wartete darauf, daß Isarn Hammerfels sich für würdig hielt.
Wenn dieses Schwert geschmiedet worden wäre, wenn es mit vollkommenem Gleichgewicht und kalter, blauer Schönheit aus dem Feuer und dem kühlenden Öl auftauchen würde, dann wollte Isarn es seinem Lehnsherrn, Hornfell von den Hylaren, überreichen.
Wenn Hornfell es für gut befände, würde er den Schmiedemeister so ehren, wie es Generationen von Lehnsherren getan hatten. Er würde es in der Halle der Meisterschwerter ausstellen.
Sobald sein Schwert dort hängen würde, würde Isarn kein weiteres Schwert mehr herstellen. Die Schmiede, in der er so viele Jahre gearbeitet hatte, würde an seinen Lehrling und Sippenbruder Stanach Hammerfels gehen. Isarn würde seinen Hammer, seine Zangen und all die Werkzeuge, die er so viele Jahre lang gekannt und geliebt hatte, beiseite legen und seine Tage ruhig und in Ehren beschließen.
Weil dieses Schwert sein bestes Stück sein sollte, die Verkörperung seiner Träume und seiner beispiellosen Kunst, nahm Isarn dafür nur den reinsten Stahl, den er mit eigener Hand aus hartem, schwarzem Roheisen frisch schmolz.
Er ging persönlich in die Minen, obwohl er ein Schmiedemeister war und sein Erz nicht selbst hätte suchen müssen. Doch er wußte besser als jeder andere, wie das perfekte Erz aussah, wie es sich anfühlte; er kannte seinen bitteren Geruch. Auf der Suche nach den dicken Adern mit dem allerreinsten Erz durchwanderte er im Schein der Laternen die dunklen Eisenminen. Dort wurde unter seiner Aufsicht geschürft.
Nachdem er in seine Schmiede in Thorbardin zurückgekehrt war, wurde er tagelang nicht gesehen. Tief im Herzen des Berges wartete er und entwarf Sturmklinge. Nicht ein einziges Pergament beschrieb er mit Tinte, denn der Entwurf entstand in seinem Herzen und in seiner Seele. Er wußte, wie das Schwert aussehen würde. Seine Hände wußten, wie es sich anfühlen würde. Seine Ohren hörten schon das Lied von Hammer und Amboß, von Feuer und Dampf.
Das Erz wurde gebracht. Jetzt mußte er nur noch die richtigen Juwelen zur Verzierung finden. Der Schwertgriff würde die Aufgabe von Isarns Lehrling, Stanach Hammerfels, sein. Das war das traditionelle Symbol für das Vertrauen des Meisters in den, der ihm folgen würde.
Es gab nicht nur Waffenschmiede in Thorbardin, sondern auch Juweliere, Goldschmiede und Silberschmiede. Isarn ging zu seinen Freunden, den Meistern dieser Handwerke. Vom Meister der Juweliere erhielt er fünf makellose Saphire. Vier hatten die Farbe des Himmels im Zwielicht, und der fünfte war vom reinen, tiefen Blau der sternenübersäten Mitternacht. Sie würden den Griff der Klinge schmücken. Für das Heft wurde bestes Gold ausgewählt, das mit schimmerndem Silber überzogen werden würde.
Nachdem das Schwert entworfen war, kam heute die Stunde der Geburt. Nur von seinem Lehrling unterstützt, begann Isarn Hammerfels, sein Meisterstück zu vollbringen.
Isarn und Stanach richteten das Feuer für den Schmelzofen selbst her. Sie füllten zwei Tröge: einen mit Wasser, um das Roheisen abzukühlen, einen mit Öl, um den Stahl zu kühlen. Stanach trat die Blasebälge in dem langsamen, stetigen Rhythmus, den Isarn ihn gelehrt hatte. Während er das Feuer anfachte, sah Stanach zu, wie das orangegoldene Licht die Steinwände der Esse emporstieg. Diese Arbeit hatte er seit den ersten, zaghaften Tagen seiner Lehrzeit nicht mehr erledigen müssen. Wie vertraut die Arbeit jetzt war. Und doch – wie anders!
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