Originalausgabe August 2020
Charakter und Zeichnung: Sigurd © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators
unter Zuhilfenahme von inhaltlichen Einfällen von Gerhard Adler
Text © Thomas Knip
Copyright © 2020 der eBook-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden
Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7
Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald
Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz
Hintergrundillustration Umschlag: © saiko3p – fotolia.com
ISBN ePub 978-3-86305-301-7
www.verlag-peter-hopf.com
Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,
Eduardstraße 48, 20257 Hamburg
www.hansrudi-waescher.de
Alle Rechte vorbehalten
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
THOMAS KNIP
Im Auftrag des Königs
Sigurd Band 3
Unsere Geschichte spielt vor vielen
Jahrhunderten, in einer Zeit, von der uns
eher die sagenhaften Lieder fahrender
Sänger als bezeugte Schriften
von Historikern künden.
Doch wie märchenhaft und oft sogar
widersprüchlich diese Berichte auch
sein mögen, sie alle erzählen
übereinstimmend von einem Mann,
der schon als Jüngling all seinen
Zeitgenossen im Kampf ebenbürtig war
und dessen Mut, Ritterlichkeit und Gerechtigkeitsliebe
ihn bald zu einem der größten Helden machten.
So überdauerte der Ruhm seiner Taten die Zeiten –
ebenso wie sein Name, der zur Legende wurde:
Sigurd von Eckbertstein
Monate vergingen, in denen die schweren Beschädigungen an Burg Eckbertstein ausgebessert wurden. Da Graf Eckbert es sich nicht nehmen ließ, die Handwerker und alle anstehenden Arbeiten selbst zu beaufsichtigen, blieb Sigurd und Bodo kaum mehr, als sich die Zeit mit Ausritten durch das Umland zu vertreiben, bei denen sich der Junker einen Überblick über die Verwüstungen verschaffen konnte, die der Überfall durch König Neithard an den Dörfern und Gehöften hinterlassen hatte.
Zudem nutzten sie die Gelegenheit, um Cassim im Umgang mit dem Bogen und dem Dolch zu schulen. Und zu ihrer Zufriedenheit zeigte sich der Junge äußerst gelehrig und geschickt.
Dennoch waren die drei Freunde froh, als der Frühling nach einem langen Winter, in dem die Arbeiten fast völlig zum Erliegen gekommen waren, wieder anbrach und Sigurds Vater sie mit einer Bitte überraschte.
Am Hof des Grafen Gebhardt sollte es zu einer Vermählung zwischen dessen Tochter Dagmar und dem noch jungen Grafen Hartmut kommen. Eckbert von Eckbertstein wollte jedoch die abschließenden Arbeiten an der Burg überwachen, und so bat er Sigurd, in seinem Namen bei der Hochzeit anwesend zu sein.
Sigurd sagte ohne zu zögern zu. Die Aussicht auf eine prachtvolle Hochzeit war nach dem langen und grauen Winter mehr als reizvoll, doch noch mehr erfüllte es ihn mit Stolz, dass ihn sein Vater nun mit solchen Aufgaben betraute.
Da er als Abgesandter derer von Eckbertstein nicht alleine reisen konnte, war es für ihn selbstverständlich, Bodo und Cassim zu bitten, ihn zu begleiten, und wie erwartet mussten die beiden nicht lange überzeugt werden.
Sein Vater gab ihm einen kunstfertig gewebten Wandteppich, der die Beschädigungen überstanden hatte, als Hochzeitsgeschenk mit, und schon am nächsten Morgen brachen die Freunde auf.
Die Ländereien des Grafen Gebhardt lagen nur wenige Tagesreisen entfernt, und der nahende Frühling hatte inzwischen auch den letzten Schnee schmelzen lassen, sodass alle wichtigen Straßen passierbar waren.
Schon von Weitem hob sich die mächtige Burganlage mit ihren wuchtigen Türmen vom Himmel ab. Als Sigurd mit seinen Freunden durch das steinerne Burgtor einritt, herrschte auf dem Burghof großer Trubel. Zahlreiche Ritter und Edelleute flanierten an ihnen vorbei oder machten sich zu einem Jagdausritt bereit. Die Luft war erfüllt von Lachen, begleitet von Lautenklängen der Minnesänger, die die Anwesenden unterhielten.
Sigurd war von der Vielzahl an Gästen zuerst überwältigt und erfuhr von einem Bediensteten des Grafen, dass die Vorbereitungen in vollem Gange waren, denn die Vermählung sollte bereits morgen stattfinden.
Er bat Bodo und Cassim, nach dem Stallmeister zu suchen, um die Pferde unterzustellen, und ließ sich dann von einem Wachmann zum Quartier des Haushofmeisters bringen, um sich vorzustellen und ein Schreiben seines Vaters zu überreichen. Der stämmige Mann, dem die Verwaltung der Burganlage unterstand, begrüßte ihn freundlich und ließ nach einem Diener rufen, der ihn mitsamt seinen Freunden zu ihren Zimmern geleiten sollte.
Den Grafen sowie das Brautpaar würde er erst am Abend zu den Feierlichkeiten treffen. Das war Sigurd ganz recht, der sich nach diesem langen Ritt danach sehnte, sich für die nächsten Stunden ausruhen und in aller Ruhe für die Feierlichkeiten zurechtmachen zu können.
*
Doch Sigurd war nicht der Einzige, der den Abend nicht abwarten konnte. Als die Dunkelheit angebrochen war, näherte sich eine Gruppe berittener Männer der Burg, ohne jedoch auf das offen stehende Tor zuzureiten.
Einer der Männer hob die Hand und zügelte sein Pferd. Er schob das Kinn vor, das von einem Spitzbart geziert war, und konnte sich ein erwartungsvolles Lächeln nicht verkneifen. In sicherer Entfernung zur Festung betrachtete er die Gebäude und konzentrierte sich auf eine Reihe hell erleuchteter Fenster. Die Gesellschaft hatte sich also im Rittersaal eingefunden, stellte er fest.
Sein Pferd tänzelte unruhig und schnaubte unterdrückt. Er zog die Zügel fester und wandte sich zu seinen drei Spießgesellen um, die ihn mit angespannten Mienen ansahen. Sie alle wussten, welch Wagnis sie eingingen. Doch die Aussicht auf die versprochene Beute ließ sie dem Mann folgen, der als Gubo der Abenteurer bekannt und berüchtigt war.
Sein Lächeln verbreiterte sich zu einem selbstbewussten Grinsen. Er würde warten, bis die Nacht angebrochen war und die Wälder, die die Burg umgaben, in Dunkelheit gehüllt waren. Dann konnte er es wagen, seinen Plan auszuführen und Dagmar, die Tochter des Grafen, zu rauben …
*
Trotz seiner zahlreichen Abenteuer war Sigurd beeindruckt von der Pracht, mit der der Rittersaal ausgeschmückt war. Schildwappen zierten die Wände, schwere, brokatbestickte Vorhänge schimmerten mit ihren Farben samten im Licht der eisernen Lüster, die an massiven Ketten von der Decke hingen. Im Kamin loderte ein Feuer, das die Kälte zu dieser späten Stunde vertrieb.
Eine große Tafel nahm die Mitte des Raumes ein. Sie war üppig beladen mit allerlei Köstlichkeiten aus der Küche. Immer noch trugen Diener Platten mit Fasanen und Spanferkeln auf und gossen Wein in den Kelchen der zahlreichen Gäste nach, die auf langen Bänken entlang der aneinandergereihten Tische saßen und ausgelassen miteinander plauderten. In einer Nische stand eine Gruppe von Spielmannsleuten, deren Musik aus Laute und Flöte kaum gegen das Stimmengewirr ankam. Noch allerdings war das Festbankett nicht eröffnet, denn Graf Gebhardt bestand darauf, dass seine Tochter den Abend eröffnen sollte.
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