Am nächsten Morgen kam Sebastian etwas später, als sonst um den König zu wecken. Henry streckte sich genüsslich und küsste Amanoue wach. „Ich liebe dich, Amanoue, mehr als mein Leben! Niemand wird dich mir jemals wieder wegnehmen und wenn du mich je verlässt,
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werde ich sterben“, sagte er bestimmt und sah ihm tief in die Augen. Amanoue zwinkerte einige Male unsicher und nickte sacht. „Wieso sollte ich Euch je verlassen? Ihr seid mein Herr und ich Euer kleiner Sklave, für immer“, antwortete er sanft und legte seine Arme, um Henrys Hals. „Verzeiht mir, dass ich gestern so böse war. Wollt Ihr mich nicht doch schlagen? Ich weiß, dass ich Strafe verdient habe.“ Henry schüttelte entschieden den Kopf. „Niemals, mein Liebling! Aber solltest du mich je betrügen, dann bringe ich dich eigenhändig um!“, sagte er resolut und sah ihn immer noch, mit einem seltsam verschleierten Blick an. Amanoue küsste ihn fordernd und drängte sich an ihn. Henry drehte ihn ruckartig um und legte sich auf ihn. Sebastian wollte gerade das Frühstück hereinbringen, als er Amanoues lautes Stöhnen hörte. Er blieb vor dem Zelteingang stehen, wartete Amanoues letzten, lustvollen Seufzer ab und betrat dann erst, mit den beiden jüngeren Dienern, das Zelt. Sie stellten die Tabletts ab und begannen den Tisch zu decken. Der König stand am Waschtisch und wusch sich, Sebastian ging zu ihm und half ihm beim Ankleiden. Amanoue lag noch immer im Bett und sah ihnen dabei zu. Er rekelte sich schamlos und seufzte lustvoll dabei, obwohl er bemerkte, wie Kai ihn verstohlen beobachtete. „Amanoue! Hör sofort auf damit und zieh dich an!“, raunte Henry und sah ihn drohend an, musste dann aber schmunzeln. Amanoue sah ihn lächelnd an, stand auf, zog sich nur den Morgenmantel an und schlenderte zum Tisch. Er setzte sich und begann ohne auf Henry zu warten, mit dem Frühstück. Henry seufzte und Sebastian schüttelte den Kopf. „Vielleicht hättest du wirklich mal, eine Tracht Prügel verdient“, meinte Henry nachdenklich, „der Herzog dürfte dich jetzt jedenfalls nicht sehen!“, sagte er, lachte und kam zu ihm. „Möchtest du nicht gleich, auf meinem Stuhl sitzen?“ Amanoue schüttelte grinsend seinen Kopf. „Nein, nein, setzt Ihr Euch ruhig darauf! Ich sitze am liebsten, auf Euch!“ Er trank einen Schluck Milch und sah Henry amüsiert an. „Hm, die ist heute warm. Ist noch Honig da?“ Der König machte einen Satz zu ihm hin, packte ihn im Genick und fuhr ihm mit den Fingern, durch das seidige Haar. „Du, pass bloß auf“, raunte er zärtlich und leckte ihm den Milchbart von den Lippen. Amanoue leckte sofort zurück und sie küssten sich innig. „Du kleines Biest“, raunte Henry und setzte sich. Er nahm Amanoues Hand und küsste sie verliebt. Amanoue räusperte sich leise und schnaufte tief durch. „Darf ich heute…?“ „Nein!“ Henry ließ ihn nicht ausreden. „Ah! Warum nicht? Ihr seid gemein!“ Amanoue verschränkte die Arme vor seiner Brust und
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sah ihn beleidigt an. „Weil ich der König bin und es dir nicht erlaube! So und jetzt, will ich nichts mehr davon hören! Du ziehst dich jetzt an, mein Schatz und dann, kannst du zu Gregorius gehen, oder du fährst im Wagen der Diener mit. Du hast die Wahl!“ Amanoue fing an zu jammern, wie schlimm es ihm da gehen würde und dass er dann Henry überhaupt nicht mehr mögen würde, doch es half alles nichts, der König blieb hart. Schließlich verließ er lachend das Zelt, hinter ihm ging klirrend ein Krug zu Bruch und Henry lachte noch lauter. Amanoue ließ einen wütenden Schrei hören, stampfte nach hinten, wusch sich und zog sich murrend an. Als er am Tisch vorbeikam, hob Kai gerade die Scherben auf, Sebastian kam herein und begann sofort, mit ihm zu schimpfen. „Er war es nicht“, sagte Amanoue, „sondern ich, habe den Krug zerbrochen!“ „Du freches Ding! Ich sollte dich ohrfeigen, dafür!“, erwiderte Sebastian aufgebracht und Amanoue machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, lass mich in Ruhe!“, sagte er schnippisch, ging einfach an ihnen vorbei, verließ das Zelt und schlenderte zu Gregorius Wagen. Der Heiler hatte mit seinem Gehilfen bereits alles verpackt und sie räumten gerade ihre letzten Sachen in den Wagen. „Ah, der junge Asconier! Es freut mich, Euch zu sehen!“, rief der Heiler ihm in Griechisch entgegen. „Meister Gregorius! Die Freude ist ganz auf meiner Seite, seid mir gegrüßt!“, antwortete Amanoue in der Sprache der Gelehrten. Er berührte dabei mit seiner rechten Hand seine Brust, seine Lippen und seine Stirn und deutete eine Verbeugung an. Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er Gregorius zauberhaft an. „Darf ich bei Euch mitfahren?“, fragte er. „Aber natürlich, sehr gern. Ich wollte mich sowieso noch einmal mit Euch, über neulich Nacht, unterhalten“, antwortete der Heiler, machte eine einladende Geste und Amanoue kletterte zu ihm in den Wagen. „Was meint Ihr?“, fragte er und sah ihn erstaunt an. „Als Ihr den schlimmen Traum hattet und danach so durcheinander ward. Könnt Ihr Euch nicht mehr erinnern?“ Amanoue schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was Ihr meint. Ihr müsst Euch“, er griff sich an den Kopf, „müsst Euch, ah, dieser Schmerz! Ich weiß nicht, was Ihr von mir wollt! Bitte, lasst mich in Ruhe! Ich will es nicht sehen! Diese Bilder, in meinem Kopf, sollen weggehen“, stammelte er verwirrt, schlug sich mit der Faust gegen die Schläfe, sah plötzlich alles nur noch verschwommen und das Blut rauschte wieder in seinen Ohren. `Cartagena´, kam es ihm in den Sinn. „Mein Name ist Amanoue von Cartagena, ich bin der“, er stockte und sah Gregorius voller Entsetzen an. Dann sprang er aus dem fahrenden Wagen und rannte davon.
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