„Entschuldigen Sie. Ich habe mich in der Tür geirrt. Marlies Knopfler, mein Name. Ich bin die Frau des Kommissars.“
Die Frau nimmt die Hände von den Hüften und lässt die Arme schlaff nach unten baumeln.
„Knopfler? Wie der Mark Knopfler?“
Marlies sieht ihre Schwiegermutter vor sich. Wie diese kurz vor der Hochzeit verständnislos, ja fast schon ungehalten war, nur, weil Marlies ihren Nachnamen nicht aufgeben wollte. Marlies Machler wäre ein zu großer Abstieg für sie gewesen. Warum hat Joe nicht ihren Namen angenommen? Johannes oder Joe Knopfler klingt doch lässig. Vermutlich wegen seiner Mutter.
„Genau so.“ Marlies lächelt. „Nur bin ich leider nicht verwandt mit ihm.“
Das Gesicht der Frau hellt sich auf. Sie streckt Marlies die Hand entgegen. „Brigitte Hankler, ich bin die Ehefrau.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen. Fast hätten wir uns in Tauplitz getroffen.“
Brigitte Hankler hebt die Augenbrauen. Das hätte ich nicht sagen sollen, denkt Marlies.
Joe hatte ein Telefonat von Kurt mitgehört, in dem er erklärt hatte, wo die Schischuhe der Tochter zu finden wären. Marlies hatte sich gewundert, dass es jedem im Hotel egal zu sein schien, wenn Kurt zuerst mit seiner Geliebten da wäre und dann die Familie nachfolgte.
„Sie wollten doch am Wochenende ins Grimmler kommen, oder?“
„Ja, stimmt. Woher wissen Sie das?“
„Reiner Zufall“, sagt Marlies.
Die kurze und nichtssagende Antwort scheint Frau Hankler zu reichen.
„Mein Mann hat am Freitag abgesagt und ist nach Hause gekommen“, setzt sie fort.
„Wissen Sie auch, warum?“
Frau Hanklers Mundwinkeln gehen noch weiter nach unten, als sie es im Ruhezustand schon sind. Sie nickt, sagt aber nichts.
„Haben Sie die Tote gekannt?“, fragt Marlies. Sie nimmt an, dass Kurt vorsorglich gebeichtet hat. Wie sollte er sonst den Besuch von Joe erklären? Vielleicht hat ihm seine Frau auch auf die Meldung in der Zeitung angesprochen.
Frau Hankler dreht den Kopf fast unmerklich hin und her und Tränen schießen aus ihren Augen.
„Er ist so ein Schuft. Dabei hat er mir versprochen, dass endgültig Schluss ist mit seinen Seitensprüngen.“
Sie heult so richtig los und Marlies nimmt die Frau, die sie erst seit einigen Minuten kennt, wie selbstverständlich in ihre Arme. Weinen, Trösten. Das gehört für Marlies zusammen, egal wer es ist.
„Das tut mir so leid für Sie.“
Frau Hankler richtet sich wieder auf und wischt sich die Tränen von den Wangen.
„Aber mit dem Unfall hat er nichts zu tun. Das hat er mir hoch und heilig versprochen. Er hat diese Frau aus den Augen verloren im Nebel. Mir hat er gesagt, dass er geglaubt hat, sie sei abgereist. Sie hatten nämlich in der Nacht davor einen fürchterlichen Streit, bei dem sie den Kurt mit Gegenständen beworfen hat.“
Kurt hat also selbst in seiner Beichte seine Frau noch belogen. Warum nur lässt er dann das Gepäck von Anke im Auto liegen?
„Wissen Sie, worum es gegangen ist?“
Frau Hankler zuckt mit den Schultern.
„Ich nehme an, um das Übliche. Dass er sich scheiden lassen muss und so.“
Marlies nickt. So könnte es gewesen sein. Und als sie ihm gedroht hat, alles auffliegen zu lassen, wollte er sie so schnell wie möglich loswerden. Vielleicht ist ihm die Idee, sie zum Felsabbruch zu leiten, erst mit dem einfallenden Nebel gekommen.
„Möchten Sie auf einen Kaffee mit hinaufkommen? Das macht das Warten angenehmer.“
„Aber gerne. Ich bin die Marlies. Wir können gerne per Du sein.“
„Warum nicht. Wir Frauen müssen zusammenhalten.“
Sie beginnt wieder zu weinen und lässt es geschehen, dass Marlies sie erneut umarmt, ihr übers Haar streichelt und sie mit beruhigenden Worten zu trösten versucht.
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